Vorwärts Nr. 4, 12. Jahrgang, Juli 1979

P. b. b. Eigentümer,Herausgeber, Verleger und Druck: KPÖ Steyr, Johannesgasse 16. Für den Inhalt verantwortl.: r - - - - - - - - - - - - - - 7 Martin Grasser Steyr Steinfeldstrasse Nr . 11 1 Erscheinungsort : S t e Y r 1 1 L ______________ .J Verlagspostamt: Steyr 4400 Gemeinderat 12.JAHRGANG JULI 1979 NUMMER 4 Otto T r e m 1 Sprecher der KPÖ Auch Steyr gehört zu den >>Bedienten<< rrotz Umsatzzuwachs in den Steyr-Werken bekommt Stadt weniger Gewerbesteuer 200 Millionen Schilling Schulden Abgelehnt hat der KPÖ-Vertreter im Steyrer Gemeinderat bei der Debatte um den Rechnungsabschluß 1978 die letzten Gebühren- und Tariferhöhungen sowie die Ausgaben für die Politikerbezüge in der Höhe von rund sechs Millionen Schilling. Gemeinderat Treml betonte, daß auch im vergangenen Jahr zur Bewältigung der kommunalen Aufgaben teure Kredite aufgenommen werden mußten, wodurch die Verschuldung der Stadt weiter anwachse und derzeit bei rund 200 Millionen Schilling liege. Bei der Behandlung des Rechnungsabschlusses für das Jahr 1978 im Steyrer Geneinderat stellte der Sprecher der KPÖ, Gemeinderat Treml, fest, daß die Verschuldung der Stadt weiter zugenommen hat. Dabei finden aber die rund 60 Millionen, welche die Stadt für das Motorenwerk Steyr-BMW in verschiedener Form leistet, noch keinen Niederschlag. Der Schuldendienst der Stadt beträgt jetzt im Jahr bereits rund 25 Millionen Schilling. Der schlechte Finanzausgleich bringt für die Gemeinde weniger Einnahmen. Die Gewerbesteuer erbrachte beispielsweise im vergangenen Jahr eine Summe von 30,5 Millionen Schilling. Das ist zwar um drei Millionen mehr als im Jahr 1977, aber um eine Million weniger als 1976. Daß mit dem Ertrag der Gewerbesteuer etwas nicht stimmt, geht auch daraus hervor, daß schon im Jahr 1972 diese Steuer 32,5 Millionen Schilling einbrachte, also mehr als im vergangenen Jahr, und diese 32,5 Millionen stellten einen wesentlich höheren Anteil am Budget dar als der jetzige Ertrag. Diese Ziffern und Beträge ließen den Verdacht aufkommen, daß die Betriebe in der Stadt recht schlecht gestellt sein müßten. Die Bilanz der Steyr-Werke aber zeigt ein gänzlich anderes Bild. Laut Geschäftsbericht hat sich nämlich der Umsatz pro Beschäftigten von 1974 bis 1978 um mehr als 70 Prozent erhöht. Im gleichen Zeitraum ist der Beschäftigtenstand um 1712 Arbeiter und Angestellte reduziert worden. Allein im Jahr 1978 war der Reingewinn um 20 Prozent höher als im Vorjahre und gestattete die Ausschüttung einer Dividende von neun Prozent auf das erhöhte Grundkapital von 1,2 Milliarden Schilling. So werden. bei Steyr-Daimler-Puch die Aktionäre bedient. Die Arbeiter und Angestellten aber sind in einer anderen Bedeutung des Wortes die »Bedienten«. Die Stadtgemeinde gehört ebenfalls zu dieser Kategorie und hat vom guten Geschäft der Steyr-Werke nicht viel, jedenfalls weniger Gewerbesteuer als noch vor einigen Jahren. Sie ist ein Opfer der Steuerbegünstigung, welche die Regierung den Großunternehmen großzügig gewährt. Arbeiter und Angestellte werden abgebaut, die verbliebene Belegschaft muß noch mehr arbeiten. Arbeitsplätze werden wegrationalisiert und dann verlangt man Millionen für die Errichtung eines Betriebes für die Arbeitsplatzsicherung. Mit einem Wort, die Reichen, die Aktionäre, die Kapitalisten und mit ihnen die Spitzenpolitiker werden immer reicher, der Verschuldungsgrad der arbeitenden Menschen und der Gemeinde aber wächst weiter an . Ansonsten gar nicht großzügig Zweierlei Maß bei Hausrenovierungen Die Freigabe von 115 Millionen Schilling für wichtige