Vorwärts Nr. 5, 22. Jahrgang, September 1989

· Das kassieren die Politiker! Bruttobezüge der Spitzenpolitiker · inkl. Zulagen 14mal jährlich (Stand 1989): BUNDESPOLJTIKER Bundespräsiden ..................................................346. 000 S Bundeskanzler, Vizekanzler, Bundesminister..... 187.000 S Staatssekretäre................................................ .. .. 168.000S Nationalratspräsident .......................................... 177.000 S Klubobmnänner............................ ............... ........ 145.000 S Aug./Sept. 1989 22. Jhg. Nationalratsabgeordnete aus OÖ. ................. ..... 90.000 S Erscheinungsort Steyr Verlagspostamt 4400 Steyr An einen Haushalt Bundesräte.. .. ..... ........ .. ...... .. ... ... ... ...................... 48.000 S Volksanwälte... ............................................... ..... 91.000 S LANDESPOLJTIKER IN OBERÖSTERREICH P.b.b. Landeshauptmann ....................................... .......203.000 S Landeshauptmannstellvertreter .......................... 185.000 S Landesräte .......................................................... 168.000 S 1. Landtagspräsidentin.... .... .... ............................ 104.000 S 2. und 3. Landtagspräsident, Klubobmänner...... 83. 000 S Landtagsabgeordnete ...................... .. ................. 62.000 S Trend zum Industriefriedhof stoppen Erster Schritt zur Schaffung eines Forschungs- undAusbildungszentrums in Steyr Als ein zentraler Baustein für regionalpolitische Überlegungen ist das "Forschungs- und Ausbildungszentrum für Arbeit und Technik" (FAZAT) gegründet worden. Im Direktionsgebäude der ehemaligen Hack-Werke soll das Zentrum eine Heimstatt finden. Das Forschungs- und Ausbildungszentrum versteht sich als kooperative und multifunktionelle Einrichtung, in die auch Erwachsenenbildung und praxisbezogene Maßnahmen in Verbin - dung von Forschung und Ausbildung integriert werden sollen. Auf diese Weise soll der unbedingt notwendige Innovationsprozeß der Wirtschaflstruktur der Region Steyr unterstützt werden. Die Region Steyr ist heute Oberösterreichs Krisenregion. Allein im größten Unternehmen, der Steyr-Daimler-Puch AG, ist in den letzten zwei Jahren der Beschäftigtenstand um mehr als 2000 Arbeiter und Angestellte abgesunken . Dies drückt sich sowohl in der allgemeinen Kaufkraft als auch im kommunalen Stadthaushalt äußerst nachteilig aus . Ohne ein umfassendes Maßnahmenpaket läuft die Stadt und Region Steyr Gefahr, zum ersten Industriefriedhof Oberösterreichs zu werden. Dabei verfügt die Region Steyr durch ihre jahrzehntelange Tradition der Metallverarbeitung über wichtige industrielle Potentiale, mit deren Hilfe der krisenhaften Entwicklung durchaus gegengesteuert werden könnte: Eine qualifizierte und motivierte Arbeiterschaft , eine gute städtebauliche Infrastruktur mit weiteren Erschließungsgebieten sowohl am Rande der Stadt als auch im Zentrumsnähe im Wehrgraben für industriell-gewerbliche Nutzungen. Zudem existieren einige moderne, wenn auch nicht immer krisenfreie Großbetriebe, von denen auch Entwicklungsimpulse für flexible Klein- und Mittelbetriebe ausgehen könnten. An der Spitze des Vorstandes des Vereins "FAZAT" steht Univ.-Prof. Dr. Josef Weidenholzcr. Seine Stellvertreter sind Bürgermeister Heinrich Schwarz, Vizebürgermeister Karl Holub, LR Ing. Hermann Reich! , Nationalrat Hermann Lcithenmayr und Gemeinderätin Gertrude Schrcibcrhuber. Als Beisitzer fungieren die Gemeinderäte Otto Treml, Ing. Pragcrstorfcr und Roman Eichhübe!. Die Grundsteinlegung für den Umbau des ehemaligen Direktionsgebäudes wurde von Univ.