Vorwärts Nr. 3, 13. Jahrgang, Juni 1980

Eigentümer,Herausgeber, Verleger und Druck: KPÖ Steyr, Johannesgasse 16. Für den Inhalt verantwortl.: r - - - - - - - - - - - - - - 7 Martin Grasser Steyr Steinfeldstrasse Nr. 11 1 Ers, ·heinungsort: S t e y r 1 L ______________ .J Verlagspostamt: Steyr 4400 j 13.Jahrgang Juni 1980 Nu11JT1er 3 BETRIEBSRAT GUSTL MASCHER: WIE ANDROSCH STEYRER MIETER SCHROPFT Finanzminister kassiert aus Hausreparaturen 10 Millionen In Steyr-Münichholz sollen 2333 Mieter, die in Wohnbauten der Wohnungs-Aktiengesellschaft (WAG) un - tergebracht sind, für unbedingt er - forderliche Reparaturarbeiten den Betrag von 150 Millionen Schilling aus eigener Ta s che bezahlen. Das ergibt in den nächsten Jahren pro Mieter eine finanzielle Belas tung von 65.000 Schilling. Der Finanzminister kassiert bei dieser Wohnhausrenovierung allein durch die Mehrwertsteuer rund zehn Millionen Schilling. Auf der am 21.Mai in den Steyr-Wer - ken abgehaltenen Delegiertenkonferenz, bei der Finanzminister An - drosch das · Hauptreferat hielt, packte Betriebsrat Gustl Mascher (Gewerkschaftlicher Linksblock) die Gelegenheit beim Schopf und brachte dieses Problem zur Sprache. Finanzminister Androsch hatte vor - her den rund 400 Delegierten eingeredet, in Österreich habe sich in den letzten Jahren dank der SPRegierung ein "neuer Wohlstand" entwickelt und die Arbeiterschaft gehöre nunmehr "zur Mittelklasse". Demgegenüber sagte Betriebsrat Gustl Hascher, von den ungeheuren finanziellen Belastungen bei den Wohnungsreparaturen in Münichholz seien vor allem Arbeiter, Angestellte und Pensionisten der SteyrWerke betroffen. Mascher (GLB) forderte den Finanz - minister auf, er möge doch auf die zehn Millionen Schilling Mehrwertsteuer verzichten, die er den Mie - tern von Münichholz aus der Tasche ziehe. Der SP-Minister beharrte aber nicht nur auf der achtprozentigen Mehrwertsteuer, sondern verstieg sich sogar zu der hämischen Behauptung, die Mieter der WAG - Woh - nungen sollten eigentlich froh sein, denn sie müßten, nicht so großzügig wäre, 18 Prozent Mehrwertsteuer len. wenn er ansonst bezahZUM SCHADEN DER MIETER ALSO NOCH DER SPOTT DES HERRN ANDROSCH ! STEYR -WERKSDIREKTION SOLL ZAHLEN Betriebsrat Gustl Hascher verlangte außerdem von der Steyr-Werksdirektion (die auf der Delegier - tenkonferenz durch den stellvertretenden Generaldirektor Feichtinger vertreten war), daß die Steyr-Werke einen entsprechend hohen Anteil an den Renovierungsarbeiten beitra - gen müßten, da die Direktion ja schließlich das Einweisungsrecht in diese 2333 WAG-Wohnungen habe. 1000JAHRE S T E V R KPO - STEYR WAHLT BEZIRKSLEITUNG Im Rahmen der Delegiertenkonferenz der KPÖ- Bezirksorganis ation Steyr wurde kürzli ch die Neuwahl der Bezirkslei - tung für di e nächsten zwei Jahre durchgeführt. Die in geheimer Wahl ein s timmig gewählte Bezirksleitung setzt s ich aus sechzehn Mitgliedern zu s ammen, an deren Spitze Gemeinderat Otto Treml al s Obmann, der Steyr - Werke Betriebsrat August Mascher, der Bezirksobmann des Mieter - schutzverbandes Martin Gras - ser, die Betriebsräte Herbert Hascher und Anselm Hinterrei thner sowie Siegfried Vratny stehen. Die Delegiertenkonferenz stellte unter anderem die Forderung an die Bundesregierung, die Mehrwertsteuer bei Mietzinsen und Betiebskosten abzuschaffen. Konkret 2333 wird kriti s iert, daß Münichholzer Mieter durch die von der WAG Linz beim Bezirksgericht Steyr be - antragte Mietzinserhöhung für Instandhaltungskosten mit über 10 Millionen Schilling Mehrwertsteuer belastet werden. Eine solche Steuerpoli - tik sei unsozial und einer sozialistischen Regierung unwürdig, betonte die Delegiertenkonferenz.

