Franz Muhri, Franz Karger und Otto Treml in Polen Polen: Mit Recht stolz auf das Erreichte Vom 14. bis 16. Mai 1979 besuchte eine Delegation der KPÖ auf Einladung des ZK der PVAP Polen. Der Delegation gehörten der Vorsitzende der KPÖ, Franz Mi.Jhri, sowie das Mitglied des Polbüros der KPÖ und Obmann der KPÖ Wien, Franz Karger, und das Mitglied des ZK und KPÖ-Gemeinderat aus Steyr, Otto Treml, an. Der erste Sekretär des Zentralkomitees der PVAP, Gen. Edward Gierek, traf am 16. Mai mit dem Vorsitzenden der KPÖ, Gen. Franz Muhri, zusammen. Die Delegation führte Gespräche mit dem Mitglied des Politbüros, Sekretär des ZK der PVAP, Genossen Edward Babiuch, dem Kandidaten des Politbüros, Sekretär des ZK, Gen . Jerzy Lukaszewicz, dem Sekretär des ZK, Gen. Ryszard Frelek, Leiter der internationalen Abteilung des ZK, Gen. Waclaw Piatkowski, und stellvertretenden Leiter der internationalen Abteilung des ZK, Gen. Krzysztof Ostrowski. Die Delegation besuchte auch die Stadt Wroclaw, wo sie mit dem ersten Sekretär des Woiwodschaftskomitees, Gen. Ludwik Drozdz und Mitgliedern des Sekretariats zusammenkamen. Sie besichtigte die Autowerke in Jelcz, wo sie sich insbesondere für die Entwicklung und Perspektive der Kooperation der Werke mit der Firma Steyr-Daimler-Puch in Österreich interessierte. Im nachstehenden Interview berichten die Mitglieder der Delegation über einige Eindrücke von diesem Besuch in Polen. Frage: Wie gestalten sich die Beziehungen zwischen der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei und der KPÖ7 Muhri: Sowohl die freundschaftliche Atmosphäre der Gespräche, die wir mit den führenden Genossen der PVAP hatten, als auch der Inhalt dieser Gespräche berechtigen zur Feststellung, daß zwischen unseren beiden Parteien herzliche und solidarische Beziehungen herrschen. Dies ist insbesondere auch in der Zusammenkunft, die ich mit dem Ersten Sekretär des ZK, Genossen Edward Gierek, hatte, zum Ausdruck gekommen. Es ist keineswegs eine formale Floskel, wenn im Kommunique von einer Gemeinsamkeit der Ziele und Übereinstimmung beider Parteien in den besprochenen Fragen die Rede ist. Dies gilt für den Kampf um die Sicherung und Festigung der internationalen Entspannung, Abrüstung und Frieden, für die allseitige vollständige Verwirklichung der Schlußakte von Helsinki ebenso wie für die Entwicklung der Beziehungen zwischen den kommunistischen Parteien auf der Grundlage der proletarisch-internationalistischen Solidarität und auch in den anderen Fragen, die im gemeinsamen Kommunique enthalten sind. Frage: Am Tag eurer Abreise konnte man in der österreichischen Presse - groß aufgemacht - unter dem Titel »Versorgungskrisen bedrohen den Ostblock« lesen, daß speziell die polnische Wirtschaft einer Katastrophe zutreibe. Karger: Wir haben uns daher für die Fragen der Wirtschaftsentwicklung besonders interessiert. Allein die Tatsache, daß in diesem Jahr 200 Millionen Tonnen Kohle gefördert und 20 Millionen Tonnen Stahl erzeugt und damit die höchsten Produktionszahlen erreicht werden, widerlegt diese »Katastrophenmeldung«. Vor dem Krieg gab es in Polen neun Millionen Schweine und einen beträchtlichen Schweineexport. Heute gibt es 21 Millionen Schweine und dennoch die Notwendigkeit, Schweine zu importieren. Ursache ist der gewal - tig gestiegene Mehrverbrauch. Vor dem Krieg war der Fleischverbrauch 17 Kilo pro Kopf und Jahr, jetzt sind dies 71 Kilo. Ähnlich steht es bei Butter und anderen Grundnahrungsmitteln. , Rund 250 Milliarden Zloty werden vom Staat zur Subventionierung der Grundnahrungsmittel verwendet, das sind rund 20 Prozent, die zur Lohnsumme dazugerechnet werden müssen. Die polnischen Genossen reden sehr offen über die vorhandenen Mängel in der Nahversorgung, in der Dienstleistung, im Wohnungs- und Verkehrswesen, sind aber auf der anderen Seite mit Recht sehr stolz auf das Erreichte. Frage: Wie ist gegenwärtig das Verhältnis zwischen Kirche un Staat7 Karger: Bei allen Gesprächen über Religion, katholische Kirche und Staat wurden drei Grundsätze besonders unterstrichen: 1. Die Trennung von Kirche und Staat. 2. Gegenseitige Toleranz. 3. Volle Freiheit des Glaubens und des Atheismus. Die Partei anerkennt die positive Rolle der Kirche im Kampf um die nationale Befreiung Polens. In Polen gab es keine Kollaboration des Klerus oder der Kirche mit Hitler. In dieser Zeit wurde die Kirche verfolgt . Es gibt natürlich auch einzelne Leute im Klerus mit reaktionären politischen Ambitionen, im allgemeinen aber gibt es eine Beschränkung auf die religiöse Tätigkeit. Die Trennung von Staat und Kirche
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2