-Prof. Wcidcnholzer und Bürgermeister Schwarz vorgenommen . An der Feierstunde nahm eine Reihe von Vertretern des öffentlichen Lebens teil. Das Areal für das künftige Forschungszentrum erstreckt sich vom Zusammenfluß des Wehrgrabens mit der Steyr flußaufwärts bis zum Museum Industrielle Arbeitswelt. Die Gesamtnutzungsfläche beläuft sich auf 5000 Qua - dratmeter. Für die erste Etappe des Ausbaues stehen 15 Millionen Schilling zur Verfügung, wobei sieben Millionen der Bund, drei Millionen das Land Oberösterreich und fünf Millionen Schilling die Stadt Steyr aufbringen. Die KPÖ vertritt in Zusammenhang mit der Schaffung dieses Innovationszentrums auch die Auffassung, daß entlang der Gaswerkgasse der kommunale Wohnbau günstige Voraussetzungen vorfände. Für einen solchen Wohnbau wäre hier eine sehr günstige Infrastruktur vorhanden. Bel der Grundsteinlegung für das FAZAT Steyr diskutierte Gemeinderat Otto Treml ~m Bild rechts) mit Architekt Mag. Falkner über die kommunale Wohnverbauung auf dem Areal des ehemaligen Gaswerks im Wehrgraben-Gaswerkgasse. Foto: Kranzmayr

Sozialprobleme in der UdSSR Der Umgestaltuogsprozeß In der UdSSR entwickelt sich schwierig und ungleichmäßig In verschiedenen Lebensbereichen. Man kann recht bedie Verabschiedung eines neuen Gesetzes über die Pensionen eine vorrangig sozialpolitische Verteidigungsausgaben wesentlich zu reduzieren, wird wahrscheinlich in der UdSSR und im Ausland großen Anklang finden. Das derzeitige Verteidi - achtliche Fortschritte vor allem In der geistigen und politischen Sphäre feststelDIE HÖCHSTEN ORGANE DER STAATSMACHT IN DER UdSSR gungsbudget des Landes macht 77,3 Milliarden Rubel aus. Es wird vorgeschlagen, diese Ausgaben im kommenden Jahr um 14 Prozent zu len. In der Wirtschaft und Im wählt KONGRESS DER VOLKSABGEDRDNETEN DER UDSSR (2 250 ABGEORDNETE) ----- wählt - kürzen. Sozialbereich greifen die Veränderungen Jedoch nur langsam. Es gibt keine grundlegenden Wandlungen. Indessen besteht der NATIONALITÄTEN• SOWJET UNIONSSOWJET VERTEIDIGUNGSRAT DER UDSSR Konsumgüterindustrie hat Vorrang Sinn In der Umgestaltung, wie das wiederholt betont beslab t ernennt wurde, gerade darin, daß sich die Wirtschaft dem Menschen zuwendet, In der Schaffung der Lebens- und VORSITZENDER DES OBERSTEN SOWJETS DER UDSSR VOLKSKONTROLL• AUSSCHUSS DER UDSSR VORSITZENDER DES MINISTERRATES DER UDSSR Somit besteht eine der Hauptabsichten der sowjetischen Führung darin, die strukturellen Wandlungen in der nationalen Wirtschaft zu beschleunigen. Der Akzent liegt auf der sozialen Orientierung und auf der vorrangigen Entwicklung der Konsumgüterindustrie. In Betracht gezogen wird auch die Möglichkeit, Konsumgüter zu importieren, um die Spannungen auf dem sowjetischen Markt zu verringern. Das allerdings in einem vernünftigen Ausmaß . Der Akzent liegt auf der Ausschöpfung der eigenen Möglichkeiten zur Lösung der offenen Probleme. Arbeitsbedingungen tür die ganze Bevölkerung des Landes. Nach den Veränderungen Im Lebensstandard werden die Sowjetbürger ERSTER STELLVERTRETER DES VORSITZENDEN DES MINISTERRATES DER OBERSTES GERICHT DER UDSSR GENERALSTAATS· ANWALT DER UDSSR UDSSR MINISTERRAT DER UDSSR auch den Erfolg der Umgestaltung beurteilen. Deshalb war einer der Schwerpunkte im Bericht 'Über die Hauptrichtungen der innen- und Außenpolitik der UdSSR' , den Michail Gorbatschow auf dem Kongreß der Volksdeputierten Ende Mai in Moskau hielt, der Bereich soziale Entwicklung der sowjetischen Gesellschaft. Der führende Repräsentant konnte die Kongreßteilnehmer über einige positive Veränderungen in den letzten drei Jahren informieren. AUSSCHUSS FUR VERFASSUNGS· AUFSICHT DER UDSSR ~eweils lur 10 Jahre 1m Ami KOLLEGIUM DER STAATSANWALTSCHAFT DER UDSSR OBERKOMMANOO DER STREITKRÄFTE DER UDSSR KOLLEGIUM D~S STAATLICHEN VERTRAGSGERICHTS DER UDSSR VORSITZENDER DES VOLKSKONTROLL· AUSSCHUSSES