Vorwärts Nr. 2, 25. Jahrgang, April 1992

FRIEDRICH UPRIMNY LEBT NICHT MEHR Steyr hat einen guten Mann verloren. Steyr hat eine liebenswerten Menschen, einen guten Bürger der Stadt, viele Steyrer haben einen guten Freund verloren. Friedrich Uprimny vom Wieserfeldplatz 21 ist am 21. März gestorben. Er war der letzte Jude Steyrs, einer der wenigen, die Hitlers Vernichtungswahn entkommen konnten. Geboren in Steyr als Sohn .eines Malermeisters, eines kleinen Handwerkers, ging er in Steyr am Michaelerplatz zur Schule, hatte seine Freunde und Spielkameraden, war ein Steyrer Bub wie viele. Genau so wie sein Vater ein Steyrer unter Steyrern war, mit nichtjüdischen und jüdischen Freunden, mit Stammtisch bei der Blauen Kugel und im Gösserstüberl. Wenngleich der Brotkorb auch bei den Uprimnys manchmal hoch hing. Der kleine Malermeister spürte wie alle Steyrer die Not' der Dreißigerjahre, aber irgendwie ging es immer wieder. Bis die Nazis kamen. Da mußte der junge Fritz von der Schule, da schauten die Meisten von Vaters Freunden auf die Seite, wenn sie ihm begegneten. Es gab in Steyr einige wohlhabende, sogar reiche Juden. Die hatten unter Einsatz fast ihres ganzen Vermögens die Chanze, auszuwandern. Das war teuer und kam für die Uprimnys daher nicht in Frage. Außerdem hegten sie wie viele Steyrer Juden die Hoffnung, das Leben werde nach dem ersten Wirbel wieder normal und die Nazis würden auch nicht so heiß essen, wie sie kochten. Ein verhängnisvoller Irrtum, der dem Großteil der jüdischen Bürger Steyrs das Leben kostete. Friedrich Uprimny aber traute dem Frieden nicht. Umsonst versuchte er den Vater zur gemeinsamen Flucht der Familie zu überreden . Da sagte er in einer Nacht Steyr lebewohl, flüchtete zu Verwandten nach Prag. Aber die Nazis holten ihn ein, nach dem Sudetenland machten sie aus der Tschechoslowakei das "Protektorat Böhmen und Mähren", die SS, die Gestapo und ihre Judenfänger saßen in Prag. Sie spürten auch den jungen Steyrer auf, verhörten ihn, einmal saß er sogar dem Massenmörder Eichmann persönlich gegenüber. Aber er hatte Glück: Der Startschuß für das große Morden war noch nicht gegeben. Friedrich Uprimny blieb in Freiheit, freilich mit der Auflage, seinen Wohnsitz nicht zu verän - dern und sich wöchentlich einmal bei der Gestapo zu melden. Das klappte ein paar Wochen, dann wartete die Gestapo vergeblich auf den Steyrer. Der hatte dem Frieden nicht getraut und war geflohen. Durch ganz Böhmen bis nach Pressburg. Dort hatte er Glück: Ein Kapitän heuerte ihn an und brachte ihn auf seinem Schiff durch die nazifreundlichen Länder Ungarn und Rumänien bis in die Türkei. Von dort aus ging es nach Palästina, wo die Engländer das Sagen hatten. Inzwischen war der Krieg ausgebrochen. Die Engländer boten dem Flüc.rtling zwei MögJ_ichkeiten: Du kommst aus Osterreich, aber Osterreich gibt es nicht mehr. Daher bist Du Deutscher und kommst mit all den Nazis in ein Internierungslager. Oder Du bist Jude, Antifasch ist , dann trittst Du der anglichen Armee bei. Für Friedrich Uprimny war die Antwort klar: Kampf gegen Hitlerdeutschland, Kampf für die Freiheit. So wurde er Soldat der Royal Army. Er machte den ganzen Afrikafeldzug unter Montgomery bis nach Tunis mit, war einer