Vorwärts Nr. 3, 8. Jahrgang, Mai 1975

8. Jahrgang An ~ IIH' \\' ohnp;irtc t P. b. b. Ei gent ümer,Her a usgeber , Ver lege r u n d Dru c k: KPÖ S teyr, J o h a nnesgasse 16. F ür den In h a lt vera nt wo rt l . : r - - - - - - - - - - - - - - 7 Marti n Grasse r Ste yr Stein fe ldstr asse Nr . 1 1 1 1 Enwheinungsort : S t e y r 1 1 L _ __ _ __________ .J Ve rl agspostamt : Steyr 440 0 Mai 197 5 Nummer 3 GRUPPENABEND Mittwoch 18 - 20 h Jugendheim Steyr, Johannesg.16 * Dank den Befreiern *

.Selu: g-eelute 9näJi9e <:;f.tau ! .Sekt g-eekttet ~ett ! AM 8, MAI 1975 JÄHRT SICH ZUM 30,MALE DER TAG, AN DEM DER SIEG DER SOWJETUNION UND IHRER VERBÜNDETEN ÜBER DEN FASCHISTISCHEN DEUTSCHEN IMPERIALISMUS MIT DER BEDINGUNGSLOSEN KAPITULATION DER HITLERWEHRMACHT BESIEGELT WURDE, ·DIE GESAMTE FORTSCHRITTLICHE MENSCHHEIT FEIERT DIESEN TAG DER BEFREIUNG, ER BEENDETE IN EUROPA DEN BLUTIGSTEN UND VERHERRENDSTEN ALLER KRIEGE, ER BRACHTE DEN VÖLKERN UNSERES KONTINENTS DIE BEFREIUNG VOM FASCHISTISCHEN JOCH, ER BRACHTE SIE AUCH DEM ÖSTERREICHISCHEN VOLK, DER 8, MAI 1945 VERÄNDERTE TIEFGREIFEND DAS INTERNATIONALE KRÄFTEVERHÄLTNIS, ER ÜBTE GEWALTIGEN EINFLUSS AUF DIE REVOLUTIONÄRE AKTIVITÄT DER VÖLKER ALLER ERDTEILE AUS, MIT DER GEWACHSENEN STÄRKE UND AUTORITÄT DER UDSSR UND DER HERAUSBILDUNG DES SOZIALISTISCHEN WELTSYSTEMS ERÖFFNETE SICH FÜR EUROPA DIE PERSPEKTIVE EINES GESICHERTEN FRIEDENS UND GÜNSTIGER BEDINGUNGEN FÜR DEN WEITEREN VORMARSCH DES SO Z I AL I SM US , DIE ERFOLGE DER SOZIALISTISCHEN STAATENGEMEINSCHAFT SIND UND BLEIBEN UNLÖSLICH VERBUNDEN MIT DEM UNTER BEISPIELLOSEN OPFERN ERRUNGENEN SIEG ÜBER DIE FASCHISTISCHEN AGGRESSOREN, IN ERFURCHT GEDENKEN WIR DER HELDEN DER ROTEN ARMEE, WIR VERNEIGEN UNS VOR DEN IM KAMPF GEGEN DEN FASCHISMUS -AN DEN FRONTEN DES KRIEGES UND AN DEN FRONTEN DER WI DERSTANDSBEWEGUNG-GEFALLENEN, VOR ALLEN OPFERN DER BRAUNEN BARBAREI, AUF DAS BLUTKONTO DES FASCHISTISCHEN DEUTSCHEN IMPERIALISMUS DER DIE WELT IN EIN RIESIGES KONZENTRATIONSLAGER VERWANDELN WOLLTE,DER DIE AUSROTTUNG GANZER VÖLKER GEPLANT UND GRAUSAM INS WERK GESETZT HATTE, KOMMEN NAHEZU So MI L L I ON E N MENSCHEN , Am 30. April 1945 hi~t ein sowjetischer Soldat vom Reichstagsgebäude in Berlin die rote Fahne - Symbol der Befreiung Europas vom Faschismus. zu IHNEN ZÄHLEN 20 MILLIONEN SOWJETBORGER, 6 MILLIONEN POLEN, 6,5 MILLIONEN DEUTSCHE, 1,7 MILLIONEN JUGOSLAWEN,643,000 FRANZOSEN, 368,000 BRITEN, 273.000 AMERIKANER. ETWA 11 MILLIONEN WURDEN VON DEN FASCHISTEN IN KONZENTRATIONSLAGERN UND IN ZUCHTHAUSERN ERMORDET, VOM OSTERREICHISCHEN VOLK FORDERTE DER FASCHISTISCHE KRIEG MEHR ALS EINE VIERTELMILLION MENSCHEN DIE IN KZ ODER GEFÄNGNISSEN UMKAMEN ODER ALS SOLDATEN DER HITLERWEHRMACHT FIELEN, ALLEIN IM STEYRER KREMATORIUM WURDEN IM AUFTRAG DER ss - KOMMANDANTUR DES KONZENTRATIONSLAGERS MAUTHAUSEN VON 1938 BIS 1945 INSGESAMT 4,585 POLITISCHE HÄFTLINGE EINGEÄSCHERT, DAS VERMÄCHTNIS DER TOTEN IST UNS VERPFLICHTUNG, ES GEBIETET UNS, ALLES DARANZUSETZEN, DAMIT DER SCHWER ERRUNGENE FRIEDEN IN EUROPA BEWAHRT WIRD, DAMIT DEMOKRATIE UND SOZIALE GERECHTIGKEIT ÜBERALL AUF DEM ERDBALL TRIUMPHIERT, Kommunistische Partei Osterreichs Bezirksleitung Steyr

