Vorwärts Nr. 2, 10. Jahrgang, März 1977

Steyr: Priorität für neue Arbeitsplätze KPÖ: Stadt und Bezirk dürfen hinter Erfordernis5en nicht zurückbleiben Bei der Beschlußfassung über das Entwicklungskonzept der Stadt Steyr und deren Umlandgemeinden im Gemeinderat der Ei.sens tadt erklär:e der Sprecher der KPO, Gemei•nclerat Otto Treml, d.iß Steyr heute tatsäc hli ch im oberös terreich :schen Zentra lra urn eine A,ußenseiterrolle spiel e. An diesem Zustand sei allerd ings n,ic,h, nur die verkehrsmäfüge Abgeschlossenheit schuld. Auch die Tatsache, d a ß unter dem Druck des Steyr-Werkkonzerns lange Zeit keine Betriebsansiedlungen im Raum Steyr getätigt wurden, wobei die Mandatare der Mehrheitsparte-i früher diesem Bestreben in d;e Hände gearbeite , haben, trägt dafür die Verantwortung. Von den derzeiti.gen Steyrer Ab2eorclneten in Parlament und Landtag wurde zwar einige Male die verkehrsmäßi.ge Benachteilig,ung von Steyr sowie des Enns und Steyrt?.ks au- rgegriffen . aber eine wirkliche Aktion ist bis heute niC'ht gese1zt worden. Das Hauptproblc>m l iegt bei der Sicheru-n•g der bes tehenden und der Schaffung von neuen Arbeitsplätzen. Otto Treml erinnerte in diesern Zusamme nhang auch an d.en letzten Bericht des oberösterreichischen Landesarbe:;samtcs, in dem ausdrücklich von einer „Monos tru·ktiur" gesprochen worden war und davon d:e Rede war. daß sich in der Metallbranc he im Bezirk St eyr in den letzten Monaten die Zahl der Arbeitsplätze verringert habe . Wenn auch in den letzten Jahren von J 972 bi~ 1976 die Zahl der Arbei,t splä tze in Steyr selbs t noch um rund 500 zugenomme n h a:, im Bezirk · hat sich die Zahl der Betriebe um 100 ve rr :ngert. Ein nur geringer Zuwachs an Arbeitsplät zen bedeute aber in Wirklichke it e1n beträchtli ches Zurückbleiben hinter den Erforderni,,en, denn in Oberösterreich müßten, um d :e neu hin~ zu-kommenden Arbeitskräfte untermbringen, jährlich 8000 zu~ä.tzliche Arbei:splätze geschaffen werden . Ein relativ großer Anteil davon müßte auoh a uf Stadt und Bezirk Steyr kommen. ..W1r wi s.;en ' ·. erklärle ~meinderat Treml, ,.daß in den nächsten Jahren viele junge Menschen in den Arbeitsprozeß eingegliedert werden mü.,;scn und dem geg<enübersteht, daß durch Ralionalisierungsmaßnahn1eri, Betriebss tillegungen und -einsc hränkungen Arbei,splätze verlor engehen." Pr iorität müs„e daher die Schaffung neuer Arbeitsplätze durch Betriebsgründungen und Erweiterun.g der bereits bestehenden Betriebe, vor allem in den Steyr-Werken , sein. W ir verfügen über eine traditions:. re:che Arbf'iterschaft im Ma schinenund Fa•hrzeugba u, die bestens qualif:ziert ist und sc hon heute dazu beiträgt. daß die Steyr-Werke und c'e r zweitgrößte Betrieb der Stadt , das Werk GFM, der harten internationalen Konkurrenz w.irk,am be.gegnen können. Die Entwicklung der wirtsch aftlich en Beziehungen und der Kooperation mit den sozia listischen Ländern ist dabei, wie sich schon in den Jahren J 975 und 1976 zeigte, eine wichtige Stütze für dl~ Arbeitspllitze in und um Steyr. · Dem ,Schrumpfen' muß begegnet werden Stadt Steyr müBte sich mehr Kontrollmöglichkeit s-lchern Wi,e das Schrumpfen der Arbeitsplätze im Bezirk Stey r in der letzten Zeit vor sich geht, zeigte Gemeinderat Otto Treml (KPÖ) bei der let.tteri Sitzung des Gemeinderate; an Hand von zahlreichen Beispielen auf. Er erinnerte daran, daß die Meseitt~ und Bes teckindu strie Hack ihren Beschä.ttigtenstand in d~n letzten Jahten von 885 auf 60 verringert hat. D\e ~steokfabr ik Neuzeughammer wurl1-e überhaupt gesperrt. und rund 1110 Arbeiter und Anges tellte verloren i-h ren Arbeitsp-latz. Durch die Etabl ierung e iner n euen Firma konnten nur