Vorwärts Nr. 2, 10. Jahrgang, März 1977

REICHE UNO SUPERREICHE IN ÖSTERREICH Im Frühjahr dieses Jahres erscheint das Buch des Kronenzeitunqsjournalisten (30.000 im Monat) Georg Wailand: "Die Reichen u~d die Superreichen in Österreich". Zu diesem Thema gab es auch eine Club 2 - Fernsehdiskussion, allerdings zu einer für einen Arbeiter unzumutbaren Zeit um Mitternacht. Wenn sich die Teilnehmer an dieser Runde darunter der Großgrundbesitzer IIFürst" Schwarz.enberg undder "Bau.löwe" Mischek untereinander auch sehr gut verstanden und nur ein Diskussionsteilnehmer volkswirtschaftlich die Funktion - der Unternehmer in Frage stellte, so wurden doch einige interessante Zahlen über die Vermögens- und Einkommensverteilung in Österreich bekannt . So verdienten nach den Untersuchungen des Journalisten Wailand die Creme der Creme, ca. 107 Millio näre 1971 zusammen 2.4 Milliarden Schilling oder 2.9 Prozent des Bundeshaushalts des Jahres 1971. Das sind pro Kopf 22 Millionen Schilling. Insgesamt gab es 1971 3.000 Millio - näre, 1972 5.200 und 1973 7.000. Im 6. Jahr der SP-Regierung halten wir wahrscheinlich bei 10.000 Millionären. DIE VERMÖGENS- UND EINKOMMENSYERTEILUNG Dem gleichen Autor zufolge verdienten 0.1 Prozent der Bevölkerung 1972 im Durchschnitt 12,232.800 Schilling jährlich, die restlichen 99.9 Prozent der Bevölkerung 131.000 Schilling. Aufschlußreich sind auch die Angaben über die Vermögensverteilung : In der Schweiz besitzen 3.3 Prozent der Bevölkerung 35 Prozent d es erfaßten steuerpf lichtigen Vermögens. In den USA 1.6 Prozent der Bevölkerung 32 Prozent des Vermögens. Obwohl aus dieser Zahl nicht hervorgeht, ob hier di e verstaatlichten Betriebe ausgeklammert wurden , kann man doch annehmen, daß die Vermögenskonzentration in Österreich um ein Vielfaches größer ist , als in der Schweiz und .in den USA. Alle diese Zahlen sprechen für sich. Sie drücken das We - sen des kapitalistischen Systems in Österreich aus. Eine verschwindende Minderheit von Besitzenden stehen an den 6konomischen und politischen Schalthebeln der Macht und eignen sich die von der großen Mehrheit der Arbeiter und Angest~llten ge schaffenen Werte an. Der konservative Universitätsprofessor Streissler , meinte deshalb in der Club 2-Diskussion, daß die Veröffentlichung solcher Zahlen eine potent i e lle Gefahr für die bilrgerliche Demokratie darstelle. Denn ei nmal bloßgestellt, könnten die wahren Herren dieser "Demokratie" e nteignet we'Cden, wenn es die Mehrheit der Bevölkerung so will. Warum eigentlich werden solche Unt e rsuchungen Uber die Reichen und die Superreichen in Österreich nicht von der Gewerkschaft und den Arbeiterkamme rn mit ihrem riesi ge n Apparat an wissenschaftlichen Mitarbeitern durchgefilhrt? Ist für die SP-Führung dieses Thema tabu?

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