Vorwärts Nr. 1, 27. Jahrgang, Februar 1994

Die Februar-Kämpfe des Jahres 1934 Sechzig Jahre trennen uns von den tragischen Ereignissen des 12. Februar 1934, als Demokratie und Freiheit gewaltsam beendet wurden. Wie in den vergangenen Jahren, so gedenken wir auch heuer des 12. Februar 1934: der Männer des Republikanischen Schutzbundes, der Sozialdemokraten und Kommunisten, die gemeinsam Freiheit und Demokratie gegen die verfassungsbrüErbitterter Kampf in Steyr Die bürgerkriegsähnliche Auseinandersetzung hatte von Linz ihren Ausgang genommen und sich über ganz Österreich ausgebreitet. Auch in Steyr war die Atmosphäre zum Zerreissen gespannt. Die Wirtschaftskrise, die allgemeine politische Lage, führte zum Rückgang der Automobilerzeugung und zum Ansteigen der Arbeitslosigkeit. Anfang 1934 gab es im Steyr-Werk nur mehr 1000 Beschäftigte. Demgegenüber standen 5.500 bedürftige Familien . Darunter waren 1.400 ausgesteuerte Fami - lienerhalter, die überhaupt kein Einkommen hatten. Daher waren meist die Mütter von kinderreichen Familien gezwungen, zu den Bauern betteln zu gehen, damit ihre Kinder nicht verhungerten ,denn die Fürsorgeunterstützung betrug wöchentlich maximal 8 Schi ll ing. AM 12. FEBRUAR 1934 In den Vormittagsstunden sammelten sich die Arbeiter der Steyr-Werke und insbesonders die Mitglieder des aufgelösten Republikanischen Schutzbundes Steyr auf der Ennsleite und Steyrdorf sowie an der Stadtgrenze zu Garsten und in Letten-Neuzeug. Der SP-Parteivorstand in Wien rief am 12. Februar um 1 O Uhr zwar noch den Generalstreik aus, zeigte sich aber außerstande, seine Durchführung zu organisieren. ehige_Reg ierung des Bundeskanzler Dol lfuß verteidigt hatten, der Kämpfer von Steyr, Linz, Wien und der Oberstei ermark die ih r Leben fü r die Sache der Arbeiterbewegung gaben . Wir erinnern daran, nicht um alte Wunden aufzureißen, sondern wei l sich die Vergangenheit nicht ungeschehen machen läßt. Es wäre falsch zu verdrängen , was vor 60 Jahren geschehen ist, und Foto - Archiv Stockinger unfair den Opfern des Februarkampfes gegenüber. Damit der 12. Februar nicht bloß Geschichte wird, müssen wir den jungen Menschen immer wieder dessen Erfahrungen, Erkenntnisse und Vermächtnisse vermitteln. Damit es nie mehr zu einem 12. Februar kommt, dürfen wir niemals vergessen, daß es einen 12. Februar 1934 gab. 1934: Barackenelend in Steyr. Das Bild zeigt eine der vielen Baracken auf der Ennsleite. (Kammermayrstraße 8) Foto - Archiv Stockinger 1934: Blick von der Porsche-Villa auf die Stadt. Im Vordergrund die Ennsleite, die rote Festung im Februarkampf 1934. In Steyr war es der Betriebsratsobmann der Steyr-Werke, AUGUST MOSER, der im Betrieb um 11 Uhr den Streik proklamierte. Ein Trupp der Schutzbündler unter der Leitung des Betriebsrates ALOIS ZEHETNER besetzte die Werkstelefonzentrale und zerstörte sie. Die Arbeiter verließen das Werk, um zu den Sammelplätzen auf die Ennsleite zu eilen.

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