Vorwärts Nr. 6, 10. Jahrgang, Oktober 1977

Oktober 1950: Gemeinsam gegen die neuen Belastuµgen Ot lo Treml berichtet Ühfr den Oktoberstreik in Steyr Der Oktol>e:-streik kam für die St.c•)Ter Arbeit.er und A.nigest.eHten ni cht von un,gefählr. Der riesigen Protestbewegung gegen den 4. LohnPreis-Pakt, die im ta:gelangen Streik dC'r /!es.amten Belegisc,naft der SteyrWerke einen ihrer Höhepunkte fand, wairen ja schon Protestmru:l,gebungen gegen den 2. wie auch den 3. Lohn-Prei,.;-Pakt vora<U51gegaogen. Be<i-m 4. Lohn-Preis-Pakt, der erneu1 schwere Belastungen für uns Arbcitff und Angest<>llte brmgen sollte, war eben dacs Maß voll. Al, schon damals im Mai 1949 von der Regie11unig. zusammen mi.t der ÖGB-Führun,g hi<nter versc-hlossenen Türen wi.eder e-in Ldhm-Preis-Pak1 a:u~gehan<leLt wurde.. es war der dritte, folgten in Steyr e<twa 5000 Anbeiter un<l Ail!gesbeUte aller Parteirichtu.n,gen dem Autnuf der Kommunisten i,u ei'l1& Prote.stk'U,n,dgebun~. Sah doch diE"Ser n,e,uerldch.e P.1.kt Tariferhöh<tmgein und höhere Prei~ für ei,ne große Za•hil 1andwirt- ~h:a~t1icher Prod<u.kte vor. E.~ kam ja a,uch in vielen Großbetrieben der Steiermark., Niederösterreichs un:1 Salziburg.s zu Betrieb!.-vt•rsammJ.u•ngen un:d vor dem Wiener Rath.a1.1;s z.u ei•ner Protest.k:und,g€'bung, an der me hr als 100.000 Arbeiter UJn<l Anla(esteLlte t e ilnahm~,n. Als dann der P a kt im Parlament von SP, VP und VdU gegen d ie Stimmen der Kommuni.s•t.en an,g.enomm€'11 wuroe. 7Rigte .sich sehr bald.. daß di.e Leben-~kos-ten be!.rächtlich stiegen und damit das Reale-in-kommen absank. WARSSTltEIK IS DER VÖEST Als im dara,uf:folgen.den Jahr ~hon \\'·ied-er ein Lohn-Prei s -Pakt ausgeh ,mdelt wuroe. der eine Verteuer-un,g fasit ahler Gru,ndn,a•hr-u:n.gsmittel vorsah. war doch abzus('he.n, wie di e Ar:l>eit.er wn.d Angestellten re,a,gieren würden. Am 26. Sept.embE>T sollte dieser Paikt dem MLnisterra;t vorgelegt weroen. Schon am Tag zuvor kam es in der Vöest zu einem Warnstn~ik. Man hat in der Fo!e·~- zei,t immer v.'ieder versucht, den Oktoberstreik als Werk der Kommun.imen u,n,d als ?uts<:!hvermich hinzustellen, und wie man sieht, versucht man da,s a.uoh heute noch von Zeit zu Zeit. Nun gab es damals in der Vöest ei:n.en Betriebsrat aus 14 VdUlern , 12 von der SP Uil1d nur zwei Kornm,un,isten. Wenn es also selbs t hi·er 7,um e-rAA.en Warn,-\reik kam, d,a,n,n können wohl ' kaum n,ur d:e Kommun,L~ten dahintergesteckt haben. Der kommuni-st:sche Abgeordnete Honner hat bekanntlich i;leich nach dem Streik Bundes kanzler Fig] . Innen,mini.s>ter Helmer und ÖGB-Präs•ident Böhm mit ihrem Gered~ vom Putsch der Lüge geziehen und hat i;ie aufgefordert, sie mögen doch auch nu.r einen Wahrheitsbeweis erbrirnge-n. S !e bhiebein jeden Beweis :c:ch:u,l<l-i,g. Dennoch kommt man immer wiooer mi1 der Put.schlüge, wenn e s ge,gen d ie Kommun,isten geht. Jeder. der in Stevr beim Oktober.st r ei k dabei w;ir, we·iß, daß es ei·ne g,roße ge,mein ~ame AMion war, die von allen Arbeitern und An.geste!J.t.en besch,lo;;isen woroen war. Wie g.roß, das konnten auch wir Kommu,nL,;ten zu Begi.n,n gar nicht aibsch.ätzen. Nachdem es am 25. SepLerrnber wie in der Vöe<;t auch in anderen Betrieb€'n zu Empörung über den Pakl und 7JU spontanen Arbeit,sniede-rleg,un,gen gekommen war, g.in,gen am nächsten Tag die kommuni-s tischen BelJ·iebsüite zu den SP-Koll~ um über· Maßn,a h,men i-n u.n!'e.rerrl Betrle,b z1u ve!'ha,ndeln. AlLerdi.n..i?;s hatten :w die.