Produktwunder der Steyr-Werke Text : Lutz Holzinger Photo.s: iFlranz Haumer Schon wieder beginnt die bürgerliche Presse - zuletzt unter anderem die „ Oberösterreichischen Nachrichten" - die SteyrBelegschaft zu verunsichern. In den Raum gestellt wurde taxfrei die Behauptung, ein für Herbst in Aussicht gestelltes Rationa lisierungsprogramm werde tausende Arbeitsplätze im Steyr-DaimlerPuch-Konzern kosten. Spekulationen dieser Art sind freilich kein Wunder, wenn SDP-Aufsichtsratsvorsitzender Androsch öffentlich erklärt, die Pro-Kopf-Umsätze seien um bis zu 40 Prozent zu niedrig und die Kosten um 20 Prozent zu hoch. Im Bild von rechts nach links . Ans elm Hinterre,thner. Volkss t,mmeredakteur Lutz Holzinger , Bezirksobmann der KPÖ-Steyr Siegfried Vratny . Über eine Strategie, wie man mit diesem Problem fertig werden könnte, stimmen die SP-Betriebsratsmelh:t1heirt und GLB-Vertreter Anselm Hinterreithner an sich überein: Die hervorragenden Produkte aus dem Steyr-Werk müßten einfach in höheren Stückzahlen verkauft werden. Um das zu erreichen. erscheint ihnen ei ne offensive Verkaufsaktivität und die Erschließung neuer Märkte erforderlich. Hoffnung Ostgeschäfte? [)ie Logik dieser Forderumgen liegt auf der Hand: Da ohne Erhöhung des Anlagekapitals höhere Stückzahlen hergestellt werden könnten, wäre Steyr auf diesem Weg kostenmäßig rasch aus dem Schneider - vor allem auch was die Belastung durch die umfangreiche Zentralbürokratie des Konzerns betrifft. Ein Morgenrot für Steyr bringen die Verträge mit Bulgarien und China. Und noch für heuer wird der eine oder andere saftige Abschluß mit weiteren sozialistischen Ländern erwartet. Darüber hinaus gibt es längerfristig Bemühungen um Kooperationen. Bekannt ist aber auch, daß man im Ostgeschäft schon etwas zu bieten haben muß, um Erfolge zu erzielen. In dieser Hinsicht braucht Steyr tatsächlich keinen Vergleich zu scheuen. Insbesondere bei der LkwProduktion - aber auch bei Traktoren ·und Erntefahrzeugen - verfügt das Werk über enorme Erfahrung. Zugute kommt Steyr auch die große Produktionstiefe, womit der hohe Anteil von „Hausgemachtem" am Endprodukt gemeint ist. Und gewissermaßen überstrahlt werden d iese Vorteile noch durch die ständige \Veiterentwicklung der Produkte, insbesondere auf dem Motorsektor, wo der Multikonkurrenz immer wieder der Atem wegbleibt, wenn sie sieht, welche Neuerungen in dem vergleichweise kleinen Werk das Licht der Welt erblicken. Welcher Laie weiß schon, daß Steyr gemeinsam mit den Skandinaviern bei der Turbo-Ladetechnik als erster am Ball war. Der Universalmotor Besonders stolz ist der Leiter der Motorenentwicklung, Diplomingenieur Dr. Kurt Lettner, beispielsweise auf den 6,6-Liter-Universalmotor mit der Typenbezeichnung WD 612. Er deckt den Leistungsbereich von 120 bis 210 PS ab. Seine Besonderheit besteht, abgesehen von niedrigen Verbrauchs- und Abgaswerten, in zwei Faktoren : ErsLen,s ist er mit Zyllinderlaufbüchsen ausgestattet, die den Dichtungsbedarf minimieren und Reparaturen stark vereinfachen. zweitens wird di eses Modell sowohl in Lkw als auch ~n 'I'r.aiktoren eingebaut, wobei 90 Prozent der Teile identisch sind. Der Unterschied zwischen den beiden Varianten hängt damit zusammen, daß der Motor im Traktor selbsttragend ist und dementsprechende Außenvorrichtungen aufweist. Das Aggregat im engeren Sinn ist jedoch identisch. Am SDP-Standort Steyr sind Technfäer und Arbei•~er grundsätzlich davon überzeugt, daß die l00jährige Erfahrung im Fahrzeugbau voll genutzt werden soll. - Mit diesem ,,Pfund" muß man arbeiten, statt irgend etwas Neues zu maohien. Drei positive Punkte werden dazu angeführt, die übrigens auch für die Entscheidung Chinas zugunsten von Steyr ausschlaggebend gewesen sein dürften: erstens eile Verfügung über eine ausgereifte Technologie zur rationellen Fertigung auch kleinerer Stückzahen, zwieJtens das umfassen-die Know-hOlw über alle Elemente -des Fahirzeugbaues, d!fiitt,ens dde hohe, im internationalen Vergleich erwiesene Produktqualität. Daß die Betriebsräte mit ihrer Ansicht nicht allein auf weiter Flur stehen, geht daraus hervor, daß es eine Reihe von Anzeichen d afür gibt, daß vom SDP-Vorstand ernsthafte Bemühungen ausgehen, eine ganze ,Reihe von Kooperationen und Projekten mit sozialistischen Ländern voranzutreiben. Trotz -ihrer geographisc~en Nähe wurde die ökonomische Potenz dieser Staaten in Österreich lange Zeit unzureichend erkannt. Tatsiächliich bieten stalbiße Planwirtschaften in günstigen Fällen für Großfirmen des kleinen Österreich einen Ersatz für den vergleichsweise beschränkten Inlandsmarkt als stabiles Standbein. Die VOESTAlpine könnte zu der Thematik mit ganzen Arien aufwarten. Hen Dipl Ing. D, Ku ,1 Letlner be, der Erkl arung der Besonderheiten des neuen Motors
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