Vorwärts Nr. 4, 7. Jahrgang, Mäi 1973

Einmal Theater, einmal Wirklichkeit Eindrucksvolle Konfrontation bei Steyrer Ma·ikundgebung ... Harte WahrheUen für Androsch Nur wenige Meter trennten die Tribünen der KPÖ- und der SPÖ-•Maifeiern auf dem Stadtplatz. Und doch lag eine ganre Welt dazwischen. Auf der einen Seite die grofJe, mit Blumen geschmückte Bühne der SPÖ, mit Musikkapellen, Söngern, Folklore, mit der hochbezahlten Prominenz der Landes- und Stadtpolitiker, und mit einem „e:hten Minister" als Stargast. Ein wohlorganisiertes Wahltheater, kein Wunder, Regisseur war schliefJlich der Leiter der Studiobühne der VHS $teyr. Auf der and~ren Seite ein viel bescheideneres Podium, keine gelenkte Regie, kein Theater. Auf der Bühne keine hochdotierten Politiker, sondern Arbeiterfunktionöre, die zum 1. Mai so sprachen, wie es seit Jahrzehn1en Tradition der Arbeiterklasse ist: ungeschminkt und ehrlich. Gemeinaerat Otto Treml, Mitglied des ZK der KPÖ, evinnerte an Tatsachen, die von den Regierungspolitikern gar nicht gern gehört werden : daran n ämli ch, da 1l die Kommunisten im Weltmaßstab immer stärker werden, daß die Prinzipien der friedlichen Koexistenz weltweite Anerkennung gefunden haben, daß sich dadurch auf der ganzen Welt eine Wende vom Kalten l(rieg zur Entspannung, zu Systemen kollektiver Sicherheit vollzieht. Der Kampf trägt Früchte Aber auch in Öst erreich trägt der zähe, beharrliche Kampf der KPÖ Frücht e: St immengewinne bei den Wahlen in Kärnten un d in der Steiermark. Daß par allel zu diesem Wachsen der KPÖ Stimmen u d Mandatsverluste der SPÖ kommen, ist verständlich. Sie SPÖ h 'lt nach ihrem Wahlsieg v iel ver sproch n, aber n ichts gehalten. Statt ein es Preisstopps k am ein <> Rekord teue rung. Heute ist ein Tausender nur mehr 810 Schilling w ert. Statt einer Lohnsteuersenkung kam eine gewaltige Er höhung der Lohmteuer. In den ersten zwei Monaten des Jahres konnte der Stargast der SPÖKundgebung, Minister Androsch, allein aus dieser Steuer einen Mehrertrag von melir als 700 Millionen Schilling kassieren. Wenn Androsch so weitermacht, ho1t er sich in einem Jahr mehr als 4 Milliarden Schilling Überzahlungen aus den Taschen der Arbeiter und Angestellten. Bei den Reichen, den Industriellen und Großgrundbesitzern ist Minister . Androsch aber v iel zahmer. Kein Wunder: Schließlich hat er in seinem Privatberuf jahrelang die Kapitalisten beraten, wie man es anstellt, soviel wie möglich von der· Steuer ab'iuschreiben "urtct 'lc:o ;. wez\ig . wie möglich Steuer zu zahlen. Privilegien noch ausgebaut Kreisky und Co. haben vor den Wahlen gesagt: Gebt uns die Mehrheit, und es wird keine Privilegien für die Politiker mehr geben. Aber nach drei Jahren SPÖ-Regierung .zähl n Osterreichs Politiker, vom kleinen Bürgermeister bis hinauf zum Bundeskanzler, zu den bestbezahlten Politikern Europas. SPÖStargast Androsch allein kassiert wie jeder seiner Ministerkollegen, rund eine Million Schilling pro Jahr! • Was Androsch kann, kann Fridl schon lange: auch das Gehalt des SPÖ-Spitzenkandidaten zu den Landtagswahlen wurde von 30.000 auf 70.000 Schilling pro Monat er- _höht. Steyrs Nummer eins der SPÖ, Ingenieur Reich!, bekommt als Landesrat nun nicht mehr 27.000, sondern 64.000 Schilling pro Monat, 14mal im Jahr! Steyrs Stadtväter halten mit: Sie haben ihre Bezüge um mehr als das Doppelte erhöht, sie kosten in jeder Funktionsperiode der Stadt zur Zeit 21 Millionen Schilling - so was 'n'ennt man „Ehrenamt"! Es wird aber nicht bei dieser Summe bleiben, denn ab 1. Juli 1973 kpmmen pro Mann und Nase wieder sieben Prozent dazu. Es ist verständlich, daß der ganze Chor der SPÖ-Politi"- ker aus vollem Herzen ruft: ,,Nach drei Jahren SPÖ-Regierung geht es uns viel besser." Da lieber wunmodern• Versprochen hat die SPÖ, mehr Wohnungen zu bauen, tatsächlich werden die öffentlichen Wohnbauten von Jahr . zu Jahr weniger. Versprochen hat die SPÖ, die Armut zu beseitigen. Aber allein in Steyr leben noch mehr als 1000 Familien, die im Monat maximal 2000 Schilling Einkommen haben. Darüber sprach aber Minister Androsch kein Wort, er sprach nur von einem „modernen ö sterreich.H Wenn diese Politik der SPO, Teuerung, Steuererhöhungen für Arbeiter, Massenarmut und Spitzengehälter der Politiker, wirklich „modern" ist, dann, sagte Gemeinderat . Treml, sind wir K.onununistt!n. gerne „unmodern"!

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