Die Kommunisten waren die ersten In Steyr begann s.chon im Jahre 1938 der organisierte W1derstandskampf Daß der Widerstandskampf . der ösiterreichischen Kommunisten deutschen Reichsregierung entstan- au,ch '.n Steyr selbs~ wurden Fluggegen den_ Hitlerfoschismus nicht den ''., heißt es in der Anklage- blattet h:rgestellt. Em_e w1chti_ge Aretwa erst eingesetzt hat. aLs Deutsch- schnft weiter. Eine große politische be1t bestand auch dann, Verbind~ng land die Sowj etunion überf iel, zeigt Erfahrung scheint der Ermittlungs- mit den ausland1schen ~beitskrafs1ch -besonderis ·deutlich auch in Steyr. nchter im Jahre 1938 noch nicht ge- ten aufzun:hmen und diese VerbmH1er haben schon unmittelbar nach habt zu haben, sonst würde er in dungen auszubauen... dem „Anschluß" die Bemühungen einem amtlichen Dokument nicht . Die Widerstandskampfer tarnten der Genossen eingesetzt , die Partei derart naive Feststellungen getrof - s1ch a ls Wassersportler und hielten wieder aufzubauen und de n anti- ren haben. m un_wegsamen Augebieten Zusamfaschistischen Kampf zu organisie- ,.Daraus ergibt sich". heillt es we i- menkirnfte und Schulungen ab. Auch ren . ter in der Anklageschrift...daß das Almhutten _im Enns- und Steyrtal Eines der ersten Volksgerichtsver- Abhören des Moskauer Senders in spiell~n bei den illegalen Zusamfahren gegen österreichische Anti- dieser Gesinnung objekt iv als Vor- menkunften _eme bedeutsame Rolle. faschisten dürfte das gegen die bereitung e in es hochverräterischen Es wurde stand1g daran gearbeitet, Steyrer Gruppe der KPÖ unter der Unternehmens anzusehen ist." die Arbeitskollegen im . österreiLeitung d e r Genossen Josef Blumen- Obwohl den Angeklagten nicht chisch-antifaschistischen Sinne zu schein, Ludwig Scheich] und Alo1s einmal nach zuweisen war. daß sie die beeinflussen. . Kisely gewesen sein. Zum Glück ist gE'hört.en Nachrichten auch \\'eitE'r- Im Jahre 1942 wurde abermals die Anklageschrift dieses Prozesses verbreitet h!itten. wurden die mei- eine größere Gruppe der illegalen erhalten geblieben , so dall man auch ste n von ihnen wegen Vorbereitung Widerstandsbewegung · verhaftet. die Ausliassungen der NS - ,.Ge- zum Hochverrat zu einem Jahr Ge - Eine erste Verhandlung vor dem richtsbarkeit" schwarz auf weiß iängnis verurteilt. Volksgerichtshof im August 1943 nac~lesen kann . Diese erste Organisation war