Vorhaben, unter anderem für den Umbau des Volkskinos zu einem Kulturzentrum und einen Zubau zum Hallenbad hat der Steyrer Gemeinderat in seiner le_tzten Sitzung freigegeben. Auf der Tagesordnung stand auch die Restaurierung des Gebäudes der Löwen-Apotheke, das sich in einem sehr desolaten Zustand befindet. Im Hinblick auf die 1000-Jahr-Feier im nächsten Jahr sei eine solche Renovierung nötig . Der Sprecher der KPÖ, GR Treml, stimmte dem Beitrag der Stadt für diese Ausgabe zu, weil das Haus von großem Denkmalwert sei. Allerdings müsse auch festgehal - ten werden, daß die Eigentümer des Hauses jahrzehntelang keine Renovierungsarbeiten durchführen ließen. Die Renovierungskosten betragen rund 1,5 Millionen Schilling, wozu Land und Stadt je 500.000 Schilling beisteuern. Das Denkmalamt schießt rund 300.000 Schilling zu, der Verein 1000 Jahre Steyr rund 70.000 Schilling. Für den Eigentümer bleibt nur ein Betrag von 121.000 Schilling bei der Renovierung des eigenen Hauses übrig. Es handelt sich also um eine äußerst großzügige Aktion der öffentlichen Hand. • Die KPÖ fordert daher auch Sondermittel für die Sanierung der alten Gemeindewohnhäuser und für die Arbeiterwohnhäuser im Stadtgebiet Münichholz. Dort wurden den Mietern der WAG sogar Kosten für die Enttarnung aufgelastet. Kleinlich zeige sich die Stadt auch bei den Arbeiterhäusern auf der Ennsleite, wo der berüchtigte Paragraph 7 des Mietengesetzes angewendet wird, und bei der Neuvermietung von Substandardwohnungen, wo mit Zustimmung der SPÖ-, ÖVP- und FPÖFraktion vier Schilling pro Quadratmeter verlangt werden, obwohl die Wohnqualität nicht verbessert wurde.

Franz Muhri, Franz Karger und Otto Treml in Polen Polen: Mit Recht stolz auf das Erreichte Vom 14. bis 16. Mai 1979 besuchte eine Delegation der KPÖ auf Einladung des ZK der PVAP Polen. Der Delegation gehörten der Vorsitzende der KPÖ, Franz Mi.Jhri, sowie das Mitglied des Polbüros der KPÖ und Obmann der KPÖ Wien, Franz Karger, und das Mitglied des ZK und KPÖ-Gemeinderat aus Steyr, Otto Treml, an. Der erste Sekretär des Zentralkomitees der PVAP, Gen. Edward Gierek, traf am 16. Mai mit dem Vorsitzenden der KPÖ, Gen. Franz Muhri, zusammen. Die Delegation führte Gespräche mit dem Mitglied des Politbüros, Sekretär des ZK der PVAP, Genossen Edward Babiuch, dem Kandidaten des Politbüros, Sekretär des ZK, Gen . Jerzy Lukaszewicz, dem Sekretär des ZK, Gen. Ryszard Frelek, Leiter der internationalen Abteilung des ZK, Gen. Waclaw Piatkowski, und stellvertretenden Leiter der internationalen Abteilung des ZK, Gen. Krzysztof Ostrowski. Die Delegation besuchte auch die Stadt Wroclaw, wo sie mit dem ersten Sekretär des Woiwodschaftskomitees, Gen. Ludwik Drozdz und Mitgliedern des Sekretariats zusammenkamen. Sie besichtigte die Autowerke in Jelcz, wo sie sich insbesondere für die Entwicklung und Perspektive der Kooperation der Werke mit der Firma Steyr-Daimler-Puch in Österreich interessierte. Im nachstehenden Interview berichten die Mitglieder der Delegation über einige Eindrücke von diesem Besuch in Polen. Frage: Wie gestalten sich die Beziehungen zwischen der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei und der KPÖ7 Muhri: Sowohl die freundschaftliche Atmosphäre der Gespräche, die wir mit den führenden Genossen der PVAP hatten, als auch der Inhalt dieser Gespräche berechtigen zur Feststellung, daß zwischen unseren beiden Parteien herzliche und solidarische Beziehungen herrschen. Dies ist insbesondere auch in der Zusammenkunft, die ich mit dem Ersten Sekretär des ZK, Genossen Edward Gierek, hatte, zum Ausdruck gekommen. Es ist keineswegs