Zu Mittag desselben Tages wurde über den Rundfunk der Inhalt des Lohn-Preis-Paktes bekanntgegeben: Unter anderem wurde Brot von 1.90 auf 2.40 S verteuert, die Semmel von 17 auf 27 Groschen, Mehl von 1.82 auf 2.98 S und der Strompreis um 42 Prozent. Als »Abgeltung« all dieser gravierenden Teuerungen sollten wir eine Lohnerhöhung von zehn Prozent bekommen. Am nächsten Tag wurde in einer Vollversammlung von der gesamten Belegschaft einstimmig der Streik beschlossen. Der ÖGB-Präsident wurde aufgefordert, in einer Vollversammlung seine Politik zu rechtfertigen. Eine Delegation der Steyr-Werke wurde von ihm jedoch gar nicht empfangen. Am 30. September nahmen dann 13 Arbeiterfunktionäre aller politischen Richtungen an der großen gesamtösterreichischen Betriebsrätekonferenz in Wien-Floridsdorf teil. Dort wurde beschlossen, die Streiks bis zu einer Stellungnahme der Regierung zu unterbrechen und wenn diese nicht erfolge, am 4. Oktober wieder in den Ausstand zu treten. Das gab allerdings der Regierung und der Exekutive die Möglichkeit, massiv die Arbeiterschaft einzuschüchtern, Verhaftungen und Entlassungen wurden angedroht. Auch die SP-Spitze übte Druck auf ihre Betriebsräte aus. So riefen dann auch schon die Spitzenfunktionäre der SP in Steyr zum Streikbruch auf. Aber in Steyr wurde weiter gestreikt. In einer Vollversammlung am 2. Oktober wurde trotz der Einschüchterungsversuche der Direktion und der Sprecher der SP-Fraktion in einer geheimen Abstimmung von der Mehrheit der Belegschaft für den Streik entschieden. 3893 Kollegen sprachen sich für den Streik, 1705 gegen den Streik aus. Ordnungsdienst verhinderte Provokationen Am 4. Oktober, nachdem das Ultimatum an die Regierung ergebnislos abgelaufen war, demonstrierten wir erneut geschlossen auf dem Hauptplatz in Steyr. Da war schon ein starker Ordnungsdienst notwendig, um mögliche Provokationen auszuschließen, denn am Vortag hatte der Innenminister in der Nähe von Steyr Gendarmerieeinheiten zusammengezogen. Im Anschluß an die Kundgebung wurde im ganzen Stadtgebiet ein Flugblatt von SP und Werkdirektion verteilt, in dem jedem die Entlassung angedroht wurde, der am nächsten Tag nicht die Arbeit wieder aufnehme. Der Antrag der Kommunisten, den Streik am nächsten Morgen organisiert und einheitlich mit einer Vollversammlung zu beenden, wurde von den SP-Funktionären abgelehnt. Sie versprachen allerdings bei dieser Gelegenheit, daß niemand, der maßgeblich am Streik beteiligt gewesen ist, gemaßregelt würde. Noch am selben Abend wurde das Werk von Gendarmerieeinheiten mit Stahlhelm und Karabiner besetzt. Die Streikleitung hat uns aufgefordert, die Streikpostenführung aufzugeben und das Werk zu verlassen, bevor wir verhaftet würden. Maßregelungen Die Putschlüge, die schon während des Streiks lanciert worden war, um die Arbeiterschaft aufzuspalten und die streikenden SP-ler zur Räson zu bringen, mußte nachher vor allem für die zahlreichen Maßregelungen herhalten, 150 Kommunisten, Betriebsräte und gewählte Vertrauensmänner wurden sogleich entlassen, mit der Ausrichtung, daß sie in ganz Steyr und Umgebung keine Arbeit mehr bekommen sollten. Dennoch gelang es uns Kommunisten, bei den Betriebsratswahlen im Jahre 1951 mit über 2000 Stimmen die höchste Stimmenanzahl zu erreichen, die wir je hatten, und mit acht Mandaten wieder in den Betriebsrat einzuziehen. Die SP-Fraktion in Zusammenarbeit mit dem damaligen Generaldirektor Glöckel schaffte es allerdings dann, daß sich bis 1953 die Zahl der Gemaßregelten, Kommunisten, fortschrittlichen Arbeitern und »Verdächtigen« auf mehr als 400 erhöhte. Darüber hinaus haben sie ihre Kinder zu arbeitsamen Menschen erzogen, ein Kapital, das gar nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. Nun ist sicher für die älteren Menschen schon e1n1ges erreicht worden, und die KPÖ anerkennt solche Leistungen, besonders auch in der Stadt Steyr. Jeder Kommunalpolitiker aber weiß, daß es noch immer große Probleme zu lösen gibt. Die älteren Menschen wissen seit ihrer Firmung, daß einem im Leben nichts geschenkt wird, sondern daß man sich alles erkämpfen muß. Die KPÖ wird stets die vollauf berechtigten Anliegen der älteren Menschen unterstützen. Wenn die älteren Menschen auch die KPÖ unterstützen, dann trägt dies dazu bei, daß die anstehenden Fragen schneller und besser gelöst werden können. 4 TAGE FLUGREISE NACH MOSKAU vom 6. bis 9- November 1980. Der Preis beträgt 3.460 Schilling für Flug Wien-Moskau-Wien, Visa, Vollpension, DZ mit Bad oder Dusche und Transfers in Moskau. Annwldun: K~O-Ste r
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