Vorwärts Nr. 1, 27. Jahrgang, Februar 1994

Erscheinungsort Steyr, Verlagspostamt 4400 Steyr, An einen Haushalt! P.b.b. SCHULDENSTAND DER STADT STEYR •• WACHST Der Voranschlag der Stadt Steyr für das Rechnungsjahr 1994, im ordentl ichen Haushalt mit Einnahmen und Ausgaben von 940,2 Mi llionen und im außerordentlichen Haushalt mit Einnahmen und Ausgaben von 227,3 Millionen Schi lling, wu rde von SPÖ, ÖVP und GAL in der Dezember-Sitzung des Gemeinderates beschlossen . Das Gesamtbudget 1994 erreichte bei - nahe die Rekordsumme von 1,2 Milliarden Schil ling. Bis Ende des Jahres kl ettert die Stadtverschu ldung auf rund 700 Mi llionen Schilling. Jeder Steyrer Bürger, vom Kleinkind bis zum Opa ist dann mit 17.000 Schilling verschuldet. reuerungslawine in Steyr rollt Bereits im Dezember 1990 beschloß der Gemeinderat gegen die Stimme .von KP-Treml, die Erhöhung der Kanalbenützungsgebühren von 12 Schilling pro Kubikmeter verbrauchtem Wasser, in sieben Jahresetappen, um 10,50 auf 22,50 Schill ing. Mit der 10prozentigen Mehrwertsteuer sind bis zum Jahre 1997, dann pro Kubikmeter verbrauchtem Wasser 24,75 Schi lling zu entrichten. Von der Rathausmehrheit wurde bei der Beschlußfassung auf einen Erlaß der OÖ. Landesregierung verwiesen, daß bei Nichterfüllung dieser Vorschreibung die Stadt Steyr keine Landesförderungsmittel für den Kana lbau erhalten wird. Damals trat der KP-Sprecher Otto Treml entschieden gegen die Einschränkung der Gemeindeautonomie auf und vertrat gleichzeitig die Auffassung, daß gegen diesen erpresserischen Druck sich der gesamte Gemeinderat zur Wehr setzen müßte. Aber wie man sieht ging man damals so wie heute den leichteren Weg über die Belastung der breiten Bevölkerung . Die KPÖ lehnte die mehr als Verdoppelung der Kanalgebühren bis 1997 entschieden ab. •• OVP will Berufsheer Bundeskanzler Dollfuß und Heimwehrführer Fürst Starhemberg konnten im Februar 1934 vor allem deshalb die Demokratie zerschlagen, we il sie ein Instrument in Händen hatten, das sie bedenkenlos gegen die Arbeiterschaft einsetzen konnten: DAS BUNDESHEER Es war eine Kadertruppe, ausschließlich aus Freiwilligen, aus Berufssoldaten bestehend, die damals skrupellos alle Befehle ausführten. Auf Arbeiter schossen , Arbeiterwohnhäuser genauso zerschossen, wie sie die Freiheit niederkartätschten . Ausgerechnet ein solches Bundesheer will die ÖVP mit Vizekanzler Busek an der Spitze jetzt wieder installieren. ÖVPVizekanzlerBusek ist fü r ein Berufsheer, somit für eine auf Kadavergehorsam gedrillteSpezialeinheit, die gegebenenfalls auch jederzeit gegen den "inneren Feind" mobilisiert werden könnte. Derartige öffentliche Vorstöße für die Aufstellung eines Berufsheeres werden daher von der KPÖ, im Interesse der breiten Bevölkerung,vor allem unserer Söhne und Enkelkinder, entschieden abgelehnt und mit allen demokratischen Mitteln bekämpft. GemeinderatsNotizen e SPÖ, FPÖ, ÖVP und GAL-Steyr haben gemeinsam die Teuerungslawine losgetreten. • Die Erhöhung der Politikerbezüge wurde einstimmig beschlossen, ebenso die Parteienfinanzierung in Millionenhöhe. • Seit die KPÖ im Gemeinderat der Stadt Steyr nicht mehr vertreten ist, fehlt das soziale Gewissen . • Von den Steyrer Stadtpolitikern werden die städtischen Busse kaum benützt. Warum eigentlich?