eine formale Floskel, wenn im Kommunique von einer Gemeinsamkeit der Ziele und Übereinstimmung beider Parteien in den besprochenen Fragen die Rede ist. Dies gilt für den Kampf um die Sicherung und Festigung der internationalen Entspannung, Abrüstung und Frieden, für die allseitige vollständige Verwirklichung der Schlußakte von Helsinki ebenso wie für die Entwicklung der Beziehungen zwischen den kommunistischen Parteien auf der Grundlage der proletarisch-internationalistischen Solidarität und auch in den anderen Fragen, die im gemeinsamen Kommunique enthalten sind. Frage: Am Tag eurer Abreise konnte man in der österreichischen Presse - groß aufgemacht - unter dem Titel »Versorgungskrisen bedrohen den Ostblock« lesen, daß speziell die polnische Wirtschaft einer Katastrophe zutreibe. Karger: Wir haben uns daher für die Fragen der Wirtschaftsentwicklung besonders interessiert. Allein die Tatsache, daß in diesem Jahr 200 Millionen Tonnen Kohle gefördert und 20 Millionen Tonnen Stahl erzeugt und damit die höchsten Produktionszahlen erreicht werden, widerlegt diese »Katastrophenmeldung«. Vor dem Krieg gab es in Polen neun Millionen Schweine und einen beträchtlichen Schweineexport. Heute gibt es 21 Millionen Schweine und dennoch die Notwendigkeit, Schweine zu importieren. Ursache ist der gewal - tig gestiegene Mehrverbrauch. Vor dem Krieg war der Fleischverbrauch 17 Kilo pro Kopf und Jahr, jetzt sind dies 71 Kilo. Ähnlich steht es bei Butter und anderen Grundnahrungsmitteln. , Rund 250 Milliarden Zloty werden vom Staat zur Subventionierung der Grundnahrungsmittel verwendet, das sind rund 20 Prozent, die zur Lohnsumme dazugerechnet werden müssen. Die polnischen Genossen reden sehr offen über die vorhandenen Mängel in der Nahversorgung, in der Dienstleistung, im Wohnungs- und Verkehrswesen, sind aber auf der anderen Seite mit Recht sehr stolz auf das Erreichte. Frage: Wie ist gegenwärtig das Verhältnis zwischen Kirche un Staat7 Karger: Bei allen Gesprächen über Religion, katholische Kirche und Staat wurden drei Grundsätze besonders unterstrichen: 1. Die Trennung von Kirche und Staat. 2. Gegenseitige Toleranz. 3. Volle Freiheit des Glaubens und des Atheismus. Die Partei anerkennt die positive Rolle der Kirche im Kampf um die nationale Befreiung Polens. In Polen gab es keine Kollaboration des Klerus oder der Kirche mit Hitler. In dieser Zeit wurde die Kirche verfolgt . Es gibt natürlich auch einzelne Leute im Klerus mit reaktionären politischen Ambitionen, im allgemeinen aber gibt es eine Beschränkung auf die religiöse Tätigkeit. Die Trennung von Staat und Kirche

Schwimmunterricht ist kostenlos Der Besuch von öffentlichen Schwimmbädern im Rahmen des Unterrichtsgegenstandes Leibesübungen ist für alle Pflichtschüler kostenlos,stellte Gemeinderat Otto Treml bei der Delegiertenkonferenz fest. Von den sogenannten bewährten Kräften, der SPÖ-Gemeinderatsmehrheit wird nämlich bis zum heutigen Tage von den Schülern 5 Schilling Eintritt eingehoben. Viele Eltern und Schüler murren seit Unterrichtsfaches. In unserer Stadt von dieser ungesetzlichen Einhebung sind. langem über die "Bezahlung" eines sind es etwa 5.000 Schüler, die einer Eintrittsgebühr betroffen Die KPÖ tritt seit jeher dafür ein, für den Schwimmunterricht darf von Schülern kein Eintritt eingehoben werden. Nach dem oö.Pflichtschulgesetz ist der Besuch der Pflichtschule für alle Schüler unentgeltlich. Analog zu diesen gesetzlichen Bestimmungen über die Schulgeldfreiheit muß auch der Schwimmunterricht grundsätzlich s c h u 1 g e 1 d frei sein. ELTERN UND LEHRER WEHRT EUCH GEMEINSAM