Vorwärts Nr. 4, 10. Jahrgang, Juni 1977

3 000 Personen sind b e re its Opfe r di ese r politischen Mundtotmochung, d ie ein Klimo der Ang st , Unsicherheit, Into l eranz , d es Spitzel - und Denunziontentums erze ugt. Die BRD ist das einzige entwi ckelt e Land in Europa, in dem fortschrittliche Demokra - ten auf Grund ihre r politischen Oberzeu - gungen diskriminiert w e rden und Sanktio - nen ausgesetzt sind . Di ese berufliche Diskriminierung, die bereits inte rnat ional verurteilt wurde, ist e ine flagrante Ve rl e t - zung der allg eme inen M enschenrecht e un d d er in der BRD -Verfassung garant ie rten Grundrechte und - freiheit en. Ein d erart ig es Vo rg ehen i st weder mit Demokrati e und Ent spannung noch mit d e r politischen Ve rnunft ve re inbar . • Die Geißel der Arbeitslosigkeit A rbei t sl o sig keit wurd e zum fe sten Bestand - tei l d es Ka p i tali smu s. Di e Internationale A rbe it so rg a ni sati o n (ILO) in G enf schä tzt di e Zahl d e r Arbe it slo sen in 23 westlichen Ind u str i elä nd ern, e i n schl i eßl ich de r Ve r - e ini g ten Staat en , Ko no do und Jopon, auf in sge sa mt 18 M i lli o ne n . Da m i t wurde d er höchste Stand se it 40 Jahren e rre icht. Vo r e inem Jah r be t rug d i e Zo hl d er A rbei t slose n i n di ese n Lä nd e rn 13 M i ll io nen . D ie gegenwär t igen Zi tt e rn umfa sse n 7 M i lli onen Jug endi iche unte r 25 Ja hren und 7, 3 M i lli o - nen Fra uen . Kü r zli ch von d e r EW G veröHentl icht e Sta - ti st i ken ze igen, da ß t ro t z e in es g ewi ss en W ied erau f schwungs in ei ni gen Bere ichen, Milli o nen von M en sch en ihre entmuti gende Suche no ch Arbe it fo rt se t ze n müsse n. In W e st euro pa li eg en me hr al s 5 Proz ent d er arbe it sfä hi gen und arbeitswilligen Bevölkerun g auf der Straße. Die Arbeitslo se nrate ist in den meisten EWG-Ländern in letzter Zeit ange sti eg en . In Großbritanni en li egt sie bei 5,3 Prozent, in Be lgien b ei 8,2 Prozent, in Frankre ich bei 5,2 Prozent, in Irland bei 9,8 Prozent und in Italien bei 6,2 Pro - zent. In den Vereinigten Staaten b ewegt sich die Arbeitslo sigkeit ständig um 7,5 Prozent, und in der BRD hält sich die Arbeitslosenzahl bei jährlich 1 Million . Die Jugend, eine „überflüssige Generation" im Kapitalismus Die Loge der jungen G eneration im Kap italismus ist besonders besorgni serreg end . Ein Drittel der Arbe itslosen in d e r W elt sind Jugendliche . In ein igen Länd e rn, wi e z. B. in Fra nkrei ch , ist di e Situation noch schl immer : 50 Proz ent d e r Arbeitsuchend en sind im Alt e r von 16 b is 25 Jahren . Au s d en jüng sten Beri cht en de r EWG geh t he rvo r, daß von 5,2 Milli onen reg istri e rten Arbei tslo se n mehr als 2 Millionen unte r 25 Jahren sind . Ein weit e res eno rmes Anwa chsen d er Arbe it slo sigk e it wird für d en H e rbst e rwart et, do di e große M ehrheit d e r Schul - und Hoch schulabgäng e r in d en ka p i - ta l is ti sche n Ländern nur geringe Chancen hat , ei ne Lehrst ell e o d e r e inen A rbe i tsplatz zu fi nd en. USA : 5 882 000 Jug endliche unter 25 Ja hre n si nd al s Arbe i tslo se regi stri e rt . Das W o rld Maga zine schätzt ein, daß ungefähr ein Drittel der 44 Mill ionen Jugendli chen d es Landes oh ne Arbeit i st. Bei we it em a m schwersten davon betroHen sind die Af ro - Amerikoner, von denen 40 bis 60 Proz ent arbeitslos sind. Japan: 1 250 000 Menschen, davon ein Vi er - tel Jugendl iche, hoben keine Arbeit. BRD: Von der e in en Million regist r ierte Arbeitlo se si nd 400 000 Jug endliche unt e r 25 Jahr en . Arbeil>lose Intellektuelle in der BRD . Italien: Di e Zahl der Jugendlichen ohne Ar - b e it sti eg im Mai 1976 auf fast eine Million . All e in in Rom sind 100 000 der registrierten 160 000 Arbeitslo sen Jug endliche . • Unsicherheit