Wassergebühren und Wohnen im Altenheim wurden teurer Ab 1. Jänner haben die Rathauspolitiker der SPÖ, FPÖ, ÖVP und GAL die Bevölkerung mit folgenden Erhöhungen konfrontiert. Die Tarife für die Bewohner des Altenheimes Tabor wurden bis zu 106 Prozent erhöht. Jeder Bewohner des Alten- und Pflegeheimes Tabor entrichtet seit 1. Jänner 1994 eine Monatsgebühr in folgender Höhe: Allgemeine Abteilung: Allgemeine Abteilung: Altbau Neubau Einbettzimmer S 14.691,- Einbettappartement S 17.490,- Zweibettzimmer S 11 .710, - Zweibettappartement S 13.992,- Pflegeabteilung: Pflegeabteilung: Einbettzimmer S 14.691,- Einbettappartement S 17.490,- Zweibettzimmer S 11.710,- Zweibettappartement S 13.992,- Mehrbettzimmer s 7.878,- Mehrbettappartement S 11.193,- Verdoppelung der Wassergebühren bis 1996 Auch die Wassergebühren werden in drei Etappen bis 1996 fast verdoppelt. Bei Rücklagen von rund 3 Mi llionen Schilling wurde die Wasserpreiserhöhung vom Gemeinderat einstimmig beschlossen. Der Preis für 1 Kubikmeter Wasser kostete 1993 incl. MWST 7,97 Schi lling und erhöht sich bis zum Jahre 1996 auf 14,52 Schil ling . ERHÖHTE KANAL- UND WASSERGEBÜHREN DER STADT STEYR : (pro Kubikmeter - incl. MWST) Jahr : 1994 1995 1996 1997 Zum Vergleich 1993: Kanalgeb. : S 19,80 S 21,45 S 23, 10 S 24,75 S 12,00 Sterben wurde teurer Auch die Gebühren für den städti schen Urnenfriedhof wurden einstimmig erhöht. Die Gebührenerhöhung beträgt bis zu 67 Prozent. Dazu kommt neu ein Entsorgungsbeitrag für Blumenbeigaben . Für einen Blumenkranz 100 Schilling und für ein Blumengesteck 60 Schilling. Frieden - soziale Gerechtigkeit - Freundschaft DAFÜR WIRKEN WIR Wassergeb. : S 10, 16 S 12,34 S 14,52 S 14,52 S 7,97 Zusammen: S 29,96 S 33,79 S 37,62 S 39,27 S 19,97 Die Politikerbezüge steigen weiter Die 36 Gemeindepolitiker der Stadt Steyr kassieren im Jahr 1994 bereits 10,259.000 Schilling, wobei nur der Bürgermeister hauptberuflich seine Funktion ausübt. An die Parteisekretariate der SPÖ, FPÖ, ÖVP und GAL werden insgesamt 2,6 Millionen Schi lling aus der Stadtkasse überwiesen und fü r die Polit-Pensionisten werden 4,8 Mil lionen Schilling aufgewendet. -- KPD St e y r hat recht behalten Was wir vor der letzten Gemeinderatswahl vorausgesagt hatten, trifft nun langsam aber sicher ein. Als einzige Gemeinderatsfraktion hat der KP-Sprecher stets gegen ungerechtfertigte, überhöhte Gebühren- und Tariferhöhungen im Rathaus Stellung genommen und im Interesse der Bevölkerung abgelehnt. Jetzt ist die KPÖ nicht mehr im Gemeinderat vertreten, nun präsentieren die Rathausparteien gemeinsam ihren Wählerinnen und Wählern die Rechnung. Als Dank dafür, daß sie bei der letzten Wahl für sie stimmten. Rückerstattung der Kapitalertragsteuer - sozial gerecht? Eine Rückerstattung der 22prozentigen Kapitalertragsteuer erfolgt seit 1. 1. 1993 beim Ehe-Partner des Alleinverdieners erst ab einer Kapitalertragsteuer von 5.000 Schilling. Nurwerübermindestens329.000 Schilling Spareinlagen, bei einer?- prozentigen Verzinsung verfügt, kann einen Antrag auf Rückerstattung beim Finanzamt stellen. Diese neue Regelung bezeichnet der SP-Finanzminister Dkfm. Ferdinand Lacina "sozial gerecht". Diese neue Regelung über die Rückerstattung der Kapitalertragsteuer wurde im Nationalrat beschlossen. Die Volksvertreter der Region Steyr, NR Murauer (ÖVP) und NR Gartlehner (SPÖ) stimmten brav dafür.

