Vorwärts Nr. 2, 12. Jahrgang, März 1979

Handel ~it Polen: Noch einiges drin Österreich bei westlichen Exportländern an vierter Stelle Österreich und Polen können in ihren Wirtschafts- und Handelsbeziehungen auf langj~hrigE: und gute Traditionen zyrüc~- blicken. Ihre Entwicklung wird nicht zuletzt vom guten Klima in den gegenseitigen Beziehung~n begünstigt. ~emessen a_n . d_er Größe der Handelsumsätze mit Polen befand sich Österreich 1m Jahr 1977 an fünfter Stelle unter den westlichen Ländern. Beim Export nach Polen rangierte Österreich sogar an vierter Stelle. ~ers schnell lbegann sich der po.J.n~-:'.österreichische Hande1saUBtaU5Ch nach 1970 zu entfalten. Im Zeitraum 1971-1975 erh~hten sich die gegenseitigen Umsätze im Jahresschnitt um reichlich 30 Prozent und ihr Wert lag 1975 bei 617 Millionen Dollar gegenüber 120 Mill ionen Dollar 1970. Dies€S LSo hohe Wachstu:m&- tempo im Handel war in erster Linie diurch neue polnische WirtschaftpolitiJc möglich, in der der Außenhandel als einer der Hauptfaktoren der Entwicklung Polens angeLSehen wird. Eine positive Rolle LSpielte hierbei auch die Tatsache, daß im September 1971 ein langjähriger Handelsvertrag ZiWischen den !beiden Ländern abgeschlooisen wurde, demzufolge das ClearingLSyLStem abgeschafft un,d deviserufreie Verrechnungs.formen ein.geführt wurden. Darüber ihinauis wurde im Vertrag d i e Anwendung der GATTBestimmungen in den beiderseitigen tHandel:;Jkon.taßüen. darunter · der Meis t.begünsU~ngLS'klausel, bestätigt. In den folgenden Jahren wurden weitere Regierun~a,'bkommen abgeschlossen. I.m polnischen Export nach Österreich herrschen seit Jahren Rohstoffe und Halbfertigfabrikate, irusbesonrdere Stein,kohle und Koks, vor; etwa zehn bis zwölf Prozent entfaHen auf Erzeugnisse des Maschinenbaus. Eine wic'hitige Position sind hierbei auch Agrar- und Chemieprodu'kte. Bei der EinfUihr aus österreich überwiegen Investition.sgüter sowie Erzeuginisse der metallverarbeitenden und chemischen Industrie. Der niedrige A,nteil von IndULStrieartikeln am polnischen Export erschwert sei:n Wachstum, und eLS mu.ß hervorgehoben werden, da,ß dieser Export in den letzten Jahren nicht mit dem Import aULS öst~eich Sch!1ltt halten konnte. Von 1971 bis 1975 erhöhrten sich die polrrthschen Lieferungen nach österreich im Jahresschnitt um 17.5 Prozent, während sich österreich,s Export nach Polen um etwa 43 Prozent vergrößerte. Dies hatte einen hohen nega tiven Saldo im Handel miit Osterreich zur Folge. Das größte Mißverhältruis ga:b es 1976, al.s der negative Saldo bei mehr als 420 Mifüonen Dollar la:g. Im Vorjahr hat sich die Situation in dieser Hinsicht etwais verbessert. Industriekooperation im Kommen Der ,geringe Rück.gianig im den beldersefügep Handelsbe'ziehun.gen vom Vorjah%' - der erste in diesem Jahrzehint ·- ist a1s · eine Übergian.gserscheioong ZÜ bettaohten.13el<;tenen doch wei<terhin !:n den beiden Ländern große Mögl,ichkeiten für dle Entwicklung der Wirtschaftsbeziehunigen, insbeLSondere durch die ErweLterun.g der I<ndl.l6triekooperation. Beide Länder legen auf die Entwicklung der IndU6triekooperation großen Wert, und dries fand in den bereits erwähnten Regierun.gsabkomm~ semen Niederschlag. E.s gilbt viele Gebiete, au,f denen besonders günstige Bedingungen für die beiderseitige Kooperation bestehen. Genanlillt sei hier der Maschinenbau und darunter die Produktion von Dkw, Kfz-Motoren und anderen Untergr.u.ppen, von Förder-, Holzbearbeitun:gsan!a,gen und anderes. In der Sohweril!ldustrie bieten sich große Möglichkeiten beim Ausbau Ulild der Modernisierung der Eisenund Stahlhüttenkombinate, bei der Produktion von energhetechnischen Anlagen, Maschlinen und Anlagen für die Papierindus-trie, von IndU6trieanJ.a.gen usw. Große Reserven stecken noch im Bergbau, der chemischen