je- mußte vertagt werden, weil es der Dieser Gruppe wurde zur Last ge- doch erst der Beginn des Kampfes. G_estapo trotz aller Terrormethoden legt, daß sie sich ständig in der Da Stey r in de!' Rüstungs industrie rncht __ge_lungen war, ein halbwegs Wohnung von Ludwig Scheich! ge- Hitlerdeutschlands eine große Holle st1chhalt1ges Material zusammenzutroffen hatte, um dort die Sende, spielte, wurden 7.ahlreichc Arbeiter bringen. Am 23. Mai 1944 wurden Moskau und Straßburg zu hören und aus dem Militär zurückgeholt, weil dann m einer. zweiten Verhandlung• übe: die Nachrichten zu diskutieren. '.11a1~ .. sie angesichts der tausenden r:he Kommunisten Franz ·Draber, Die Anklageschrift des Ermitt- aus-,and1schen Zwan~sarbe1ter drin- Sepp Bloderer und Karl Punzer zum lungsrichters beim Volksgerichtshof gend für die Rüstungsarbeit benö- Tode verurteilt. Draber und 'Blodestellt den Beschuldigten das lobende t1gte . Die Steyr-Werke wurden da- rer gelang nach langem Aufenthalt Zeugnis aus, daß sie ,.sämtliche n:~ls dem berüchligten Hermann- m ct,er Todeszelle _;des Stadelheimer noch aus der Systemzeit ab fa , 1 _ Gormg-Konzern angesch lossen. Steyr Gefangmsses in .Munchen die Flucht; t ische Anhänger der marxistisc·:1 - arbeitete neben der Waffenpro- Punzer wurde dabei wieder verhafkommunistischen Idee bekannt dukti_on auch für die Messer- tet und gleich darauf hingerichtet. w~ren". Im Anschluß an die abge- schm1tt~Werke, wobei für die Flug- . Von welcher Standhaftigkeit die horten Nachrichten aus Moskau se i zeuge Kabinen hergestellt wurden . eingekerkerten Genossen waren es stets zu „politischen Debatten" Umsichtige Arbeit geht ·_daraus hervor, daß die Weg~ gekommen. Es gab stets mehrere Gruppen der ~f! /legalen yerbi~dung,, _d!e von Inhalt .stets ein solcher. , , • Widerstandsbewegung, die im st Y n_ach Wien fuhrten, die Ge- „Der Inhalt dieser Debatten war stets ein solcher, daß im Zusammenhang mit den abgehörten Hetzn,achrichten bei den Angeschuldigten Zweifel an den Maßnahmen der Dreiersystem arbeiteten E."i wurden apo nie __ erfahren hat. Auch manGelder für Unterstützun°g der Fami- · ~~en gat~r hohen Funktionären lten .. von Verhattett>n gesammelt, r SP. , die zur Widerstand~bew~- Flugblätter verteilt. die aus. dem da- gung engen Kontakt hatten, blieb die maligen „Niederdonau' ' kamen und Verhaftung nur dadurch erspart, daß , die Emgekerkerten auch dem schwersten Druck standhielten. Steyr in Hochbetrieb für Mauthausen KP~- d_eckt düstere SeUe aus der Vergangenheit des Krematoriums Steyr auf · Anlaßhcb · des 30. Jahres- Mit Genehmigung und Mithilfe ta!