Steyr Nordspange an letzter Stelle Für den Straßenbau in Oberösterreich stehen heuer insgesamt 2,25 Milliarden Schilling zur Verfügung. Das Land OÖ macht heuer aus seinem Budget 961,6 Millionen Schilling für den Straßenbau locker. Dazu kommt noch eine halbe Milliarde für den Weiterbau der Pyhrnautobahn. Die wichtigsten Vorhaben im Autobahnbereich sind der sechsspurige Ausbau der Westautobahn bei Ansfelden. Auch der Nebinger-Knoten in Linz und die Anschlußstelle Wels-West können gebaut werden. Viel Geld geht auch für Erhaltung und Instandsetzung sowie für Lärmschutzbauten auf.Unteranderemwird die Belagssanierung der Westautobahn zwischen Vorchdorf und Sattledt begonnen . Für die Pyhrnautobahn sind eine Reihe von Brückenbauten vorgesehen. Ausbau der Bundesstraßen Zu den größten Bundesstraßenbauten, die heuer begonnen oder fortgesetzt werden, zählen u.a. der Ausbau der Prager-Bundesstraße mit der Entschärfung des Unterweitersdorfer Berges und dem Ausbau des Grenzüberganges Wullowitz, die Umfahrung Pregarten, die Eisenbundesstraße im Bereich Ternberg, die Umfahrung Traun, Timelkam und Perg, sowie - wenn die Planung rechtzei - tig fertig wird - die "Nordspange Steyr". Heimat bist du großer Söhne Der SP-Vorsitzende der Reg ion Steyr, Landesrat Gerhard Klausberger schlägt Alarm. Zum Jahreswechsel betrug die Arbeitslosenrate in der Region Steyr erstmals seit Jahrzehnten mehr als 10,5 Prozent. Klausberger tritt gleich die Flucht nach vorne an und fordert , daß "jetzt alle Parteien an einen Strang in Richtung Europäische Union (EU) ziehen" . In diesen EG Ländern ist die Arbeitslosenrate 20 Prozent und mehr. KPÖ-STEYR verlangt sofortigen Baubeginn der Nordspange Seit vielen Jahren fordert die KPÖSteyr im Interesse der Bevölkerung und der Steyrer Betriebe von der Landes- und Bundesregierung eine Verbesserung der Verkehrswege in den OÖ. Zentralraum. Dazu gehört der Ausbau der Bundesstraße zur Westautobahn, die Errichtung der Nordspange und einer vierten Ennsbrükke sowie die Umfahrung Mannlicherstraße (ehern . Gußwerkstraße) zur Seitenstettnerstraße. Vor Wahlen wurden von den Landesund Bundespolitikern Versprechungen für die Verbesserung der Verkehrswege von und nach Steyr abgegeben, die jedoch bis heute nicht eingehalten wurden. Steyr steht kurz vor einemVerkehrsinfarkt, wenn die Ennstalbrücke (Kreisverkehr) generalsaniert und die Brücke über den Wehrgrabenkanal erneuert wird. Auch für notwendige Betriebsansiedlungen sind die derzeitig bestehenden Verkehrswege von und nach Steyr kein Anreiz . VRANZ VERSPRACH HILFE Bei seinem letzten Besuch, am 9. Jänner in Steyr, versprach Bundeskanzler Dr. Franz Vranitzky, daß die Bundesregierung die Krisenregion Steyr als Produktionsstandort unterstützen wird. Vor allem durch die Anbindung Steyrs ans europäische Verkeh rswegenetz. Er hoffe, daß die seit vielen Jahren geplante Nordspange endlich realisiert werden könne, sagte Vranitzky. WIR FRAGEN: Wie und wann, bitte Herr Vranz. Rekordarbeitslosigkeit inSteyr Beim Arbe itsamt Steyr sind mit Jahresbeginn 4.370 Arbei tslose gemeldet, davon 2.705 Männer. Anläßlich des Neujahrsempfanges am 12. Jänner im Rathaus ging Bürgermeister Hermann Leithenmayr bei seiner Ansprache auf diewirtschaftliche Situation in Westeuropa ein . 1993 ließ eine tiefgreifende Wirtschaftskrise die Arbeitslosenzahlen in Europa weiter in die Höhe schnellen. Wir sehen uns mit einer Rezession und Arbeitslosigkeit konfrontiert, wie wir sie seit den 30iger Jahren nicht mehr gekannt haben . 18 Millionen Menschen werden im laufe des Jahres in den Ländern der Europäischen Gemeinschaft (EG) ohne Arbeit sein , so Leithenmayr. MIT DER KP •• •• - FUR UNABHANGIGKEIT UND FREIHEIT - - GEGEN DEN BEITRITI •• OSTERREICHS ZUR EG/EU

