Vorwärts Nr. 6, 7. Jahrgang, September 1973

1 6. Jahrgang OTTO TREML Gemeinderat der Stadt Steyr An eine Wohnpartei P. b. b. Eigentümer,Herausgeber, Verleger und Druck: KPÖ Steyr, Johannesgasse 16. Für den Inhalt verantwortl.: r - - - - - - - - - - - - - - 7 Martin Grasser Steyr 1 Steinfeldstrasse Nr. 11 1 1 1 1 1 Erscheinungsort: S t e y r Verlagspostamt: Steyr 4400 L ______________ J September 1973 Nummer 6 Liebe Leserinnen und Leser! Wenn die Stadt Steyr auf eine erfolgreiche Aufbauarbeit blicken kann, so haben die Kommunisten im Gemeinderat einen nicht unwesentlichen Beitrag geleistet. Ihre konstruktiven Vorschläge und ihre sachliche, aber harte Kritik gegenüber der SP-Mehrheit, kam der Stadt und damit der gesamten Steyrer-Bevölkerung zugute. Im Vordergrund stand naturgemäß der Wohnungsbau, unermüdlich verlangten wir auch die E rrichtung von Spielplätzen, Parkflächen, Kindergärten und Horte, sowie die Senkung der hohen Kindergartentarife bezw. die Einführung des Nulltarifes. Einen harten Kampf führten wir gegen die unsoziale Gebühren- u. Tarifpolitik der SPÖ , der Ö VP und der FPÖ im Gemeinderat. Fast alle Belastungen durch Gebühren-und Tariferhöhungen wurden von diesen drei Parteien gemeinsam, gegen die Stimmen der Kommunisten beschlossen.

Zum Beispiel wurden erhöht: Die Autobustarife, die Müllabfuhrgebühren, die Kindergartengebühren, die Verpflegssätze im Altersheim, die Kanalanschlußgebühren, die Essensportionen in den Kindertagsstätten und Horten usw. Zusammengerechnet ergibt sich aus diesen Gebühren-und Tariferhöhungen eine schwere finanzielle Belastung der Steyrer-Bevölker_ung. WIR KOMMUNISTEN konnten nicht alle An~chläge auf die werktätige Bevölkerung von Steyr abwehren, darunter auch nicht die Erhöhung der Funktionsgebühren der Gemeinderäte, die den Stadthaushalt in nur einer Funktionsperiode mit rund 21 Millionen Schilling belasten. Wir konnten nicht verhindern, daß man jahrelang einen Polizeikostenbeitrag - insgesamt 30 Millionen Schilling- entrichtet hat, wozu die Stadt nicht verpflichtet war. Auch gegen die Verbetonierung von 1,5 Millionen Schilling in Luftschutzräume, sind wir Kommunisten allein aufgetreten. Bedeutsame Erfolge des Kampfes der STEYRER - KOMMUNISTEN 1 . Der Polizeikostenbeitrag, gegen den Jahr für Jahr die Kommunisten aufgetreten sind, wird nicht mehr entrichtet. 2. Die geplante Mietenerhöhung für die 3. 000 Gemeindemieter, in der Höhe von 6 Millionen Schilling konnte abgewehrt werden. 3. Die Kindergartengebühren gesenkt. wurden 4. Bei der Umstellung auf Erdgas werden Benachteiligungen der Bevölkerung vermieden. Mehr könnte für die Steyrer - Bevölkerung in Zukunft erreicht werden, wenn bei den Wahlen am 21.Oktober, die Kommunisten gestärkt werden und mehr Kommunisten ins Rathaus einziehen. WÄHLEN DAHER AUCH SIE DIESMAL KOMMUNISTEN - LISTE 4. Mit besten Grüßen - Otto Treml Bezirksobmann der KPÖ S t e y r Die SpifJenkandidaten der Kommunisten für den Gemeinderat von STEYR OTTO TREML August Mascher MARTIN GRASSER ANSELM HINTERREITNER

tlllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllilllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllll Um 7 an der Weltzeituhr: Kaplan Johann Wührer Mitglied der Katholischen Arbeiterjugend Österreichs, im Gespräch mit unserem Fe!itivalreporter Wolfgang Hasse llllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllll!llllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllflllllllll f\ul dem Weg in die Zukunll Viele' Namenszüge stehen auf dem Festivaltuch, das er um .den Hals geschlungen trägt. Es ist schon das dritte. Vielleicht kommen noch mehr dazu. Sie alle werden nach den „X." in einem Koffer verstaut werden und einen jungen katholischen Christen in seiner oberösterreichischen Heimat noch lange an große Tage in Berlin erinnern: den Kaplan Johann Wührer aus Steyr, Mitglied der Katholischen Arbeiterjugend. Ich brauche ihm zu Beginn unseres Gespräches keine Frage zu stellen. Er formuliert und beantwortet sie selbst ••• Mit Grundfragen beschäftigt Warum ich nach Berlin gekommen binf Das ist eine längere Geschichte. Ich wurde vor sieben Jahren Priester. Das Seminar verließ ich mit einer ziemlich sterilen Theologie, die mir zwar olle Glaubensw.ahrheiten und Grundsätze katholischer Moral beigebracht hat, aber kein Interesse für gesellschaftliche Fragen weckte. In meiner Tätigkeit als Kaplan in einem Industrieort wurden mir spclter die Probleme der Arbeiter erst einmal bewußt. Ich begann, mich mit gesellschaftspolitischen Grundfragen zu beschäftigen, erhielt Informationen über die Länder der „Dritten Welt". Auf diese Weise sah ich dann auch viele übel und Ungerechtigkeiten im eigenen Land. langsam wurde die Frage wach, was man bei uns, in der Gesellschaft Osterreichs, ändern könnte und wie. Durch Freunde wurde ic" ein wenig bekannt mit den sozialistischen Ländern, erfuhr von ihrem Weg in die Zukunft. Und so begegnete ich - wenn auch zunächst nur aus der Ferne - zum ersten Mal der Entwicklung der DDR. Man ist in Osterreich ziemlich allein und isoliert, wenn man- von gesellschaftlichen Veränderungen spricht. Zu denen, die Ohren dafür haben, gehört die Katholische Arbeiterjugend. Zusammen mit einigen Gleichgesinnten bin ich nach Berlin _gekommen, um doch einmal diese Isolation zu überwinden, um die Sorge zu überwinden, man stünde auf verlorenem Posten. Nun konnte ich schon in den ersten Tagen des Festivals auf so großartige Weise erleben, wieviele Menschen es in ollen Kontinenten gibt, die öhnlich denken wie wir, die ciber in ihrem Einsatz für eine gerechte Welt schon mehr erreichten als wir. Verpflichtung zum Engagement Ich habe noch eine Frage: Sie haben als Mitglied der österreichischen Festivaldelegation am Internationalen Seminar „Die gläubige Jugend und ihr Engagement für Frieden und gesellschaftlichen Fortschritt" teilgenommen. Was hat ihnen diese Begegnung von Angehörigen verschiedener Religionen und Glaubens• h'altungen an neuen Erkenntnisser vermittelt? Ungeachtet · der unterschiedlichen Motivationen des Engagements der einzelnen ist die gemeinsame Ver• pflichtung, zusammen mit allen Men• sehen guten Willens für Frieden und gesellschaftlichen Fortschritt zu wirken, klar und fordernd artikuliert worden. Es hat mich tief bewegt, wie stark heute unter den Christen in vielen Ländern die Bewegung der Solidarität mit den Ausgebeuteten und Unterdrückten angewachsen ist. Besonders beeindruckend war für mich auch der Beitrag der Christen aus sozialisti• sehen Ländern, namentlich aus dP.r pDR. Es macht einen ~/;oh zu sehen und zu hören, wie sie echte Solidarität üben, . Und noch eines, das über den Rahmen des Seminars hinausgeht: Ich habe auf den Berliner Straßen und Plätzen in diesen Togen so viele glückliche Menschen gesehen . .In meinem lande aber will man es nicht wahrhaben, daß die Menschen im Sozialismus glücklich sind. Nun habe ich mich mit eigenen Augen und Ohren davon überzeugen können, mit wieviel Freude Ihre Jugend bei dieser großen und edlen Sache der Gestaltung einer friedlichen und sozial gerechten Ordnung ist und daß auch die Christen dieses