Vorwärts Nr. 2, 19. Jahrgang, Juni 1986

Vorwärts Steyr Ein Opfer der Rationalisierer: Skandal um Schwimmschule... Obwohl es die Witterung längst zugelassen hätte, blieben die Tore des Werksbades der Steyr-Werke, der Schwimmschule im Wehrgraben, lange gesperrt. Die Schwimmschule ist eine ausgesprochene Sommer-Freizeitanlage für die Werksangehörigen und ihre Familien, aber auch für viele Steyrer. .. • In der »Aktuellen Stunde« des Gemeinderates am 22 . Ma i stellte KPOGemeinderat Otto Treml fest , in Steyr sei bekannt , daß sich die notwendigen Sanierungsmaßnahmen nach dem Bäder- und Hygienegesetz nur auf rund 300.000 Schill ing belaufen. Bis heute wurden seitens der führenden sozialistischen Werksdirektoren keine Maßnahmen gesetzt, damit das Werksbad wieder benützt werden kann. Die Unternehmerstrategie ist. neben den bekannten Rat ionalisierungsmaßnahmen und den erfolgten 200 Kündigu ngen , auc h be i den Sozialeinric htungen einzusparen. Dies erfo lgte ja bereits durch die Sc hli eßung der Steyrer-Werksbücherei und die Ubert ragu ng an die Stadt gemein - de. Und nun wi l l man d ie Schwimmsc hul e loswerden . send se in werden. wäre eine ausgeze ic hnet e Gelegenheit . d iese soz ia le Forderung durch d ie Zentra lbetri ebsrä te Stad t rat BRO Pims l und Gemei n, de rat BRO-Stv . Tatzreit er, den Herren der Direkt ion zu präsenti eren. Wobei ihnen s ic her der Herr Bürgerme iste r Schwarz i n sei nen Grußwort en Unterstützung gewähren wird .« Bgm. Schwarz bestätigte die Auf - fassung der Steyrer Kommun isten, daß es die Pflicht der Steyrer Werksdi rektion wäre, das historische Werksbad aus Werndls Zeiten zu erhalten und er versicherte gegenüber dem Gemeinderat, die stattfindende Ehrung zu benützen, um die Eröffnung von der Werksdirektion zu verlangen, wobei er gleichzeitig in Aussicht stellte, daß die Stadtgeme inde einen finanziellen Zuschuß gewährt . Seite 3 Eine Frechheit! Bei Jubiläumsfeiern der Steyr-We rke gratuliert man nicht nur den Jub i laren sondern geht auch auf ak tuelle Probleme ein . So ersuchte diesma l Bgm. Schwarz vor rund 600 Zuhörern den neuen Generaldirektor Streicher, die Schwimmschule bes tehen zu lassen. Sie sei mehr als irgend eine Badea ns ta lt . sie sei ein Stück von Steyr, vom Pionier Josef Werndl geschaffen, das ers te Arbe iterschwimmbad der We l t. Gespannt warte ten die Zuhörer. wie GD Stre icher auf diese Bi t te reagieren würde. Sie warteten umsons t. Streicher dachte n icht im Schlaf daran. dem Bü rgermeis ter auf seine offizie lle Bi tte ö ffentl ich zu antworten . Das is t - gelinde ausgedrück t - unhöflich . man ka nn es ohne wei teres als Frechhei t · bezeichnen. ■ We r is t er denn. d iese r Stre icher? Ein zur Zei t f ür 5 Jahre von Androschs Gnaden bes tellter Firmenchef . Bgm. Schwa rz is t der von der Mehrhei t der Steyrer in demokra t ischer Wahl gewählte BLi rgermeis ter. der Vert reter der Bevö lkerung. Und wenn er öffen t lich eine Frage s tellt . dann hat man ihm öffentlich zu antwo rten. We nn man Benehmen ha t. was bei Streicher scheinba r Mange lware is t .. SPÖ-Mehrheit vergißt Stadtentwicklungsprogramm: Anse Im