DER UDSSR VORSITZENDER DES MINISTERRATES DER UDSSR VORSITZENDER DES OBERSTEN GERICHTS DER UDSSR Der sozialistische Markt entwickelt sich In drei Jahren 900.000 Wohnungen gebaut Im Landesdurchschnitt wurden im Land um 15 Prozent mehr Wohnungen und Eigenheime als im vorigen Planjahrfünft gebaut. Das heißt, in diesendrei Jahren wurden 900.000 Wohnungen gebaut. Viel mehr als früher werden kulturelle und soziale Projekte errichtet: Polikliniken, Schulen, Vorschuleinrichtungen, Feierabendund Pflegeheime usw. Es gibt zusätzliche Mittel für das Gesundheitswesen und für die Volksbildung. Für die meisten arbeitenden Menschen in der UdSSR hat es Lohnerhöhungen gegeben. Soziale Sicherheit notwendig! Wie erwartet nahm eine Analyse der akuten sozialen Probleme, die das sowjetische Volk zu lösen hat, den Hauptplatz in diesem Bericht ein. Davon gibt es leider mehr als genug: das Wohnungs- und das Lebensmittelproblem, das ökologische Problem, das Fehlen zahlreicher Konsumgüter und Dienstleistungen. Besondere Beunruhigung löst die niedrige materielle Sicherheit von über 40 Millionen Sowjetbürgern (ungefähr jeder siebte Bewohner) aus, hauptsächlich handelt es sich um Pensionisten, kinderreiche Familien, Behinderte und Waisen. Deshalb ist GENERALSTAATSANWALT DER UDSSR LEITER DES STAATLICHEN VERTRAGSGERICHTS DER UDSSR Aufgabe.Gorbatschow unterstützte auch die Idee, ein Jugendgesetz zu beschließen, er unterstrich dabei die Zweckmäßigkeit der Ausarbei - tung eines komplexen Systems von Maßnahmen zur Verbesserung der Lage der Jugend in der Gesellschaft. Er sprach sich für eine verbesserte Gesetzgebung für Frauen aus, darunter im Zusammenhang mit Fragen der Mutterschaft, mit dem Arbeitsschutz, der Gesundheit der Frauen und anderen Maßnahmen. Die akuten sozialen Probleme sind die Folge der Fehler in der Wirtschaft, der Zerrüttung des Finanzsystems des Landes, was unter anderem darauf zurückzuführen ist, daß der Staat über seine Verhältnisse lebt, indem er Ministerien und anderen zentralen Staatsorganen ungerechtfertigt viele Subventionen für den Bau von Industrieobjekten bereitstellt. Kürzung der Militärausgaben um 14 Prozent Also müssen diese unbegründeten Investitionen in den Bau von Industrieobjekten kräftig reduziert werden. Weilers sollen die Ausgaben für einige Weltraumprogramme reduziert werden. Wie aus dem Bericht hervorgeht, muß der neue Oberste Sowjet der Sowjetunion sich mit der Erörterung und Lösung all dieser Probleme befassen. Der Vorschlag von Gorbatschow, die Es sei daran erinnert, daß sich in der UdSSR in Stadt und Land im Zuge der Wirtschaftsreform ein Wirtschaftssystem mit mehreren Sektoren entwickelt und der Kurs der friedlichen, gleichberechtigten Koexistenz unterschiedlicher Eigentumsformen - staatlicher und genossenschaftlicher - der Pachtbeziehungen, der Schaffung von familiengebundenen Bauernwirtschaften auf dem Land eingeschlagen. Dabei gibt es nur eine Einschränkung: keine Ausbeutung, keine Entfremdung des Menschen von den Produktionsmitteln. Der sozialistische Markt ist in Entwicklng begriffen. An die Stelle des administrativen Befehlssystems der Wirtschaftsleitung muß im Ergebnis aller Veränderungen ein neues Modell treten, eine gesetzlich geregelte Form derWirtschaftsleitung. Die strategische Konzeption der Umgestaltung der Wirtschaft wurde in diesem Zusammenhang richtig bestimmt. Aber bei der konkreten Umsetzung sind in hohem Maße Unentschlossenheit, Inkonsequenz und Zickzacklinien zu bemerken. Es gibt sowohl unter den neuen Kongreßabgeordneten als auch in der ganzen sowjetischen Bevölkerung unterschiedliche Standpunkte zu den von Michail Gorbatschow in seinem Bericht angeschnittenen Fragen, dementsprechend scharf wird auch allerorten diskutiert.

