Vorwärts Nr. 9, 11. Jahrgang, November 1978

1 9 3 4 F EBRUARKAMP F I N S T EYR In der Nacht vom 11. zum 12.Februar wollten bewaffnete Hei111,1ehren und Polizei in das Linzer Arbeiterheim eindringen. Die anwesenden Schutzbündler leisteten aber den Ein– dringlingen bewaffneten Widerstand und der Kampf entbrannte. Die SP-Führung rief am 12.Februar zwar noch den Generalstreik aus, zeigte sich aber außerstande, seine Durch– führung zu organisieren. In Steyr war es der Betriebsratsobmann der Steyr-Werke, Genosse GUSTL MOSER, der im Betrieb den Streik proklamierte . Die Arbeiter und Angestellten verließen das Werk und bewaffneten sich. Um die Mittagszeit versuchte das Militär, die Arbeitersiedlung Enns– leite zu stürmen, mußte aber bald den Versuch aufgeben, da es durch heftiges Gewehr– und Maschinengewehrfeuer der Schutzbündler daran gehindert wurde. Das Militär ver– suchte wiederholt, die Ennsleite in Besitz zu nehmen, doch die tapferen Schutz– bündler,die unter der Führung von ALOIS ZEHETNER, THOMAS TRUNK und MICHAEL SIEBERER standen, wehrten jeden dieser Angriffe ab. Der Steyrer Schutzbundko111Tiandant GUSTL MOSE~ übernahm persönlich die Aufgabe, mit ei– nem Trupp Schutzbündler die von Niederösterreich anrückenden Hei111,1ehren vor der Sied– lung "Klein, aber mein" zu stellen. In einem harten Gefecht wurden sie zurückgeschlagen und so konnte eine Umfassung der Ennsleite von hinten abgewehrt werden. Es gelang auch dieser Gruppe durch Sprengung der Geleise auf der Eisenbahnbrücke Ramingsteg, daß der Bahnverkehr von und nach Steyr lahm~elegt wurde . Die Arbeiter und Schutzbündler vom Wehrgraben und der Neustraße griffen die Kaserne an, mußten sich aber unter heftigem Maschinengewehrfeuer des Militärs zurückziehen. In den frühen Morgenstunden wurden die Bewohner der Ennsleite vom Tabor aus unter Artillerie– beschuß genormien. Häuser der Wokralstraße und der Schosserstraße wurden schwer beschä– digt, aber die tapferen Schutzbündler führten ihren Kampf weiter. Erst in den späten Nachmittagsstunden mußten sie mangels an Munition den ungleichen Kampf einstellen. Damit war der Kampf der Steyrer Arbeiter beendet, sie haben nicht kampflos ihre demokratischen Rechte preisgegeben und die demokratische Verfassung Österreichs, die von der "christlichen"Regierung Dollfuß schmählich gebrochen wurde, mit der Waffe in der Hand verteidigt. Durch ein Standgericht wurde der junge Arbeiter Josef AHRER von der Kammermayrstraße am 17.Februar 1934 unschuldig gehenkt. Die bewaffnete Auseinandersetzung war gekennzeichnet vom Mangel eines leitenden Zen– trums auf Seiten der Arbeiter und vom Einsatz überlegener Waffen durch das Bundes– heer gegen die kämpfenden Sozialdemokraten und KolllTiunisten. 4

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