Vorwärts Nr. 3, 9. Jahrgang, April 1976

»Vier weitere gute Jahre... « war eine der Hauptlosungen der SPÖ vor der Nationalratswahl, wobei von der SPÖ alles getan wurde, um strahlenden Optimismus zu verbreiten. Heute s ibt sich Kreisky pessimistisch, und nur wenige Wochen nach der Wahl wurde begonnen, den arbeitenden Menschen neue Be l a stungen aufzubürden. Wenn die kapitalistische Welt, zu der auch Österreich zählt, heute in der schwersten Krise seit den 30 Jahren steckt, so sind dafür das Großkapital und die Regierungen, die dieses System verwalten, verantwortlich. Diese Schuldigen an der Situation wollen sich aber nicht nur von der Verantwortung drücken, sondern auch die Lasten, die durch die Krise entstanden sind, auf die arbeitenden Menschen überwälzen. Und so ist bei uns in Österreich eine Situation entstanden, daß nicht nur die SP bei den Wahlen stärker wurde - so stark wie nie zuvor - , sondern, daß auch die Belastungen für die werktätigen stark zunahmen. Die Massenbelastung bei den Steuern hat ein bisher unbekanntes Ausmaß erreicht und wurde durch die Erhöhung des Mehrwertsteuersatzes, der Mineralöl- und Kfz-Steuer weiter verschärft. Neue Steuern sind angekündigt. Allein in den ersten beiden Monaten dieses Jahres ist die Teuerung sprunghaft um 2,7 Prozent angestiegen und es besteht die Gefahr, daß diese Tendenz anhält. Trotz dieser Teuerung und zunehmenden Massensteuerbelastung liegen alle in den letzten Monaten von den Gewerkschaften getätigten Lohn- und Gehaltsabschlüsse weit unter der Inflations. rate. Hunderttausende Kolleginnen und Kollegen haben seit Jahren zum erstenmal Reallohnverluste erlitten. Durch kapitalistische Rationalisierungsmethoden, oftmals gefördert und subventioniert von der Regierung, werden Arbeitsplätze wegrationalisiert urid für zehntausende gesunde, arbei ts,..·i 11 ige Menschen hat dieses System keine Beschäftigungsmöglichkeit zu bieten. 0ieser ' zustand ist heute nicht nur für Österreich charakteristisch, sondern für die ganze kapitalistische Welt. Der Unterschied zwischen Österreich und den anderen kapitalistischen Ländern besteht nur darin, daß in Österreich die Gewerkschaften sich mit dieser Politik abfinden, während in den anderen Ländern die Gewerkschaften die arbeitenden Menschen gegen diese Politik der Abwälzung der Krisenlasten durch Kampfaktionen schützen. Auch in Österreich kann die Alternative für die arbeitenden Menschen nur lauten: Kampf gegen die Abwälzung der Krisenlasten - Aufklärung und Kampf gegen dieses System;, das unfähig ist, die Lebensfragen unserer Zeit zu lösen!

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