Steyrer Arbeit hat hohe Qualität . DDR-Botschafter Schramm Ober den guten Stand der Wirtschaftsbeziehungen DDR-Delegation wurde von Generaldirektor-Stellv . Johan Julius Feichtinger empfangen.(Werkfoto) r. v.l.n.r.: Botschafter Schramm,Dir.Ramnek,W.Luft, Oberbürgermeister G.Sachs,Botschaftss.R.Langer V.l.n.r. :Handels rat Krüger,Botschafter Schramm, GR Treml ,Oberbgm.Sachs u.Vorarbeiter Götz. DDR-Botschafter Schramm Im Rahmen der PlauenTage in Steyr hielt der Botschafter der Deutschen Demokratischen Republik in Osterreich, Gerhard Schramm, im Arbeiterheim-Casino einen Vortrag über Stand und Perspektiven der Beziehungen Osterreich-DDR. Botschailter Schramm wurde von Bürgermeister Weißherzlich begrüßt, und im zahlreich erschienenen Publikum waren wichtige Exponenten der Politik, Wirtschaft und Kultur vertreten. Botschafter Schramm erinnerte daran, daß die guten Beziehungen zwischen Steyr und der Stadt Plauen im Vogtland schon auf eine zehnjährige Tradition zurückblicken können und schon in einer Zeit entstanden sind, da die DDR vom Westen noch nicht diplomatisch aaerkannt war. Er wünsche der Stadt Steyr alles Gute zum 100-0-Jahr-Jubiläum und sei überzeugt, daß sich die Beziehungen zwischen Osterreich und der DDR weiter positiv entwikkeln werden. Das Bundesland Oberösterreich und die Stadt Steyr haben an den guten Wirtschaftsbeziehungen mit der DDR namhaften Anteil. Allgemein bekannt sind die großen Aufträge, welche die DDR an die VöestAlpine vergeben habe, auch mit Ranshofen, der Chemie Linz und der Firma Plasser und Theurer gebe es einen regen Wirtschaftsaustausch. Aus Steyr bezieht die DDR Wälzlager, von der Firma GFM Schmiedemaschinen und von der Firma Stern wichtige • Werkzeuge. Auch mit der Steyr-Daimler-Puch AG gibt es bereits gute Verbindungen, und die DDR hat eine Anzahl von Spezialfahrzeugen bestellt beziehungsweise abgenommen. In der DDR werde die hohe Qualität der Produktion in Steyr hoch eingeschätzt. Die DDR freue sich, daß sie durch diese guten Handelsbeziehungen auch einen Beitrag für die Sicherung der Arbeitsplätze leisten könne. An die Sportler gewendet, erklärte Botscha[ler Schramm, die DDR-Sportler freuen sich schon darauf; mit den österreichischen Sportlern bei der Olympiade in Moskau ihre Kräfte messen zu können.