Glück der Gemeinsamkeit empfinden, Das X. Festival in Zahlen Das Internationale Presse_. zentrum teilt mit: e 25 646 ausländische Delegierte und Gäste aus 140 Ländern aller Kontinente weilten zu den X. Weltfestspielen der Jugend und Studenten nFür antiimperialistische Solidarität, für Frieden und Freundschaft" in der Hauptstadt der DDR e Vertreten waren 1700 politische, gewerkschaftliche, sportliche, touristische und andere Organisationen e Aus der Deutschen Demokratischen Republik nahn;ien 520 000 Mitglieder der Freien Deutschen Jugend, Pioniere und Sportler teil e Mit insgesamt 1542 politischen, kulturellen und sportlichen Veranstaltungen, zu denen über fünf Millionen Besucher kamen, wurde ein Programm von bisher einmaliger Vielfalt geboten e 1556 bis zum Abschlußtag akkreditierte Journalisten von Presse und Rundfunk, von Film und Fernsehen aus 89 Ländern und Berlin (West) berichteten über das Geschehen in der Festivalstadt

N T E R V E w Die Korrespondentin des Moskauerrundfunks Irina W. Akimowa sprach mit dem Steyrer Gemeinderat Otto Treml in Moskau. Frage: Wie prozeß ein, Europa vor schätzen Sie der in den sich geht ? den Entspannungsletzten Jahren m ---1( Ges4 .~ Str11e~N~Efl~l"flJr?()P,~ GR Treml: Durch die Verträge ~~fNA 1-tr,r ~< f.!'Ju·· ~~ der Sowjetunion, der Volksrepublik ~/?/3c lJl'/0 J? 1: Polen und der DDR mit der BRD, wurden Q die Voraussetzungen geschaffen, um Europa in eine Zone des Friedens, der Sicherheit und der Zusammenarbeit zu verwandeln. Durch die Veränderungen, die in der ganzen Welt vor sich gehen, daß der Einfluß der Kommunisten im Weltmaßstab immer stärker wird und die kommunistischen Prinzipien der friedlichen Koexistenz weltweite Anerkennung gefunden haben, wurde eine Wende vom kalten Krieg zur Entspannung in Europa eingeleitet. Die Strategie des kalten Krieges der BRD in den letzten 25 Jahren hat endgültig Schiffbruch erlitten. Die Politik der friedlichen Koexistenz setzt sich - trotz Widerstände - immer mehr durch. Diesen Entspannungsprozeß in Europa - um es kurz zusammenzufassen - schätze ich als österreichischer Kommunist positiv, für die weitere friedliche Entwicklung in Europa em. Frage: Wie beurteilen Sie die Außenpolitik der Sowjetunion und ihre Bemühungen um die europäische Sicherheit und Zusammenarbeit ? G R Treml: Die konstruktive, von Friedensliebe getragene Außenpolitik der Sowjetunion findet nicht nur von uns Kommunisten und in Europa, sondern in der ganzen Welt zunehmende Anerkennung. Wie wir tagtäglich erleben, bewährt sich das Friedensprogramm der KPdSU und ist eine Grundlage für alle Kommunisten in der Welt und allen Völkern dieser Erde, die bereit sind mitzuwirken, einen dauerhaften Frieden zu sichern. Frage: Was meinen Sie zur Entwicklung der Beziehungen zwischen Österreich und der Sowjetunion ? GR Treml: Ich glaube, daß die Beziehungen zwischen Österreich und der Sowjetunion nicht schlecht sind. Allerdings bin ich der Meinung ,daß sie verbessert werden müßten. Dazu gehört in erster Linie, daß die politischen Verhältnisse verbessert und die wirtschaftliche Zusammenarbeit erweitert wird. Gerade in der Zeit der Inflation, der Geldentwertung in allen kapitalistischen Ländern - Österreich bildet dabei keine Ausnahme - wäre es für die Österreichischen Werktätigen, aber auch für die ÖsterreichischeWirtschaft von Nutzen, verstärkte Handelsbeziehungen mit der krisenfesten Wirtschaft der Sowjetunion zu unterhalten und damit für die Österreichischen Arbeiter und Angestellten auf lange Sicht die Vollbeschäftigung zu sichern!