{es der Befreiung wird der zahl- der Direktion des Best.attungswesf'ns reichen Opfer gedacht, die im m Steyr hat nun die KPO die in den Kiampf für die FreiheU Osterreichs Büchern enthaltenen ELntragungen gefallen oder durch den Faschismus gepnift und konnte dabei feststellen, zugrunde g_~gangen siß;d. Im Zuge daß das Kn'?matorium im Auftrag d~r Oberprufung histonschen Mate- des Konzentn1tionslagen Mauthaur~als konnte nun die KPO steyr tra.- scn zeitweise ausgesprochenen Hochg1sche Ereignisse rekapitulieren, die betriE'b hatte. · mit dem Kri-matorium in Zusam- e Im Jahre 1938 kamen 22 Leichen menha.ng stehen. .. _ ~us Mautha-usen nach Steyr rur EinEs stellt steh namhch heraus. daß ascherung. Im ,Jahre 1939 waren es allem_ im ~rematorium Steyr von bereits 408_ und im Jahre 1940 -klet1?38 b.1s 194;i m sgesamt__ 45S5 Leichen terte die Zahl auf 2549 empor, wobei emgeaschert wurden, iiür deren Ver- ~s Monate gab, in denen bis 450 Einbrennung em direkter Auftr-ag der aschemngen vorgenommen worden Kommandantur des Konzentrations- waren. Im Jahre 1941 betrug die lagers Maut~ausen _vorlag. Dies Zahl der im Auftriag des Konzenhan,gt einerseits darrut zusammen, trat10ru; lagers Mauthausen nach d0ß, als das Lager __Mautha<\.IJSen auf- Steyr gebrachten Leichen 664 und gebaut wurde, zunachst kein Lager- sank in den fol,genden Jahren auf krem-atonum vorhamden war, an<le- 429, 365, 95 bis auf 53 im Jahre 1945 rerse1ts auch damit, daß die Zahl ab. der Verstorbenen und Ermordeten in Maulha,usen zeitweise so .groß war, daß mit dem KrematoDium im Lager se]b$l nicht mehr das Auslangen gefunden weroen konnl-e . Die Verbrennungen in Steyr erfolgten vom 5. September 1938 bis Anfang Mai 1945. _Ein Blick in die umfangreichen L1_~tei:1 zeigt, daß es sich bei den Haftllngen, die in Steyr eingeäschert wurden, __ um Gefangene .aus nahezu allen Landern Europas gehandelt hat. Als eine der häufigsten Todesm·sachen wurde „Herzversagen' ' angegeben. Man hat schon während des Krieges davon gemunkelt, daß. im. Krematoriu_m Steyr ein merkwürdiger Hochbetrieb herrsche. Zwei private Fuhrwerkunternehmer waren unter der Verpflichtung strengsten Stillschweigens mit dem Transport der Le1ch~n beauftragt gewesen. Eine grausige Erscheinung am Rande ist die Tatsache, daß der · damalige Leiter _ des Kremator~ums mit einer Pramie an der Zahl der Leichenverbrennungen direkt beteiligt war. Es wuroe nach dem Krieg sogar davon gespro~hen, daß an bestimmte Personen 1m Konzentrations1ager Mauthausen Bestechungsgelder ·bezahlt worden sind, damit eine möglichst große Anzahl von Leiche~ nach Steyr „abgezweigt" wird. e Auf Vorschlag der KPÖ und des KZ-Verbandes wiro anläßlich des 30. Jahres_tages der Befreiung die Stadtgemeinde neben dem all.gemeinen Mahnmal für die Opfer des Fasch1sm,us im Urnenhain eine Gede1:ktafel f~r _die rund 4600 Opfer e~nch_ten, die 1m Krematorium ·Steyr e1_ngeaschert wurden und deren Zahl bis Jetzt unbekannt gewesen war.

