Vorwärts Nr. 3, 18. Jahrgang, Oktober 1985
_4_o_J_'.A_H_R_E_B_E_Fi_R_E_1_u_N_a_v_o_M_F_~_s_c_H_1_s_M_u_s_l 1945: Sieg über den Hitler-Faschismus und Ende des zweiten Weltkrieges MITTE JÄNNER drangen die sowjetischen Truppen bis zum Platten- see vor und lieferten dort eine der größten Durchbruchsschlachten der Kriegsgeschichte. Am 31. März überschritten die ersten Abteilungen der Roten Armee bei Güns die ungarisch-österreichi- sche Grenze. Wien wurde am 13. April nach schweren Kämpfen befreit. Am 27. April 1945 wurde die provisorische Regierung mit Staatskanzler Dr. RENNER (SPÖ), Vizekanzler Dr. SCHÄRF (SPÖ), . Johann KOPLENIG (KPÖ) und Ing. Leopold FIGL (ÖVP) an der Spitze, gebildet. Mitten durch Steyr ging die Grenze Am 5. Mai 1945 um 10 Uhr erschütterten mehrere heftige Detonationen die Ennsleite in Steyr. Wo heute eine moderne Schule (Otto Glöckel- Schule) steht, sprengten die deutschen Truppen ihre letzten Geschütze. Zur selben Zeit fuhren unten in der Stadt die ersten amerikanischen Truppen durch die Straßen. Sie holten den Nazi-Oberbürgermeister Ransmayr aus seinem Amt und besetzten die Schlüsselstellungen der Stadt. Bewaffnete Arbeitergruppen, Kommunisten und Sozialisten ent- waffneten die letzten Teile der Wehrmacht. Noch am gleichen Tag wurde Franz Prokesch zum Bürgermeister und Ferdinand Knabl zu seinem Stellvertreter bestellt. Als Magistratsdirek- tor wurde der bekannte Sozialist Dr. Ferdinand Häuslmayr eingesetzt. AM NACHMITTAG DES 8. MAI 1945 trafen die Spitzengruppen der Roten Armee in der Stadt ein . Gemäß den alliierten Vereinbarungen besetzten sie die Enns-Brücken. Die Stadt war in zwei Teile geteilt. Schwer war das Schicksal aller Österreicher nach dem Ende des Krie- ges, besonders schwer aber im Ostteil der geteilten Eisenstadt. Der Stadtplatz mit seinen Geschäften und Behörden, das Krankenhaus, die Lebensmittellager, die Molkerei, der Großteil der Schulen und vor al- lem das landwirtschaftliche Hinterland lagen auf der Westseite. In Steyr-Ost gab es das alles nicht. Dafür aber neben der normalen Bevöl- kerung tausende Hüchtlinge. Die paar beherztt:11 Männer, die in dieser Stunde das Schicksal des Stadtteiles in ihre Hände nahmen, standen vor keiner beneidenswerten Aufgabe. Es fehlte an allem Es gab keine Milch, kein Fleisch, kein Brot und keine fahrbereiten Fahrzeuge. In Zusammenarbeit mit den Vertretern der Sowjetarmee wurde eine provisorische Stadtverwaltung gegründet. Die neuen Stadtväter, Bürgermeister Hans Kahlig, Karl Hübsch, Josef Bloderer, Thomas Trunk, Dr. Karl Enzelmüller, Hans Schanovsky und Vinzenz Ribnitzky, standen vor dem Nichts. Zuerst galt es, die Versor- gung mit Lebensmittel, vor allem mit Milch für die Kinder in Schwung zu bringen. Das war leichter gesagt als getan. Die wenigen Milchkühe des Einzugsgebietes reichten nicht aus. Darüber hinaus waren die Bau- Fortsetzung .. . KPÖ immer für Österreich! Am 27. April jährt sich zum 40. Male der Tag der Befreiung Österreichs und der Geburtstag der zweiten Republik. Es ist der Tag, an dem vor 40 Jahren die da- malige Provisorische Regierung den dem österreichischen Volk aufgezwungenen Anschluß an Deutschland für »null und nich- tig« erklärt und die Unabhängig- keit und Selbständigkeit verkün- det hatte. »Die demokratische Republik Österreich ist wiederhergestellt«, lautet der Artikel I der von den Vertretern der drei demokrati- schen Parteien SPÖ, ÖVP und KPÖ feierlich unterzeichneten Proklamation. Diese »Unabhän- gigkeitserklärung« trägt nicht nur die Unterschriften Renners , Schärfs und Kunschaks, sondern auch die unseres unvergessenen Genossen und Parteivorsitzen- den Johann Koplenig. Der sieben Jahre lang geführte Kampf der österreichischen Patrioten , in de- ren vorderster Reihe Kommuni- sten standen , die auch die größ- ten Blutopfer für die Befreiung unserer Heimat brachten, war nicht vergebens. Die voraussage der Kommunistischen Partei , in der dunkelsten Stunde Öster- reichs, 1938, gemacht , als deut- sche Panzer das Land überroll- ten, viele den Glauben an unsere Fortsetzung .. . Seite 1
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