Die Februar-Kämpfe des Jahres 1934 Sechzig Jahre trennen uns von den tragischen Ereignissen des 12. Februar 1934, als Demokratie und Freiheit gewaltsam beendet wurden. Wie in den vergangenen Jahren, so gedenken wir auch heuer des 12. Februar 1934: der Männer des Republikanischen Schutzbundes, der Sozialdemokraten und Kommunisten, die gemeinsam Freiheit und Demokratie gegen die verfassungsbrüErbitterter Kampf in Steyr Die bürgerkriegsähnliche Auseinandersetzung hatte von Linz ihren Ausgang genommen und sich über ganz Österreich ausgebreitet. Auch in Steyr war die Atmosphäre zum Zerreissen gespannt. Die Wirtschaftskrise, die allgemeine politische Lage, führte zum Rückgang der Automobilerzeugung und zum Ansteigen der Arbeitslosigkeit. Anfang 1934 gab es im Steyr-Werk nur mehr 1000 Beschäftigte. Demgegenüber standen 5.500 bedürftige Familien . Darunter waren 1.400 ausgesteuerte Fami - lienerhalter, die überhaupt kein Einkommen hatten. Daher waren meist die Mütter von kinderreichen Familien gezwungen, zu den Bauern betteln zu gehen, damit ihre Kinder nicht verhungerten ,denn die Fürsorgeunterstützung betrug wöchentlich maximal 8 Schi ll ing. AM 12. FEBRUAR 1934 In den Vormittagsstunden sammelten sich die Arbeiter der Steyr-Werke und insbesonders die Mitglieder des aufgelösten Republikanischen Schutzbundes Steyr auf der Ennsleite und Steyrdorf sowie an der Stadtgrenze zu Garsten und in Letten-Neuzeug. Der SP-Parteivorstand in Wien rief am 12. Februar um 1 O Uhr zwar noch den Generalstreik aus, zeigte sich aber außerstande, seine Durchführung zu organisieren. ehige_Reg ierung des Bundeskanzler Dol lfuß verteidigt hatten, der Kämpfer von Steyr, Linz, Wien und der Oberstei ermark die ih r Leben fü r die Sache der Arbeiterbewegung gaben . Wir erinnern daran, nicht um alte Wunden aufzureißen, sondern wei l sich die Vergangenheit nicht ungeschehen machen läßt. Es wäre falsch zu verdrängen , was vor 60 Jahren geschehen ist, und Foto - Archiv Stockinger unfair den Opfern des Februarkampfes gegenüber. Damit der 12. Februar nicht bloß Geschichte wird, müssen wir den jungen Menschen immer wieder dessen Erfahrungen, Erkenntnisse und Vermächtnisse vermitteln. Damit es nie mehr zu einem 12. Februar kommt, dürfen wir niemals vergessen, daß es einen 12. Februar 1934 gab. 1934: Barackenelend in Steyr. Das Bild zeigt eine der vielen Baracken auf der Ennsleite. (Kammermayrstraße 8) Foto - Archiv Stockinger 1934: Blick von der Porsche-Villa auf die Stadt. Im Vordergrund die Ennsleite, die rote Festung im Februarkampf 1934. In Steyr war es der Betriebsratsobmann der Steyr-Werke, AUGUST MOSER, der im Betrieb um 11 Uhr den Streik proklamierte. Ein Trupp der Schutzbündler unter der Leitung des Betriebsrates ALOIS ZEHETNER besetzte die Werkstelefonzentrale und zerstörte sie. Die Arbeiter verließen das Werk, um zu den Sammelplätzen auf die Ennsleite zu eilen.