ster," sagte der Bezirkshauptmann zu Breirather. Aber es kam nicht dazu. Eine Bestrafung nur deshalb, weil sich ein Mann uneigennützig für seine Mitbürger einsetzte, das schien selbst den Amerikanern nicht geheuer zu sein. DIE GEMEINDE SIERNING EHRT DEN KOMMUNISTEN BREIRATHER Hans Breirather war ein Mensch, der bereits 1945 eine Politik praktizierte, die einen Unterschied zwischen große Nazis und Kriegsverbrechern und kleinen Mitläufern der Hitlerpartei machten. Eines Tages wurde er von den anderen Parteien " gedrängt ", als Bürgermeister einen Gemeindebediensteten, weil er Nazi war, zu entlassen. Breirather weigerte sich. "Der Mann hat niemanden etwas getan, er hat nichts verbrochen, er war kein Denunziant,er hat außerdem sechs kleine Kinder zu ernähren. Weshalb soll er entlassen werden? " Die Amtsführung des kommunistischen Bürgermeisters Breirather war derart korrekt und umsichtig, daß man es nach den Wahlen am 25. November 1945 nicht wagte, ihn abzusetzen, obwohl die KPÖ damals lediglich zwei Mandate im Gemeinderat erreicht hatte. Hans Breirather blieb bis 12~ebruar 1946 Bürgermeister der Gemeinde Sierning. Bei seinem Abgang wurde ihm namens der Gemeindevertretung ein von Bürgermeister Platzer (ÖVP) unterzeichnetes Schreiben übergeben, indem es heißt: 11 Es wird hiermit gemeindeamtlich bestätigt,daß Herr Johann Breirather, geboren am 7.Dezember 1899 in Waldneukirchen, wohnhaft und zuständig nach Sierning/Neuzeug 200,in der Zeit vom 5.Mai 1945 bis 12.Februar 1946 als hauptamtlicher Bürgermeister beim hiesigen Gemeindeamt tätig war. Herr Johann Breirather hat an der Spitze der Männer gestanden, welche sich in den ersten Stunden des Umbruches zusarnrnenfanden,um als Pioniere die ersten Grundsteine zum Aufbau unseres neuen demokratischen Österreichs zu legen. In unermüdlicher Arbeit und Selbstaufopferung, unter Beiseitestellung sämtlicher privater Interessen hat Herr Johann Breirather sein Amt als Bürgermeister der Gemeinde Sierning geführt und es auf seine Art und Weise hundertprozentig zu meistern verstanden, mit Hilfe seiner Mitarbeiter die Gemeinde über die schwersten Monate der Umbruchszeiten ohne Schaden hinwegzuhelfen und das öffentliche und private Leben wieder in geordnete und demokratische Bahnen zu leiten. Sowohl der Dank und die Anerkennung der Gemeindevorstehung,als auch der gesamten Bevölkerung sprechen für seine hervorragende Arbeitsleistung und die besten Wünsche Aller begleiten ihn auf seinen weiteren Lebensweg." Der Funktionär der KPÖ Hans Breirather war ein Mann der ersten Stunde. Früher Sozialdemokrat, nach den Februarkämpfen 1934 und einer darauffolgenden 12 monatigen Kerkerhaft, kam er über die "Rote Hilfe" zur Kommunistischen Partei. Während des zweiten Weltkrieges, als Arbeiter der Steyr-Werke im Zweigbetrieb Letten, hatte Breirather allen,die in Not geraten waren, geholfen. Er war aktiver Kämpfer in der Steyrer Widerstandsbewegung bis zur Befreiung Österreichs im Mai 1945.