über die Zukunft eine Folge der gestiegenen Lebenshaltungskosten D ie ho he A rbe it slosig kei t is t nur e iner d e r G ründ e, di e un ter de~ W erkt ä tig en der ka - p itali sti schen Lä nde r e in wach sendes Gefühl sozia ler Un sicherh ei t hervorrufen . Pre i sstei g e rung en in oll en Bereichen gehören heute eben so zum tä g lich en Leben. Ob es Preiserhöhungen bei Grundnahrungsmitteln, Büchern, Verkehrstarifen, Telefongebühren oder Mieten sind, die Werktätigen müssen ständig tiefer in ihre Taschen greifen . Im laufe der letzten zwanzig Jahre sank di e Kaufkraft der westlichen Währung durch - schn i ttlich um d ie Hälfte . Do s i st nur e in es d e r Kennzeichen der ständig wach senden Inflation im modernen Kapitalismus. In den letzten Jahren hat si ch gezeigt, daß selbst während der jüng sten Obe rproduktionskrise die Inflationsrate weiter an - wuchs. Die Preissteigerungen hatten sich 1975 etwas verlangsamt, jedoch nur, um 1976 in zahlreichen Ländern ein e r noch schnelleren Inflationsrate Platz zu machen . Diese Tatsache läßt sich auch aus folgenden Ziffern ablesen: Prozentualer Anstieg d e r Lebenshaltung skosten im Vergleich zum Vorjahr ---- - - Januar 75 De zember 75 Januar 76 April 76 -~-~--·-- USA 11.7 7,0 7,0 6,1 BRD 6 , 1 5,4 5,4 5,2 Japan 16,8 8, 0 10,0 8,8 Frankreich 14 ,5 9,6 9,6 9,7 Großbritannie n 20,3 24 ,9 23 ,4 18,9 Italien 25,1 11 ,2 10,9 13,9 Großbritannien: Expe rte n b e fürchten, daß fa st zwe i Dri t te l d e r 150 000 Schulabgäng e r si ch in da s Hee r d er 400 000 bereits arbe it - such enden Jug endlichen e inreihen werden . Frankreich : De r Allg emeine Gewerkschaft sbund (CGT) schä tzt e in, daß mindest ens 700 000 Jugendlich e ve rgeblich eine Arbe it suchen. • Kinder auf der Schattenseite des Daseins Die unmenschli che Beha nd lung d er Kind er i st e i ne d er barba ri schsten Au sdrucksformen des Impe ri a l i smu s. Mi l l io nen von Kind e rn leben au f de r Sdwtt ense ite des imperial i - st isch en „ woy o f l i fe" . Sei t fr ühe ster Kind - he i t sind sie Hunger u 11d Elend , Grausamkeit u nd Perve rsion a usgese tzt. End e 1975 schri eb d ie wes tdeutsche Ze it sch r i ft Q u ick : „ D i e we stdeut sch en Ki nd e r holten n iema l s e in so har tes Le b en wie im Jo h re 1975." D ie Ta t sachen b ekrci ft ig en d as . Mehr a ls ei ne halbe M i ll ion Ki nd er i n de r BRD mü ssen m i t ,hr en Famil ien i n E!c ndsquort ieren ------ Während der zykli schen Kri se 1975 konnten oll e Lä nde r mit Au snahme von Großbritann i en ihre Infl a ti onsra te verring e rn . Da s war j edoch nur vo n kurz er Dau er, denn 1976 stieg di e Inflationsrate in Frankre ich und I tal ie n bereits w ieder o n. leb en , da sre kei ne a nd er e Unte rkunft f i n - Je 11. Vu 11 14,1 Mill io ne n KimJe rn huue11 750 000 noch n icht ei nmal e in eigenes Be tt. Mon schä tzt ein , daß i n j ed em Jahr min - des ten s 1 000 K,nd er e rmo rd e t und 30 000 mi ßhand el t we rden. Stat is tiken a nde rer e ntw ickel te r kap i tal ist i sche r Lände r ze igen ei n ä h n li ches Bild . In den vom Imperial i smu s ausg ebeute ten Entwi ck lungs lcinde rn i st die Situati o n de r Kinde r noch schl imme r . In Lateiname rika verhungern tägli ch fast 2 000 Kind e r. Offi - ,ie ll e St a ti st iken we i se n aus, daß in diesem Te il de r W e lt nur 15 Proze nt d e r Kind e r da s Al ter von 15 Jahren erreichen . In Bra sili en übersteh en von 100 Neugeborenen 44 nicht den ersten Lebenstag . Noch Angaben der Spe ,iolorgoni sot ionen der UNO sind in d en Lä nde rn d e r kap i tali sti sch en Welt 300 Mil - lionen Kind e r stä ndig unte rernährt ; 15 M i l - li o nen vo n ihn en st erbe n j ä hrli ch vo r Err ei - ch u ng d es fünft en Leb ensja hres .

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