Steyr vertieft Freundschaft mit der DDR Erklärung der Bürgermeister von Steyr und Plauen Ober den Ausbau der Kontakte Anläßlich des Besuches der unter Führung von Oberbürgermeister Gerhard Sachs stehenden Delegation von DDR-Kommunalpolitikern aus Plauen in Steyr wur<len die seit rund zehn Jahren bestehenden freundschaftlichen l{ontakte zwischen beiden Städten durch Veranstaltun,gen und einer sechs Tage dauernden Ausstellung im Festsaal des Rathauses vertieft. Diese Ausstellun•g, die ein reges Interesse fand, sowie eine DDRVerkaufswoche im Kaufhaus Gerngross, Informationen über das Reiseland DDR, Filmtage im Volkskino, eine Lesung des bekannten DDRSchriftstellers Peter Edel und das Angebot vogtländischer Spezialitäten im Gerngross-Restaurant trugen dazu bei, die Steyrer mit dem Leben in der DDR und besonders in der Stadt Plauen bekannt zu machen. Um die freundschaftlichen Beziehungen zu festigen, unterzeichneten Plauens OberbÜJ:,germeister Gerhard Sachs und Bürgermeister Franz Weiß eine Vereinbarung, wonach die seit zehn Jahren gepflegte Städtepartnerschaft weiter ausgebaut werden soll. Zum Erfahrun,gsaustausch über gemeinsame interessierende Fragen der Kommunalpolitik tauschen beide Städte Delegationen aus. Hauptthemen sind der Wohnungsbau, die Erhaltung der alten Bausubstan,z, das Gesundheitswesen und das Sozialwesen, Fragen des Verkehrs und der wirtschaftlichen Dienstleistungen sowie Probleme der Kultur, der Naherholung und des Kinder- und Jugendsports. Darüber hinaus ist eine weitere Ausstellung der Stadt Steyr im Rathaus Plauen für das Jahr 1932 geplant. Außerdem soll durch den Austausch von Reisegruppen die Begegnung gefördert werden,. e Der Stadtsenat von Steyr und der Rat der Stadt Plauen · berichten jährliich vor dem Gemeinderat und der Stadtverordnetenversammhmi über den Stand der Verwirklichung der abgeschlossenen Arbeitsvereinbarung zwischen Steyr und Plauen. DDR GÄSTE IM HAUPTWERK Am 7.Mai wurde die Plauener Delegation unter der Führung von Oberbürgermeister Gerhard Sachs,DDR Botschafter Schramm, Botschaftsrat Reichel ,Bürgermeister Weiss u.GR Treml vom Generaldirektor-Stellv. J.Feichtinger im Waffensaal zu einer Aussprache u.Werksbesichtigung empfangen. Vizebü r germe ister Schwarz dankt DDR Botschafter Schramm für den Vortraq im Arbeiterheim-Casino. Im Bild v.l.r.: Oberbgm .Sachs, GeneraldirektorStellv .J.Feichtinger, B.Schramm u.Bgm. F.Weiss. Freundschaftsabend im Parteihaus der KPö-Steyr. V. l .n.r. :Botscha ftsrat Reichel ,Sekretär W.Luft, Oberbürgermeister Sachs ,GR Treml und S.Vratny.

'. ,.~\\\%\\\%~\\\\\~\\\\\\x\\ \%\\\~IW&~\\%\\~ ·• DEN ANFÄNGEN WEHREN! ~ . : ; Die 140.000 Stimmen für den Neonazi Norbert Burger sind ein Alarmsignal ~ ~ für alle Demokraten. Den größten Stimmenanteil errang der NDP-Führer ~ * auf dem Land, vor allem in Rand- und Grenzgebieten mit hoher Arbeits- §2' ~ losigkeit. Dort gab es auch keine antifaschistischen Gegenaktionen, der ~ ~ ; in Italien wegen Terrorismus zu lebenslangem Zuchthaus verurteilte ~ ·9s· Burger konnte in diesen Gebieten ungehindert agitieren. ~ ~ ~ ~ In den Städten lief es anders. . . ~ ~ ~ ~ Den niedrigsten Stimmenanteil gab es in den Städten, in denen die Anti- -~ ~ faschisten demokratische Gegenkundgebungen durchführten und Auf- ::% §§" klärungsarbeit leisteten. Gibt es einen besseren Beweis, wie wichtig es ~ z · ~ ~ ist, daß sich die Demokraten den Neonazis geschlossen entgegenstellen? 