der ersten bei der Landung in Sizilien und Anzio. Immer an vorderster Front, hochausgezeichnet mit Orden, die im Vergleich der Armeen über den Eisernen Kreuz Erster Klasse liegen. In Udine lernte er seine Gattin Nora ken - nen,1947 kam er nach Steyr zurück, erfuhr von der Ermordung seiner Eltern und Geschwister und versuchte , wieder ein Steyrer zu werden . Da~ wurde ihm nicht leicht gemacht. Denn Osterreich und somit auch Steyrwaren offiziell "entnazifiziert". Nazismus und Antisemitismus aber waren nur scheintot. Das bekam der Heimkehrer zu spüren. Statt wie erhofft ins von den Nazis kassierte Elternhaus einziehen zu können, mußte er VERBESSERUNG DER VERKEHRSINFRASTRUKnJR IN DER REGION STEYR Die Stadt Steyr und die Region benötigt dringend eine bessere Verkehrserschließung. Die derzeitigen Betriebe in derRegion verursachen bereits starke Verkehrsströme vor allem in den oberösterreichischen Zentralraum. Eine Verbesserung derVerkehrsinfrastruktur wird zur Erleichterung zukünftiger Betriebsansiedlungen ebenfalls notwendig sein. DAHER FORDERT DIE STEYRER KPÖ: Die unzureichenden Straßenverhältnisse zwischen Steyr und dem oberösterreichischen Zentralraum sind durch einen aufgefächerten Straßenverkehr zu verbessern. Die Unfallstrecke zwischen Steyr und Kronstorf ist rasch zu entschärfen. Die KPÖ fordert weiters den raschen Ausbau, die Verbreiterung und Begradigung der bestehenden Straßenverbindungen zwischen Steyr und der Autobahnauffahrt Enns (20 km), der Straßenverbindung vom Heuberg über Tillysburg zur Autobahnauffahrt Asten (27 km) und der Straßenverbindung von Steyr überWolfern bis kurz vor Ebelsberg und die Errichtung einer Autobahnauffahrt in Ebelsberg (23 km}, sowie den Ausbau der Enns- und Steyrtalbundesstraße. WÜNSCHE DER BEVÖLKERUNG: • Aufbau eines Verkehrsleitsystems • Einrichtung von Grünen Wellen - Ennserstraße - Verkehrsring • Kreisverkehr Ennser-Knoten • Bau einer großräumigen Umfahrungsstraße von der Nordspange bis zum Bierhäuslberg. • Ausbau des Radwegenetzes • Mehr Abstellmöglichkeiten für Fahrräder • Radfahrer gegen die Einbahn fahren lassen e verdichtung des städtischen Linienverkehrs an Sonn- und Feiertagen . • Ausdehnung der Betriebszeiten der Buslinien bis 24 Uhr • Billigere Tarife und Einführung von Kurzstreckentarifen • Bau eines Liftes oder Rolltreppe Michaelerplatz-Tabor Ausbau der Fußgängerübergänge am Ennser-Knoten Fußgängerverbindung von Bahnhof über die Enns einen harten Kampf führen, um sein Eigentum zurückzubekommen. Österreich zeigte sich dem Mann, der oft sein Leben für Freiheit und Demokratie aufs Spiel gesetzt hatte, von der schlechtesten Seite. Während die Nazibonzen für ihren Erholungsaufenthalt bei den Amis in Glasenbach zigtausende Schillings pro Kopf ausbezahlt bekamen, verlangte Osterreich vom Anti - faschisten Uprimny 37.000 Schilling. Dafür daß das Haus 9 Jahre lang in Stand gehalten worden war. Da halfen keine Proteste, da mußte bezahlt werden. Fritz Uprimny mußte hart arbeiten, viele Samstage und Sonntage. Nur um Schulden zu zahlen, die die Nazis gemacht hatten - auch eine Art von Wiedergutmachung! Auch ein Arbeitsplatz war schwer zu finden. Anstellungsgesuche be i Behörden, bei der Landesregierung, im Landeskrankenhaus