Die Waffen wurden aus den Verstecken geholt In der Baracke Kammermayrstraße 10 kam es, als Gewehre aus dem Versteck in der Wohnung von Josef Ahrer geholt wurden, zwischen dem Heimwehrmann und Schutzbündlern zu einem Zusammenstoß, bei dem der Heimwehrmann Johann Zehetner und seine Braut Josefine Naglseder mit einem Schuß aus einem Karabiner erschossen wurden . Als um die Mittagszeit der von der Bevölkerung gehaßte Direktor der SteyrWerke, vom Betrieb nach Hause in die Porsche-Villa fuhr, wurde er beim Autobautor in der Damberggasse von einer Gewehrkugel in dem von ihm gelenkten Personenkraftwagen tödlich gea,offen. Um 12.45 Uhr versuchte das Bundesheer unter dem Kommando von Hauptmann Fasching , die Arbeitersiedlung Ennsleite zu stürmen, mußte aber bald den Versuch aufgeben, da es durch heftiges Gewehr- und Maschinengewehrfeuer der Schutzbündler daran gehindert wurde. Dieses Feuergefecht forderte bereits sechs Schwerverletzte und einen Toten auf der Ennsleite. Nachmittags versuchten Bundesheer und sämt liche Schutzkorpsabteilungen wiederholt, unter Einsatz von Minenwerfern, die Ennsleite zu stürmen und in Besitz zu nehmen , doch die tapferen Schutzbündler, die unter der Führung von Betriebsrat MICHAEL SIEBERER, Betriebsrat ALOIS ZEHETNER, Betriebsrat KARL WIPPINGER, AUGUST k:iLBER, THOMAS TRUNK und EMMERICH SCHOPPER standen, wehrten jeden dieser Angriffe ab. Betriebsratsobmann AUGUST MOSER übernahm persön lich die Aufgabe, mit einem Trupp Schutzbündler die von Niederösterreich anrückenden Heimwehren vor der Siedlung "Klein aber mein " zu stellen. In einem harten Gefecht wurden sie zurückgeschlagen und so konnte eine Umfassung der Ennsleite von Osten abgewehrt werden. DANK Für die übermittelten Druckkostenbeiträge bedanken wir uns bei den Leserinnen und Lesern . Für die "Vorwärts" Redakt ion ~~~ Februar 1934: Die Ennsleite unter Artilleriebeschuß. Vom Tabor aus feuerte die Feldhaubitzenbatterie 2 des Bundesheeres auf die Arbeiterwohnhäuser in der Wokralstraße Schutzbundfunktionär August Hilber, einer der Verteidiger der Ennsleite, fiel bei den Kämpfen in der Nacht vorn 12. zum 13. Februar 1934 oberhalb der Nordstiege. Bahngeleise gesprengt Im laufe des Nachmittags des 12. Februar wurde das Bahngeleise beim Viadukt in Ramingsteg von Schutzbündlern, darunter FRANZ POIGER, gesprengt, so daß der Zugverkehr von und nach Steyr lahmgelegt wurde. Ein weiteres Feuergefecht zwischen Exekutive und Schutzbund entwickelte sich an der Stadtgrenze bei Sarning. Auch im Stadlmayrwald sowie auf den Anhöhen des Dachsberges versammelten sich Schutzbündler vom Wehrgraben , Neustraße und Letten-Sierning und griffen die Alpenjäger-Kaserne am Tabor an, mußten sich aber unter heftigem Feuergefecht mit dem Bundesheer zurückziehen . In den frühen Morgenstunden des 13. Februar wurden die Bewohner der Ennsleite vom Tabor aus, von der Artillerie Enns unter Beschuß genommen. Die Feldhaubitzenbatterie 2 stand unter dem Kommando von Major · FRANZ SOMOGYI . HäuserderWokralstraßeund der Schosserstraße wurden schwer beschädigt , es gab Tote und Verwundete, aber die tapferen Schutzbündler führten ihren Kampf weiter.

Bei diesem Artilleriebeschuß wurde der tapfere Maschinengewehrschütze August Hilber oberhalb der Nordstiege getötet. Erst in den späten Nachmittagsstunden mußten die Schutzbündler mangels Munition den ungleichen Kampf einstel - len . Damit war der Kampf der Steyrer Arbeiter beendet. Sie haben nicht kampflos ihre demokratischen Rechte preisgegeben und die demokratische Verfassung Österreichs, die von der "ch ristlichen" Regierung Dollfuß schmählich gebrochen wurde, unter Einsatz ihres Lebens, mit der Waffe in der Hand vertei - digt. Bundesheer, Polizei und Heimwehr besetzten die Ennsleite und verhafteten die