2c_ ./4-- X ~ ,,Indirekte Propaganda?" f : Und das Ergebnis in Wien, Graz usw. zeigt auch, wie fadenscheinig das ~ ,,Argument" ist, die Antifaschisten würden durch ihre Aktionen die ~ Neonazis „aufwerten". Es sagt schon viel, daß „ Kronen-Zeitung"-Staberl ~ - ~ als erster mit dieser Argumentation kam - völlig unverständlich für viele :3S: -~ Sozialisten hat sich später auch Bundeskanzler Kreisky Staberl angeschlossen. War für Kreisky auch der Kampf gegen Hitler falsch? & . Nicht weiter verharmlosen! Vor allem Bundeskanzler Kreisky meint, man könne noch immer verharmlosen. Das ist ein gefährlicher Weg, der schon einmal in eine Katastrophe geführt hat. Offensichtlich befürchtet Kreisky, er könnte durch harte Maßnahmen gegen Rechtsextremisten gewisse rechte Wähler abschrecken (nach seinen eigenen Angaben macht das Wählerpotential in Richtung Burger 1Obis 15 Prozent aus!). Auch möchte er keine Schwierigkeiten mit führenden Kreisen von FPÖ und ÖVP, die dem Rechtsextremismus wohlwollend gegenüberstehen. Eine besondere Taktik stellt die Rolle der ÖVP dar, an deren Spitze einst der KZler Leopold Figl stand und die sich jetzt vor den Wahlen nicht einmal von NDP-Burger distanzierte. Was ist zu tun? Das wichtigste war und bleibt die antifaschistische Aktionseinheit von Sozialisten, Christen und Kommunisten. Nur gemeinsam können wir die Neonazis zurückdrängen - kämpfen wir daher weiter gemeinsam für unsere Ziele: • Verbot aller Neonazi-Organisationen! • Verbot jeder Neonazi-Propaganda! -~ ~ ; -~ ~ ~ ~':%; i ~ ~ ~ 1 ~ ~ - ~ , ~ 1 1 J

>>Rüstungskonjunktur<<? Hoffnungsschimmer für das österreichische Wirtschaftswachstum: die »Rüstungskonjunktur«. So jedenfalls bezeichneten es Kreisky, Androsch, Weißenberg und Staribacher in den letzten Monaten mehrmals. Wie schön, daß statt Abrüstung oder wenigstens Rüstungsstopp nach den Wiener SALGesprächen zwischen Breshnew und Carter von der NATO die Stationierung neuer Raketen in Westeuropa beschlossen wurde; wie schön, daß die USA ihre Erdölinteressen im Iran und in Arabien mit ihren Flotten und einer »Einsatztruppe« von 110.000 Mann und weiteren Raketenstützpunkten in der Türkei und in Pakistan zu wahren suchen; wie schön, daß man aus der fehlgeschlagenen Amerikanisierung Afnhanistans einen »Überfall« . der Sowjetunion machen kann. Da kommt auch Österreich aus der Krisengefahr, meinen unsere »neutralen« Regierungsmitglieder. Allerdings kostet u~s das eine Kleinigkeit. Im Zuge der »Rustungskonjunktur« greift nämlich au~h in Österreich eine Rüstungshysterie um sich. »Wir brauchen Raketen!« hieß es vor ein paar Monaten. Da gibt es allerdings Probleme mit dem Staatsvertrag. »Abfangjäger müssen herl« rufen nun einige Generäle, und Kreisky nickt weise: eine vordringliche Angelegenheit, für die eben ein paar Milliarden hingeblättert werden müssen. Wessen Konjunktur ist denn hier im Gerede - und wem bleibt auf jeden Fall die Krise 7 1 Panzer = 30 Wohnungen ,i/(//1;- Wir stellen nur ganz kurz fest: Abfangjäger sind für Österreich ein militärischer Unsinn. Bevor die noch starten können, hat ein modernes Bombenflugzeug unser Land aus welcher Richtung immer, schon überflogen und befindet sich über fremdem Territorium. Gar nicht zu reden davon, sollte sich das Ziel auf (neutralem) österreichischem Boden befinden ... Schon aus diesem Grund müßte für Österreich eines vordringlich bleiben: keinerlei Ziel für irgendeinen Angreifer bieten - das heißt eine strikte aktive Neutralitätspolitik machen. 