Steyr landeten im Papierkorb. So mußte de.r ausgezeichnete Schriftenmaler, dessen Weiterbildung die Nazis verhindert hatten, manuell hart arbeiten , um die Familie zu ernähren. Der Antisemitismus feierte im Stillen Erfolge: Friedrich Uprimny kam nie dorthin, wohin er mit seinen Fähigkeiten und seinem Fleiß eigentlich hingehörte hätte. Nicht nur weil er Jude war. Er hatte einen zweiten "Fehler": Er war ein "Linker". Als der eir}stimmig gewählte Zentralsekretär der SPO, Erwin Scharf, erkannte, daß die Partei unter Schärf sich immer mehr von den Grundlagen sozialistischen Denkens entfernte und seine Broschüre "Ich darf nicht schweigen" veröffentlichte, wurde er aus der Partei ausgeschlossen. Viele ehrl iche Sozialisten, darunter auch Friedrich Uprimny schlossen sich ihm an. Sie wurden "Linkssozialisten' in der von Scharf gegründeten "Sozialistischen Arbeiterpartei' . Als einer ihrer führenden Repräsentanten. in Steyr hat sich Friedrich Uprimny alle beruflichen und gesellschaftlichen Aufstiegschancen vermauert. Jude und Linker, das war zu viel fürs 'demokratische Österreich'. Aber Fritz Uprimny blieb hart, ließ sich nicht einschüchtern. Wenn er schon für sich nurdas lebensnotwendigste erreichte, dachte er doch an die Stadt, ihre Tradition. Jahre vergingen , bis er seinen Traum verwirklichen konnte: Aus dem verwüsteten Judenfriedhof am Tabor wieder eine gepflegte, würdige Gedenkstätte der Steyrer Juden zu machen. Als Mitglied des 'Komitees Mauthausen Aktiv' war er bis zu seinem Tod bestrebt, Österreich, vor allem die Jugend vor dem Wiedererstehen des Rassenwahn und des Nazismus zu warnen und zu schützen. Auch das Schicksal seiner Freunde in Israel beobachtete er mit Sorge. In vielen Gesprächen und Briefen mahnte er seine Freunde vor dem Haß gegen die arabischen Mitbürger. Er war dafür, daß Juden und Araber gemeinsam der Wüste den Boden abringen, er war dagegen, daß aus rassisch Verfolgten Rassenverfolger werden . Das Leben ist Friedrich Uprimnyviel schuldig geblieben. Vieles wurde ihm angetan, das man nie wieder gutmachen kann. Seinen Freunden bleibt er unvergeßlich. Auch die Stadt Steyr sollte seinen Namen in Ehren halten, denn er war, obwohl nur ein 'kleiner Mann' ein großer Sohn unserer Stadt. Frledrlch.Uprimny (2. v. links) bei der Kranzniederlegung im Mal 1991 Im ehemaligen KZ Mauthausen. Im Bild v.l.n.r.: Frau Mag. Waltraud Neuhauser, Fritz Uprimny, Franz Draber Obm. d. KZ-Verbandes Steyr, Prof. Franz Kaln„ Landesobm. d. KZ-Verbandes, Leopold Mikesch, Landesparteiobmann der KPÖ-OÖ. an:ip6) für,..: RDSl?Ä:f\J G - 4 N"iNSB.RtJC - UMFAHRUNG - GUSSWERKSTRASSE - II II II II MUNICHHOLZER FUR KPO-VERKEHRSLOSUNG Beim Stadtteilgespräch am 9. April im Sportheim Münichholz erläuterte Bez1rksobmann Siegfried Vratny, die KPÖ-Alternatiworschläge zu Verkehrsproblemen im Wohngebiet Münichholz. Er sprach sich für den raschen Bau der Nordspange und den Ausbau der Gußwerkstraße (Umfahrung entlang des Hanges) aus. Er forderte abschließend verstärkte Aktivitäten der Stadtpolitiker bei Bund und Land, sowie sofortige Lärmschutzmaßnahmen entlang der Haagerstraße. Seine Ausführungen fanden große Zustimmung bei den zahlreichen Zuhörern.

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