H interre ithner, ArbeiterBetriebsrat des GLB , Steyr-Werke Dabei stellt sic h cJi e Frage der Ha ltung der großen SPO-Mehrheit im Betr ieb. Es wäre di e Aufg abe der Betriebsra t smehrheit. di e Schli eßung des Werk sbades zu verhindern und es is t ihre Pf l icht. einen Kampf für di e Erha l tung und Sani erun g di ese r Sozia le inr ic htung zu führen. • »Di e KPO-Gemeinderat sfrakti on und der GLB der Steyr-Werk e verlan - gen di e sofo rt ige Öf fnun g der Li egewi ese der Schwimmsc hul e und den soforti gen Beginn der Sani erungsarbei t en der Badeanl age1«. s te l l t e GR Treml les t und führ te we iter aus: »Die am 23. Ma i sta ttfindende Eh - rung langjähri ger Mi tarbeiter des We rkes. be i der neben dem Bürgermeis ter auch di e Herren Direkt oren Stre ic her und Feic h t iger anweGroß~ügig zu Unternehmern... Die SPÖ-Mehrheit im Steyrer Gemeinderat betreibt au f eigene Initiative eine recht seltsame Gewerbeförderung. Darüber sprach im Gemeinderat KPÖVertreter Otto Treml , als es galt , der neugegründeten Firma Engl (Automatisierungstechnik GmbH) großzügig unter die Arme zu greifen. • Von der SP-Fraktion wurde der Verkauf eines städtischen Grundstücks im Ausmaß von 3.144 Quadratmetern zum äußers t billigen Preis von 170 S/m2 an die Firma Engl beantragt. Außerdem wird eine Gewerbeförderung von 0.6 Mio. S gewährt und zusätzlich werden die Aufschließungskosten, Straßenbau, Ka - nalbau und Wasserleitung von der Stadt get ragen. Dazu kommt noch, daß di e An l iegerbe i träge für Fahrbahn - und Gehst eigherste l l~ng sowi e Kana lan - sc hlußgebühren dem Unternehmen nicht angerechnet werden. • Se it ens der Fa. Eng l verspri ch! ma n Arbe it sp lä tze für 50 b is 70 Personen zu sc haff en , jedoch ist diesbezüg lich in Vertrag keinerl e i Verpflic htung vo rgesehen . Die Gemeinde verzicht et sogar auf das Vor- und Wi ederverkauf srecht. Der KPÖ-Mandatar hi e lt der SPÖMehrhei ts fraktion vor , s ie übe gegenüber pri vat en Unternehmen beispi ellose Gro_ßzüg igkeit und vergesse in diesem Ubereif er sogar auf di e se inerze it im Gemeinderat von a ll en Fraktionen geme insam besc hl ossenen Grundsätze des Steyrer St adtentwicklung skonzep ts. Di eser kommuna le Entw ick lungsp lan vom 28. Juni 1984 sehe unter anderem k lare Richtlini en zur Gewerbeförderung vor . • Die KPÖ-Frak t ion. erk lä rt e GR Trem l, könne d iesem Ant rag sc hon des ha lb ni c ht zus t immen, we il er gegen d ie von der Stad t se lbs t erarbe itete n Grund sä t ze der Gewe rbe fö rd erung verst oße. Die Kommunisten sind wohl für die Bei behaltung der Gewerbeförderungsakt ion durch den Gemeinderat , es müsse aber für die Stadt ein Mindestmaß an Garantien geben. Außerdem müsse diese Förderung direkt erfolgen und nicht indirekt, »um die Grenzen sichtbar zu machen«. • In diesem Zusammenhang sei daran erinnert , daß schon einmal die Stadt Steyr Grundstücke zu Vorzugspreisen an private Unternehmen veräußert hat, wobei die Firma kurze Zeit später bankrott machte. Die Grundstücke selbst waren nachher für die Gemeinde ein für allemal verloren...

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