Vorwärts Nr. 4, 8. Jahrgang, Juni 1975

1. Mai ist.der Kampftag geblieben SP-Politik „goldrichtig"? In Steyr nahmen mehr als 300 Menschen an der Kundgebung der Kommunisten auf dem Stadtplatz teil. Bezirksobmann Gemeinderat Treml setzte sich mit den Argumenten von Unterrichtsminister Sinowatz auseinander, der am Vorabend des 1. Mai bei einer SPÖ-Kundgebung gesprochen hatte. Sinowatz hat dabei mehrere Male erklärt, die Politik der Kreisky-Reglerung sei „goldrichtig". Gemeinderat Treml zeigte am Beispiel der Ministergehälter und der Unternehmerprofite, was es mit diesem „goldrichtig" für Bewandtnis hat. Die Festansprache hielt der Vorsitzende der Fraktion des Gewerkschaftlichen Linksblocks und Spitzenkandidat der KPÖ für den Wahlkreis Oberösterreich, Genosse Anton Hofer. Feiern: 1. Mai oder 1. Juli? Das SPIJ..,,F..-lbter• hatte offenbar HlntergrOnde In der Werkze1tung der Steyr- folgte wohl deswegen, weil die Werke, .,Gemeinsam' ', wurqe kür7r hohen Bierpreise _zu wenig „El'- llch wirtschaftliche Uns!che.rhelt, folg" bringen wüi;den und sich 4ie Infiation und Sinken · des Wirt- Bevölkerunst -dabei _ erinnern schattswachstuni:s in · der kapltali- könnte, -lche .enorme Preissteistischen '.Welt gezeigt und" d8l;&US gerungen ' unter der -Regierung ' die Schlußfolgerung-ge~ogen,. !;laß Kreisky vorgenommen ·wurden. · es daher eine Ve_rpfllchtung sei, Allein durch die Elnbe'tlehung des -- · am 1. Mai für die Vollbeschäfti- Volksgetränkes ·-Bier · 1n- ~ie Gegung und für d1e Slche~g der tränkesteuer konnte die SPO-GeExlstenz zu demonstrieren. me!ndemehrhe!t . mit Hilfe der Die SPO-Manager In - Steyr OVP und' der FPO _der_ stemr waren jedoch otfenkund'iig an~e- Bevölkerung in el11em einzigen rer Melnun,g. Sie führten nur am Jahr drei Millionen Schillln,g ausVorabend des l.__ Miµ ej.ne All_bi- der Tasche ziehen. · kundgebung durch, der 1. Mai Es ist _verständlich, daß cn.· ·- selbst wurde jedoch von der hohen SPO„Manager mit dern:- SPO nicht mehr bepngen; Das 16t 1. · Mal als Kampftag der Arbelallerdlngs eine kleine Ungenauig- ter nichts mehr · Rechtes anzu;. kclt, denn begangen wurde- der fangen wissen. Für sie ilst -der. Tag doch, nur · tn einer recht . 1. Juli ein -ganz anderer Lostag. merkwürdigen Weise. Zur selben An diesem · Tag werden nämlich· . -, Zeit, während die KPÖ am 1. Mai d-i e ohnehin schwindelnd hf)ben '·. , - ihre Kundgebung auf dem .S t adt- · Polit!kerbezüge neuerlich um platz abhielt, wurden n~l-lch in 6000 bis 9000 Schilling steuerbeden Arbeitervl"erteln Münlchholz günstigt „aufgebessert". und Ennsleiten Frühschoppen organisiert, bei denen auch Frei- Dam"it ist es nun soweit, daß die bier und verb!lligtes Bier abgege- SPÖ-Regierung aus lauter Millioben wurde. Die Verbillli,gung er- n ären besteht: · · · Enthüllung von -Gedenktatel·n IM ZUGE DER FEIERLICHKEITEN anläßlich des 30. Jahresta,:es der Befreiun-,: wurde im Steyrer Urnenhain auch ein Denkmal für die Onfer des Faschismus enthüllt. Bel der Denkmaleuthüllun,: waren rund 350 Personen zugegen, darunter Bezirkshauptmann Hofrat Dr. Gurtner. Bürgermeister Weiß. Stadtpfarrer Stei-nbock und andere Persönlichkeiten. Bürgermeister Weiß unterstrich in einer Ansprache die großen Onfer, die der Kampf gegen den Faschismus