Vorwärts Nr. 3, 8. Jahrgang, Mai 1975

Die Kommunisten waren die ersten In Steyr begann s.chon im Jahre 1938 der organisierte W1derstandskampf Daß der Widerstandskampf . der ösiterreichischen Kommunisten deutschen Reichsregierung entstan- au,ch '.n Steyr selbs~ wurden Fluggegen den_ Hitlerfoschismus nicht den ''., heißt es in der Anklage- blattet h:rgestellt. Em_e w1chti_ge Aretwa erst eingesetzt hat. aLs Deutsch- schnft weiter. Eine große politische be1t bestand auch dann, Verbind~ng land die Sowj etunion überf iel, zeigt Erfahrung scheint der Ermittlungs- mit den ausland1schen ~beitskrafs1ch -besonderis ·deutlich auch in Steyr. nchter im Jahre 1938 noch nicht ge- ten aufzun:hmen und diese VerbmH1er haben schon unmittelbar nach habt zu haben, sonst würde er in dungen auszubauen... dem „Anschluß" die Bemühungen einem amtlichen Dokument nicht . Die Widerstandskampfer tarnten der Genossen eingesetzt , die Partei derart naive Feststellungen getrof - s1ch a ls Wassersportler und hielten wieder aufzubauen und de n anti- ren haben. m un_wegsamen Augebieten Zusamfaschistischen Kampf zu organisie- ,.Daraus ergibt sich". heillt es we i- menkirnfte und Schulungen ab. Auch ren . ter in der Anklageschrift...daß das Almhutten _im Enns- und Steyrtal Eines der ersten Volksgerichtsver- Abhören des Moskauer Senders in spiell~n bei den illegalen Zusamfahren gegen österreichische Anti- dieser Gesinnung objekt iv als Vor- menkunften _eme bedeutsame Rolle. faschisten dürfte das gegen die bereitung e in es hochverräterischen Es wurde stand1g daran gearbeitet, Steyrer Gruppe der KPÖ unter der Unternehmens anzusehen ist." die Arbeitskollegen im . österreiLeitung d e r Genossen Josef Blumen- Obwohl den Angeklagten nicht chisch-antifaschistischen Sinne zu schein, Ludwig Scheich] und Alo1s einmal nach zuweisen war. daß sie die beeinflussen. . Kisely gewesen sein. Zum Glück ist gE'hört.en Nachrichten auch \\'eitE'r- Im Jahre 1942 wurde abermals die Anklageschrift dieses Prozesses verbreitet h!itten. wurden die mei- eine größere Gruppe der illegalen erhalten geblieben , so dall man auch ste n von ihnen wegen Vorbereitung Widerstandsbewegung · verhaftet. die Ausliassungen der NS - ,.Ge- zum Hochverrat zu einem Jahr Ge - Eine erste Verhandlung vor dem richtsbarkeit" schwarz auf weiß iängnis verurteilt. Volksgerichtshof im August 1943 nac~lesen kann . Diese erste Organisation war je- mußte vertagt werden, weil es der Dieser Gruppe wurde zur Last ge- doch erst der Beginn des Kampfes. G_estapo trotz aller Terrormethoden legt, daß sie sich ständig in der Da Stey r in de!' Rüstungs industrie rncht __ge_lungen war, ein halbwegs Wohnung von Ludwig Scheich! ge- Hitlerdeutschlands eine große Holle st1chhalt1ges Material zusammenzutroffen hatte, um dort die Sende, spielte, wurden 7.ahlreichc Arbeiter bringen. Am 23. Mai 1944 wurden Moskau und Straßburg zu hören und aus dem Militär zurückgeholt, weil dann m einer. zweiten Verhandlung• übe: die Nachrichten zu diskutieren. '.11a1~ .. sie angesichts der tausenden r:he Kommunisten Franz ·Draber, Die Anklageschrift des Ermitt- aus-,and1schen Zwan~sarbe1ter drin- Sepp Bloderer und Karl Punzer zum lungsrichters beim Volksgerichtshof gend für die Rüstungsarbeit benö- Tode verurteilt. Draber und 'Blodestellt den Beschuldigten das lobende t1gte . Die Steyr-Werke wurden da- rer gelang nach langem Aufenthalt Zeugnis aus, daß sie ,.sämtliche n:~ls dem berüchligten Hermann- m ct,er Todeszelle _;des Stadelheimer noch aus der Systemzeit ab fa , 1 _ Gormg-Konzern angesch lossen. Steyr Gefangmsses in .Munchen die Flucht; t ische Anhänger der marxistisc·:1 - arbeitete neben der Waffenpro- Punzer wurde dabei wieder verhafkommunistischen Idee bekannt dukti_on auch für die Messer- tet und gleich darauf hingerichtet. w~ren". Im Anschluß an die abge- schm1tt~Werke, wobei für die Flug- . Von welcher Standhaftigkeit die horten Nachrichten aus Moskau se i zeuge Kabinen hergestellt wurden . eingekerkerten Genossen waren es stets zu „politischen Debatten" Umsichtige Arbeit geht ·_daraus hervor, daß die Weg~ gekommen. Es gab stets mehrere Gruppen der ~f! /legalen yerbi~dung,, _d!e von Inhalt .stets ein solcher. , , • Widerstandsbewegung, die im st Y n_ach Wien fuhrten, die Ge- „Der Inhalt dieser Debatten war stets ein solcher, daß im Zusammenhang mit den abgehörten Hetzn,achrichten bei den Angeschuldigten Zweifel an den Maßnahmen der Dreiersystem arbeiteten E."i wurden apo nie __ erfahren hat. Auch manGelder für Unterstützun°g der Fami- · ~~en gat~r hohen Funktionären lten .. von Verhattett>n gesammelt, r SP. , die zur Widerstand~bew~- Flugblätter verteilt. die aus. dem da- gung engen Kontakt hatten, blieb die maligen „Niederdonau' ' kamen und Verhaftung nur dadurch erspart, daß , die Emgekerkerten auch dem schwersten Druck standhielten. Steyr in Hochbetrieb für Mauthausen KP~- d_eckt düstere SeUe aus der Vergangenheit des Krematoriums Steyr auf · Anlaßhcb · des 30. Jahres- Mit Genehmigung und Mithilfe ta!{es der Befreiung wird der zahl- der Direktion des Best.attungswesf'ns reichen Opfer gedacht, die im m Steyr hat nun die KPO die in den Kiampf für die FreiheU Osterreichs Büchern enthaltenen ELntragungen gefallen oder durch den Faschismus gepnift und konnte dabei feststellen, zugrunde g_~gangen siß;d. Im Zuge daß das Kn'?matorium im Auftrag d~r Oberprufung histonschen Mate- des Konzentn1tionslagen Mauthaur~als konnte nun die KPO steyr tra.- scn zeitweise ausgesprochenen Hochg1sche Ereignisse rekapitulieren, die betriE'b hatte. · mit dem Kri-matorium in Zusam- e Im Jahre 1938 kamen 22 Leichen menha.ng stehen. .. _ ~us Mautha-usen nach Steyr rur EinEs stellt steh namhch heraus. daß ascherung. Im ,Jahre 1939 waren es allem_ im ~rematorium Steyr von bereits 408_ und im Jahre 1940 -klet1?38 b.1s 194;i m sgesamt__ 45S5 Leichen terte die Zahl auf 2549 empor, wobei emgeaschert wurden, iiür deren Ver- ~s Monate gab, in denen bis 450 Einbrennung em direkter Auftr-ag der aschemngen vorgenommen worden Kommandantur des Konzentrations- waren. Im Jahre 1941 betrug die lagers Maut~ausen _vorlag. Dies Zahl der im Auftriag des Konzenhan,gt einerseits darrut zusammen, trat10ru; lagers Mauthausen nach d0ß, als das Lager __Mautha<\.IJSen auf- Steyr gebrachten Leichen 664 und gebaut wurde, zunachst kein Lager- sank in den fol,genden Jahren auf krem-atonum vorhamden war, an<le- 429, 365, 95 bis auf 53 im Jahre 1945 rerse1ts auch damit, daß die Zahl ab. der Verstorbenen und Ermordeten in Maulha,usen zeitweise so .groß war, daß mit dem KrematoDium im Lager se]b$l nicht mehr das Auslangen gefunden weroen konnl-e . Die Verbrennungen in Steyr erfolgten vom 5. September 1938 bis Anfang Mai 1945. _Ein Blick in die umfangreichen L1_~tei:1 zeigt, daß es sich bei den Haftllngen, die in Steyr eingeäschert wurden, __ um Gefangene .aus nahezu allen Landern Europas gehandelt hat. Als eine der häufigsten Todesm·sachen wurde „Herzversagen' ' angegeben. Man hat schon während des Krieges davon gemunkelt, daß. im. Krematoriu_m Steyr ein merkwürdiger Hochbetrieb herrsche. Zwei private Fuhrwerkunternehmer waren unter der Verpflichtung strengsten Stillschweigens mit dem Transport der Le1ch~n beauftragt gewesen. Eine grausige Erscheinung am Rande ist die Tatsache, daß der · damalige Leiter _ des Kremator~ums mit einer Pramie an der Zahl der Leichenverbrennungen direkt beteiligt war. Es wuroe nach dem Krieg sogar davon gespro~hen, daß an bestimmte Personen 1m Konzentrations1ager Mauthausen Bestechungsgelder ·bezahlt worden sind, damit eine möglichst große Anzahl von Leiche~ nach Steyr „abgezweigt" wird. e Auf Vorschlag der KPÖ und des KZ-Verbandes wiro anläßlich des 30. Jahres_tages der Befreiung die Stadtgemeinde neben dem all.gemeinen Mahnmal für die Opfer des Fasch1sm,us im Urnenhain eine Gede1:ktafel f~r _die rund 4600 Opfer e~nch_ten, die 1m Krematorium ·Steyr e1_ngeaschert wurden und deren Zahl bis Jetzt unbekannt gewesen war.

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