MIT UNS ! Die KPÖ wird jedenfalls in dieser Frage nicht lockerlassen,aufgrund der Tatsache, daß es unserem hartnäckigen Drängen auch gelungen ist, einen ständigen Aufnahmearzt im Landeskrankenhaus Steyr zu installieren. Jetzt geht auch der Kampf weiter um die Schaffung eines NOTARZTWAGENS für die Stadt Steyr, um vor allem den Herzkranken und bei Unfällen rasch helfen zu können. Das sind praktische Maßnahmen für Leben und Gesundheit der Bevölkerung. KP STEYR ERSTELLTE KANDIDATEN ZUR GEMEINDERATSWAHL Die KPÖ Steyr nominierte am 22.Juni bei einer außerordentlichen Delegiertenkonferenz ihre Kandidaten für die Gemeinderatswahl. DIE SPITZENKANDIDATEN STELLEN SICH VOR: 1 . OTTO T R E M L, 1930 Angestellter 2. AUGUST MASCHER, 1921 Schweißer 3. MARTIN GRASSER, 1921 Obmann Mieterschutzverband 4. SIEGFRIED VRATNY, 1939 Spengler 5. HERBERT MASCHER, 1946 Betriebselektriker 6. ANSELM HINTERREITHNER, 1941 Dreher 7. HELGA TREML, 1940 Damenschneiderin 8. GERHARD FÜRTBAUER, 1945 Spengler 9. ROSA OBERNDORFINGER, 1918 Pensionistin 10. JOSEF PICHLER, 1947 Maler WAHLEN AUCH SIE DIESE KPö-KANDIDATEN IN DEN GEMEINDERAT

SPÖ: In drei Jahren Gebühren verdoppelt MINDEREINNAHMEN WERDEN AUCH UNTER BORGERMEISTER WEISS RIGOROS AUF DIE WERKTATIGE BEVOLKERUNG OBERWALZT Bei der Behandlung des Rechnungsabschlusses für das Jahr 1978 erklärte der Sprecher der KPÖ, Gemeinderat Otto Treml, daß sich die positiven Leistungen der Gemeinde auf der Grundlage gemeinsamer Beschlüsse und der Erfüllung von sozialen KPÖ-Alternativen, durchaus sehen lassen können. So wurden für den Umbau des Volkskinos zu einem Kulturzentrum 10 Millionen Schilling aufgewendet, für Schul- und Sportbauten 22,S Millionen Schilling und für den Straßenbau rund 28 Millionen Schilling. Auch für das alte Stadttheater wurden 3,7 Millionen Schilling aufgewendet. Soziale Einrichtungen erforderten große Zuschüsse. Das Altersheim erhielt eine Summe von 13 Millionen, die Kindergärten und Tagesheimstätten erforderten einen Zuschuß von 9,6 Millionen, und für Stadtbad und Kunsteisbahn mußten Verluste von 3,3 Millionen Schilling ausgeglichen werden. STARKE FINANZIELLE BELASTUNGEN DER BEVOLKERUNG Diesen positiven Ergebnissen stehen aber auch starke Belastungen der Bevölkerung gegenüber. Dies hängt damit zusammen, daß die Gemeinderatsmehrheit Mindereinnahmen, die sich aus der Benachteiligung der Gemeinden durch die SPÖ-Bundesregierung und öVP-Landesregierung ergeben, durch große Tarif- und Gebührenerhöhungen" ausgleicht" . • So erbrachte die Kanalanschlußgebühr 3,2 Millionen Schilling,. das ist gegenüber 1977 ein Mehr von 1 ,2 Millionen. Seit 1976 hat sich diese Gebühr verdoppelt. Die Kanalbenützungsgebühr erbrachte 1976 noch rund 8,2 Mil- • . lionen Schilling, stieg im Jahre 1977 auf 11 ,4 Millionen an • und erreichte im vergangenen Jahr bereits rund 12,4 Millionen Schilling. Die Steigerung innerhalb von drei Jahren betrug hier fast 4 Millionen Schilling . • Dazu kommt, daß die Wassergebühr mit Jänner 1978 von 3 auf • 4,50 Schilling pro Kubikmeter erhöht wurde, die Autobustarife von Sauf 6 Schilling, wobei der Kinder- und Schülerfahrpreis • sogar um SO Prozent erhöht wurde. Mit Juli 1978 trat überdies. auch noch eine Erhöhung der Müllabfuhrgebühr in der Höhe von 28 Prozent in Kraft. Dieser Weg der Oberwälzung von immer neuen Lasten, durch gemeinsame Beschlüsse der SPÖ, ÖVP und FPÖ im Gemeinderat, ist natürlich kein Ausweg aus der Misere der immer knapper werdenden Stadtfinanzen. Die KPÖ vertritt daher den Standpunkt, daß der Kampf um einen besseren Finanzausgleich mit allen Kräften weitergeführt werden muß.

