Vorwärts Nr. 6, 7. Jahrgang, September 1973

tlllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllilllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllll Um 7 an der Weltzeituhr: Kaplan Johann Wührer Mitglied der Katholischen Arbeiterjugend Österreichs, im Gespräch mit unserem Fe!itivalreporter Wolfgang Hasse llllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllll!llllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllflllllllll f\ul dem Weg in die Zukunll Viele' Namenszüge stehen auf dem Festivaltuch, das er um .den Hals geschlungen trägt. Es ist schon das dritte. Vielleicht kommen noch mehr dazu. Sie alle werden nach den „X." in einem Koffer verstaut werden und einen jungen katholischen Christen in seiner oberösterreichischen Heimat noch lange an große Tage in Berlin erinnern: den Kaplan Johann Wührer aus Steyr, Mitglied der Katholischen Arbeiterjugend. Ich brauche ihm zu Beginn unseres Gespräches keine Frage zu stellen. Er formuliert und beantwortet sie selbst ••• Mit Grundfragen beschäftigt Warum ich nach Berlin gekommen binf Das ist eine längere Geschichte. Ich wurde vor sieben Jahren Priester. Das Seminar verließ ich mit einer ziemlich sterilen Theologie, die mir zwar olle Glaubensw.ahrheiten und Grundsätze katholischer Moral beigebracht hat, aber kein Interesse für gesellschaftliche Fragen weckte. In meiner Tätigkeit als Kaplan in einem Industrieort wurden mir spclter die Probleme der Arbeiter erst einmal bewußt. Ich begann, mich mit gesellschaftspolitischen Grundfragen zu beschäftigen, erhielt Informationen über die Länder der „Dritten Welt". Auf diese Weise sah ich dann auch viele übel und Ungerechtigkeiten im eigenen Land. langsam wurde die Frage wach, was man bei uns, in der Gesellschaft Osterreichs, ändern könnte und wie. Durch Freunde wurde ic" ein wenig bekannt mit den sozialistischen Ländern, erfuhr von ihrem Weg in die Zukunft. Und so begegnete ich - wenn auch zunächst nur aus der Ferne - zum ersten Mal der Entwicklung der DDR. Man ist in Osterreich ziemlich allein und isoliert, wenn man- von gesellschaftlichen Veränderungen spricht. Zu denen, die Ohren dafür haben, gehört die Katholische Arbeiterjugend. Zusammen mit einigen Gleichgesinnten bin ich nach Berlin _gekommen, um doch einmal diese Isolation zu überwinden, um die Sorge zu überwinden, man stünde auf verlorenem Posten. Nun konnte ich schon in den ersten Tagen des Festivals auf so großartige Weise erleben, wieviele Menschen es in ollen Kontinenten gibt, die öhnlich denken wie wir, die ciber in ihrem Einsatz für eine gerechte Welt schon mehr erreichten als wir. Verpflichtung zum Engagement Ich habe noch eine Frage: Sie haben als Mitglied der österreichischen Festivaldelegation am Internationalen Seminar „Die gläubige Jugend und ihr Engagement für Frieden und gesellschaftlichen Fortschritt" teilgenommen. Was hat ihnen diese Begegnung von Angehörigen verschiedener Religionen und Glaubens• h'altungen an neuen Erkenntnisser vermittelt? Ungeachtet · der unterschiedlichen Motivationen des Engagements der einzelnen ist die gemeinsame Ver• pflichtung, zusammen mit allen Men• sehen guten Willens für Frieden und gesellschaftlichen Fortschritt zu wirken, klar und fordernd artikuliert worden. Es hat mich tief bewegt, wie stark heute unter den Christen in vielen Ländern die Bewegung der Solidarität mit den Ausgebeuteten und Unterdrückten angewachsen ist. Besonders beeindruckend war für mich auch der Beitrag der Christen aus sozialisti• sehen Ländern, namentlich aus dP.r pDR. Es macht einen ~/;oh zu sehen und zu hören, wie sie echte Solidarität üben, . Und noch eines, das über den Rahmen des Seminars hinausgeht: Ich habe auf den Berliner Straßen und Plätzen in diesen Togen so viele glückliche Menschen gesehen . .In meinem lande aber will man es nicht wahrhaben, daß die Menschen im Sozialismus glücklich sind. Nun habe ich mich mit eigenen Augen und Ohren davon überzeugen können, mit wieviel Freude Ihre Jugend bei dieser großen und edlen Sache der Gestaltung einer friedlichen und sozial gerechten Ordnung ist und daß auch die Christen dieses Glück der Gemeinsamkeit empfinden, Das X. Festival in Zahlen Das Internationale Presse_. zentrum teilt mit: e 25 646 ausländische Delegierte und Gäste aus 140 Ländern aller Kontinente weilten zu den X. Weltfestspielen der Jugend und Studenten nFür antiimperialistische Solidarität, für Frieden und Freundschaft" in der Hauptstadt der DDR e Vertreten waren 1700 politische, gewerkschaftliche, sportliche, touristische und andere Organisationen e Aus der Deutschen Demokratischen Republik nahn;ien 520 000 Mitglieder der Freien Deutschen Jugend, Pioniere und Sportler teil e Mit insgesamt 1542 politischen, kulturellen und sportlichen Veranstaltungen, zu denen über fünf Millionen Besucher kamen, wurde ein Programm von bisher einmaliger Vielfalt geboten e 1556 bis zum Abschlußtag akkreditierte Journalisten von Presse und Rundfunk, von Film und Fernsehen aus 89 Ländern und Berlin (West) berichteten über das Geschehen in der Festivalstadt

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