Gemeinderäte zu Besuch in der Sowjetunion VON RUDOLF SLAVIK Vor kurzer Zeit hatte ein~ Gruppe österreichischer KPÖ-Gemeinderäte auf Einladung des Zentralkomitees der KPdSU die Gelegenheit, kommunale Einrichtungen in verschiedenen Städten der Sowjetunion zu studieren. Der Delegation gehörten die Gemeinderäte Alfred Czernoch (Purkersdorf), Luis Lew (Traisen), Peter Oberegger (Eisenerz), Bruno Pichler (Vordernberg), Rudolf Slavlk (Pottenstein), Otto Treml (Steyr) und Karl Zwitter (Radenthein) an. Die Delegation wollte nicht unbedingt nach Sohodino, aber eine Stadt dieser Größenordnung sollte es schon sein, um auch einmal die Gemeindeprobleme einer sowjetiischen Kleinstedt kennenzulernen. Allerd ings wird diese Stadt nicht mehr allzu lange unter den Kleinstädten rangieren. Laut Plan ist Schodino als Industrieschwerpunkt vorgesehen. Für 1980 sind schon 75.000 Einwohner und für das Jahr 2000 bereits 120.000 eingeplant. „Einwohnerexplosionen" sind für die Sowjetunion nichts Seltenes. Sie stehen. entweder im Zusammenhang mit, dem.J\bbau neu entdeckter Bodenschätze oder mit .der Entwicklung neuer Industriezentren, wie etwa qE:r Autostadt Togliatti an. der Wolga, wo d-ie euch bei uns bereits bekannten ·Lada-Personenatitos produziert werden, oder · Nabereschnje an der Kama, wo das größte sowjetische ·Lastkraftwagenwerk im ·Entstehen begriffen· ist. Das wirtschaftliche Rückg:r;-at von Schodino sind die Bjelas-Werke mi t 7000 Beschäft igten, in denen 40,- und -70-TonnenKipper hergestellt .werden, die auf keiner Großbeustelle in der Sowjetunion fehlen. 23 AUS DEN BJELAS-WERKEN Am 17. Juni dieses Jahres wurde der Stadtsowjet von Schodino neu gewählt, selbstverständlich, .daß die Belegschaft der Bjelas-Werke einen gebührenden Anteil an den Mitgliedern des Sowjets stellt. Von den .72 Mitgliedern - bei uns hat eine Stadt dieser Größenordnung n icht einmal ha1bsov.iel · Gemeitide'l. täte .;_. kommen allein 23 . aus · den 13jelas0:Werken. . Auch der ' Bürgermeister · · 'Waris Aiexandrowitsch Douri, genauer gesagt der Vorsitzende des Sowjets; Jahrge,ng 1934, wurde vom Betrieb als Kandidat aufgestellt. Die Frauen - für dle österreichischen Verhältnisse ein fast unvorstellbares Bild - stellen m it 38 Gemeinderäten die Mehrheit. Mehr als die Hälfte der Gemeinderäte sind unter vierzig Jahren. Die j unge Generation hat somit ein gewichtiges Wort in der Stadtverwaltung mitzureden. Das aktive, aber auch des passive Wahlrecht ist schon mit 18 Jahren festgesetzt. Drei Mitglieder des Exekutivkomitees, was unserem Stadtrat oder Stadtsenat entspricht, darunter der Bürgermeister, sind von ihrer beruflichen Pflicht während der AmtsPE,riode entbunden und für die Verwaltungsarbeit der Stadt freigestellt. Die Gemeinderäte bekommen keine Entschädigung, müssen aber von ihren Betrieben beziehungsweise Dienststellen ohne Beeinträchtigung ihres Verdienstes zur Ausübung ihres Mandats die notwencMge freie Zeit bekommen. Der Bürgermeister erhält e in Gehalt von 250 Rubel im Vergleich dazu verdient eine D;eherin ·bei Bjelas zirka 180 Rubel ein Schweißer 200 Rubel. ' GUTE GEMEINDERÄTE WERDEN WIEDERGEWÄHLT Der Gemeinderat wird nur auf zwei