Vorwärts Nr. 1, 26. Jahrgang, Jänner 1993

Achtzehn Steyrer Organisationen haben zur Aktion "SOS MITMENSCH" aufgerufen. Am 22. Jänner kamen über 4000 Kerzen- und Fackelträger in die Fußgängerzone am Stadtplatz. Darunter die Spitzenpolitiker der SPÖ, ÖVP, GAL und KPÖ von Steyr, sowie vor allem viele junge Menschen. Während in Deutschland unter der Regie von Ewiggestrigen schon eine Reihe von Asylantenheimen den Flammen zum Opfer fielen , kam es in der Stadt Steyr zu einer gewaltigen Demonstration für mehr Menschlichkeit mit ausländischen Mitbürgern. Der Lichterstern, gebildet von der großen Teilnehmerzahl, reichte vom Stadtplatz, Engegasse, Zwischenbrücken bis Museumssteg und Kirchengasse, bei gleichzeitigem Geläut der Kirchenglocken. Die österreichweite Aktionswoche "Solidarität mit ausländischen Mitbürgern" fand ihren Abschluß am 23. Jän MEHR ALS 4000 MACHTEN MIT ner in Wien. Das "Lichtermeer" mit über 200.000 jungen Teilnehmern aus allen Bundesländern , bekundete die Verbundenhe it der Österreicher mit Menschen in Not. DEN ANFANGEN WEHREN - BEVOR ES ZU SPAT IST Der Terror gegen Ausländerinnen und Ausländer , wie er von Rechtsextremen in Deutschland ausgeübt wird, zeigt , was das Ignorieren von Fremdenhaß und Rassismus bewirkt. Auch die Massaker in Südosteuropa zeigen, was es bedeutet, wenn Gesellschaften sich in nationalistische Blökke spalten lassen. In Österre.ich ist daher eine breite Bewegung notwendig , die sich für menschen-würdige, demokratische Formen des Zusammenlebens bemüht und jeglichen Rassismus und Nationalismus unversönlich gegenübersteht. KRIMINALITÄT IN STEYR RÜCKLÄUFIG Im Vorjahr gab es einige Versuche, eine Emotionalisierung des Themas der in Steyr anwesenden Flücht linge und Ausländer herbeizuführen. Es ist mir bewußt, daß gerade die Stadtteile Steyrdorf und Wehrgraben ei - nen höheren Anteil an Ausländern aufweisen , als es im Rest der Stadt zu verzeichnen ist. Hier wurde von manchen ins Treffen geführt, daß dies zu einer höheren Kriminalitätsrate führen wird und die Steyrer Bevölkerung dadurch in ihrer Entfaltung eingeschränkt würde. Die Kriminalstatistik der Steyrer Polizei vom vergangenen Jahr beweist uns jedoch, daß mit einem höheren Ausländeranteil kein Anstieg der Kriminalität zu verzeichnen war, sondern sogar um rund 10 Prozent rückläufig ist. Das offene und ehrliche Aufeinanderzugehen ist Voraussetzung, um . nicht in Steyr einen Zustand zu erreichen, wie dies in manchen Städten Deutschlands der Fall ist. Es ist für mich jedoch auch eine Selbstverständlichkeit , bei all jenen , die Integrationswilligkeit einzufordern, die aus anderen Staaten zu uns kommen und in unsere Gesellschaft aufgenommen werden wollen. Denn nur so können sich unterschiedliche Kulturen in der Wechselbeziehung positiv beeinflussen, so Bürgermeister Hermann Leithenmayr beim Neujahrsempfang am 18. Jänner im Rathaus. Der folgende Text von Rupert Federsel wurde beim Lichterstern vorgetragen : Ich bin ein Mensch Ich bin Türke. Ich bin Serbe. Ich bin Kroate. Ich bin Italiener. Ich bin Österreicher. Ich bin ein Mensch. Ich bin weiß. Meine Schwester ist schwarz. Mein Bruder ist rot. .Mein Vater ist gelb. Meine Mutter lst braun. Und unsere Liebe ist farbenblind. Ich bin ein Moslem. Ich bin Hindu. Ich bin Jude. Ich bin Christßn. Und unser Gott ist konfessionslos. Ich atme dieselbe Luft wie Du - Fremder ! In unseren Adern fließt dasselbe Blut - Fremder! Du lebst