führte auch dazu, daß es in den Schulen keinen Religionsunterricht gibt. Im außerschulischen Bereich wird Religionsunterricht erteilt. Für diese Unterrichtstätigkeit werden die Geistlichen vom Staat bezahlt. Toleranz gebietet aber auch, daß Kinder, die nicht am Religionsunterricht teilnehmen, nicht diskriminiert werden, wie es in der Vergangenheit geschehen ist. Was die Tatsache betrifft, daß ein Pole Papst wurde, so haben die polnischen Kommunisten dies begrüßt. Ein Pole als Papst wird schwer antipolnisch sein können. »Wenn auch der jetzige Papst nicht immer der freundlichste zu uns war«, sagte man uns, »so haben wir nicht vergessen, welche Haltung er in der Nazizeit einnahm. Außerdem ist es so, daß die Weltentwicklung in Richtung Sozialismus geht und die Kirche sicher auch daran interessiert ist, ihren Platz in dieser neuen Welt zu finden«. Das Hauptanliegen aller Menschen, den Frieden in der Welt zu bewahren, bildet auch eine wichtige Basis für den Dialog mit den Katholiken . Wir waren daran interessiert, daß der Papst Polen besucht, unterstrichen führende Genossen. Ein gemeinsamer Ausschuß des Episkopats und den zuständigen Stellen des Staates haben das Besuchsprogramm und alle damit zusammenhängenden Fragen besprochen. Zusammenarbeit Steyr - Jelcz sichert Arbeitsplätze und Entwicklung der Stadt Steyr Frage: Die Delegation besuchte auch das Autowerk in Jelcz7 Treml: Ja. Vorausschicken möchte ich, daß dieser Betrieb für uns in Österreich eine besondere Bedeutung hat. Es ist ja bekannt, daß Österreich mit der Volksrepublik Polen auf langjährige Wirtschafts- und Handelsbeziehungen zurückblicken kann. Die KfzFabrik in Jelcz ist durch einen langfristigen Kooperationsvertrag mit den Steyr-Werken eng verbunden. Im Werk gibt es 9500 Beschäftigte, die neben LKW auch Großautobusse erzeugen. Jährlich werden rund 19.000 Fahrzeuge produziert. Daneben werden für Steyr Vorderachsen für den Schwer-LKW sowie für ein französisches Autowerk Hinterachsenbrücken produziert. Im Vorjahr lieferte man an die Steyr-Werke 1477 Vorderachsen. .\Jach der Werksbesichtigung fand ein ausführliches Gespräch mit der Betriebsleitung, der Gewerkschafts- und Parteiführung statt, wobei wir eingeALLEN MITGLIEDERN LESERN EINEN ERHOLSAMEN URLAUB WÜNSCHT DIE hend über die Planerstellung, Produktion und sozialen Leistungen informiert wurden. Wir konnten daraus ersehen, daß die Arbeiter über ihre gewählten Organe, Gewerkschaft und Partei, bei allen Fragen des Betriebes mitentscheiden. In der nächsten Zeit wird der Betrieb erweitert, und damit verbunden müssen auch Wohnungen für die Beschäftigten gebaut werden. Vorgesehen sind bis 1984 um den Betrieb 5700 neue Wohnungen, in denen rund 19.000 Menschen wohnen werden. Bei dieser Gelegenheit möchte ich nicht unerwähnt lassen, daß gerade durch den Kooperationsvertrag, durch die Zusammenarbeit Jelcz und Steyr, die Krise, wie sie in anderen Autofabriken Westeuropas zum Tragen kommt, im Steyr-Werk nicht wirksam wurde. Allein in den Krisenjahren 1975 und 1977 wurden von der VR Polen über 2000 Steyr-Schwerst-LKW abgenommen. Damit wurden hunderte Arbeitsplätze in Steyr gesichert. Jährlich 20.000 Wohnungen für Warschau Frage: Welche wesentlichen Eindrücke hattest du aus kommunalpolitischer Sicht in Warschau und in Wroclaw7 Treml: Warschau ist eine der schönsten und reinsten Städte, die ich je sah. Breite, schön gepflegte Straßen, große Neubauviertel, umgeben von vielen Grünanlagen und Parks. Ich wußte ja ; daß Warschau während des zweiten Weltkrieges zu 80 Prozent und Wroclaw zu 70 Prozent zerstört waren und daß die Rekonstruktion, der Wiederaufbau der alten, historischen Gebäude, Denkmäler und Stadtteile auch von den Fachleuten weltweite Anerkennung fand. Bei der Stadtbesichtigung galt natürlich das Interesse auch den herrlichen historischen Gebäuden der Altstadt. Aber wie kann es für einen Kommunisten anders sein, als daß er sich vorAuf Kommunisten ist Verlaß •• KPO

