Vorwärts Nr. 4, 11. Jahrgang, Mai 1978

SOWJETUNION: SCHWERST-LKW FOR MORGEN Bei der Erzeugung von Schwerstlastkraftwagen wird eine Kooperation zwischen der Sowjetunion u. Österreich geplant. Österreich soll dabei einen besonders leistungsfähigen Dieselmotor und die übrigen Antriebsaggregate liefern. Auf dem Gebiet des Baus von Groß-Lkw verfügen die Sowjetunion über große Erfahnmg, wie der folgende Bericht beweist. KPÖ Gemeinderäte im Lkw~Werk Shodino bei Minsk. Im Bild : 2.v.r. Bezirksobmann Otto Treml vor d. 75-Tonnen-Kipper. Vor neun Jahren mußte in der 'Versuchshalle des belorussischen Autowerks die Toröffnung erweitert werden. damit der neue 75-Tormen-Kipper in den Hof hinausfahren konnte. Der „Neugeborene" war 4,5 Meter hoch und fünf Meter breit. Ein erwachsener Mann na·hm sich neben seinen Rädern wie ein Zwerg aus. Aber es kam nicht nur auf die Größe an. Mit der Fertigstellung dieses Modells erstiegen die belorussiJSchen Autower:lrer sowohl nach sowjetischen als auch nach internationaJ.en Begriffen eine neue und höhere Qua\.itätsstufe. Der neue· Lkw w,ird im Automobilwerk Shodino geba:ut, 50 Kilometer entfernt von der beloruss ischen Hauptstadt Minsk. Dieser Betrieb hat 1959 den Bau hochleistungsfähiger Lastwagen übernommen, d ie zuvor in Minsk selbst gebaut wurden . Das Minsker Autowerk MAS war der Erstling der' belorussischen Kraf tfahrzeugindustrie und half allen anderen Betrieben der Branche mit Au srüstungen, Erfahrungen und Fachkräften aus. Iwan Djomin , der Mann, der an der ,,Wiege" des MAS-Werkes stand , leitet heute die Produktionsvereinigung. BELAS, zu der mehrere Werke gehören. Für seine Verd iens te um d ie sowjetische Automobilin.dustrrie wurden ihm · der Ehrentitel Held der Sozialistisehen Arbeit und der Staatspreis verliehen. Die Verein-i-gung beliefert mit ihren Diesellastwagen den Binnenmarkt und führt sie darüber hinaus in etwa 50 Länder der Welt au_s, darunter solche „Aütomobilmächte" wie England, BRD, Italien, Frankreich und Schweden . Lastwagen aus Minsk wurden auf zahlreichen internationalen Mesisen und Ausstellungen mit Goldmedaillen ausgezeichnet. Ein solcher Lkw kann ohne ~neralüberholung sechsmal um die ganze Erde fahren. Kipper aus dem Automobilwerk Mogiljow, die mit einem zweistufigen Auspuffgasreiniger versehen wurden, sind für den Einsatz in Tunnels und tiefen Ba ugruben unentbeh rlich. Der nach belorussischen Begri ffen kleine geländegängige Lastwagen entwickelt mi t 14,5 Tonnen Fracht eine Geschwindigkeit von 85 Stundenkilometer. Diese Binsenwahrhe it macht sich auch in der Tät igkeit der Produktionsvereinigung eind eutig bemerkba r . „Wir geben uns Mühe, üb er ·d ie jüngsten Leistun gen des i nt ernationalen Kraf twa genbaus auf dem laufenden zu ble iben ", betont Iwan Djom in. ,,Sowohl hauptamtliche Spezia lis ten unserer Vere inigung a ls auch 50 Forschungsanstalten in verschiedenen Gebieten der UdSSR sind in unserem Auftrag mit der Suche nach grundsätzlich neuen Konstruktionslösungen beschäftigt. So wurde an der Akademie der Wissenschaften Belorußlands eine spezielle Forschungsabteilung für . Lkw gebildet. Jeder in die Fors chung investierte Rubel wirft der Vereinigung einen Gewinn von 5,7 Rubel ab. " Der 75-Tonnen-BELAS, ein Meisterstück der belorussischen Konstrukteure, weist eine Menge prinzipiell neuer Lösungen auf. Dieser Lkw hat zum Beispiel weder Getriebe noch Kardanwelle. Der Dieselmotor ist nicht ans Getriebe, sondern an einen 500Kilowatt-Gleichstromgenerator_ angeschlossen. Die Energie wird dann vom Generator zu den in die Räder eingebauten Elektro- " motoren geleitet. Im Führerhaus gibt es . nur zwei Fußhebel: Bremse und· Geschwindigkeit. Alles andere ist einfach -überflüssig. ,,Als wir das neue Modell planten", sa•gt Anatoli Wyssozki, Chefkonstrukteur der BELA.S, ,,gelangten wir zu dem Schluß, daß von einer Kontinuität gegenüber dem 40-Tonnen-MAS (der letzte Großraum-Lkw des Minsker Werkes, Grand Prix . in Brüssel) keine Rede sein kann. . So war zum Beispiel ein neues Lenkungsprlnzip erforderlich.. Fallen beim 40-Tonner die hydraulischen Verstärker aus, so wird der Fahrer mit Mühe u-n.d Not dennoch mit der Lenkung fertig. Beim 75-Tonner wäre aber nicht einmal Wassili Alexejew, der stärkste Mann der Welt, dieser Au·fgabe gewachsen. Deshalb entschieden wir uns f.i.ir · eine Doppelausführung der hydraulischen Lenkung. trnd die Hydraulikbremsen sind sogar viennal gesichert." Sicherheit ist bei der Beurteilung eines Kraftwagens der ·Hauptgradmesser. Die weitgehende Verwendung von hydraulisch betätigten Baugruppen ist unter anderem darauf zurück-· zuführen, daß die Hauptabhnehmer der Schwerlaster Bauschaffen.de sind. Die Bautätigkeit verlagert sich aber in der UdSSR immer weiter nach dem Norden und dem Osten, wo durch das ra uhe Klima neue Anforderungen a n die Kraftwagen gestellt werden. Kältefeste hydraulische Sys teme und Dieselmotoren (bei den neueren Wa gen Turbinen) haben sich sowohl bei den Tests als auch im Serienbau bes tens bewährt. So ha t die lr050-PS-Turbine, die iür BELAS-Lastwagen geliefert wird, be i Testfa hrten im Transpol a rgebie t sowohl die tschechoslowa - kische P iLstik a ls auch d ie w t:st• deutsch e MTU übertroffen. Gegenwä rtig wi rd in Kohlentageba uen des Ku snezker Beckens e in 120-Tonnen-Lkw mit einem 1300-PS-Motor erprobt. Und für ei nen 180-Tonner wurden berei ts d ie technisch en Unterl agen fe rti ggestel I t.

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