Schutzbündler. Die bewaffnete Auseinandersetzung war gekennzeichnet vom Mangel eines leitenden Zentrums auf Seiten der Arbei - ter und vom Einsatz überlegener Waffen durch das Bundesheer gegen die kämpfend n Sozlald mokraten und Kommuni - sten. Die durch den Artilleriebeschuß des Bundesheeres schwer beschädigten Wohnhäuser Wokralstraße 1 und Schosserstraße 1. Arbeiterwohnung auf der Ennsleite nach der Beschießung. Schutzbündler kämpften gegen Faschismus UntermenschenunwürdigenBedingungen wurden 500 Männer von der Ennsleite im Hof und im Roßstall des Schlosses Lamberg, sowi e im Rathaushof bei Hunger und Kälte ei ngesperrt. Nicht al le Februarkämpfer von Steyr konnten verhaftet werden , obwohl Poli - zei , Heimwehren und Bundesheer tagelang das Gebiet um Steyr durchkämmten . Vi ele Schutzbündler konnten fliehen , so auch August Moser, nach dem besonders intensiv gefahndet wurde. Sie gingen großteils, darunter Alois Zehetner, Michael Sieberer und Ferdinand Eigruber, über di e Grenze, in die CSR, ein Teil ging weiter in di e Sowjetunion , viele kämpften 1936 in Spanien für Freiheit und gegen d n Faschismus. waren Parti sanen im 2. W ltkri g und haben in Österreich den Wid rstandskampf organi siert . Die Kommunisti sch Partei Österreichs hat in dies m Fr iheitskampf für Österreich über 2000 ihrer B sten verloren. Es zeigt sich also, wo die Tradit ion des 12. Februar 1934 ist, wer sie hochhält und fortsetzt. Heinrich Maurer von Heimwehrmann erschossen Bereits nach den Kämpfen am 14. Februar 1934, wurde um 9 Uhr vormittags in derWohnung seiner Eltern, Arbeiterstraße 6, der 20jährige Schutzbündler Heinrich Maurer in Gegenwart seiner Mutter beim Ras ieren von einem jungen Me lker Heimwehrler du rch das gesch lossene Fenster erschossen. Außer Josef Ahrer und Koloman Wallisch wurden hingerichtet: Der 43jährige Karl Münichreiter aus Wien Hietz ing , de r Kommandant der Floridsdorfer Feuerwehr Ing . Georg Weissel, der Sekretär der Grazer Arbeiterkammer Josef Stanek, der Abteilungskommandant im Kar l-Marx-Hof Emil Svoboda und der Linzer Arbeiter Bulgari. Die Sieger brauchten Opfer Josef Ahrer Durch das Standgericht in Steyr wurde der junge Sozialist und SchutzbündlSJosef Ahrer von der Baraclcs Kammermayrstraße 10, unschuldig zum Tode verurteilt und am 17. Februar 1934 kurz vor Mitternacht im Hof des Kreisgeri chtsgef angenen hauses, in der Berggasse das Urteil durch Erhängen vollzogen. Dabei kam es zu einem makabren Zwischenfall: Ahrers Genick brach nicht, als man ihn aufhängte, daher erhielten zwei Gendarmeriebeamte den Befehl, sich an die Beine zu hängen , bis der Tod eintrat. Das Protokoll bestätigt dies: es ist der Zeitpunkt der Hinrichtung mit 23.28 Uhr verzeichnet ; der Eintritt des Todeserfolgte um 23.45 Uhr. Koloman Wallisch kurz vor seiner Hinrichtung Am 19. Februar 1934, um 8.30 Uhr wurde Koloman Wallisch vom Leobner Standgericht zum Tode verurteilt und um 11.40 Uhr hingerichtet. Auf Vorschlag der KPÖ-Steyr wurde eine Straße auf der Ennsleite nach Koloman Wallisch benannt.

MUTIGE ARBEITERFUNKTIONÄRE •• VON STEYR, DIE IM KAMPF FUR FREIHEIT UND DEMOKRATIE IHR LEBEN LIESSEN : Josef Ahrer Karl Havlicek Franz Valenta Alfred Predl Hans Buchmayr Heinrich Maurer Alois Seitlinger Johann Weiss Rudolf Meierzedt August Hilber Alois Schöppl DIE HELDEN DES 12. FEBRUAR 1934 FIELEN IM KAMPF GEGEN DIE REAKTION, FÜR DEMOKRATIE UND SOZIALISMUS IN ÖSTERREICH. ERINNERUNGEN VOR 75 JAHREN - BERLIN 1919 Rosa Luxenburg und Karl Liebknecht wird Rosa Luxenburg erschossen. Ihr wurden nach dem Jännerstreik verhaftet. Leichnam wurde im Landwehrkanal verDerGeneralstabsoffizierWaldemar Pabst verfügte die Überführung der Verhafteten in das Untersuchungsgefängnis Moabit. Durch Schläge mit dem Gewehrkolben wurden Rosa Luxenburg und Karl