Vorwärts Nr. 6, 6. Jahrgang, Juli 1972

Wer weiterlernt, muß mehr bezahlen Noch ein • Teuerun9sgeschenk• der Rathausmehrhelt fO r die Steyrer Bevölkerung „Osterreich wird moder- dere, zelt,e.mliße Titel gewesen. Denn ner", nannte sich kürzlich eine SP0- die SPO-Ratl'iausmehrhelt von Steyr ·Auutellung in der Stadt. "öaterreich illt nach · Kriften bemUht, nur ja wird teurer", :wlre wohl der passen• · nicht ' hinter den Teuerun1en, die V0-L KSHOCHSCHULE um die SPO-Regierunc brinlt, zurüclauateben. .· · Diesmal kamen die Kurabeltrlce C,er Volluhochscbule dran. Arbeiter. An1eatellte; Lehrlinge. Hausfrauen und Schüler, die etwas · lernen wollen, müssen nach dem Diktat der SPö-Steyr dafür nun um 20 bla 30 Prozent mehr zahlen. Wobei nicht zu vergessen ist, daß auch die som11 so gern Oppoeition spielenden Bür~. ,ei:partelen, övP und l'PÖ, nichts gegen · dieae Erhöhung einzuwenden hatten. Nur . Gemeinderat Otto ·· Treml • (KPÖ) lehnte ~ die neuerliche Belastun1 der Bevölkerunc ab. Die . . Volkshocbadlule, aalte der KPO-, · Spreclter, sei aua dem · Leben der Stadt nicht mehr wepudenken. Jahr für Jahr neuct Kurse; Jahr .für Jahr mehr Kursteilnehmer, du zeilt, da8 . in der VHS Steyr gut ,earbeitet wird, daß aber a.uch die. Steyrer immer mehr · von · der· zusätzlichen Bildungseinrichtung ~brauch machen. Diese Steyrer aber, die nach schwerer Arbeit Abend für Abend Kurse besuchen, wn etwas zu lernen. werden nun daf~ bestraft, indem man die Kunbelitlie in die Hörut schraubt. Wo bleibt da, meinte Ge- ~inderat Trerril; das Schlagwort der SPö von der Abschaffun1 des BUdungaprivllegs? Wenn die SPö das ehrlich meinte, dann mQßte das Unterrlchtsministerlum die Kosten der Volkshochschulen übernehmen. Wenn aber die Steyrer Sozialisten sich bei ihren höchsten Parteifreunden in Wien nicht durclisetzen kcm„ nen, dann muß Steyr selbst in d"1 sauren Apfel .beißen. Eine Stadtver:. waltung, die die Kosten von 1,5 Millionen für fragwürdige Luftschubkeller zu tragen gewillt Ist, könne au.eh die rela:tt:v . gertnaen Abgänge einer Volksbildungsanstalt verkraf~ ten. Nur die Kommunisten stimmten gegen die Erhöhung der Kursbel• trä&e der Volkshochschule Stt::,r. öVP•· und FPö-Demagogie - KPtf: Kulturzentrum kein „Luftschloß• Zwei Stunden lang debat-- das Kinogeschäft nicht mehr attraktierte kürzlich der Steyrer Gemein- tiv ist, die Stadt, weil sie mit dem derat über die Frage: Soll man den Kino allerlei Pläne hat, es soll im Pachtvertrag über das Volkskino Laufe des Jahres zu einem Kulturmit dem Verein „Arbeiterheim" zentrum mit Stadthalle und entlösen und dem· Verein eine ent- sprechenden kleinen Sälen ausgesprechende Ablösesumme .zahlen baut werden. Dem Verein soll eine oder nicht? · · Entschädigung in der Höhe von rund Schon vor . der Sitzung hatte die 3,6 Millionen Schilling gezahlt OVP die Stimmung mit einem Flug- werden. blatt, ihren Zielen entsprechend, an- öVP und FP, letztere mit Hausgeheizt. Im Jahre 1923 wurde das besitzerboß Dr. Gärber, opponieren Volkskino dem Verein verpachtet heftig gegen die Pachtauflösung. Die 1934 wurde der Verein aufgelöst, Nachfolger derselben Parteien, die schwarze und braune Diktatoren einst die Arbeiter aus ihren Heimen kassierten nacheinander das Kino vertrieben haben, wollen auch beute und machten damit . blendende Ge- nichts von elner Wiedergutmachung schlitte. 1945 wurde der Verein wie- wissen. der in seine alten Rechte eingesetzt, Gemeinderat Otto Treml (KPÖ) nachdem er elf Jahre lang vom , betonte, daß die Lösung des Pachtdamals ausgezeichneten Kino- vertrages für die Stadt sicher geschäft ausgeschlossen war. momentan kein Geschäft, sondern 1951 kam eln Vertrag zwischen eine !inanzielle Belastung sei. Im Stadt ·und Verein zustande, der sich Gegensatz zu den bürgerlichen Parauf dreißi& Jahre erstrecken sollte. teien, die mit juridischen und komStadt und Verein wollen nun den merziel!en Spitzfindigkeiten opeVertrag kündigen. Der Verein, weil rierten, anerkannte Gemeinderat · Treml das moralische Recht des Vereines auf eine entsprechende Abgeltung. Er teilte auch nicht die pessl- . mistischen Scheinargumente der OVP, deren Sprecher meinten, die Stadt hätte „niemals das Geld", um aus dem alten Kino ein modernes Kulturzentrum zu machen. Gemeinderat Treml erinnerte daran, daß noch vor Jahren Projekte, wie Hallenbad und Kunsteisbahn, .,Luftschlösser" waren, die in der Zwischenzeit Realitäten wurden, über die sich der Steyrer freut. Gegen die ÖVP und •die FP, mit den Stimmen der SPO und der KPÖ, wurden die Auflösung des Pachtvertrages und die Entschädigung des Vereines ,,Arbeiterheim" beschlossen. Dem Verein wurde endlich die ihm gebührende Wiedergutmachung zugesprochen, Steyr hat nun freie Hand Im Volkskino-Bereich. Die Weichen zur Schaffung des dringend nötigen Kulturzentmms sind gestellt.

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