Vorwärts Nr. 4, 16. Jahrgang, November 1983

Osthand.el mildert Schwierigkeiten! Otto Treml, Gemeinderat, Landesobmann der KPÖ-OÖ. Die Fahrzeugindustrie der westlichen Industrieländer steckt seit nahezu zehn Jahren in einer tiefen Krise, die in den USA ihren Ausgang nahm. Diese Krise schlug 1978 erstmals auch auf unser Werk durch , wobei es aber gelang, durch einen Großauftrag der Volksrepublik Polen den Beschäftigtenstand zu halten, ja sogar auszubauen . Es wäre sonst schon damals zu großen Kündigungen gekommen. Im Jahre 1978 belief sich der Belegschaftsstand im Gesamtkonzern auf 16.767 Personen, während er bis 1980 auf 18.965 anstieg. 1981 entfiel dann der PolenAuftrag und es kam zusammen mit den Schwierigkeiten in Nigeria und dem Ausbleiben des Fahrradgeschäftes mit den USA wieder zu Personalreduktionen. Seitdem ist der Belegschaftsstand um 3000 auf rund 16.000 gesunken. Steyr produziert exportorientiert (vor allem Traktoren und LKW) . In diesem Zusammenhang wirkte ·sich die Ausrichtung des Vorstandes auf die Krisenländer der westlichen Welt infolge des enormen Importdruckes schmerzhaft aus. Besonders in den letzten Jahren wurden nicht alle Möglichkeiten seitens des Vorstandes genutzt, um sich stärker auf neue Absatzmöglichkeiten in sozialistischen Ländern zu orientieren. Von seiten der SP-Betriebsratsmehrheit konnte man immer wieder hören , daß der Osthandel nichts bringe. Die Tatsachen sprechen aber eine andere Sprache: Durch die Handelsbeziehungen mit den sozialistischen Ländern gibt es in Österreich heute um 150.000 bis 200.000 Arbeitslose weniger. Seit vielen Jahren sind in unserem Bundesland tausende Arbeitsplätze durch langfristige Verträge mit diesen Ländern gesichert, so bei GFM in Steyr oder bei der Voest-Alpine und der Schiffswerft in Linz. Der Gewerkschaftliche Linksblock und die KPÖ waren und sind weiter der Auffassung, daß Steyr-Daimler-Puch mehr als bisher im eigenen Interesse für die Ausweitung der Osthandelsbeziehungen tun könnte. Möglichkeiten gibt es dazu viele. Generaldirektor-Stellvertreter Feichtinger meinte kürzlich : ,,Die Reaktivierung des Ostgeschäftes schafft neue Möglichkeiten". So ist zum Beispiel derzeit von Verhandlungen mit der Sowjetunion die Rede. Die DDR ist derzeit der beste Kunde für Steyr-Forstmaschinen und noch im laufenden Jahr ist mit Anschlußaufträgen zu rechnen. Am 3. Oktober dieses Jahres hat Steyr mit der bulgarischen Firma „Balkankar" einen Vertrag abgeschlossen, der den Bau von bis zu 3000 Autobussen pro Jahr nach einer Lizenz von Steyr-Daimler-Puch vorsieht, woraus sich entsprechende Zuliefermöglichkeiten ergeben. Welche Möglichkeiten bestehen, zeigen nicht zuletzt die Verhandlungen mit der Volksrepublik China,.wo sich die größten sechs LKW-Pruduzenten um einen Großauftrag bemühen, so auch Steyr-Daimler-Puch. 'Offenkundig hat Steyr den Qualitätsvorteil auf seiner Seite, so daß die Verhandlungen über ein Technologieprojekt mit entsprechenden Liefermög Iichkeiten iri ein konkretes Stadium getreten sind. Die bereits gelieferten Schwer-LKW haben sich bestens bewährt und demonstrieren den hohen Stand der Technologie unserer Produkte. Die Leistungen der Steyr Techniker und Arbeiter genießen international höchstes Ansehen. Dies ist die Basis für einen erfolgreichen Abschluß des China-Geschäftes und - die entsprechenden Bemühungen des Vorstandes vorausgesetzt - für weitere Möglichkeiten auf den sozialistischen Märkten . KPÖ und Gewerkschaftlicher Linksblock haben die Notwendigkeit des Osthandels immer wieder unterstrichen, aber nicht immer Zustimmung gefunden . Wir ließen uns von der Überzeugung leiten , daß eine zu starke Orientierung auf die krisengeschüttelten Westmärkte für einen exportorientierten Betrieb sehr gefährlich sein kann . Die Schwierigkeiten, die im Gefolge der Krise der westlichen Fahrzeugindustrien aufgetreten sind, lassen sich durch stärkere Bemühungen im Ostgeschäft eindämmen. Viel Überlegungsspielraum bleibt nicht, wenn verhindert werde.n soll, daß Steyr den bitteren Abstieg zur Krisenregion antritt. SPRECHTAG Gemeinderat OTTO TREML Jeden Dienstag von 14 - 17 Uhr KPÖ-Sekrätariat Steyr Johannesgasse 16 Telefon 23179 oder Linz 0732 / 52158' Kommen Sie mit Ihren Fragen und Problemen, wir geben Auskunft und Rat in allen kommunalen Fragen.

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