rund 60 EFalzarbeitsr>läl.ze geschaffen werden. Auch bei dem Mlt~etl>etri,eb EuromarketingRihfl, d~r zum Konz.ern der verstaatlichten VMW Ran shofe n-Berndorf gehörte, gab es noch vor wenlgen Jahren rund 350 Arbeitsplätze, bei der Neugründung der F irma nach dem zusammenbrach s ind es nur mehr 70 Beschäfhgte. Die Steyr-Werke wollten im Frühjahr 1976 ihren Zwe:gbetrieb in Letten st :llegen. Die Boh rererzeugung wurde eingestellt und d ie Betr iebseinrichtung an eine Firma in der Steiermark abgestoßen. Nur durch ein gemeinsames Auftreten der Gemeinde Siern ing m it Bürgermeister Josef Breurather (SPÖ) und des Gesamtbe t1·iebsrates der Steyr-Werke, ei nschließlich des kommun is ti sc hen Be~riebs- und Arbeiterkammerrates Gusli -Mascher. konnte die St illegung dieses für S:erning sehr wich tigen Betriebes verhind ert werden. Schwierigkeiten gibt es auch bei der Firma Te lefunkcn , die ein Fünftel der B•eschiiftigten für zwei Monate abgebaut hat. · Aber auc-h im Wälzlagenverk: der Steyr-Werke mit sei nen rund 1800 Bes0häfligten g:bt Steyr hat Vorarbeit geleistet KPÖ rollt Im Gemeinderat Autoproduktion auf Im Zusammf'nhang mit der Beschlußfas,ung übPr ein Entwirkl ungskonzept für Steyr und Umgebung durch den Gemeinderat der Stadt Steyr gewinnt auch die Prüfung der Mögl ic hke it en zur Err ichtung einer eigenen ·Pkw-Produktion in Osterreich besondere Bedeutung. Bekanntlich wurde die Firma Porsche beauftragt, ein entsprechendes Gutachten auszuarbeiten, dessen Fertigste llung in Kürze erfolgen soll. Der Zentralbetr iebsral der Steyr-Werke hat te .ich in sei ner Sitzung vom 23. November ve r gangenen Jahres bereits mit diesem Problem beschäftigt un d zum Au~- druck gebracht, daß die Arbeiter und Angestellten der Stey r-Werke a n einem solchen Projekt mitarbeiten wollen. In d e r Sitzung des Gemeinderates erklärte Gemeinderat Treml (KPÖ), daß die Kommunisten die einzige Partei waren . d ie 1945 für eine eigene Pkw-Produktion in Steyr eingelreten si nd. Er erinnerte daran , daß in dPn fünfziger Jahren im H aup twerk ein Prototyp entwicke lt und vo n den Einfahrern Kollegen Tunko und l:igcnieur Dienelt einem h arten Tes t unterzogen und dann produkes Absatt.schwierigkeiten. Diese Beispiele unterstreichen die Im Entwicklungskonzept angeführte ernste S ituation bei der S icherung der Arbeitsplätze in der Zukunft und damit d·er weiteren Entwicklung der Stadt Steyr und deren Umlandregion. Daher is t eine Forderung im Entwicklungskont.ept für Steyr und Umgebung besonders wichtig und muß vom Gemeinderat unterstützt wer-· den: ,.Dort, wo stru;kt11rbedingt · unve rmeid!kh Betriebe e<ingieschränkt oder stillgelegt werden, sind vorher gee'.gnete Ersatzarbeitsplätze zu s, h affe n ." Dabei muß allerdings auch C'in ec'1tes Kontroll- und Mitbestimmungsrecht der ~einde un-d der Beschäftigten l:>ei der Lösung ailler Strukturfragen der Wirtschart verlangt und durchgesetzt werden. tion s reif erklärt worden se i. Dieser Typ wurde abe r der örfentlichkeit nie vorgestellt und verschwand in d en Kellerräumen des Hauptwerkes. Die Amerikaner waren nämlich aus reinen Konkurrenzgründen nicht an einer ös terreichischen Pkw-Produktion in l eressier t. In e:nem Entwicklungskonzept der Stadt Stey r müßte auch die Stellung des Gemeinderates zu einer geplanten österreichischen Pkw-Produktion ihren Niede!"schlag finden. Allerdings müßten bei solchen Plänen auch die Strukturschwächen in und um Steyr berücksichtigt werden. Nach der Meinung der KPO müßten schon jetzt Überlegungen angestellt werden , w ie sich der Gemeinderat beim Voranbringen einer so wichtigen Frage einschalten könnte.

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