Vorwärts Nr. 6, 13. Jahrgang, November 1980

Fortsetzung von Seite 1 Linksblock immer für die Arbeiter Der Gewerkschaftliche Linksblock hat immer im Betriebsrat und im »Steyrer Werksarbeiter« im Interesse der Kolleginnen und Kollegen Probleme angepackt, brauchbare Vorschläge gemacht und Kritik geübt. Eine ganze Reihe dieser Vorschläge und Anregungen wurde auch verwirklicht. Darüber haben wir laufend im »Steyrer Werksarbeiter« berichtet. Alles was in der abgelaufenen Betriebsratsperiode in unserem Werk erreicht wurde, ist nicht der Verdienst irgendeiner Betriebsratsfraktion, sondern, es waren die erhöhten Leistungen der Kolleginnen und Kollegen, welche gewisse Verbesserungen ermöglicht haben. Die vorwärtsdrängende Kraft war auch in den letzten drei Jahren wieder der Gewerkschaftliche Linksblock. Der Linksblock hat bei den Lohnrunden immer wieder erklärt, daß mehr drin sein müßte. Die Abschlüsse sind so mager ausgefallen, weil die SPÖ-Fraktion den Kampf nicht wollte. Seit Jahren wird von der LinksblockFraktion die Forderung nach Durchsetzung einer sozialen Steuerreform erhoben. Die SPÖ-Fraktion anerkennt zwar »im Prinzip« die Notwendigkeit einer Milderung der Lohnsteuerprogression, aber sie tut kaum etwas dazu, um in dieser Frage wirklich voranzukommen. Der Linksblock hat seit Jahren aufgezeigt, wie wichtig der Osthandel für die Sicherung der Arbeitsplätze ist, während die anderen hartnäckig jahrelang versucht haben, diese Geschäftsverbindungen zu diffamieren. Über den Betrieb hinaus Aber auch in der Gewerkschaft hat der Linksblock stets die heißen Eisen angepackt, die Lohnsteuerreform urgiert und sich energisch für die Besserstellung der Schichtarbeiter und Pendler eingesetzt. Während SPÖ- und ÖAAB-Betriebsräte im Betrieb gelegentlich recht »radikale« Töne anschlagen, verhalten sie sich in den Gewerkschaftsgremien meist lammfromm und in der Regel als die großen Schweiger, stimmen gegen positive Anträge und zeigen dadurch ihr wahres Gesicht. Auch im Gemeinderat verhalten sie sich genauso. Alle Gebühren- und Tariferhöhungen der letzten Zeit im Ausmaß bis über 50 Prozent, wurden von den SPÖ-Betriebsräten im Gemeinderat befürwortet und beschlossen. Der Gewerkschaftliche Linksblock hat immer und vor jedem Forum ausgesprochen, was notwendig ist, und hat dadurch stets als vorwärtstreibende Kraft gewirkt. Diese Funktion wird er auch in Zukunft ausüben. Linksblock - Mascher Gestiegen sind bei uns im Werk in den letzten Jahren zwei Dinge : Erstens die Leistungen der Arbeiterinnen und Arbeiter sowie der Angestellten und dadurch zweitens die Umsatzzahlen des Betriebes. Heute wird pro Beschäftigtem ein Umsatz von rund 760.000 Schilling erwirtschaftet, bis 1985 soll diese Zahl gar auf über eine Million Schilling steigen. Eine andere wichtige Größe ist allerdings kaum gestiegen, da es sie in den letzten Jahren fast nicht gab: innerbetriebliche Lohnerhöhungen. Der Kollektivvertragsabschluß war heuer besonders mies. Erinnern möchte ich dabei daran, daß die Gewerkschaftsführung der Metallarbeiter der Industrie in der ersten Verhandlungsrunde sogar auf den Mindestbetrag verzichtete und erst der Unmut der Kollegen darüber, und daß bei den Industrieangestellten sehr wohl einer erreicht werden konnte, die Verhandlungen wieder aufgenommen hat. Abschluß nun : 530 Schilling Mindestbetrag. Gefordert waren 610 Schilling. Was wir jetzt kollektivvertraglich nicht bekommen, sollten wir uns zumindest innerbetrieblich holen. Von den 