Vorwärts Steyr Seite 3 Als der CA-General die Meinung eines Steyr-Betriebsrates hörte: Androsch rollte mit den Augen... Um die »Zukunftu des Steyr-Daimler-Puch-Konzerns ging es kürzlich bei einer Betriebsräte-Vollversammlung in Steyr, an der als Konzernvertreter der Generaldirektor der Creditanstalt-Bankverein (CA), Dr. Hannes Androsch, teilnahm. • Nach Ansicht des ehemaligen SP-Finanzministers besteht die »Zukunftu der Steyr-Werke u.a. aus Schrumpfung, Rationalisierung, Ausgliederung, Ausverkauf... Nachdem der mittlerweile als SP-Regierungsm itglied abgehalfterte und in einen Steuerskandal verq uickte Androsch , einst Kreiskys li ebstes Kind, seine »Konzepte« für die nächsten Jahrzehnte entwickelt hatte, stel lte der Vert reter des Gewerkschaftlichen Linksb locks in den Steyr-Werken , Betriebsrat Anse lm Hinterre ithner, dem CA-General d ie Auffassung der Steyrer Betriebsarbeiter gegenüber. Androsch , der bei d ieser Diskussion als ökonom ischer »Diagnostik~r« einen besonders sch lechten Tag erwischte , schloß in seiner »Einschätzung« rein österreich ische Lösungen aus! Semperit-Verkauf als Steyr-Modell Als ihm GLB-Sprecher BR Hinterre ithner entgegenhielt , daß d ie Arbeiterschaft in Steyr dem »Mode ll « der Verschacherung der Semperit-Werke (e iner CA-Tochter) an das westdeutsche Kap ita l »kein Verständnis entgegenbringen« könne, würgte Androsch d iese für ihn recht selten vernommene Meinung eines einfachen Betriebsrates hinunter, b laß im Gesicht , leicht verärgert , aber nicht ohne leichte Präpotenz. • Hannes Androsch ist näm li ch gewohnt , daß ihm die Mitgl ieder seines CA-Vorstandes und d ie SP-, VP- und FP-Ve rtreter im CAAufsichts rat stets servi l untergeben sind , wobe i nun plötzlich der eingefahrene Mechanismus zwischen Untertan und Finanz-Obrigkeit ins Sch leudern geraten war. Grundlegende Unterschiede GLB-Vertreter Hinterre ithner im Zeitraffer: De r Steyr-Da imlerPuch-Konzern müsse als geschlossene Wirtschaftseinheit erhalten bleiben . Eine zunehmende Fremdbest immung durch das Aus landskapital müsse verhindert werden. Die Interessen der CA und des Herrn Androsch sind grundsätzli ch anderer Natur als die Vorste ll ungen der Arbe iter und Angeste ll ten . Schon be i Begriffen wie »Wirtschaftlichkeit« und »Ertrag« klaffen die Auffassungen von Generaldirektoren und Betr iebsräten weit auseinander. Für Herrn Androsch stehe die Höhe der CA-Dividenden im Vordergrund, den Beschäft igten die Arbeitsp latzsicherung . Das Wegrat iona l isieren von Arbe itsp lätzen bringe zwar eine höhere Ertragsfähigkeit für die Großbanken , bringe aber die arbeitenden Menschen in den Konzernbetrieben nur in größte Schwierigkeiten. GLB-Betriebsrat Anselm Hinterreithner: »Tausende Steyrer Familien haben über viele Generationen hindurch dem CA-Konzern ihre Arbeitskraft zur Verfügung gestellt und die Firma immer als ganze, geschlossene österreichische Wirtschaftseinheit verstanden .. .« Demgegenüber stehe heute Anse Im H interreithner, ArbeiterBetriebsrat des GLB, Steyr-Werke vor uns die Aufsplitterung und der drohende Verkauf von Teilen dieser Bas is der Existenz der Arbeiter und Angestellten . Die Gefahr fremden Einflusses sei akut. »Für eine österreichische Lösung... « Der GLB in den Steyr-Werken, der im Gegensatz zur SP-Betriebsratsmeh rhei t und der Gewerkschaftsführung in schwierigen Fragen niemals umgefallen ist , hat für die nächste Zukunft des Konzerns eine klare Zielvorstellung: • Hinterreithner: »Wenn schon Veränderungen am Konzerngeb i lde und im Besitzverhältnis getroffen werden , dann nur in Richtung einer höheren gesellschaftl ichen Einbindung, also in Richtung tatsächl icher Verstaat l ichung und zwar unter Berücksichtigung der Einheit des Konzerns.« »Wi r sprechen uns eindeotig für eine österreichische Lösung aus...« sagte BR Hinterre ithner und erklärte abschließend: »Die Arbeiter und Angestellten der Steyr-Werke wären gut beraten , wenn sie s ich gegen die von Androsch verfochtenen Tendenzen zur Wehr setzen.« Das ist die Wirklichkeit Nach der Realisierung des CA-»Unternehmenskonzepts 90u werden in den nächsten vier Jahren um rund 1.400 Arbeiter und Angestellte weniger in den SteyrWerken beschäftigt sein. Was CA-General Androsch verschweigt: Noch 1980 gab es im Steyr-Daimler-Puch- Konzern 18.889 Beschäftigte, im Jahre 1985 sind es nur mehr 15.339! • Dazu kommt, daß in den vergangenen Jahren infolge Kurzarbeit bzw. verkürzter Arbeitszeit die Belegschaft große Lohn- und Gehaltseinbußen (zwischen 4.5 und 5 Prozent) erfahren hat, was in Summe den Betrag von rund 200 Mio. S ausmacht. Nicht viel anders könnte es in Österreich unter einer ÖVP-Alleinregierung ausschauen!
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