Zunahme der Langzeitarbeitslosen Während insgesamt die Arbeitslosigkeit in Österreich erfreulich gesunken ist, haben es zugleich die weiterhin Betroffenen immer schwerer, eine Arbeit zu finden, und müssen oft nur von der Arbeitslosenunterstützung leben. Ende Juli 1989 hatten 2,931.755 Menschen einen Arbeitsplatz. Dies ist der absolut höchste Beschäftigtenstand, der je in Österreich verzeichnet wurde. JOSEF STOCKINGER i~ die prägt Z&K Arbeiteroewegung 1n Steyr Das von Dr. phil. Josef Stockinger, Steyrer Historiker, verfaßte Buch "Zeit, die prägt" ist regionalgeschichtlich auf die Arbeiterbewegung in Steyr orientiert. . 221 Seiten, 150 Schilling. Bestellungen w~rden im Büro der KPO, Steyr, Johannesgasse 16, Telefon 23179, entgegengenommen. Die Arbe itslosenzahl betrug im Durchschnitt 1988 158.631. Die Arbeitslosigkeit in unserem Lande hat damit in fast allen Alters- und Berufsgruppen abgenommen . Allerdings zeigt sich, daß die Abnahme mit steigendem Alter geringer ausfiel. Bereits ein Zehntel der Arbeitslosen ist über 50 Jahre alt und rund ein Viertel ist schon mehr als sechs Monate auf Arbeitssuche. Insgesamt 463.496 Österreicher machten im Vorjahr mit der Arbeitslosigkeit Bekanntschaft. Dazu kommt, daß im Jahr 1988 15 Prozent der Arbeitslosen überhaupt keinen Anspruch auf eine finanzielle Leistung hatten. BRD-Arbeitslosenrate 7,7 Prozent, d. h., daß es in unserem Nachbarland über zwei Millionen Arbeitslose gibt. Bundes- und Stadtschulden steigen Die Bundesverschuldung ist bis Ende Juni 1989 auf bereits 781,5 Milliarden Schilling gewachsen (Ende 1988: 746,7 Milliarden Schilling). Innerhalb der letzten zehn Jahre hat sich die Bundesverschuldung ver- . dreifacht. Damit stieg die Pro-Kopf-Verschuldung bereits auf 112.000 Schilling an. Die Fremdwährungsverschuldung betrug mit Ende 1988 130,8 Milliarden Schilling. Die nach wie vor steigenden Zinsenbelastungen bei der Staatsverschuldung sind beunruhigend. Bereits mehr als ein Fünftel der Nettoeinnahmen des österreichischen Staates wird für Zinsen aufgewendet. Damit engt sich natürlich auch der Handlungsspielraum beim Bundesbudget drastisch ein, wenn 20,3 Prozent der Nettoeinahmen für Zim;i:;11 aufgewendet werden müssen. Im internationalen Vergleich liegt Österreich sowohl bei der Verschuldung in Prozenten d~s Bruttoinlandsproduktes als auch bei der Pro-KopfVerschuldung im Mittelfeld. In Österreich erreichte die Verschuldung im Vorjahr 47,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Die Quote lag damit deutlich über jener der Bunderepublik Deutschland (22,7 Prozent), der Schweiz (9,7 Prozent) und Frankreich (25,9 Prozent), aber jener unter Japans mit 54,2 Prozent, Schwedens 55,7 Prozent und etwa der Niederlande mit 61,7 Prozent. Die Pro-Kopf-Verschuldung st ieg im Vorjahr, bezogen auf die Bundesschuld, auf 98.500 SchiHing an. Einschließlich der Schulden von Ländern und Gemeinden betrug die Pro-KopfVerschuldung 111.900 Schilling. Heuer wird der Schuldendienst (filgungi:;n, Zinsi:;n um) Emissiunskusti:;n) laut Bundesvoranschlag 90,2 Milliarden Schilling verschlingen, wovon al)ein 53,3 Milliaiden SchiHing auf die Zinsenzahlungen entfaHen werden. Zum Beispiel hat die Verschuldung der Stadt Steyr mit einer Bevölkerung