S I DON I E DAS MADCHEN MIT DEN SCHWARZEN AUGEN Es war einmal ein kleines Mädchen - so beginnen viele Märchen,und den kleinen Mädchen in den Märchen geht es meist am Schluß gut, es kommt ein Prinz und heiratet sie. Das kleine Mädchen (Bild), von dem aber hier die Rede ist, kommt in keinem Märchen vor, das hat mitten unter uns gelebt,draußen in Letten. Es war ein liebes,kleines Dirndl,in einer Arbeitersiedlung bei Steyr mit kohlrabenschwarzen Locken und strahlenden schwarzen Augen.Es hatte keine Mutter, aber es fand gute Zieheltern, DIE FAMILIE BREIRATHER Der Ziehvater, ein SteyrerWerksarbeiter hatte selbst zwei Kinder, aber er liess dem kleinen Mädchen nichts abgehen, es wuchs in der Familie mit auf. In vielen Ländern ist das ganz natürlich, das kleine Mädchen wäre grösser geworden, es wäre ein kleines Fräulein geworden, hätte geküßt, geliebtund geheiratet, wie es eben seit vielen tausend Jahren die kleinen Mädchen überall machen. Aber unser kleinesMädchen lebte nicht in einem normalen Land , es lebte in der Ostmark,in Hitlerdeutschland. Und die Nazis,die Herren im Land, sahen das kleine Mädchen mit scheelen Augen an. Die schwarzen Locken, die schwarzen Augen, das war nicht" arisch", nicht reinrassig.Denn die Nazis registrierten die Menschen wie Hunde, auf den Stammbaum kam es an. Und unser kleines Mädchen, es hieß Sidonie, hatte keinen Stammbaum, es war ein Zigeunerkind. Da wollten die Nazis die kleine Sidonie holen. Der Ziehvater aber,es war der Arbeiter HANS BREIRATHER heute Obmann der KPÖ Sierning, wehrte sich,so gut es ging,da griffen die Nazis zu einer "nordischen List'! "Wir haben die Mutter des Mädchens gefunden" sagten sie,"die lebt in Hopfgarten in Tirol': Da konnte Hans Breirather nicht mehr weiter, der Mutter kann man doch das Kind nicht entziehen und er mußte die kleine Sidonie der Fürsorgerin mitgeben. In Hopfgarten aber wartete auf unser kleines Mädchen keine Mutter, da warteten stinkige, überfüllte Baracken, ein Lager, in dem die Nazis alle Zigeuner, die sie erwischen konnten, sammelten. Als genügend beisammen waren,schick - te man sie mit einem Transport nach AU S C HWI T Z , in das Todeslager. Die kleine Sidonie kam nach Auschwitz, sie wurde aber nicht gleich umgebracht, wie viele tausende andere"nichtarische" Mädchen. Sie war gut ernährt und kräftig. Da kam sie in eineSonderabteilung. Und Verbrecher im Ärztekittel,SS Ärzte,probierten an ihr neue Medikamente aus. Der kleine Körper wurde mit Typhusbazillen verseucht, die Kleine wurde schwächer u.schwächer und zuletzt, als sie für weitere Versuche nicht mehr kräftig genug war, wurde sie vergast. In der Ortschaft Letten bei Steyr erinnern sich heute noch viele Leute an die kleine Sidonie, das Mädchen mit den schwarzen Lokken, das immer so freundlich grüßte, das aber nicht leben durfte, weil in Österreich die Nazis an der Macht waren.

