Vorwärts Nr. 2, 17. Jahrgang, April 1984

nis de r Anlage besteht darin, daß ein einmal mit der Hand ausgeführter Arbe itsprozeß per Computer gespeichert und als Programm für die Selbstbetätigung der Maschine_ jederzeit wieder abberufen werden kann. Hier erübrigt sic_h die in anderen Bereichen noch übliche gesundheitsschädliche Arbeit der Lackierer, die von Kopf bis Fuß mit Farbe übergossen und durch einen Atemschutz bloß not·di1rftig vor gefähr l ichc!n Dämpfen geschützt sind. Dabei müssen sie bei der gegenwä rtigen EntEinstellung auf eine neue Lage Der von der bürgerlichen Meinung gebildeten Offentlichkeit ist eine „Trendwende" völlig entgangen, die von den Arbeitern in den Be.trieben hautnah verspürt wird: Es weht ein rauher Wind in Österreichs Großindustrien; er heißt Rationalisierung der Produktion und kostet Arbeitsplätze, ohne daß ein Ende dieser Entwicklung abzusehen wäre. Diese in dieser Form ~eue Lage bestimmt auch das Klima in den Steyr-Werken. Was nicht ohne Auswirkung auf die Haltung der SP-Betriebsratsmehrheit bleibt. So ist es etwa im Gespräch mit Zentral- und Arbeiterbetriebsratsobmann Leithenmayr und seinem Stellvertreter Tatzreiter keine Frage, daß die 35-Stunden-Woche mit vollem Lohnausgleich - breitflächig und generell durchgeführt - ein wahrer Segen wäre. Warum entsprechende Beschlüsse auf „niedriger Ebene" keinen ausreichenden Niederschlag auf der Höhe der Arbeiterkammern- und OGB-Führung f inden, steht auf einem anderen Blatt. Ein müdes Lächeln Der zunehmende Widerspruch in den Auffassungen zwischen mittleren SP-Kadern und Parteiführung wird bei unserem Besuch in den Steyr-Werken (Hauptwerk Steyr, Nibelungenwerik in St. Valentin) auch in anderen Punkten sichtbar. Zum Beispiel was die au_f die Steyr-Arbeiter gemünzte Aussage von AKChef Czettel betrifft , Stundenlöhne von 90 und meh.r Schilling seien überhöht. Dafür haben Czettels Fraktionskollegen in den Betriebsratskörperschaften nur ein müdes Lächeln über . Arbe iterbetriebsratsobmann Heisberger (Nibelungenwerk Sankt Va lent in) meint, Czettel solle sich ei nmal ansehen, w ie leicht 100 Schilling im Akkord verdient seien. Die ü berhöh ten Arbe! terw,agen" e rg•l'!ben ilbrigens Monatsnettolöhne . von kaum mehr al s 10.000 Schilling. Kollege Leithenmayr stellt selbstkr it isch fest, daß die „Ereignisse" in den letzten beiden Jahren - eine längere Kurza rbeitsperiode und jetzt d ie unechte 35-Stunden-Woche bei Lohnverlusten - für den Betriebsr at unerträglich waren. Als dritter Streidh folgte mm ein Interview mit Im Moment freilich hat die Lage in Steyr sich einigermaßen beruhigt: Heuer, so heißt es, wird es keine zusätzlichen Kündigungen mehr geben. Androsch ließ seinen Äußerungen allerdings über den Vorstand alsbald Taten folgen : In sämtlichen SDP-Werken tummeln sich gegenwärtig die Mitarbeiter von drei international tätigen Betriebsberatungsfirmen. Ihre Aufgabe: Erstellung eines neuen Fertigungsstrukturkonzepts. Management paßt Kollege Hiesberger stellte die Frage, warum diese Aufgabe Fremdfirmen übergeben wurde, statt die hoohbezalhlten Manager does Konzerns dafür einzuspannen. KonzernPressesprecher Dorn erklärte das damit, daß der Lokalpatr iotismus der einzelnen Standorten zugeordneten Fachleute aus dem eigenen Haus schräge Urteile verursachen könnte Jedenfalls sollen auch die. Belegschaftsvertreter im Aufsichtsrat der Stru1ktu.runtersuchu111g zugie;;;~immt haben. Und Lelthenmayr meint, jetzt, wo die Beratungsfirmen einmal da sind, solle~ sie ihre Arbeit machen. Der Betriebsrat werde ohnehm nur e inem Konzept zust immen, das auch die Interessen der -Beschäftigten berücksichtigt. Freilich verfügen die Belegschaftsvertreter im Aufsichtsrat über keine Mehrheit. wicklung des Konzerns froh sein, ihre Tätig keit :ausüben zu können, denn AHern.ativaroeitsplätze gibt es nicht, obwohl die Steyr-Produkte jedem internationalen Vergleich s; '. andhal '.en bzw. Ia0Bewertu.r,gen bekJOmmen. GLB-Betriebsrat Hinterreithner d.st hilllSichtlidh neuer "Strukturmaßnahmen" skeptisdh, weH die bis jetzt gesetzten Maßnahmen nur Belastungen der Arbeiter, aber keine Lösung der Grundprobleme gebracht haben. Dabei ha t H1nt.erre:t"1ner de 1, VcT e il, selbst in der Produktion zu stehen, und zwair arbeitet er in der m ech,an ischen Abteilung, wo auf 10.000 Quadra tmeter 400 Maschinen zur Ein,ZJelteilefertigung u111iter~bracht sind. Die Bemühung um die Senkung der Lagerkosten hat hier dazu geführt, daß teilweise Kleinstserien hergestellt werden müssen. Dabei ist die Zeit für die Maschinenumstellung mitunter länger als die Fertigungsdauer. Was keineswegs zur Kos ten senkung be iträgt. Be1nebs 1a t An~u1m H1ntt:11e1tt1ne1 Aus diesem N:alhverhältruis zu den praktischen Rationalisierungsmaßnahmen ist der GLB-Vertreter nicht gerade überzeu~t davon, daß das Unternehmen sich bereits auf dem richt igen Kurs b efindet.' Er kritisiert, daß der Schrumpfungsprozeß unausgewogen vor sich geht, und hegt deswegen die Befürchtung, die Fixkosten könnten explodieren. In den Gesprächen mit den Betriebsräten beider Fraktionen taucht immer wieder folgende Argumentationslinie auf: Die Stärke des Werks " ' Steyr-Daimler-Puch-Aufsichtsratsvorsitzenden Androsch, in dem er d iese Vorgänge nur als ,,Spitze eines Eisberges" beze ichnete. Leithenmayr, der auch SP-Nationalratsabgeordneter ist, findet den Inl\alt und den Zei tpunkt der Androsch-Äußerungen nicht gerade glücklich. Nach den tui:bulenten Szenen um die Regierungsklausur in Steyr wäre eine Abkühlungsphase zweckdienlich gewesen. Be, e iner Aus sprach<: 111 11dem Permanenzbe tri ebsrat . . . . Vo n link s nach recht s. GLB-Bet riebsrat An se lm Hinterre ithner, KPO-Obmann Siegf ri ed Vratny , Vo lksstimmeredakteur Lutz Holz ,nger , Betri ebsratsobmann Hermann Lei t henmay r, BRO-Stell ve rtreter Leopo ld Ta tzre1ter .

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