wiegend für das Hauptproblem, das es auf der ganzen Welt gibt, für den Wohnungsbau, interessiert? Auf diesem Gebiet wurde bereits viel getan, um diese Frage zu lösen. In Warschau allein werden jährlich 20.000 Wohnungen gebaut, dazu die Infrastruktur, Kindergärten, Kinderspielplätze, Geschäfte und ähnliches, die zum Teil noch fehlt. Bei einem Gespräch im Woiwodschaftskomitee in Wroclaw erfuhren wir, daß in den Jahren 1971 bis 1978 60.000 Neubauwohnungen errichtet wurden. Trotzdem - so erklärte man uns - wird die Wohnungsfrage auch in nächster Zeit das Problem Nummer eins bleiben und erst in den Jahren 1985 bis 1987 jede Familie eine eigene Wohnung haben. Laut Plan werden dort jährlich 10.000 Wohnungen gebaut; diese Wohnbauquote wird in den nächsten Jahren erhöht. Es gilt in dieser stürmischen Entwicklung auch Schwierigkeiten zu lösen wie die Wasserversorgung und das Verkehrsproblem. Der Fahrpreis für Verkehrsmittel ist sehr billig : für den Autobus 1,50 Zloty und für die Straßenbahn 1 Zloty. Es gibt einen staatlichen Gesundheitsdienst, der allen Bürgern unentgeltliche ärztliche und Spitalsbehandlung sichert. Für Medikamente ist ein kleiner Kostenbeitrag zu zahlen. Der Monatsverdienst ist nach Leistung und Qualifikation unterschiedlich. So verdient ein Facharbeiter im Werk Jelcz bis zu 6000 Zloty netto. Miete für die Neubauwohnung samt Heizung zahlt er monatlich 600 Zloty. Frage: Haben bei den Gesprächen auch Probleme der Beziehungen zwischen beiden Ländern eine Rolle gespielt? Muhri: Diese Fragen haben nicht zu - letzt auch im Gespräch mit Genossen Gierek einen wichtigen Platz eingenommen. Wir können mit Genugtuung feststellen , daß in den staatlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Beziehungen zwischen der Republik Österreich und der polnischen Volksrepublik in den vergangenen Jahren beachtliche Fortschritte zu verzeichnen sind. Dafür ist die KPÖ immer eingetreten. Gute Beziehungen zwischen beiden Ländern Allein im vergangenen Jahr betrugen die österreichischen Exporte nach Polen etwa 5,3 Milliarden Schilling, die Einfuhren nach Österreich 2,5 Milliarden. Durch diese Wirtschaftsbeziehungen, die, wie beide Seiten feststell - ten, noch ausbaufähig sind, werden in Österreich zahlreiche Arbeitsplätze gesichert. Die KPÖ hat dazu einen positiven Beitrag geleistet. Der Ausbau der Wirtschaftsbeziehungen ist natürlich auf Grund der dynamischen Entwicklung der polnischen Volkswirtschaft möglich geworden. Ich möchte in diesem Zusammenhang neuerlich auf die hohen Zölle hinwei - sen, die von Österreich noch immer gegenüber Polen und anderen sozialistischen Ländern aufrechterhalten werden, während gegenüber der EG die Zölle, mit Ausnahme einiger Erzeugnisse, schon vollkommen abgebaut wurden . Die Beseitigung dieser Zolldiskriminierung stellt eine wesentliche Voraussetzung für die weitere Entwicklung der Wirtschaftsbeziehungen, für die Ausnützung aller Möglichkeiten auf diesem Gebiet, dar. Sie ist also im nationalen Interesse unseres eigenen Landes gelegen. Im Bild von links nach rechts: KPÖ-Parteivorsitzender Franz Muhri; Elsbieta Michalovska; 1. Sekretär des Zentralkomitees der PVAP Edward Gierek; Mitglied des Politbüros, Sekretär des ZK Gen . Edward Babiuch; Sekretär des ZK Gen . Ryszard Frelek

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