Vorwärts Nr. 9, 11. Jahrgang, November 1978

OTTO BAUER erklärte aber auch: (Vertrauensmännerkonferenz am 21.Dezember 1925) "Das Wichtigste für uns Sozialdemokraten ist, daß jetzt doch die Hoffnung besteht, daß zwar noch nicht der Beweis erbracht ist, aber in ein paar Jahren dort erbracht werden kann, daß es auch ohne Kapitalisten geht." Die Ermahnun9, nicht an der Delegation teilzunehmen, führte zwar dazu, daß einige sozial – demokratische Betriebsräte die Teilnahme absagten, aber der Delegation, die am 27.Jänner 1926 abreiste, gehörten neben vier Kolllßunisten neun Sozialdemokraten an. Darunter der Steyrer Facharbeiter und Sozialdemokrat ANTON JOHANN MEYER , Gemeinde– rat der Stadt Steyr. Als Dank und Verbundenheit fertigte er 1927 einen Stahlschnitt, ei– nen Brieföffner in Form eines altrömischen Legionärsschwertes an, der dem Zentralrat der russischen Gewerkschaften gewidmet war und Anfang November 1927 von einer Wiener Ar– beiterdelegation anläßlich der Zehnjahrfeier des Bestandes der Sowjetunion überreicht wurde. Der Griff trug die Inschrift : "Roms Schwert unterliegt, wenn Moskaus Geist siegt." Ein Wappenschild zeigte die Namen Marx, Enqels und Lenin und das Spruchband:"Proleta– rier aller Länder, vereinigt euch !" Gekrönt war der Griff vom Hoheitszeichen der Sowjet– union, die Spitze der Klinge von einem Sowjetstern durchbrochen. Die Delegation hielt sich zwei Monate in der Sowjetunion auf und hat trotz der Gegenpro– paganda wesentlich zu einer positiven Einstelluno vieler Sozialdemokraten zur Sowjet– union beigetragen. 1933: VERBOT DER KPO UND AUSSCHALTUNG DES PARLAMENTS Die Ausschaltung des Parlaments durch die reaktionäre Regierung Dollfuß hätte am 15.März 1933 der Anstoß für die sozialdemokratische Führungseinnüssen, von einer Politik der Zugeständnisse und des Zurückweichens sege~über der Reaktion in die Offensive zu gehen. Auch dieser Anlaß wurde - wie Otto Bauer nach dem Februar 1934 bekannte - nicht genutzt. In der Folge gewann die KPO auf Grund ihrer klaren antifaschistischen Stoßrichtung, an Einfluß in der Kernschicht der Arbeiterklasse. Das Doll fuß-Regime antwortete am 26 . Mai 1933 mit dem Verbot der Partei und der befreundeten Organisationen. Aber die Aktivität der Kolllßunisten konnte dies in der Situation zugespitzten Klassenkampfes keinen Abbruch tun. Die Partei hatte sich schon früher auf die Illegalität vorbereitet und ungeachtet aller Schwierigkeiten und Verhaftungen setzte sie die gefährliche Tätigkeit nach dem Verbot fort. IITl11E'r rascher betrieb nun die österreichische Reaktion die letzten Vorbereitungen zum entscheidenden Angriff gegen die Arbeiterschaft, Freiheit und Demokrt tie. Durch die Pas– sivität der SP-Führung ermutigt, konnte am 11 . Februar 1934 der Hei11Mehrvizekanzler FEY vor der angetretenen Hei11Mehr sagen: " Wir werden morgen an die Arbeit gehen und ganze Arbeit machen." Das Signal für den Angriff war damit gegeben. 3

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