Liebknecht schwere Verletzungen zugefügt. l<rtenig später auf der Fahrt durch den eerliner Tiergarten wird Karl Liebknecht erschossen. In einem anderen Fahrzeug senkt und blieb lange Zeit unauffindbar. Nach der Tat wurde eine Falschmel - dung veröffentlicht, in der es heißt: Liebknecht wurde bei einem Fluchtversuch erschossen. Auf Luxenburg sei im Tiergarten aus der Menge der Umherstehenden von einem Unbekannten ein Schuß abgegeben worden . VOR 50 JAHREN - Am 23. und 24. Februar 1944 wurden drei Luftangriffe auf die Stadt Steyr durchgeführt, darunter ein Nachtangriff. Es wurden 199 Personen getötet: 103 einheimische Männer, Frauen und Kinder, 21 Soldaten, 45 ausländische Arbeiter und Arbeiterinnen und 30 Kriegsgefangene. Außerdem waren 103 Schwerverletzte und 97 Leichtverletzte zu verzeichnen. 1603 Zivilpersonen wurden obdachlos, da 87 Häuser totale, 103 schwere, 77 mittlere und 355 leichte Schäden erlitten . Um den alliierten Geleitzugverkehr nach Murmansk zu stören, der die siegreichen nach Westen vordringende Rote Armee mit zusätzlichen Waffen und Lebensmitteln versorgte, war am 26. Dezember 1943 das deutsche Schlachtschiff "Scharnhorst", von Norwegen aus, in das Eismeer beordert . Es kam zu einem längeren Gefecht bei dem die "Scharnhorst" mehrere Torpedotreffer von Zerstörern und Geschützsalven der "Duke of York" hinzunehmen hatte. In wenigen Minuten sank das Schlachtschiff mit 1.930 Mann Besatzung, darunter der bekannt immer fröhliche 20jährige Steyrer Werksarbeiter Hermann Maurer. Er war der Bruder des am 14. Februar 1934von einem Heimwehrmann erschossenen Heinrich Maurer. Nur 36 Mann der Besatzung wurden von britischen Kreuzern aus dem eisigen Meer gerettet. Franz Weiss Bürgermeister i.R. erinnert sich Bei der Bestattung meines Vaters, Johann Weiss, im Februar 1934 war der Urnenfriedhof von Heimwehrleuten mit Bajonett "auf" umstellt und durften lediglich meine Mutter, ich mit meiner Schwester, eine Tante und ein Onkel, sowie der Großvater den Friedhof betreten. Meine Familie hat niemals irgendeine Unterstützung begehrt oder erhalten, obwohl meine Mutter mit drei Kindern eine solche gut hätte gebrauchen können. Wir sind auch OHNE zurecht gekommen. Darauf bin ich noch heute stolz. (Johann Weiss, wohnhaft in Garsten, Kraxental war jahrelang Betriebsratsobmann (SdPÖ) in der Steyrer Gummifabrik Reithoffer) 11 Sozialismus ohne Demokratie ist genauso unmöglich wie Demokratie ohne Sozialismus" August Bebel GEDENKEN an Rosa Luxenburg und Karl Liebknecht Am 9. Jänner zogen Zehntausende Berlinerinnen und Berliner zur Gedenkstätte in Friedrichsfelde, um den vor 75 Jahren ermordeten Sozialisten und Gründern der Kommunistischen Partei Deutschlands Rosa Luxenburg und Karl Liebknecht zu gedenken . Schweigend marschierten die vielen Teilnehmer an den Gedenkstein mit der Aufschrift "DIETOTEN MAHNEN UNS" vorbei und legten rote Nelken nieder. Die anderen packeln mit einander - wir nicht! KPÖ

VOR 70 JAHREN Am 21 . Jänner stirbt der Gründer der Sowjetunion Wladimir lljitsch Lenin (Uljanow) in Gorki bei Moskau. Lenin hat die Geschichte Rußlands seit 1917 geleitet, als er im laufe der Oktoberrevolution zum Vorsitzenden des Rates der Volksbeauftragten gewählt worden war. Geboren wurde Lenin (Uljanow) am 22. April 1870 in Astrachan. Als Student der Rechte und als Rechtsanwalt in Petersburg hat er den Aufstand gegen das Zaristische Regime betrieben, was ihm Verbannung nach Sibiri n eingebracht hat (1897 bis 1900). In jahrelangem politi schen Flüchtlingsund Emigrantendasein , mit Hauptstationen London , Müncl1en , Genf und Paris, entwickelte Lenin das politisch-philosophische System, das er später verwirklichte. Die historische Leistung Lenins besteht darin, daß er eine Revolution nicht nur entfesselt, sondern