Jahre gewählt. Das hat die Frage aufgeworfen, ob .bei einer so kurzen Amtsperiode diE: Kontinuität und die Wirksamkeit der Gemeindeverwaltung genügend gesichert ist. Die Antwort des Bürgermeisters war sehr einfach: die guten Gemeinderäte werden sowieso wieder gewählt, und die anderen . . . Die Gemeinderäte sind verpflichtet, Kontakt zu den Wählern· in deil Wohngebieten und in ihren Betrieben zu halten. Jeder Gemeinderat ihält Sprechstunden eb. Bei schweren Vergehen kann ein Gemeinderat jederzeit durch eine außerordentliche Wählerversammlung vorzeitig von seiner Funktion abgewählt werden. . In der Sowjetunion sind die Gemeinden ein wichtiger wirts.chaftlicher Faktor. So gehören die· Be- ~riebe von nur fokaler Bedeutul)g m den Bereich der Gemeindeverwaltung. Die Gemeinden verfügen über Handelsorganjsa-tionen, · Großmärkte und Betriebsstätten. Vor allem die Dienstleistungsbetriebe, soweit sie nicht auf genossenschaftlicher Basis geführt . werden, sind kommunale Einrichtungen. Der lokale sowie der Nahpersonen- und Frachttransport wird größtenteils von den Gemeinden organisiert. Die wirtschaftliche Tätigkeit der Gemeinden bringt zusätzliche Einnahmen. Der größte Teil der Budgetmittel stammt allerdings aus staatlichen Zuweisungen. Durch das System der KPÖ Gemeinderäte 1m Planwirtschaft wissen die Gemeinden bereits im September, mit welchen finanziellen Mitteln sie im folgenden Jahr rechnen können. Das erleichtert die Planung der kommunalen Tätigkeit und den wirksamen Einsatz der Mittel. Insbesondere werden die Hauptinvestitionen aus zentralen Mitteln gedeckt. So werden für die Kanalisierung in Schodino, bei der schon die Erweiterung der Stadt berücksichtigt ist, vom Staat acht Millionen Rubel zur Verfügung gestellt. Auch die Betriebe . sind verpflichtet, für diesen Zw.eck Mittel bereitzusten'en. Die Eigenmittel des Stadtsowjets können daher in erster Linie für soziale, kulturelle und sportliche Einrichtungen eingesetzt werden. VIELFALT VON KOMMISSIONEN Typisch für den Verwaltungsstil der sowjetisclten Gemeinden ist die Vielfalt von Kommissionen. Es wird größter Wert darauf gelegt, möglichst viele Gemeindebewohner, ins-- besondere auch Fachleute, in den Kommissionen neben den Gemeinderäten an der .Verwaltung mitwirken zu lassen. Die Kommissionen haben nicht nur beratende Funktion. Ihnen werd,en auch vom Sowjet Arbeiten zur, Durchführung übertragen. , Das ~rstem,. erspart Gemefud~personaf und rliacht )die Cemeindeverwa:itungen gegen den Bürokratismus weni:. ger anfällig. In der bjelorussischen ·Kleinstadt Schodino sind es ein paar Dutzend Korrimisslonen, d-ie im Rahmen der Stadtverwe.ltung tätig sind. In der bjelorussischen Hauptstadt Minsk dagegen gibt es 180 Kommissionen, so daß mehrere tausend Minsker direkt an der Gemeindeverwaltung mitarbeiten. MINSK - EINE STADT IMGRtJNEN Minsk ist eine junge, sich stürmisch, entwickelnde Stadt. Auf eine Million Einwohner kommen 600.000 Arbeiter und Angestellte (in Wien vergleichsweise auf 1,6 Millionen Einwohner 757.000) . Die Ursache dafür liegt in derri hohen Blutzoll, den Bjelas-Au tow e rk