und Leichtindiu.str,ie LSowie der LandwirtLScha.ft und Nah1-ung5güterindU1Strie. Gute Zusammenarbeit mit Vöest-Alpine Groß angelegt ist die Zusammenarbeiit der polnischen Industrie mit dem futerreicihischen Konzern VöestA1pine. 1974 wurde während deLS Besuchs des polnischen Regierungschefs in Osterreich ein Vertrag über d ie Lieferung und Montage von Melamin-Anl:rgen für die Stidkstoffwerike in Pulawy unterzeichnet. Im Vorja,hr hat Vöest-Alpine die letzten Anlagen geliefert, und es wurd~ im selben Jalhr die Produktion von Melamin alllf.genommen. Als Rückzahlung für die gelieferten Anlagen geht polnisches Melamin nach ös,terreich. 1975 wurde von Vöest-Alp,ine ein langfristiger Vertrag über die Lieferung von Stahl· nach Polen im Austauscih gegen Ko'kskohle abgeschlossen. Ein Jahr später wurde ein weiterer Vertrag über die Lieferung von Anlagen für das Zellulose- und Papierkomlbina,t in Kwidzyn in Polen unterzeichnet. ..• und Steyr Ein· überaus intere&Santes Beispiel für die In.dU1Striezusammenarbeit zwhschen Polen und ÖS4erreich ist der im September 1975 zwischen dem polniscihen Unt~elhmen „Polmot" und der österreichischen Firma Steyr-Daimler-Puch abgeschlossene Lizenz- und Kooperationsvertrag. Er bezieht sich auf dlie ProdU:k,tion von Lkw und Dieselmotoren bis 1990 in Polen. Demru:folge soll die Firma Steyr Pflle<n eine Lize'nz für die Produktion, Montage und den Absatz von Ukw mit großer Ladef.fäi~keit i:n verschiedenen Bauausführungen sowie Dieselmotoren mit einer Leistunig von 270 bis 450 PS erteilen. Beim K~.:Bau roll Polen in. Lizenz Sattelschlepper für den Containertransport, Schüttgutßüppwagen sowie Ballastschlepper 7/lLil\ LotLSen von schweren Anhängern mit einer Ladefähigkeit biLS 100 Tonnen erhalten. Die Produktion von Ukw wiro die Kfz-<Fabrik in Jelcz und die Produ'ktion von Dieselmotoren die Mechanischen Werke ,.Marceli No- · wotko" in Warschau aufnehmen. Entsprechend dem Lizenzvertrag soll die Firma Steyr an Polen die Industriepatente un.d -rechte ,,Steyr" über.tragen, die technische Dokumentation und Know-.how liefern. technische Hilfe leisten sowie die Modernisierung von Lizenzerzeugnissen bis zum Abla111f deLS Kontraikits vornehmen. Der Vertrag sieht ebenfalls eine enge ZuLSammenarbeit von polnischen und auslän·,;lisdhen Spezialisten und den Kooperatiol16austausch von Baugruppen und -teilen · vor. Gleichzeitig wurde Polen von der österreichischen Seite ein Kredit eingeräumt, der für die Lizenzzahlungen, den Kooperationsimport sowie den An.kauf von Maisdhinen und Anlagen in Öt.•,terreich bestimmt ist. Er wird zum Teil den Vertragswert ausgleichen und seine Rüokzahlung wird in der Lieferung von den o.benerwähnten Baugruppen und ~teilen nach Osterreich erfolgen. Stromlieferungen fix Im Vorja,hr wurde ebenfalls ein anderer langfristig-er WirtLSchaftsvertrag unterzeichnet, und zwar ein dreiS>eitiger Vertrag zwischen Polen, Osterreich und der Tuchechoslowakei über Lieferungen von Elektroenergie aus Polen . nach Os,terreich über die CSSR bis zum Jahre 2000. Mdt den Lieferung,en - 1,6 MLlliarden kWh jährlich - soll im Septemher 1983 begonnen we!'den. Für Polen bedeutet das den Export von hochverarbeiteter Kohle - bekanntlich stützt sioh die polnische Energetik auJ Kohle - und für Ö\sterrelch eine Erweiterung seines Energieveroorgungssystems. Bei der ZU5ammenarbeit beider Länder auf Dri ttnnärkten wurden bereitis die ersten Schritte getan. PolniLSche und österreichische Unternehmen können bereits eina~ große Investitionsvorhaben in Afrika für sich verbuchen. So haben sie in der Vo1ksrepublik Kongo und in Mauretanien ErdölraffinerJen und ein Zellulose- und Papierkombinat in Kamerun errichtet. Über weitere Vorhaben dieser Art wird verhan.delit.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2