auch überstanden hat. Am 27. Jänner wurde Lenin in einem Mausoleum auf dem Roten Platz in Moskau bei gesetzt. W. Uljanow (Lenin) Di e österreichische Arbe it rd I gati on, darunter der Sozialdemokrat Anton, Johann Mayer von der Ennslei - te, Gemei nde rat der Stadt Steyr, besuchte im Februar 1926 das Mausoleum, die St ätte, wo de r Leichnam Len ins, des großen Führers der ru ssischen Revolution, beigesetzt ist. Die Delegation legte am Sarkopharg einen Kranz nieder mit der Widmung: "Di e erste österreichische Arbe iterdelegation dem Foto Februar 1926 großen Führer der siegreichen Das Lenin-Mausoleum auf dem Roten Platz in Moskau. Revolution." MIETER KÖNNEN SICH WIRKSAM WEHREN Wohnungsspeku lanten und Zinsgeiern ist man nicht völlig hilflos ausgeliefert; man benötigt aber qualifizierte Fachleute, um sich wirksam wehren zu können. Wer nicht nur Rat , sondern auch rechtliche Vertretung benötigt, wendet sich am besten an den MIETERSCHUTZVERBAND OSTERREICHS Steyr, Johannesgasse 14, Tel. 0 72 52 / 53 5 53 SPRECHTAGE: Montag und Donnerstag jeweils von 9 bis 13 Uhr. Impressum : Medieninhaber (Verleger), Hersteller: KPÖ Steyr, Johannesgasse 16, 4400 Steyr, Tel. 0 72 52 / 53 1 79. Redaktion: Siegfried Vratny, Verlags- und Herstellungsort : Steyr Offenlegung laut Mediengesetz: Laut Paragraph 25, Ab~!ltz 2 : .. .. Medieninhaber (Verleger) ist die Kommunistische Partei Osterreichs (KPO) . Die KPO ist eine politische Partei. Bundessprecher der Partei sind Otto Bruckner, Margitta Kaltenegger und Mag Julius Mende, Bundessekr.etär ist Mag. Walter Baier, Finanzreferent Mag. Michael Grabner. Laut Paragraph 25, Absatz 3: Die KPO ist Alleineigentümer der WB-Wirtschaftsbetei ligungs GmbH, Wien. .. Laut Paragraph 25, Absatz 4: Die Blattl inie entspricht der politischen Linie der KPO. Heinrich Schwarz Ehrenbürger der Stadt Steyr Bürgermeister Heinrich Schwarz ist nach 24jähriger Zugehörigkeit zum Gemeinderat der Stadt Steyr und nach 8jährigem Wirken als Bürgermeister im November 1991 in den Ruhestand getreten . In Anerkennung seines verdienstvollen Wirkens für die Stadt und insbesondere für deren Bürger erfolgte die Ernennung zum Ehrenbürger. Die Verleihung der Ehrenbürgerwürde der Stadt Steyr an Altbürgermeister Heinrich Schwarz wurde in der Sitzung des Gemeinderates am 16. Dezember 1993 beschlossen. Heinrich Schwarz wurde am 18. l\3m 1932 in Steyr geboren und nach dem Besuch der Volks- und Hauptschule trat er in die Lehrwerkstätte der Steyr-Daimler-Puch AG ein. Bereits im jungen Alter von 13 Jahren betätigte sich Heinrich Schwarz in Jugendorgani sat ionen und wurde aufgrund seines engagierten Einsatzes 1967 in den Gemeinderat der Stadt Steyr entsandt. Mit dem Amtsantritt von Bürgermeister Franz Weiss im Oktober 1974 wurde er zum geschäftsführenden Vizebürgermei - ster gewählt. HeinrichSchwarz, als allseits verständni svoll er und toleranter Mensch bekannt, hat auf seine persönliche Art und Weise das Amt des Bürgermeisters stark prägt. Als humanistisch denkender Mensch war Heinrich Schwarz in seiner politischen Funktion über alle Parteigrenzen hinweg bestrebt, breiten Konsens in die kommunale Arbeit einzubringen. Es zeichnet ihn aber auch aus, daß er die freundschaftlichen Kontakte mit den Partnerstädten in der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik Plauen sowie mit Kettering in den Vereinigten Staaten und Eisenerz intensiv pflegte und somit dokumentierte, daß die kulturellen und menschlichen Beziehungen zwischen verschiedenen Völkern der Grundstein für ein gedeihliches Zusammenleben der Demokratie sind. Der KPÖ-Vorstand Steyr und die "Vorwärts" Redaktion gratulieren Alt - bürgermeister Heinrich Schwarz zur Ernennung zum Ehrenbürger der Stadt Steyr.

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