Vorwärts Nr. 4, 7. Jahrgang, Juni 1974

a te II 1 ig A.-beiterkammerrat Gusli Masch~r (Gewerksthumicher Unksbsock:) legt T~tsQchen auf den Tisch - fteghm.mg muß em.mch W!:fihhrersprectum ei~füsen Wenn ein Spitzenfunktionär des ÖGB in Zeiten e,ctremer Teuerung und Inflation vor Arbeitern spdcht, muß er höllisch auf~ passen. ()GB-Präsident Ant on Benya, der vor den Kollegen Im Steyr-Werk sprach, drehte von Anfang an den Spieß um und schilderte dle Lage des österreichischen Arbeiters in rosarotem Licht. Jedes Ja! r haben wir einen „echten Real-• lohnzuwachs", für eine Waschmaschine müssen wir heute um 200 Minuten weniger arbeiten als vor einem Jahr. (Daß Waschmaschinen kein Vergleich si.nd, weil man diese Dinge nicht ane Tage kauft, ver - schwieg Präsident Benya diskret .) Dafür aber belegte er mit Zahlen, daß wir Arbeiter und Angestellte pro Jahr urn 6 Prozent mehr Geld ausgeben und um 17 Prozent mehr sparen. Ein J:Iaar allerdings fand Benya in Österreichs Wirtschaftswunder~ suppe: Die Kreditinstitute speisen den kleinen Sparer nach wie vor mit lächerlichen Zinsen ab und bauen dafür glitzernde Bankpaläst e. Aber wer hindert Benya und seine Partei, die die Regierung führt, hier Ordnung zu machen? . .. . Als Gegenpol zu dem ÖGB-P~as1denten mit den rosaroten Brillen sprach Arbeiterkammerrat . Gust l Mascher {GE) kühl und sachhch. Er zeigte, daß die vielgerühmte „Prosperität" kein österreichisches Phänomen, daß diese Prosperität international ist. Nur die Verteilung der Ergebnisse der Prosperität in Osterreich läßt zu wünschen übrig. Wenn Benya von einer international~n Teuerung spricht, hat er nur te11weise recht und übersieht dabei, daß es auch waschechte Preissteigerungen „Made in Aust ria" gibt. Was spüren die Arbei.tnehmer schon von der 3prozentigen Schillingaufwertung? Sind die Importwaren billiger geworden? Warum gibt es \r.eln~n Preisstopp für Grundnahrungsmittel? Warum werden die Lebensmittel noch immer von der Mehrwertsteuer l 1 - -------···-···------- --·--·-1 ,,O@r Harnnuu ln:um mir gor nicht 9rnß genug iein !" _,,,,,.• ·· · .........., ~ :-:::'i •·-,c,, /,.,r ,,,,... ~--«: :, .. ~~ ,,. ,. ' ' _.,.. ... .. ,./;," /~7'~·:>.r .,,,...,.,, ~--···· -- a ---- ___ --- ~""--~·-/ ---~ _,:.;-~C ,,,~ ,-. verteuert ? Viele Fragen, auf die auch der Routinier Benya keine An twort wuß te . Er gab höchstens zu verstehen, daß er persönlich mit den Par teiobmännern der drei P l!r1ament.sparteien gesp1·ochen habe, Und alle waren der An sicht, daß gegen den Preisauftrieb „etwas geschehen müsse"! Seltsam, daß sich der mächtige Präsident der größten Organisation Österreichs mit dieser lächer lichen ,,Erkenntnis" abfertigen läßt. Kammerrat Gustl Mascher stellte keine utopischen Fol'derungen, er bHeb auf dem Boden de,· •.ra.tsacben und verlangte Im Namen der Arbeiter und Angestellten von der Regierung Kreisky nnr eines: zumindest ihr Wahlversprechen „Schilling muß Schilling bleipen" eimmhalten. Und cllas ist; wenn ·man bedenkt, wie voll sich die SPO bei den letzten Nationalratswahhm den Mund genommen hat, doch wM.dich nfoht zuviel verhmgt. Steyr: 1 en sc- e ohn Pos Wann kommt Amtsgebäude auf die Ermsleiten? - Die Postverwaltung schläft Rund 10.000 Einwohner zählt zur Zeit der Stadtteil Ennslelt~11. Diese Zahl w'..rd demnächst anwachsen, denn sowohl die GWG der Stadt als auch die Steyr-Werke bauen dort neue Wohnungen. Und dieimr St adtteil, hoch über der Altstadt, hat kein eigenes Postamt, ob• wohl dort viele alte Menschen wohnen, besonders jetzt, nach ~•eritigstellung der beiden Pensionlstenhelme. Trotz großer Reklame der Banken und Spar kassen wickelt sich heuto der Geldverkehr noch immer ül1er clle Post ab, dazu gibt es eingeschriebene Briefe, P akete, die aufgegeben werden müssen. Und die 10.000 Ennsleitner müssen wege.'l jeder Kleinigke it in die Stadt, bei Regen und Sonnenschein, bei H itzll' und Kälie, nur weil d it:? Postverwal • t ung kein Postamt einrichtet. Die Stadt ba t dh~ Notwendigk~it eines eigenen Postmntes in tliesern Teil schLn längst erkannt. Und sie hat der Post die besten Angebote gemach t : Das aufgelassen.e KonsumGeschäft in <ler Glöckelsti:aße (heute Ca!* ,,E:xciuisit ' ·) wu de angeboten. Die Post lehnte ab : zu kleln. Nun vmrde im mitti eren Hochha us in der A beir.erstt aße ein 350 Quadratmeter großes Elek trogeschäf1 frei : Die Post sagte zt1erst: w groß, später lenkte ::ie aber •'.lin und bezog Abwartest ellung, Dort sitzt sie nun seit gut einem J ahr. Der Mietenausfall des Lok,1l es, das di0 Stadt noch imr.ner für dle Post parat hat, kostet der Woh.nun gse~sellGch:üt bisher r und 100.000 Schilling, Aber die Post schläft weiter. Obwohl ihr die Stad"t zugesagt hat, daß sie ihr die nötigen Investitionen auf zehn ,Jahre vorschießen wird. Eigentlich eil, b.it terer Scherz: Die schuldenüberladene Stadt Steyr er~ klärt s ich ber eit , der re ichen Postund Te egr aphenverwa1tung fast e ine halbe lv'.J:illion Sch illing zu lei~ hen, damit die Ennsleitner nicht bei j edem Sauwett er in die Stadt gehen müssen. Und die Post schläft weiter. Wie lange noch i'

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