1 Jagdflugzeug = 5 bis 9 Schulen Was gewinnen - was verlieren? Der Staatsvertrag verpflichtet uns, diese Neutralität zu verteidigen, sollte sie verletzt werden. Militärische Verteidigung ist nur eine Möglichkeit. Politische Landesverteidigung .heißt alles tun, was dem Frieden und der Entspannung dient. Dient es diesem Ziel, wenn österreichische Politiker von »Rüstungskonjunktur« reden, sich über ein paaF entsprechende Aufträge für österreichische Industriebetriebe die Hände reiben, dafür auf Grund verschärfter Spannung hunderte friedliche Handels- und Kooperationsgeschäfte gefährden und obendrein in den Sog der Aufrüstung gezogen werden? Immerhin kostet ein Jagdflugzeug dasselbe wie der Bau von fünf bis neun Schulen, mit dem Geld für einen Panzer können mehr als dreißig Dreizimmerwohnungen gebaut werden das Manöver eines Panzerbataillons ver'schlingt den Gegenwert von 26 Kindergärten ... Es kostet unser Geld! In Österreich haben sich schon einige Unternehmer und Manager zu Wort gemeldet: Generaldirektor Malzacher vom Sti:iyrDaimler-Puch-Konzern freut sich laut »Presse« darauf, daß heuer der RüstungsanteH am Gesamtumsatz von 15 bis 20 Prozent um ein Viertel ansteigen solle. Der Chef der »Hirtenberger«, Adolf Hadwiger, hofft auf ein Anhalten der »AfghanistanKrise« um Absatzsteigerungen zu erzielen. All d~s sind natürlich Mikroben im Vergleich mit den Rüstungshaien der USA, der BRD und anderer kapitalistischer Industriestaaten. Die Aktienkurse der großen Rüstungskonzerne sind in den letzten Monaten bis zu 40 Prozent gestiegen. Klar, wenn Carter ihnen versprochen hat, die Rüstungsausgaben jährlich um etwa 14 Prozent zu steigern . Fürs erste wäre das ein Mehraufwand von etwa 20 Millarden Dollar. 1 Panzermanöver = 26 Kindergärten • Wer hat die Konjunktur - und wem bleibt die Krl\le7 Konjunktur für die Rüstungsprofite, Immer tiefere Krise für die arbeitende bzw. arbeltslose Bevölkerung, die mit Ihren Steuern, mit Reallohnverlust und Sozialabbau die ganze Sache finanzieren darf. Sowohl in den USA als auch In Österreich. Der »Hoffnungsschimmer Rüstung« ist ( beltrügerisch. 35 Jahre ÖGB Am 15. ~pril 1945 wurde als Ergebnis der Beratungen von Sozialisten, Kommunisten und Christlichsozialen der einheitliche und überparteiliche ÖGB gegründet. Johann Böhm wurde Vorsitzender, Gottlieb Fiala und Alois Weinberger stellvertretende Vorsitzende. Am 8. Dezember 1945 wurden den drei demokratischen Parteien, der SPÖ, der OVP und der KPÖ, eine Entschließung überreicht, in der unter anderem gefordert wurde: Der ÖGB fordert als stärkste wirtschaftliche Organisation des Landes von der Regierung die möglichste Zusammenfassung aller wirtschaftlichen Agenden in einem Wirtschaftsministerium, auf dessen Führung der ÖGB maßgebenden Einfluß beansprucht. Der ÖGB fordert im Zug des Neuaufbaus eine zweckentsprechende Bodenreform, die Verstaatlichung der Banken, des Bergbaus, der Schlüsselindustrie, der Energiewirtschaft sowie jener Unterne~- mungen und Betriebe, deren Verstaa_tltchung im Interesse der gesamten Wirtschaft und der Bevölkerung liegt. Auf seinem ersten Kongreß im Mai 1948 präsentierte sich der 0GB noch als kämpferische Vertretung der Arbeiterklasse. An die Stelle der heutigen Profitwirtschaft, so heißt es in der programmatischen Erklärung des 0GB von damals, muß