DIE HELDEN DES ZENTRALKOMITEES Gefallen in den Jallren 1938 bis 1945 im Kampf gegen Fasch ismus und Krieg, für ein freies, soziali st isches Österreich Erwi·n Puschmann Er war ein langjähriges Mitglied der Kommunistischen Jugend Osterreichs. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Osterreich ist er zur Schulung nach Moskau gefahren und dann au! Beschluß der Partei über die Slowakei nach Osterreich zurückgekehrt, um das Zentralkomitee neu zu organisieren. Puschmann hat in Wien eine zentrale Rolle in der illegalen Arbeit gespielt. Durch Verrat eines Spitzels, der sich in die Partei eingeschlichen hatte, ist er verhaftet und von den Nazi hingerichtet worden. In seinem Prozeß ist er tapfer und mutig aufgetreten. Dr. Alfred Klohr Ursprünglich war er Jugendfunktionär, dann Redakteur der „Roten Fahne" in Berlin und Wien. Klahr war später Mitarbeiter der Komintern und wurde bekannt durch seine Arbeit über die österreichische Nation. Er emigrierte nach Belgien. Beim Einmarsch der deutschen Wehrmacht in das Land wurde er von den belgischen Behörden nach Frankreich abgeschoben und dort in einem Lager interniert. Nach der Kapitulation Frankreichs flüchtete er in die Schweiz, wurde verhaftet und an die PetainBehörden ausgeliefert. Die Gestapo forderte die Auslieferung von Klahr und brachte ihn ins KZ. Im Jahre 1944 ist er aus dem KZ Auschwitz geflohen. Dabei wurde er von der SS erschossen. Ferdinand Strosser Er war bis zum Februar 1934 SP-Funktionär, Schutzbundführer und Vizebürgermeister von Sankt Pölten. Im Jahre 1934 ist er der Kommun istischen Partei beigetreten und am 12. Parteitag ins Zentralkomi tee gekommen. Nach der Beset.Z'Ung Osterreichs hat er illegal gearbeitet und ist hingerichtet worden. Leo Gabler Er war Funktionär und eine Zeitlang Sekretär des Kommunistischen Jugendverbandes. Später vertrat er die Kommunistische Jugend Osterreichs bei der Kommunistischen Jugendinternationale in Moskau. Von dort ist er schon nach Ausbruch des zweiten Weltkriegs, aber noch vor dem faschistischen Angriff auf die Sowjetunion, ilber Jugoslawien nach Osterreich zurückgekehrt. Nach den Verhaftungen leitender Genossen sollte er in Wien den Widerstand neu organisieren. Er ist durch Verrat verhaftet worden, hat sich in den Verhören glänzend gehalten und wurde nach Mauthausen geschickt, nach Wien zurückgeholt und hingerichtet. Franz Sebek Er war langjähriges Mitglied der Partei, Funktionär in Favoriten und der Bauarbeitergewerkschaft. Er blieb auch nach der Besetzung Osterreichs in Wien und hat insbesondere mit einer tschechischen Gruppe illegal gearbeitet. Sebek wurde verhaftet, hat sich im Prozeß ausgezeichnet geschlagen und ist hingerichtet worden. Willy Frank Er stand lange Zeit an der Spitze des Kommunistischen Jugendverbandes. Nachdem Gabler nach Wien zurückgekehrt war, übernahm er dessen Funktion in der Kommunl.stischen Jugendinternationale. Er ist dann von Moskau nach Jugoslawien gekommen. Dort hat er mit Honner und Fürnberg eine Partisanengruppe organisiert, die in Osterreich operieren sollte. Bei einem Zusammenstoß mit el.pem_f8$chistlschen Militärverband ist er erschossen worden. Oskar Großmann Er war ebenfalla Ju,endfunktionär, lan&jlhriga Mitglied der Partei und Redakteur der „Roten Fahne". Er emiJrterte nach Frankreich und hat lieh dort an der Uleplen Arbeit der l.lsten-elchischen Partelorguüaation beteillit- Bei einer Aktion der Partisanen Ist er von einer vorzeiU. explodierenden BQdgranate schwer verletzt worden. Aus dem Spital wurde er von der Gestapo verschleppt und hingerichtet. __ Schwere Opfer _ e Die illegale KPO in Steyr hat im Widerstandsirompf gegen .qeI). .l:flitlerfaschismus und für die Freiheit Osterreichs e_ine bedeutsame ' Arbeit geleistet. Schwer sind auch · · die Opfer, die die Stey,rer Orgianl.sation in diesem: Kampf bringen mußte. Karl Punzer wurde 1944 in München enthauptet, Herta Schweiger starb in der Kerkerzelle, Otto Pensl,- der bekannte Arbeitersportler, wurde knapp vor der Befreiung auf direkten Befehl des Gauleiters Eigruber in Mauthausen ermordet, Fritz Derflinger wurde noch am 1. Mai 1945 ermordet, Hans Buchholzer und Bert! Konrad · gingen ebenfalls · in M;aµtha.usen zugrunde, A,lofs - Gis_ely kam im Wiener .Gestapo-Gefängnis ums Leben, Ferdinand Sigmund starb nach wochenlangen Martern in Mauthausen, ·_Willi Gruber 'wurde zum Tode verurteilt und hingerichtet, und auch Hans Brandtner. gab ·in Mauthausen sein Leben für Osterreich. . · Ehre ihrem Andenken, die auch in schwerster Zeit die Fahne · der Freiheit und des Sozialismus hoch-hielten und ihr Leben dafür hingaben, daß Oster reich wieder frei wurde.. IHRE NAMEN UND TATEN MüSSEN UNVERGESSEN BLEIBEN, UND DARUM WURDEN STRASSEN DES STEYR-STADTTEILES MüNICHHOLZ NACH DIESEN HELDEN DER ARBEITERBEWEGUNG BENANNT.

