Vorwärts Nr. 3, 8. Jahrgang, Mai 1975

SOWARES N E U E DEMOKRAT I S CHE GEMEINDEVERWALTUNG IN S I ERNI NG Unter der Führung des bekannten Kommunisten Hans Breirather wurde im Mai 1945 eine neue demokratische Gemeindeverwaltung in Sierning aufgebaut. Als am 5.Mai 1945 die Amerikaner in der Gemeinde Sierning eintrafen und der Nazibürgermeister sein Amt niedergelegt hatte, einigten sich die Arbeiter von Sierning, KOMMUNISTEN, SOZIALDEMOKRATEN und CHRISTLICHSO - ZIALE innerhalb kürzester Zeit, daß HANS BREI RATH ER der richtige Mann für den neuen Bürgermeister sei. Sein untadeliger Charakter, sein stetes Eintreten für seine bedrängten Mitmenschen, seine antifaschistische Gesinnung , sein reiches politisches Wissen, prädestinierten den überzeugten Kommunisten, den einfachen Menschen und Arbeiter Hans Breirather in besonderem Maße zu diesem schweren, keineswegs beneidenswerten Amt. Für die ersten Bürgermeister der zweiten Republik galt es überall in Österreich, Menschen zu suchen, die aus allen demokratischen Parteien kamen und die Willens waren, ihre ganze Kraft für den Neuaufbau der Heimat einzusetzen. Sierning war damals von 7.000 auf 18 . 000 Einwohner angewachsen,die alle regelmäßig ernährt werden wollten. Die Probleme türmten sich zu Berge, die Verhältnisse unbeschreiblich, in der heutigen Zeit kaum noch vorstellbar. E I N GE F AHRVOLLES AMT Die Funktion des Bürgermeisters war damals kein leichtes Amt. Einmal wollten amerikanische Soldaten in das Amtszimmer des Bürgermeisters eindringen. Bei Nacht schlugen sie die Türe ein . Später stellte sich heraus, daß die US-Soldaten im Bürgermeisterzimmer etwas gesucht hatten. "Ist es in Amerika so üblich, daß die Türen von Amtsräumen des Bürgermeisters eingeschlagen werden ?" fragte am nächsten Tag Hans Breirather den Militär-Gouverneur der US-Militärregierung in Steyr. Der Colonel entschuldigte sich. Die Soldaten seien bereits zur Verantwortung gezogen worden, liess er durch den Dolmetsch, Breirather mitteilen. "Die Soldaten suchten Schnaps für ihre Freundinnen ... " Nicht immer ging es so glimpflich ab. Kriminelle Elemente, die sich zu dutzenden herumtrieben, versuchten ein anderes Mal, den Bürgermeister aus dem Fenster zu stürzen . Oder: Als die Plünderungen von Bauernhöfen in der Umgebung immer mehr um sich griffen, liess Breirather Plakate affichieren: "Requirierungen bei Landwirten sind verboten!" Dunkle Gestalten hatten den Bauern Lebensmittel herausgelockt und diese dann im Schleichhandel verkauft . Breirather schaffte Abhilfe. Das war ein "Ubergriff", den die US-Besatzer nicht duldeten. Außerdem hatte Breirather die Plakate in Eigenregie und ohne Genehmigung der US - Stellen drucken lassen. "Die Amerikaner wollen sie verhaften, Herr Bürgermei-

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