das bjelorussische Volk im zweiten Weltkrieg leisten mußte. Diese Teilrepublik war das erste Opfer des verbrecherischen Überfalls HitlerDeutschlands auf die Sowjetunion. Jeder vierte Bürger Bjelorußlands kam in diesem Krieg ums teben. In dieser Republik gibt es mehr als 130 ,,Lidice". Chatyn, ein Weiler unweit' von Minsk, ist heute nicht nur eine G€denkstätte für mehr als 150 Bewohner dieses Dorfes, unter ihnen für 75 Kinder im Alter bis zu zwölf Jahren, die von der SS in einer Scheune verbrannt wurden, sondern für alle Opfer dieses schrecklichen Krieges. Minsk, das zu 86 Prozent zerstört war, und wo vor dem Krieg 200.000 Menschen wohnten, ist heute eine moderne Großstadt. Der rasche Wiederaufbau und die sprunghafte Entwicklung der Stadt waren nur mit Hilfe aller Sowjetrepubliken möglich. Heute ist Minsk ein Zentrum filr den Bau von Traktoren, Lastkraftwagen, Drehbänken, radiotechnische Einrichtungen höchster Qualität, Nahrungsmittel ·und Erzeugnisse der Leichtindustrie. Die Wohnbautätigkeit . ist äußerst stark, allein im letzten Planjahrfünft konnten 70.000 Familien neue Wohnungen beziehen. Damit hielten der Bau von Schulen, Kindergärten, Krankenhäusern, Polikliniken und andere Einrichtungen Schritt. Der architektonischen Gestaltung der Wohnbaukomplexe, insbesondere der Ausgestaltung der Fassaden, wird j etzt ein größeres Augenmerk geschenkt. Die Wohnungen werden fast durchweg in der Fertigteilbauweise hergestellt. DA „MINSKER MEER" In der Sowjetunion spielt der Umweltschutz eine große Rolle, davon konnte sich die Delegation auch im Raum Minsk überzeugen. Dabei wird nicht nur versucht, die Umweltschäden möglichst hintanzuhalten, sondern die Umweltbedingungen zu verbessern. In Minsk hat man das Gefühl, in einer Stadt mitten im Grünen zu sein. Gleichzeitig mit der Errichtung neuer Wohnbezirke wird mit der Anlegung von Parks und Alleen begonnen. Hier ist spürbar, daß keine privaten Bodeninteressen. die für die Allgemeinheit nützlichen Maßnahmen verhindern können, oder daß der Profit einzelner Unternehmungen die Umwelt Tausender gefährden l:ann. Prunkstück ist das „Minsker Meer", wie das Saslawer Staubecken von den Minskern nicht zu Unrecht mit ' Stolz genannt wird, denn der künstliche Stausee hat ungefähr die Ausmaße des Neusiedlersees. Dieser Stausee liefert kein Trinkwasser und wird nur minimal für die Stromerzeugung genützt. Er wurde geschaffen, um die klimatischen Bedingungen zu verändern. Das neue ,,Meer" brachte mit seiner Verdunstung, wie die Fachleute feststellten, ein wesentlich günstigeres Mikroklima. Darüber hinaus ist der Stausee zum Lieblingsplatz der Minsker zum Baden, Fischen, Bootfahren geworden. Der Besuch in Moskau, in Leningrad und in Puschkino bei Moskau ergänzte den Eindruck, den die Delegation in Bjelorußland gewonnen hatte, daß überall in den sowjetischen Gemeinden größte Anstrengungen gemacht werden, um das Leben den Bewohnern möglichst schön und angenehm zu gestalten. Aussprache mit der Stadtverwaltung von Minsk. Gemeinderat Treml 1m Gespräch mit Bürgermeister Kowalow. Kranzniederlegung am Lenin - Mausoleum. Herzlicher Empfang durch den Bürgermeister der Heldenstadt Leningrad.

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