gefordert hat. Diese Opfer müßten eine Mahnun,: an die Jugend sein, für den Frieden in Europa zu kämpfen. Im Anschluß an die Feierlichkeiten wurde auch eine Gedenktafel .filr polnische Freiheitskämpfer enthüllt. Auch bei der StrafanstaU Garsten fand eine Kundgebung 1tatt, be:l der auch mehrere ausländische Dele,:ationen vertre&en waren. Hier hielt Aitstadtrat Gustl Moser eine Gedenkansprache, in welcher ·er an den op_fei:vollen Kampf um die 6efreiung unseres Landes erinnerte. Schon bei der Befreiungsfeier Im Stadttheater, bei der; wie berichtet, ein Rotarmistenensemble aus Moskau vor rund 900 Zuschauern ein auserlesenes Programm bot, hatte Bürgermeister Weiß auf die bedeutsame Rolle hingewiesen, welche die Sowjetunion bei der Befreiung Osterreichs gespielt hat. Er gab der Freude darüber Ausdruck, daß ein Rotarmistenensemble aus Moskau nun bereits zum drittenmal die Stadt Steyr besucht. Der stellvertretende MUitär'attache der sowjetischen Botschaft in Wien, Oberstleutnant Beljajew, erinnerte an die gewaltigen Opfer, die im Kampf gt:igen den Faschismus gebracht werd_en _mußten, damit der Weg für die Unabhängjg„ keit Österreichs frei gemacht werden konnte. Genossen Anton Hof9r In Steyr Im Mai-Aufruf der SPO 1945 hieß es noch: Die Sozialisten werden in Kürze den KamPf um die Verwirklichung des Sozlalbmua mit ganzer Leidenschaft und Hingabe wlederauf.- nehmen. In dep 90. Jahren seither hat die SPO j~h -ihre soztallsti• schen Grundsätze 1egen die Ideologie der Sozlalpa~chaft eingetauscht und brtn,t es hf!Ute auwe,e, In der Mal-Botschaft du Wort „Sozialismus" überhaupt nicht 1u verwenden. ·Heli'- ':will •· .ste ·' SP•Nhrunl ·"den Ka))lbdisri\uä 'filthf 'blltW ~geffi sondern · hat de -~z.-',dleaee System - -füftkt!~j ,; ;ff , -halten und besser_ zu verwalten als die bilrgerliche ÖVP. Vor fünf Jahren hat die SPÖ behauptet, bestens für die Obernahme der Rei1erun1 vorbereitet zu sein. Sie stütze lieh auf die Arbeit von 1400 Wissenschaftern, die Pllne und Konzepte tnr alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens entwickelt hätten. Nach fünf Jahren fragen wlr, was ist aus diesen Plänen, Konzepten und Versprechungen geworden? Die SPO sagt heute, die Zeiten seien schwieriger geworden. Man müsse den Gürtel enger schnallen, und Zurückhaltung in der Lohnpolitik empfehlen nicht nur Unternehmervertreter und OVP, sondern auch SpitzenfunkUonire der SPÖ aus Regierung und Gewerkschaft. Während die SPO „für. mehr Sicherheit - SPÖ" plakatieren läßt, werden immer mehr Arbeitsplätze unsicher. Es häufen sich die Fälle von Kurzarbeit, Zwangsurlauben, Betriebsstilleaun1en und Entlassungen, und die SP-Betrlebsrlite geben diesen Entlassun1en auf Anordnung von oben ihre Zustimmung. In dieser Situation ist es notwendig, daß die Arbeiter und Angestellten, ob Kommunisten, Sozialisten, Christliche oder Parteilose gemeinsam Maßnahmen erzwingen, um zu verhindern, daß die Lage noch kritischer wird. und die Lohnabhäne!gen die Leidtragenden werden. Arbeiterkammerrat und Betriebsrat Gustl Mascher erklärte bei der Kundgebung, daß es in - der SPO eine deutliche Unzufriedenheit darüber gibt, daß die SPO die Kampftradition des 1. Mai aufgegeben hat.

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