Vorwärts Nr. 5, 22. Jahrgang, September 1989

10 Jahre Jugendreferat der Stadt Unter zahlreicher Beteiligung wurde am 1. August in der Sparkassenhalle Steyr die Ausstellung •10 Jahre Jugendreferat· von Vizebürgermeister Leopold Wippersberger eröffnet. In seiner Ansprache würdigte er besonders die hohe Quali fi kation und das aufopfernde Wirken des Jugendreferatsleiters Emmerich Pcischl. In diesen vergangenen Jahren wurde un ter seiner Le itung mit Unterstützung der Sekretärin Frau Schlemmer sowie verschiedener Sponsoren 785 Jugendveranstaltungen mit insgesamt 181.287 Besuchern in Steyr durchgeführt. Ausschnitte aus di eser vielfält ige n Foto: Kranzmayr Verans taltungs tätigkeit sind in der ausgezeichnet zusamme nges tellten Ausstell ung fes tge halten . Die Offnungszeiten bis 25. August in der Schalterhalle der Sparkasse Steyr am Stadtplatz sind: Montag bis Mittwoch : 8 bis 12 und 14 bis 16 Uhr Donnerstag: 8 bis 12 und 14 bis 17.30 Uhr sowie an Feiertagen von 8 bis 14 Uhr. Steyr-Hauptwerk bleibt entscheidender Betrieb Trotz Zergliederung und Verkauf des Gußwerkes II und des Wälzlagerwerks, trotz Schrumpfung ist das Hauptwerk der Steyr-Werke für die Stadt Steyr der wichtigste Industriebetrieb. Aber in den Gehirnen der Manager dieses Betriebes widerspiegelt sich dies in keiner Weise. Obwohl bei den Kommunalpolitikern der Stadt die Bedeutung der SteyrWerke anerkannt wird, wurde in der 1,111 .000 Spro Arbeitsplatz Mit insgesamt 2 Mrd. S fördert der Bund, das Land und die Stadt die Schaffung von 1800 Arbeitsplätzen im BMW-Werk. Das ist ein Betrag pro Arbeitsplatz von 1,111.000 S . Es ist bekannt, daß die ausländischen Multis, dazu gehört auch BMW, die hohe Förderung aus unserem Steuergeld zur Schaffung von e iner sogenannten verlängerten Werkbank nützen. Es sind vorwiegend die niedrigen Produktionskosten, die BMW letztendlich nach Steyr lockte. Für den nach wie vor wichtigsten Industriebetrieb, für die Steyr-Werke, sowie für Klein- und Mittelbetriebe ist kein Geld vorhanden. Vergangenheit wenig unternommen, um das Unternehmen und die Arbeitspl ätze in der Gesamthe it zu erhalten. Nach den Kooperationsverhandlungen der Steyr-Manager ist zu befürchten, daß eine weitere Schwächung der Eigenständigkeit des Hauptwerks erfolgt. Die Steyr-Werke waren immer aufgrund ihrer von den Werktätigen erkämpften Uihne und Gehälter sowie der Sozialleistungen auch ein bestimmter Maßstab für die Privatbetriebe in der Region Steyr. Aber durch die Maßnahmen der CA und der Koalitionsregierung wurde dies zum Teil beseitigt und zugleich auch der Einfluß der Betriebsräte und der Gewerkschaften entschieden ge - schwächt. Der schwere Weg des Mädchens Sidonie Der aus Steyr stammende Schriftsteller Erich Hackl legt die Erzählung "Abschied von Sidonie" vor, die den erschütternden "Fall" eines Zigeunermädchens zum Gegenstand hat, das nach seiner Verschickung ins Vernichtungslager Auschwitz zugrundegegangen ist. Das Mädchen Sidonie Adlersburg war als Findelkind von der Familie Josefa und Hans Breirather liebevoll aufgenommen und gemeinsam mit dem Sohn Manfred Breirather liebevoll aufgezogen worden. Es hälle alle Chancen gehabt, der Vernichtungsmaschinerie der Nazis - Sidonie war nämlich ein Zigeunerkind - entgehen zu können, weil die Familie des bekannten Arbeiterfunktionärs und Februarkämpfers Breirather alle Mühe aufwandte, um dem Mädchen auch in der schwierigen Kriegszeit eine freundliche Kindheit zu ermöglichen. Die kleine Sidonie wurde der Familie Breirather sozusagen durch eine "List" entrissen. Vom Jugendamt wurde nämlich der Familie erklärt, daß die Mutier des Mädchens aufgefunden werden konnte und das Kind daher "zur Mutter" gehöre . Hans Breirathcr glaubte, der Mutier ihr Kind nicht vorenthalt e n zu können und mußte mit ansehen, wie das kleine Mädchen von einer Fürsorgerin weggebracht wurde. Von einer "Familienzusammenführung" im herkömmlichen Sinn konnte allerdings keine Rede sein, denn das Kind wurde ganz einfach einem Transport von Zigeunern zugeteilt, der nach Auschwitz ging. Dort ging die kleine Sidonie elend zugrunde. Hans Breirathcr, der 1945 KPÖBürgermeister von Sierning war, und seine Frau Josefa sprachen oft über das Schicksal ihrer Ziehtochter. Kommunistische Puhlikationen sind schon mehrfach auf diesen tragischen Fall eingegangen. Die Gestaltung dieses Schicksals durch Erich Hackl hebt dieses grauenvolle Stück jüngerer Vergangenheit in den Rang pakkender Literatur und trägt dazu bei, daß das kurze und schwere Leben eines kleinen Mädchens sowie der Familie, die sich seiner angenommen halle, nicht in Vergessenheit gerät. Erich Hackl, Abschied von Sidonie, Erzählung. Diogenes Verlag, Zürich 1989, 128 Seiten, S 193.- .

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