eine Wirtschaft der planmäßigen Deckung des Bedarfs treten . Dazu ist ein wei~Qehender Umbau und eine tiefgreifende Anderung der herrschenden Organisation der Wirtschaft unerläßlich. Inzwischen hat sich in der Auffassung der Spitze der Gewerkschaftsführung vieles verändert . Statt Interessenvertretung der Lohn- und Gehaltsabhängigen ist der ÖGB immer stärker zu einer Ordnungsmacht umfunktioniert worden, die die Aufgabe hat, das bestehende System, gestützt auf die Politik der Sozialpartnerschaft, zu erhalten und zu festigen. Diese Wandlung in der Politik der Gewerkschaftsführung wird zwar von vielen Funktionären nicht widerspruchslos hingenommen, hat_ aber zu ~iner Entsolidarisierung und zu einem Desinteresse vieler Mitglieder geführt. In seinem Programm »Mit dem GLB in ~ie achtziger Jahre« stellt sich unsere ~rakt~o~ die Aufgabe, auf der Ba~is des einhe!tltchen Gewerkschaftsbundes die Arbeiter und Angestellten für die entschiedene V?rtretung ihrer Klasseninteressen zu gew1~- nen. Er ist daher von Anfang an gegen die Politik der Sozialpartnerschaft aufgetreten und hat sich für die Forderungen der Arbeiter und Angestellten eingesetzt, die aus ihrer Klassenlage in der kapitalistischen Gesellschaft, entspringen.

IPPHl DER KOMMUNISTIN IN DIE VÖllER EUROPAS f OH fRIEDEN UND ABRÜSTUNG Die sinnlose Beschleunigung des Rüstungswettlaufs ruft eure Beunruhigung hervor. Völker Europas, ihr habt Grund zur Wachsamkeit. Die Mittel der Zerstörung und des Todes, die auf unserem so dicht besiedelten Kontinent angehäuft oder auf ihn gerichtet sind, beschwören eine große Gefahr für unser aller Zukunft herauf. Ihr wißt auch, daß dies ungeheure Ver - geudung bedeutet und daß die für die Befriedigung der tagtäglichen Bedürfnisse und für die weitere Entwicklung der Völker Europas unentbehrlichen Mitte! verschwendet werden. Ihr seht, welch großen Schaden die in letzter Zeit entfesselte Kampagne der Kriegspsychose, die die Welt erneut in den Strudel des kalten Krieges ziehen soll, der Sache des Friedens und der Entspannung, des gegenseitigen Vertrauens und der internationalen Zusammenarbeit zufügt. Trotzdem sollen mitten in Europa neue Kernwaffenarsenale angelegt, die Erfolge der Entspannung zunichte gemacht werden. Schon unterzeichnete Abkommen werden offen unterhöhlt, Verhandlungen und bereits bestehende ökonomische, kulturelle, sportliche und zwischenmenschliche Beziehungen unterbrochen. Die Völker unseres Kontinents haben die Erkenntnis über den Wert des Friedens, der Freundschaft, der ehrlkhen und dauerhaften Zusammenart,eit teuer erkauft. Der 35. Jahrestag des Sieges über den Hitlerfaschismus führt erneut vor Au.gen, in welch hohem Maße der Frieden ein grundlegendes Menschenrecht, ein für die Menschen unerläßlicher Wert ist. Wir alle, die wir unser Leben in den verschiedenen Ländern Europas gestalten , können durch die Fortsetzung der gegenwärtigen gefährlichen Eskalation alles verlieren. Wir müssen schon den Gedanken an die Verwüstung dieser Region, deren beträchtliches Bevölkerungs- und Wirtschaftspotential1 füf die ganze Menschheit notwendig ist, zurückweisen und ihren kulturellen und historischen Reichtum - Bestandteil der Menschheitsgeschichte - schützen. Wer auch immer wir sind, wo in Europa wir auch immer leben , wir haben alles zu gewinnen bei der Suche nach abgestimmten Lösungen der bestehenden Probleme. Wir haben alles zu gewinnen durch die