von 40.000 Einwohnern die Höhe von 520 Millionen Schilling überschritten und das führte zu einer Pro-Kopf-Verschuldung von 13.000 Schilling. Impressum: Medieninhaber (Verleger) , Hersteller: KPÖ Steyr, Johannesgasse 16, 4400 Steyr, T elelon 07252/23179. Redaktion : Siegfried Vratny. Verlags- ·und HersteHungsort: Steyr. ■ Mit weniger als 5000 Schilling monatlich mußten auskommen: ■ rund ein Drittel aller Arbeitslosengeldbezieher ■ 40 Prozent der männlichen Bezieher von Notstandshilfe ■ gar 70 Prozent der weiblichen Notstandshilfebezieher ■ 90 Prozent der Arbeitslosen unter 19 Jahren ■ Im Durchschnitt verfügen Arbeitslose nur noch über SO bis 60 Prozent ihres früheren Nettoeeinkommens. Arbeitslose in OÖ. Ende Juli waren in Oberösterreich 16.154 Arbeitslose gemeldet, das sind immerhin um 2172 weniger als zur Vergleichszeit 1988. Davon waren 9016 Frauen und 7138 Männer arbeitslos. Österreichweit ging die Arbeitslosigkeit auf 3,8 Prozent zurück. Die Beschäftigungszahl stieg auf das Höchstmaß von 2,9 Millionen. Brotpreiserhöhung seit 1. August Seit 1. August ist der Brotpreis erhöht worden, und zwar bei Schwarzbrot das Kilo um einen Schilling, die Semmel um zehn Groschen, das Salzgebäck um 20 Groschen und das beliebte Mohnflesserl ist bis zu 50 Groschen teurer geworden. Mit dieser Preistreiberei wurde das Brot um fünf bis zwölf Prozent erhöht. Demgegenüber wurden nur die Löhne der Bäcker ebenfalls ab 1. August um 3,8 Prozent angehoben . Eine Semmel kostete nunmehr zwei Schilling und das Kilo Normalbrot kostet 20 Schilling. 1 MIETERSCHUTZVERBAND ÖSTERREICHS Bezirksorganisation Steyr 4400 Steyr, Johannesgasse 14 ~ (0 72 52) 23 553 Sprechstunden Montag u. Donnerstag 8- 12 h RAT und HILFE in allen WOHNUNGSFRAGEN

10 Jahre Jugendreferat der Stadt Unter zahlreicher Beteiligung wurde am 1. August in der Sparkassenhalle Steyr die Ausstellung •10 Jahre Jugendreferat· von Vizebürgermeister Leopold Wippersberger eröffnet. In seiner Ansprache würdigte er besonders die hohe Quali fi kation und das aufopfernde Wirken des Jugendreferatsleiters Emmerich Pcischl. In diesen vergangenen Jahren wurde un ter seiner Le itung mit Unterstützung der Sekretärin Frau Schlemmer sowie verschiedener Sponsoren 785 Jugendveranstaltungen mit insgesamt 181.287 Besuchern in Steyr durchgeführt. Ausschnitte aus di eser vielfält ige n Foto: Kranzmayr Verans taltungs tätigkeit sind in der ausgezeichnet zusamme nges tellten Ausstell ung fes tge halten . Die Offnungszeiten bis 25. August in der Schalterhalle der Sparkasse Steyr am Stadtplatz sind: Montag bis Mittwoch : 8 bis 12 und 14 bis 16 Uhr Donnerstag: 8 bis 12 und 14 bis 17.30 Uhr sowie an Feiertagen von 8 bis 14 Uhr. Steyr-Hauptwerk bleibt entscheidender Betrieb Trotz Zergliederung und Verkauf des Gußwerkes II und des Wälzlagerwerks, trotz Schrumpfung ist das Hauptwerk der Steyr-Werke für die Stadt Steyr der wichtigste Industriebetrieb. Aber in den Gehirnen der Manager dieses Betriebes widerspiegelt sich dies in keiner Weise. Obwohl bei den Kommunalpolitikern der Stadt die Bedeutung der SteyrWerke anerkannt wird, wurde in der 1,111 .000 Spro Arbeitsplatz Mit insgesamt 2 Mrd. S fördert der Bund, das Land und die Stadt die Schaffung von 1800 