Vorwärts Nr. 2, 11. Jahrgang, März 1978

NEUERLICH ERDGASFRAGE IM GEMEINDERAT DER STADT STEYR AUFGEROLLT ZUHINDEST EINMAL EINE PREISREGELUNG DURCHSETZEN Im Gemeinderat von Steyr wurde eine Änderung der Wertsicherungsklausel beim Erdgasbezug zur Kenntnis gebracht. Diese Wertsicherung soll in Zukunft nicht mehr an den Großhandels-Index gebunden sein, sondern · an den Index für feste Brennstoffe und Mineralöle. Durch die Änderung der Indexklausel soll "keine unmittelbare Gaspreiserhöhung" erfolgen. Stadtrat Konrad Kinzelhofer erklärte dazu dezidiert, daß es im Jahre 1978 keine Gaspreiserhöhung geben werde. Gemeinderat Treml (KPO) erinnerte daran, daß seit längerer Zeit Bemühungen im Gange sind, beim Erdgas eine amtliche Preisregelung herbeizuführen. Sowohl die Arbeiterkarmier als auch Landesrat Ing.Reichl haben sich in diese Bemühungen eingeschaltet. Landeshauptmann Dr. Ratzenböck hat sich bekanntlich hartnäckig geweigert,die diesbezüglichen Anträge beziehungsweise Verordnungen zu unterschreiben. Was sich auf dem Erdgas- und Erdölsektor ereigne, sei ein Skandal sondergleichen, führte der Sprecher der KPö aus. Die ausländischen ölmultis schöpfen aus der Förderung von Erdöl und Erdgas in Oberösterreich große Profite. Hinter dem Rücken des Staatsvertrages haben sie in erpresserischer Weise in dem berüchtigten "Wiener Memorandum" ihre Forderungen durchgesetzt. Dieses"WIENER MEMORANDUM" ist die Grundlage für die ausl ändi schen Erdgas- und Erdölausbeutung in un se r emBundesland . Es wurde errechnet, daß j ährli ch rund 450 Millionen Schilling durch die englisch - amerikanische Rohölaufsuchungs AG (RAG) ins Ausland tran sferiert werden. Im Interesse der Gasabnehmer müßte sich daher auch die StadtgemeindeSteyr in den Kampf um das österrei chische Erdöl und Erdga s einschalten . Zumindest müßte zu- ~r~t eine amtliche Pr e i sregelung durchgt'SPtzt werden und a11 ch dazu müsse die Stadt selbst eine Initiative ergreifen. Es könne nicht geduldet werden, daß die ausländischen ölmultis und die rein private oberösterreichische Ferngasversorgungs-Gesellschaft ohne jegliche Kontrolle schalten und walten, wie sie wollen. VERTRAG IST NUR FOR "TELE FUNKEN" GUT Das Objekt in der Wagnerstraße (ehern.Hotel Münichholz), das im Besitz der Stadt und an die multinationalen "Telefunken" verpachtet ist, war im Gemeinderat wieder Gegenstand lebhafter Erörterungen. Es ging nämlich um die Bewilligung von Mitteln für eine Reparatur des Daches und der Heizanlage. Der Sprecher der KPO, Gemeinderat Treml,erklärte dazu, daß die Niederlassung ~es multinationalen Konzernes in Steyr ab 1978 auch einen höheren Strombedarf hat. Daher muß auch noch eine neue Trafostation errichtet werden. Die Stadt gibt dafür Mittel in der Höhe von rund 176.000 Schilling aus,obwohl sie dazu nicht verpflichtet wäre. 1,9 MILLIONEN FOR TELEFUNKEN Insgesamt muß dieStadtgemeindeschon bis jetzt einen Betrag von mehr als 1,9 Millionen Schilling für das Gebäude aufwenden, das an "Telefunken" verpachet ist. überlegt man, daß der Konzern an jährlichem Pachtschilling nur eine Su11111e von 750.000 S zu zahlen hat, dann erkennt man daran, daß es sich hier tat sächlich um einen sehr guten Pachtvertrag handelt, gut a 11 erd i ngs nur für "Telefunken". Gemeinderat Treml ging in diesem Zusa1TTI1enhang auf eine kürzlich verbreitete Meldung ein, wonach der Leiter des Betriebes,Direktor Ganzenmüller, den, Bürgermeister Weiss ein Kuvert mit 30.000 S überreicht hat, als Beitrag für die Kosten der kommenden 1000-Jahrfeier der Stadt. In diesem Zusa1TJTienhang war von einer "hochherzigen" Spende die Rede gewesen. Die Hochherzigkeit liegt jedoch nicht in dieser Gabe von "Telefunken",sondern sie 1iegt vielmehr auf der Seite der Stadt Steyr, die mit der Firma einen derartigen miesen Pachtvertrag abgeschlossen hat, daß sie selbst weit weniger einni11111t, als sie in das Gebäude hineinstecken muß.

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