Vorwärts Nr. 4, 12. Jahrgang, Juli 1979

führte auch dazu, daß es in den Schulen keinen Religionsunterricht gibt. Im außerschulischen Bereich wird Religionsunterricht erteilt. Für diese Unterrichtstätigkeit werden die Geistlichen vom Staat bezahlt. Toleranz gebietet aber auch, daß Kinder, die nicht am Religionsunterricht teilnehmen, nicht diskriminiert werden, wie es in der Vergangenheit geschehen ist. Was die Tatsache betrifft, daß ein Pole Papst wurde, so haben die polnischen Kommunisten dies begrüßt. Ein Pole als Papst wird schwer antipolnisch sein können. »Wenn auch der jetzige Papst nicht immer der freundlichste zu uns war«, sagte man uns, »so haben wir nicht vergessen, welche Haltung er in der Nazizeit einnahm. Außerdem ist es so, daß die Weltentwicklung in Richtung Sozialismus geht und die Kirche sicher auch daran interessiert ist, ihren Platz in dieser neuen Welt zu finden«. Das Hauptanliegen aller Menschen, den Frieden in der Welt zu bewahren, bildet auch eine wichtige Basis für den Dialog mit den Katholiken . Wir waren daran interessiert, daß der Papst Polen besucht, unterstrichen führende Genossen. Ein gemeinsamer Ausschuß des Episkopats und den zuständigen Stellen des Staates haben das Besuchsprogramm und alle damit zusammenhängenden Fragen besprochen. Zusammenarbeit Steyr - Jelcz sichert Arbeitsplätze und Entwicklung der Stadt Steyr Frage: Die Delegation besuchte auch das Autowerk in Jelcz7 Treml: Ja. Vorausschicken möchte ich, daß dieser Betrieb für uns in Österreich eine besondere Bedeutung hat. Es ist ja bekannt, daß Österreich mit der Volksrepublik Polen auf langjährige Wirtschafts- und Handelsbeziehungen zurückblicken kann. Die KfzFabrik in Jelcz ist durch einen langfristigen Kooperationsvertrag mit den Steyr-Werken eng verbunden. Im Werk gibt es 9500 Beschäftigte, die neben LKW auch Großautobusse erzeugen. Jährlich werden rund 19.000 Fahrzeuge produziert. Daneben werden für Steyr Vorderachsen für den Schwer-LKW sowie für ein französisches Autowerk Hinterachsenbrücken produziert. Im Vorjahr lieferte man an die Steyr-Werke 1477 Vorderachsen. .\Jach der Werksbesichtigung fand ein ausführliches Gespräch mit der Betriebsleitung, der Gewerkschafts- und Parteiführung statt, wobei wir eingeALLEN MITGLIEDERN LESERN EINEN ERHOLSAMEN URLAUB WÜNSCHT DIE hend über die Planerstellung, Produktion und sozialen Leistungen informiert wurden. Wir konnten daraus ersehen, daß die Arbeiter über ihre gewählten Organe, Gewerkschaft und Partei, bei allen Fragen des Betriebes mitentscheiden. In der nächsten Zeit wird der Betrieb erweitert, und damit verbunden müssen auch Wohnungen für die Beschäftigten gebaut werden. Vorgesehen sind bis 1984 um den Betrieb 5700 neue Wohnungen, in denen rund 19.000 Menschen wohnen werden. Bei dieser Gelegenheit möchte ich nicht unerwähnt lassen, daß gerade durch den Kooperationsvertrag, durch die Zusammenarbeit Jelcz und Steyr, die Krise, wie sie in anderen Autofabriken Westeuropas zum Tragen kommt, im Steyr-Werk nicht wirksam wurde. Allein in den Krisenjahren 1975 und 1977 wurden von der VR Polen über 2000 Steyr-Schwerst-LKW abgenommen. Damit wurden hunderte Arbeitsplätze in Steyr gesichert. Jährlich 20.000 Wohnungen für Warschau Frage: Welche wesentlichen Eindrücke hattest du aus kommunalpolitischer Sicht in Warschau und in Wroclaw7 Treml: Warschau ist eine der schönsten und reinsten Städte, die ich je sah. Breite, schön gepflegte Straßen, große Neubauviertel, umgeben von vielen Grünanlagen und Parks. Ich wußte ja ; daß Warschau während des zweiten Weltkrieges zu 80 Prozent und Wroclaw zu 70 Prozent zerstört waren und daß die Rekonstruktion, der Wiederaufbau der alten, historischen Gebäude, Denkmäler und Stadtteile auch von den Fachleuten weltweite Anerkennung fand. Bei der Stadtbesichtigung galt natürlich das Interesse auch den herrlichen historischen Gebäuden der Altstadt. Aber wie kann es für einen Kommunisten anders sein, als daß er sich vorAuf Kommunisten ist Verlaß •• KPO

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