-,em Zeit pu,n,k.t die SchJch1arbeiter -im H-8-a,u die A11beit ers.l gar nkht a;u,fgE-nommcn; und ~ie zogc- n nun - a-n der Spi,tze Kommunis1en un:l SP~Flt'l,n,kWonäre - durch die Abtei'1u,n,gen und forderten die Kollegen a,u,t mdl 7;Um Betriebs-r..l1.sge.bäiu<le z,u zi-e-hen. Dem Beispiel f.oLgte a,uch die Schweiß.a-bteilung <le-, Autoba,u.~, mit i:hrem Ha,up tvertrauen.sm.an n K iem.('lhofer an der Spi,tze. lch n,en,n,e den Namen. weil Kierv..eLhofer heu.te d er Frakt.ion.sführer der SP tm Gemeinderat und Pennanemt;belr-iebsrat der SteyrWerke ist und weiß, daß hier keine P-ut.scha,bsichten bestanden., sondern rnur Maßnahrnen g,eset.zt wul'den, um dies en Scha.ndpakt a,b:r,uwehre.n. 16.000 Al\1 STADTPLATZ Immer mehr Arbf>i,ter versammel - ten 9ich, bis der Botriebsr.at (14 SP, 8 KP, 1 VdU) einen Warnstreik und eine Prote,.tdemonstra,ticm 1,ur BezirkJShauptmannschaft a,u;f dem Steyrer Stadt.platz beschloß. Der Besdüuß wurde den über 6000 versammelt en Ar-beitern und An,gest ellten vom <l nDie Lüge vom „Putsch" Die Lüge, die Kommtmllisten wollten den großen wirt...sch.aittichen Kampf der österreichiischen Aribei,terkl.asse 1950 für einen „Putsch" a,\lJS!1JÜtzen, war SC'hon die Ha,ulJ)twaffe während des Streiks seib~ , Die _;ecti,gelg.arden Ola>hs allein hätten ohne d1iese Lüge nicht gereicht, den Streik ci~ t· Huooer.ttausendi'm zu brech€'n . Sie wu.ro.e schon dama ls eindeutig wider Legt. Abgeordn,e,ter f'ranz Hor11ner verzichtete im Namen d e r komm~m;L~t:L~chen Abgeord,n,et~n im Parlament au.sd·rücklfoh auf die Immunität . bezichtigte die Reg,ieriu,n,~pol-i.tike:r der Lü,ge und foroerte ste a,u-f, fön u.n,ter Anklage zu ;,tellen. Niemam wagte es, weil es keinerlei Putschplan gegeben hat. Etwas anderes &tellten .allerdings inzwischen österreichische Gerichte fest: Die Garoen, ctie F-ranz Olah zum Streikbruch mobillisierte, waren - wie sich nadllher während der 01alhProzesse herausstellte mllt ameri kanisch€'IT1 GeLd f ,i.n,a,na.ier,t. Un<l noch etwas ist bemerkenswert . Vi·ele glaubten der ?uitschlüg~ nur aus de-m ei.nen Grund, weil sie damals (19!>0) schon zwei Jahre la.n,g f:ä®l'i.ch dem Trommelfeuer der Propa,ganda 01usgesetzt gewt'sen wa·ren, es sei niur die Sow je.t11.L'l11ion., d ie den Sta.aitsvertreg verh,i,n-derc . Heute weiß man - selbst am dem Mun<l de.~ damaligen Außenministers Gruber -. daß nicht die Sowjetu·nion, sondern einu;iig die A m e r i k a n e r dien Staaitsvert·ra-g T,U diiesem Zeitpunkt nodh veph•inderten. Die Beh,au.ptung, däe österreichlschen Kommunisten hätten „put- ~0hen" wollen,, u:m ga,nz ösrerreiiah in den „sowjetischen Machrtbf>reich" z.u zerre:,., bleibt !heute genaus o f.alsch wie damals. Seit der En thü! hmg Grubers. die Sowjetunion wäre schon lang,e vor HJ30 b~reit gewes en., 01-t.erreich cle.n St.aat;;veTtra.c: und die vo1le l'n~1bh!in•gbgkc-it zu geben. fällt :1.Uch je-der Schei,n einer Begründung für diese Behaupiu'l'bg in ~id1 zu!eammen. Der Oktobers t.reik \\'ar die größte w.irl·1'chaf1.- lid1e Kampf.akUon der b!,terreichi-seh e n Arbei.tnkla&se in der Zweit.en Republik . m..,lig.en SP-ßetri E'!l.>srat sobmann Ju11,Jwirth überm.itte J.t. Un.d die Spit7,en fu nkt.ion.äre al ler Fraktionen marschierten a n der Spit.ze des Demons tra,t ioruwu-g,<>s . AL~ wir a,m Sta·dtpla•t.z ankarrnen, wa-r dieser 1-c11on Yoller Men;;ch~n. J ,un,g:wi.11t:h hatte d as Siren.l'n,s.Lgna.l ziur. Arbei,!:~- n,:ederte-g,un g ,geben l,a,1-,.en und so wan·en neben d er Stevrer Bevöl.kerur.:;; auch die Beleg.s.coof:.C,n a,u,s 15 K lein- und Mi!.t~lhelrie-ben a.uis Steyr und l.' m ;,-,.:xmg g C' kommen,. Bezirk.sh.aup t-n1:1n n D:-. Grabner veJ'\."<>prac-h

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