SOWARES N E U E DEMOKRAT I S CHE GEMEINDEVERWALTUNG IN S I ERNI NG Unter der Führung des bekannten Kommunisten Hans Breirather wurde im Mai 1945 eine neue demokratische Gemeindeverwaltung in Sierning aufgebaut. Als am 5.Mai 1945 die Amerikaner in der Gemeinde Sierning eintrafen und der Nazibürgermeister sein Amt niedergelegt hatte, einigten sich die Arbeiter von Sierning, KOMMUNISTEN, SOZIALDEMOKRATEN und CHRISTLICHSO - ZIALE innerhalb kürzester Zeit, daß HANS BREI RATH ER der richtige Mann für den neuen Bürgermeister sei. Sein untadeliger Charakter, sein stetes Eintreten für seine bedrängten Mitmenschen, seine antifaschistische Gesinnung , sein reiches politisches Wissen, prädestinierten den überzeugten Kommunisten, den einfachen Menschen und Arbeiter Hans Breirather in besonderem Maße zu diesem schweren, keineswegs beneidenswerten Amt. Für die ersten Bürgermeister der zweiten Republik galt es überall in Österreich, Menschen zu suchen, die aus allen demokratischen Parteien kamen und die Willens waren, ihre ganze Kraft für den Neuaufbau der Heimat einzusetzen. Sierning war damals von 7.000 auf 18 . 000 Einwohner angewachsen,die alle regelmäßig ernährt werden wollten. Die Probleme türmten sich zu Berge, die Verhältnisse unbeschreiblich, in der heutigen Zeit kaum noch vorstellbar. E I N GE F AHRVOLLES AMT Die Funktion des Bürgermeisters war damals kein leichtes Amt. Einmal wollten amerikanische Soldaten in das Amtszimmer des Bürgermeisters eindringen. Bei Nacht schlugen sie die Türe ein . Später stellte sich heraus, daß die US-Soldaten im Bürgermeisterzimmer etwas gesucht hatten. "Ist es in Amerika so üblich, daß die Türen von Amtsräumen des Bürgermeisters eingeschlagen werden ?" fragte am nächsten Tag Hans Breirather den Militär-Gouverneur der US-Militärregierung in Steyr. Der Colonel entschuldigte sich. Die Soldaten seien bereits zur Verantwortung gezogen worden, liess er durch den Dolmetsch, Breirather mitteilen. "Die Soldaten suchten Schnaps für ihre Freundinnen ... " Nicht immer ging es so glimpflich ab. Kriminelle Elemente, die sich zu dutzenden herumtrieben, versuchten ein anderes Mal, den Bürgermeister aus dem Fenster zu stürzen . Oder: Als die Plünderungen von Bauernhöfen in der Umgebung immer mehr um sich griffen, liess Breirather Plakate affichieren: "Requirierungen bei Landwirten sind verboten!" Dunkle Gestalten hatten den Bauern Lebensmittel herausgelockt und diese dann im Schleichhandel verkauft . Breirather schaffte Abhilfe. Das war ein "Ubergriff", den die US-Besatzer nicht duldeten. Außerdem hatte Breirather die Plakate in Eigenregie und ohne Genehmigung der US - Stellen drucken lassen. "Die Amerikaner wollen sie verhaften, Herr Bürgermei-

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