Arbeitsplätzen im BMW-Werk. Das ist ein Betrag pro Arbeitsplatz von 1,111.000 S . Es ist bekannt, daß die ausländischen Multis, dazu gehört auch BMW, die hohe Förderung aus unserem Steuergeld zur Schaffung von e iner sogenannten verlängerten Werkbank nützen. Es sind vorwiegend die niedrigen Produktionskosten, die BMW letztendlich nach Steyr lockte. Für den nach wie vor wichtigsten Industriebetrieb, für die Steyr-Werke, sowie für Klein- und Mittelbetriebe ist kein Geld vorhanden. Vergangenheit wenig unternommen, um das Unternehmen und die Arbeitspl ätze in der Gesamthe it zu erhalten. Nach den Kooperationsverhandlungen der Steyr-Manager ist zu befürchten, daß eine weitere Schwächung der Eigenständigkeit des Hauptwerks erfolgt. Die Steyr-Werke waren immer aufgrund ihrer von den Werktätigen erkämpften Uihne und Gehälter sowie der Sozialleistungen auch ein bestimmter Maßstab für die Privatbetriebe in der Region Steyr. Aber durch die Maßnahmen der CA und der Koalitionsregierung wurde dies zum Teil beseitigt und zugleich auch der Einfluß der Betriebsräte und der Gewerkschaften entschieden ge - schwächt. Der schwere Weg des Mädchens Sidonie Der aus Steyr stammende Schriftsteller Erich Hackl legt die Erzählung "Abschied von Sidonie" vor, die den erschütternden "Fall" eines Zigeunermädchens zum Gegenstand hat, das nach seiner Verschickung ins Vernichtungslager Auschwitz zugrundegegangen ist. Das Mädchen Sidonie Adlersburg war als Findelkind von der Familie Josefa und Hans Breirather liebevoll aufgenommen und gemeinsam mit dem Sohn Manfred Breirather liebevoll aufgezogen worden. Es hälle alle Chancen gehabt, der Vernichtungsmaschinerie der Nazis - Sidonie war nämlich ein Zigeunerkind - entgehen zu können, weil die Familie des bekannten Arbeiterfunktionärs und Februarkämpfers Breirather alle Mühe aufwandte, um dem Mädchen auch in der schwierigen Kriegszeit eine freundliche Kindheit zu ermöglichen. Die kleine Sidonie wurde der Familie Breirather sozusagen durch eine "List" entrissen. Vom Jugendamt wurde nämlich der Familie erklärt, daß die Mutier des Mädchens aufgefunden werden konnte und das Kind daher "zur Mutter" gehöre . Hans Breirathcr glaubte, der Mutier ihr Kind nicht vorenthalt e n zu können und mußte mit ansehen, wie das kleine Mädchen von einer Fürsorgerin weggebracht wurde. Von einer "Familienzusammenführung" im herkömmlichen Sinn konnte allerdings keine Rede sein, denn das Kind wurde ganz einfach einem Transport von Zigeunern zugeteilt, der nach Auschwitz ging. Dort ging die kleine Sidonie elend zugrunde. Hans Breirathcr, der 1945 KPÖBürgermeister von Sierning war, und seine Frau Josefa sprachen oft über das Schicksal ihrer Ziehtochter. Kommunistische Puhlikationen sind schon mehrfach auf diesen tragischen Fall eingegangen. Die Gestaltung dieses Schicksals durch Erich Hackl hebt dieses grauenvolle Stück jüngerer Vergangenheit in den Rang pakkender Literatur und trägt dazu bei, daß das kurze und schwere Leben eines kleinen Mädchens sowie der Familie, die sich seiner angenommen halle, nicht in Vergessenheit gerät. Erich Hackl, Abschied von Sidonie, Erzählung. Diogenes Verlag, Zürich 1989, 128 Seiten, S 193.- .

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