Vorwärts Nr. 2, 17. Jahrgang, April 1984

spart bleiben, von sich aus einen Unt ernehmensplan zu entwickeln, der den Vorstandsabsichten notfalls gegenübergestellt werden kann. Was die Steyr-Werker erleben, ist n ichts anderes als der Übergang der Kapitalseite zu ei nem immer offeneren Klassenkampf auf Betriebsebene. Das leuchtet offenkundig auch den SP-Belegschaftsvertretern mit der Zeit mehr oder weni ger deutlich ein. Daß der scheinbare soziale Friede von ehedem wie weggeblasen ist, gibt Leithenmayr indirekt zu, wenn er feststellt, d aß heute alles schwieriger geworden ist: Probleme, d ie früher für den Betriebsrat leicht lösbar waren, müssen heute ber ei ts auf Vorstandsebene behandelt werden. Und neu ist auch folgende Situation: Die Betriebsräte geraten immer öfter dadurch ins Hintertreffen, daß die Kollegen über e inschnei dende Pläne der Unternehmen sleitung rascher von den bürgerlichen Medien, als durch ihre Vertrauensleute unterrichtet und gewissermaßen vor vollendete Tatsachen gestellt werden. ist die hohe Facharbeiterqualifikation. Die Probleme sind weniger durch d ie Erhöhung der Rentabilität über Einsparungsmaßnahmen, d ie am Anlagekapital vorbeigehen und an den Gemeinkosten wenig ändern, sondern durch offensive Marktstrategien zur Steigerung der Fertigungszahlen zu lösen. Leithenmayr gibt offen zu, daß ein klares Konzept der Unternehmensleitung dazu immer noch fehlt. Und Hiesberger vertritt d ie Auffassung, es werde dem Betriebsrat nicht erNeue Arbeitsmethoden fällig Je weiter d ie Betriebsführung Entscheidungen n ach oben delegiert, desto entschlossener müßten die Arbeitervertreter jedoch für maximale Geschlossenheit und Einigkeit der Kollegen sorgen. Das erfordert den unmittelbaren Kontakt der Betriebsräte zu den Arbeitern und die gemeinsame Beratung aller anstehenden Problem -=.. Eine Vorgangsrweise, für die Ko!.1ege Hinterreithner n.ac!hdrücklich eintritt. Daß das bisher nicht die Art der SP-Betriebsratsmehrheit war, ging aus der Antwort eines Mandatars auf d ie Frage hervor, ob die Haltung zum „Dalli nger-Paket" in Betriebs- . versammlungen beraten worden sei. Der Kollege ,sagte : ,,Nachdem wir in den guten Zeiten di e Belegschaft nie gefragt haben, wenn_wir etwas -her-· ausgeholt haben, konnten wir ihr n icht die Lösung d ieser Probleme zuschieben." Damit d ie Steyr-Arbeiter längerfrist ig ihre Interessen wahren und durchsetzen können, wird es jedoch erforderlich sei n , von Srt:,0 llvenb;-~terve!ih1andlUlllgen der Betriebsräte weg- und zum geschlossenen Handeln der Belegschaft hinzukommen. Text : Lutz H o 1 z in 6 er Horrormietkoste,ninBMW-Wohnb,auten Ohne Millionenzuschüsse der Stadt Steyr stünden Neubauwohnungen leer Obwohl es in der Stadt Steyr rund 1500 wohnungsuchende Familien gibt, stehen in den sogenannten BMWWohnbauten am Ortskai seit Monaten Wohnungen leer. Diese Wohnungen konnten nun, da die Stadtgemeinde Förderungsmittel von rund 2,5 Millionen Schilling zur Verfügung gestellt hat, vermietet werden. Die KPÖ-Fraktion hat im Gemeinderat dieser Förderungsmaßnahme die Zustimmung gegeben, gleichzeitig aber darauf hingewiesen, daß auf diese Weise das Wohnungsproblem nicht gelöst werden kann. KPÖ-Gemeinderat Otto Treml: ,,Die Wohnungspolitik der Regierung ist verfehlt und hat nach 13 Jahren jn eine Sackgasse geführt . . ." Das Beispiel der BMW-Wohnbauten ,in Steyr ist bezeichnend: Nur durch die Förderungsmaßnahme der Stadt (Übernahme der Grundstückskosten, vorläufiger Verzicht auf Verwaltungskostenbeiträge und Stundung der Baukostenbeiträge auf 50 Jahre konnten die 20 Wohnungen am OrtsT<ai endlich vermietet werden. KPÖ-Gemeinderat Treml griff auf der jüngsten Sitzung des Stadtparlaments das Beispiel eines Mieters heraus: Dieser müßte vor dem Einzug dn die Wohnung 112.000 Schilling als Grnndlkostenbeitrag und 65.000 Schilling als Baukostenzuschuß, zusammen also 177 .000 Schilling, auf den T,isch legen . Zudem würde ein Quadra tmeterzins von monatlich 40 Schilling kommen , zuzüglich Heizkosten in der Höhe von 1500 Schilling mona tlich. Wie der kommunistische Gemeilnderat betonte, würde es in den BMW-Bauten ohne Gemeindeförderung monatliche M.ietkostep bis zu 6140 Schilling geben. Durch den Gemeindezui;chuß von 2,5 Millionen wird sich aber die Quadratmetermiete lediglich von 39.90 auf 37 Schilling monatlich senken. Diese Regelung gilt allerdings nur bis Ende des Jahres 1986. Ab 1. Jänner 1989 soll es dann freilich die „kosten- <leckenden Mieten" geben. Der Multi diktierte KPO-Mandatar Treml brachte den Gemeinderatsfraktionen auch die Oberflächlichkeit dn Erinnerung, die seinerzeit bei der Erstellung der Verträge zwischen Stadtgemeinde und BMW-Steyr Pate gestanden war : Der bayrische Auto-Multi hatte nämlich von der Stadt Steyr als „Vorbedingung" für seinen Zwei2bet:rüeb in Steyr unter anderen die Bereitstellung von Wohnungen durch die Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft der Stadt (GWG) gefordert. ,,Da diese sündteuren Wohnungen nicht voll bele2t werden konnten, muß nun die Gemeinde mit Millionenzuschüssen einspringen, damit d ie Mieten etwas verrjngert werden", sagte der KPÖ-Vertreter. MIETSCHUTZVERBAND ÖSTERREICHS lnteressensvertretung für alle Mieter, Pächter und Wohr;1Ungseigentümer Bezirksorganisation Steyr, O.Ö. - 4400 Steyr, Schubodengasse 5, Tel. 613683 Rechtsberatung jeden Montag und Donnerstag 8 - 12 Uhr

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