530 Schilling bleibt aber nicht allzu viel übrig. Dafür sorgt schon unser Herr Finanzminister. Er selbst weiß ja auch kaum, was das bedeutet, kassiert er doch weit mehr als eine Million im Jahr allein als Minister, ganz zu schweigen von Einkünften aus der Steuerberatungskanzlei. Auf der Delegiertenkonferenz der Stey•-Werke, an der 400 Beschäftigte, Betriebsräte, Vertrauensmänner sowie die Direktoren, der Bürgermeister teilnahmen und Androsch über »Österreichs Situation« referierte, habe ich die Frage einer Steuerreform angeschnitten. Auf die Dauer ist es untragbar, daß die Lohnsteuer ständig steigt, während die Steuern, die die Großunternehmer zahlen, bestenfalls minimal zunehmen, meist stagnieren und teilweise sogar zurückgehen. Anhand eines Beispiels aus der Steyrer Arbeiterschaft: 1970 Lohnsteuer 636 Schilling, 1975 kletterte sie auf 1.540 und heuer gar auf 2.300 Schilling monatlich - das ist eine Steigerung um das rund dreieinhalbfache - die Löhne sind in dieser Zeit keineswegs so stark gestiegen. »Kein Geld« wird zumeist als »Argument« gegen eine Steuerreform eingewendet. Das aber ist leicht zu widerlegen. Ende des vergangenen Jahres waren die Unternehmer allein 14.491 Millionen Schilling an Steuern schuldig - die eingetrieben und eine Steuerreform zugunsten der arbeitenden Bevölkerung wäre schon bezahlt. Das ist aber nicht alles : Der Rechnungshof deckte vor kurzem auf, daß die Unternehmer nicht nur ihre eigenen Steuern schuldig bleiben, sondern im Vorjahr sogar 646 Millionen Schilling an Lohnsteuer nicht ablieferten, jene Steuern also, die den Arbeitern und Angestellten bereits abgezogen werden, bevor diese das Lohnsacker! noch erhalten. Dafür kassiert Androsch von der werktätigen Bevölkerung wo's nur geht. Bei der Wohnhausrenovierung in Steyr-Münichholz, wo 2.333 Mieter ordentlich geschröpft werden sollen, beteiligt er sich, indem er rund zehn Millionen an Umsatzsteuer aus den Taschen der Mieter ziehen will. Die Mieter sollten für diese Renovierungsarbeiten runde 150 Millionen aufbringen, umgelegt: etwa 65.000 Schilling für jeden Mieter in den nächsten Jahren. Bei der Delegiertenkonferenz habe ich den Finanzminister aufgefordert, zumindest auf die zehn Millionen zu verzichten. Außerdem habe ich von unserer Direktion verlangt, daß die Steyr-Werke einen entsprechend hohen Anteil an den Kosten für die Enttarnung der WAGHäuser leisten sollen, sie haben ja schließlich das Einweisungsrecht in diese Wohnungen. Zu all diesen Problemen hat unser Betriebsratsobmann Heigl allerdings nicht einmal den Mund aufgemacht. Dem überparteilichen Aktionskomitee zur Abwehr dieser enormen Belastungen ließ er nur mitteilen, daß er sich überhaupt nicht zuständig fühle. Der Großteil dieser Mieter sind allerdings entweder Steyr-Werksbeschäftigte oder Pensionisten, die in ihrer aktiven Zeit im Steyr-Werk gearbeitet haben. - Sorgen und Nöte von Steyr-Werksbeschäftigten - den SPBRO kümmert's nicht. Gustl Mascher Linksblock ehrte Josef Jungwirth Seit fast sechzig Jahren ist Josef Jungwirth Mitglied der Metallarbeitergewerkschaft und war bis zu seiner Pensionierung im Steyr-Werk in der Abteilung H-Bau als E-Schweißer und Betriebsrat im Interesse seiner Kolleginnen und Kollegen tätig. Für seine großen Verdienste überreichte Kollege Siegfried Vratny namens des Linksblocks das goldene Ehrenabzeichen mit Diplom. Im Bild von links nach rechts: Josef Jungwirth und Siegfried Vratny

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