in mir, mein fremder Freund. Laßt Euch von den Farben Eurer Fahnen nicht blenden ! Laßt Euch mit den Fahnen Eures Vaterlandes nicht knebeln! Laßt uns alle Bundeshymnen dieser Welt im Kanon singen. Und es werden Tage kommen, wo wir keine Angst mehr voreinander haben, weil dann der letzte Mensch begreift: daß wir alle miteinander füreinander ineinander leben. hr1pressum: Medieninhaber (Verleger), Hersteller: KPÖ Steyr, Johannesgasse 16, 4400 Steyr, Tel. O 72 52 / 53 1 79. Redaktion: Siegfried Vratny, Verlags- und Herstellungsort: Steyr Offenlegung laut Mediengesetz: Laut Paragraph 25, Ab!!_atz 2 : .. .. Medieninhaber (Verleger) ist die Kommunistische Partei Osterreichs (KPO). Die KPO ist eine politische Partei. Bundesspreea:her der Partei sind Otto Bruckner, Margitta Kaltenegger und Mag Julius Mende, Bundessekr.etär ist Mag . Walter Baier, Fianazreferent Mag. Michael Grabner. Laut Paragraph 25, Absatz 3: Die KPO ist Alleineigentümer der WB-Wirtschaftsbeteiligungs GmbH, Wien. .. Laut Paragraph 25, Absatz 4: Die Blattlinie entspricht der politischen Linie der KPO. IM DIENSTE DER ARBEITNEHMER Foto: Kranzmayr Im Bild von links nach rechts: Zentralsekretär HansSallmutter, Ing. Dietmar Spanring, Vorsitzender der GPA Steyr und Otto Treml. Im Rahmen einer Jubil arehrung der Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA) in der Mehrzweckhalle Steyr-Münichholz würdigte der Vorsitzende der GPA Steyr Ing. Dietmar Span ring die Verdienste der 103 Jubilare, darunter die des ehemaligen Steyrer KPÖ Gemeinderates Otto Treml. In bewegten Worten sch ilderte GPA-Zentralsekretär Hans Sallmutter in seiner Festansprache, die Entwicklung der Gewerkschaftsbewegung und die Rolle der Arbeiter und Angestellten bei der Erwirkung von sozialen Rechten in Österreich. Gleichzeitig warnte er davor , wohlerworbene Ansprüche als angebliche Privilegien abzubauen . Im Namen der geehrten Kolleginnen und Kollegen dankte Otto Treml und erklärte auch in Zukunft dem ei nheitlichen Gewerkschaftsbund die Treue zu halten und weiterhin die ganze Kraft für die Besserstellung der Lohn- und Gehaltsempfänger sowie Pensionisten einzusetzen. Es ist vorwiegend Aufgabe der Gewerkschaft, dafür Sorge zu tragen , daß die erkämpften sozialen Errungenschaften, Demokratie und Unabhängigkeit unseres Landes gewahrt bleiben. Dafür bedarf es gemeinsamer, gewaltiger Anst rengungen, meinte abschließend Otto Treml. Foto: Kran zmayr Bürgermeister Hermann Leithenmayr, LA Gertraud Schreiberhuber, Gewerkschaftsfunktionäre, an der Spitze Zentralsekretär Hans Sallmutter und Ing. Dietmar Spanring mit den Jubilaren die über 40 Jahre der GPA angehörten. GESCHÜTZTE WERKSTÄTTE in Steyr Auf dem Areal Hinterberg wird die "Geschützte Werkstätte" für 60 Behinderte errichtet. Der sozialistische Landesrat Mag. Gerhard Klausberger hat mit Sozialminister Heson Kontakt aufgenommen , um die Finanzierung des vierzig Millionen Schilling teuren Projektes sicherzustellen. MIETER KÖNNEN SICH WIRKSAM WEHREN Wohnungsspekulanten und Zinsgeiern ist man nicht völlig hilflos ausgeliefert; man benötigt aber qualifizierte Fachleute, um sich wirksam wehren zu können. Wer nicht nur Rat , sondern auch rechtliche Vertretung benötigt, wendet sich am besten an den MIETERSCHUTZVERBAND ÖSTERREICHS Steyr, Johannesgasse 14, Tel. 0 72 52 / 53 5 53 SPRECHTAGE: Montag und Donnerstag jeweils von 9 bis 13 Uhr.

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