Reduzierung der Rüstungen und Streitkräfte, durch Fortschritte der Entspannung in Übereinstimmung mit den Erfordernissen einer gleichen und garantierten Sicherheit für alle Staaten und Völker. Die Kräfte, die dies erreichen können, sind vorhanden. Wir Kommunisten sind für den Frieden. Wir wollen Abrüstung, Zusammenarbeit und Völkerfreundschaft. Deshalb verkünden wir: Der Frieden ist unsere gemeinsame Sache, und nur unsere gemeinsame Tätigkeit kann seinen Sieg sichern. Wir wollen gemeinsam - darauf· hinwirken, daß der NATO-Beschluß über die Produktion und die Stationierung neuer USA-Raketen in Europa annulliert bzw. seine Verwirklichung tatsächlich ausgesetzt wird, um unter Bedingungen der Gleichheit und gleichen Sicherheit effektive Verhandlungen über die Frage der Mittelstreckenraketen zu beginnen; - für die möglichst schnelle Ratifizierung des SALT-11-Vertrages und die Fortführung von Verhandlungen wirken, deren Ziel die weitere Reduzierung der strategischen Rüstungen ist; - für entschiedene Fortschritte bei den Wiener Verhandlun&en, für die Reduzierung der Streitkräfte und Rüstungen kämpfen und alle Teilmaßnahmen in dieser Richtung unterstützen, einschließlich der Schaffung kernwaffenfreier Zonen auf unserem Kontinent mit der Garantie, daß gegen sie keine Kernwaffen eingesetzt werden; - für das Treffen über europäische Sicherheit und Zusammenarbeit 1980 in Madrid kämpfen, unser Ziel verfolgen, bei der Verwirklichung aller Festlegungen der Schlußakte von Helsinki durch alle Staaten voranzukommen, in erster Linie die politische Entspannung durch eine militärische zu untermauern; - uns für die Einberufung einer gesamteuropäischen Konferenz über militärische Entspannung und Abrüstung auf unserem Kontinent nach Warschau einsetzen; - die praktische Verwirklichung der Festlegungen der UNO-Sondertagung zur Abrüstung fordern; - darum kämpfen, daß die auf diesem Wege freiwerdenden Mittel für die Erfordernisse der weiteren Entwicklung und den Kampf gegen den Hunger eingesetzt werden. Das stimmt mit den Wünschen der nichtpaktgebundenen Länder mit den Interessen der ganzen Alenschheit überein. In der Tat: Der Kampf um Abrüstung ist heute eine Aufgabe von höchster Dringlichkeit! Wir, die Kommunisten aller Länder Europas, sind, wenn es um Frieden und Abrüstung geht, zu jedem Dialog, zu Verhandlungen und gemeinsamen Aktionen, welcher Art auch immer, bereit. Wir wollen, daß sich zu diesem Zweck alle friedliebenden Kräfte vereinen. Welcher Nationalität, Lebensweise und Überzeugung auch immer, wir sagen euch allen, Kommunisten, Sozialisten, Sozialdemokrat.en, Christen und Vertretern anderer Konfessionen: ,.Der Frieden ist unser gemeinsames Gut." Von diesem Treffen aus bekunden wir unsere Bereitschaft, die Verwirklichung einer offenen Initiative anzustreben, die ein Treffen und einen Dialog auf breitester Grundlage ermöglicht. Wir sind bereit, Konsultationen und einen Meinungsaustausch in für alle annehmbaren Formen mit allen Kräften in Europa zu führen, die entschlossen sind, im Geiste von Helsinki und im Hinblick auf das Madrider Treffen für die Entspannung und die Reduzierung der Rüstungen auf unserem Kontinent zu wirken. Männer und Frauen guten Willens! Handeln wir gemeinsam in jedem Land und in ganz Europa. In der Einheit wird die Sache des Fortschritts, des Glücks und des Friedens siegen.

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