Vorwärts Nr. 1, 15. Jahrgang, Jänner 1982

Anfang 1982: • •• GROSSTE BELASTUNGSWELLE - HÖCHSTE ARBEITSLOSENZAHL Waren bisher Preis- und Tariferhöhungen Grund zur Unzufriedenheit vieler arbeitender Menschen und Pensionisten, so zwingt jetzt der Teuerungsschock auch zu ernsten Überlegungen, wo gespart werden soll, wie man sich einschränken kann, wie es überhaupt weitergehen soll. WOHNEN Spitzenreiter der Teuerung sind die Wohnkosten. Die beträchtlichen Erhöhungen mit 1. Jänner sind für viele Mieter erst ein Anfang . Es sind vorläufig höhere Betriebskosten, die gestiegene Verwaltungsgebühr und die Umlegung der Mehrwertsteuer auf die Mieter. Das dicke Ende der Mietzinserhöhungen auf Grund des neuen Mietrechtes steht für viele Mieter noch ins Haus. Für die meisten ab 1. März. STROMPREIS Die Strompreiserhöhung, unterschiedlich nach Bundesländern, am höchsten in Wien mit 16 Prozent, kommt sowohl bei diesen Betriebskosten als auch im einzelnen Haushalt zum Tragen und schlägt sich auch in allen Preisen nieder. KREDITZINSEN Wesentliches Element. der Teuerung mit Auswirkung auf Wohnkosten und viele andere Verbraucherpreise sind die hohen Kreditzinsen der Banken, die bei Wohnungskrediten sogar noch gestiegen sind. MEDIKAMENTE Mit der Erhöhung der Medikamentengebühr von 15 auf 18 Schilling und der Überwälzung der Kosten notwendiger Heilbehelfe auf die Patienten werden vor allem ältere Menschen hart getroffen. Gegen die überhöhten Profite der Arzneimittelindustrie wird nichts unternommen. ERDGL Am deutlichsten zeigt sich die Technik der Profitmacher am Beispiel der Preise für Benzin und andere Erdölprodukte. Im September des vergangenen Jahres wurde die Preisregelung aufgehoben. Die Preise stiegen und blieben auch hoch, während am Weltmarkt bereits die Preise fielen. So 1 kam es, daß in unserer unmittelbaren Nachbarschaft Benzin um 2 Schilling billiger war als bei uns in Österreich. Die weiche Verhandlungstaktik des Handelsministers, die Weigerung der Bundesregierung, eine ausreichende Preissenkung durchzusetzen, ermöglicht es den Erdölmultis, bei den Autofahrern und den Benützern von Ölheizungen gewaltig abzukassieren. VERSICHERUNG Auch werden die Autofahrer schon seit 1. Jänner mittels höherer Versicherungsprämien geschröpft. Dabei haben die Versicherungen schon bisher nicht draufgezahlt. STRASSENBAHN Wer sich entschließt, weniger Auto zu fahren, und auf ein öffentliches Verkehrsmittel umzusteigen, dem wird das in Wien und Linz durch massive Tariferhöhungen schwer gemacht. Die Gemeinde Wien kassiert allein bei Tariferhöhungen ab 1. Jänner 200 Millionen Schilling mehr bei den Fahrgästen. Diese Belastungen sichern keine Arbeitsplätze! Im Gegenteil: Die sinkende Kaufkraft der arbeitenden Menschen und der Pensionisten bewirkt ein Sinken des Absatzes und damit der Produktion, was zu einem Verlust von Arbeitsplätzen führen muß. Die größte Belastungswelle hat auch zur größten Arbeitslosenzahl seit mehr als einem Jahrzehnt beigetragen. Zum erstenmal ist heuer die Gesamtzahl der Beschäftigten gesunken. Hebung der Kaufkraft der arbeitenden Menschen und der Pensionisten wäre daher ein wichtiges Element zur Sichen1ng der Arbeitsplätze. Im Interesse aller arbeitenden Menschen und zur Sicherung der Arbeitsplätze ist notwendig: • Mehr Preisregelung mit stärkerer Kontrolle der Handelsspannen, wie es auch die Arbeiterkammern fordern. • Senkung der Großhandelsspannen - die Konsumgenossenschaften müssen sich ihrer alten Funktion als Preisdrücker besinnen. • Statt weiterer Belastungen der Mieter, soziale Gestaltung aller Wohnkosten. • Um die Massenkaufkraft zu heben, müssen auch die Lohnabschlüsse und die Pensionsanpassung die Realeinkommen erhöhen! Der gemeinsame Kampf gegen die Belastungspolitik ist ein wesentlicher Beitrag zur Sicherung der Arbeitsplätze!

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