Vorwärts Nr. 9, 6. Jahrgang, Dezember 1972

Reden ist Srlher .. . Das denkt sich jetzt wahrschei nlich der Stey r er OVP-Gemei nderat Dr. Aloi s Stellnberger, der in der Sitzung des Gemei nderates besser geschwiegen als geredet hätte. Es gab ei nen Streit zwischen SPÖ und OVP über die Frage: Soll man ein Budget pessimi stisch oder optimistisch erstellen? Die OVP, die vor einem Jahr für das Budget 1972 stimmte, fand n ämlich jetzt, daß es ein „unrealistisches" Budget war. Die Mei nun gen prallten aufeinander, die Debatte schien „ bei nhart" zu werden. Da versuchte sich Doktor Stellnberger a ls V ermittler und meinte, auch die OVP-Opposition h abe gelegentlich gute Ideen. Und j edem, der das n i cht glauben wollte, präsenti erte er ein Zitat von Schiller: Mitunt er k ommt aus ei nem schl echten Munde auch ein nüt zl i ch Wort. Lautstark es Gelächter von .allen ü bri gen Fraktionen belohnte den Unglücksr aben für dieses geflügelte Wort. Daß .d i e ÖVP einen „schlecht en Mund" habe, hat ·bisher noch kei n OVP- Funkt i onär- zugegeben. ,,Stillhalten": Tarife erhöhen Weil die alte Kanalgebühr nicht mehr „zeitgemäß" sel, beschloß der Gemeinderat gegen die Stimme des KPÖ-Vertreters, diese Gebühr bis 630 Prozent hinaufzusetzen, wobei eine durchschnittliche Erhöhung von mindestens 100 Prozent herauskommt. Als e inziger Sprecher In der DeUatte erklärte Gemeinderat Trenll (KPÖ), daß sich die S tadt mit dieser Erhöhung sogar in Widerspruch zu d em „Stillhalteabkommen" und zu d en Appellen der Bundes- u nd Landesregierung setze. jetzt keine Tar iferhöhungen vorzunehmen. Wenn jetzt gesagt werde, die Gebühr sei nicht mehr zeitgemäß, so müsse man fragen, ob denn die Löhne und Gehälter zeitgemäß seien. Die Arbeiter und Angestellten sollen mehr zahlen, das "Stillhalteabkommen" gilt mir für Löhne und Gehälter. Diese Zustände erinnern fatal an die Zeiten der berüchtigten Lohn- und Preispakte von 1949 und 1950. Wenn sich schon die von der SPÖ verwaltete Stadt nicht an da:s "Stillhalteabkommen" hält, wie wird erst die sogenannte „freie Wirtschaft" darauf reagieren? Vietnam mahnt Wie sehr die amerikani sche A ggr ess ion gegen das V olk v on Vietnam auf zunehmende Empörung stößt, zeigt der n achfolgende Auf satz, den eine 14jähri ge Schülerin i m Bundesgymnasium Steyr unt er dem Motto „Eine Sache, die m i ch ganz besonders beschäfl igl", oeschrieben hat. .,Vietnam steht heute im Blick1mnkt des We ltgeschehens, denn in di c~em k le inen Land ist nun schon j ,ihrzc h nte lang Krieg. Ein Krit•,t. dtr 1,: rausam und barbar isch von d en Ameri kanern gegen da s vidnamcsische Volk geführt wird. Vh:tnam wa r Jahr hunder te h in - durch ein Kaiserreich. 1854 besl'i:d.-11 die F r anzosen dieses l ,:t ncl uml späte r d ie US -Truppen. Was ha t Vietnam den Amerika1w1· 1·1 J(l'lan? War um müssen die Vh:tn :un escn nun schon fast 1t n• IIII K .Jahre lang im K r ieg l d11·11 ? Heu te gibt es ein Nordvldn:un und ein Südv ietnam. Nord vie tnam ist nach kommunistisclll'n Prinzip ien aufgebaut worcl tn. St>itälcr, Schulen und itll e sozialen Einrichtungen sind 1'ortl{c1;ch ritten, u nd es gibt viel mehr als in Südvietnam. Hier steht ein Mann an der Spitze, der mit den Amerikanern verbündet ist. In Südvietnam gibt es aber nicht nur Thieu-Anhänger, sondern auch eine Provisorische Revolutionsregierung, die Südvietnam befreien will , und es auch tut. Präsident Nixon hat vor der Wahl gesagt, daß er die USTruppen abziehen werde, und der Krieg werde bald ·beendet sein. Aber was hör t man jeden Tag? Obwohl Präsident Nixon auch versprochen hatte, daß Nordvietnam n icht mehr bombardiert w er de, werden täglich Deiche und Dämme· bombardiert. · Aber n icht nur das! Selbst in Hanoi werden K irchen, Schulen und Spitäler zert rümmert, und hunderte Frauen und Kinder müssen elend s terben. Die Amerikaner haben auch den K üstenstreifen von Nordvietnam vermint. Das amerikanische Volk selbst ist gegen d iesen brutalen Krieg. Immer w ieder demonstrieren tausende Menschen. Ich bin der Meinung, daß, wenn Präsident Nixon die amerikanischen Truppen abzieht, Vietnam dieses Problem noch schneller lösen w ird." Thieu und der Bombenkrieg - wie lange noch zu haltenf Collage: Hermann Raum

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2