Vorwärts Nr. 4, 6. Jahrgang, Mai 1972

Werden Beteuerungen „halten"? Steyr startet Versuch mit der Stromheizung In seiner !:lgenS(?hnU. als Aufsichtsrat ·•·· der · Getneinnüt.z!gen · Wohnbaugesellschaft der Stadt be- · schloß der Stadtsenat kürillch dle Freigabe von mehr als 2,5 Millionen Schilling für Liefe111ng und Verlegung der Fußböden In den Neu• bauten auf dem Resthofgelända. Für Malerarbeiten im gleichen .Bereich wurden fast zwei Mllllonen ausgegeben. · Einen interessanten Versuch startet die Stadt im Wehrgraben: Im dort demnächst zu beziehenden Wohnblock soll erstmals in der Geschichte der GWG mit Strom geheizt werden. Lieferfirmen und OKA versichern, daß die Stromheizung billiger sei als die herkömmliche Fernheizung. Die Stadt probiert es nun einmal in kleinem Rahmen und ka1,1tte uxn ,287.000 .Schilling ., :Na(!bt-. speich~rgeräte. ,Ein;·:N:achteil i$t bei der neuen Heizung -auf jeden Fall dabei: Die Türen müssen peinlichst dicht schließen, müssen immer . geschlossen sein, sonst geht Wärme verloren. Küche und Bad werden überhaupt nicht . mit Nachtstrom heizbar sein, da muß Tagstrom verwendet werden, der mehr als dop. pelt so teuer ist. Ursprünglich wolitc die Stadt das Riesenprojekt Resthof tnlt rund 1700 Wohnungen elektrisch heizen. Aber man ·hat noch keine Erfahrungen, deshalb ent.~chioß man slch vorsichtigerweise zu .e.l.nem kleinen Versuch, wenn er gut ausgeht, ist's recht, wenn's nicht klappt, kann man später noch eine Zentralheizung einbauen. Steyrmacht demBund Geschenke Merkwürdige Voraussetzung tur ·Mittelschulbauten Im Werndlpark steht der Rohb._u des neuen _Steyrer Gymna• slums. In absehbarer · Zeit wird die Schulraumnot des Bundesrealgymnasiums ein Ende haben. Der Bund baut nach langer Zett eine neue Schule in der Stadt. Wie ist es dazu gekommen? Nun, die Stadt schenkte dem Bund ein wertvolles. Grund• stück, und erst dann zeigte sich der Bund zu Verhandlungen bereit. Eigentlich ist die Stadt . nur . verpflichtet, dem Bund beim Ankauf eines Grundstückes als Vermittler behilflich zu sein; aber aus Erfahrungen · weiß man, ~aß dann: die Chancen au! einen Bau praktisch Null sind. Der Bund will kei}le Ver~ mlttlung, er . will Gesch~nke.. Früher rührt er sicn nicht . Nun :steht Steyr . zum iweitenmal vor derselben Situation: die Höhere Technische. Lehranstalt . braucht dringend Turnsäle. .Die Stadt ltann der ut\möglichen Lage nicht mehr länger zusehen, und sie Wird wieder zur Kassa gebeten: ,diesmal handelt es sich um ein rund 6000 Quadrat~ meter großes Grundstück, bei den heutigen Grundpreisen : ein beachtlicher Wert. . · Und der · Bund · riimmt · das Ge• schenk nicht nur dankend entgegen, er beginnt auch mit dem- Bau, weil er wieder ein Geschenk bekommen hat. Es ist gut, daß Steyr ein Gymnasium bekommt und die HTL Turnsäle erhält. Aber die Methode, daß der ·-Bund :: gegen · .alle'.: gesetzlichen Bestimmungen nur dort baut, wo er ,Grundstücke-:geschenkt, ,bekQron.tt, -.isfi zweifellos abzulehnen, Eine zwiespältige „Förderung" Zweierlei Maß: beschämend und entlarvend Im Hitler-Krieg fiekn 'J:'.\!.t.J1:W~r~, · qort . spricht der; ,,piethunderte Steyrer :an den ·Fron. ,,n, w:.i!'t·' ein ,ernstes · Wort mit.. Seine viele Söhne ·.det--; Stadt worden , ein, "· W.!'.>tt'! .k~i-men . (ii.q, $t.c'yrer( Sle v~'r'- gekerkert, · gefoltert und bestiaiisch· gt!'ss-en äuth nicht~ däß in deh· Mäb·:.: ermordet. · Ein Vierteljahrhund~rt tagen 1938 dieselbe Turnhalle die nach dem Krieg scheint die Stad~- heute auf Kosten der Stadt ;enoverwaltunl!_das al_les j~~h verges- viert werden soll, das Zentrum jener sen zu haben. Wie ware sonst det· war, die von dort aus die Steyrer letzte Beschluß des Stadtsenats zu terrorisiert haben. erklären? Der Einwand, daß der ÖTB viel Eintausend Schllling bewl.lligte für den „Gesunderhaltungssport" die Stadt „großzügig" dem Doku- tue, ist einfach lächerlich. Steyr hat mentatiqnsarchiv des Öste1-reichi- im ATSV eine starke Organisation. sehen · Widerstandes. Einhun<lert- Die muß gefördert werden dann tausend Schilling bekam in der- werden die turnlustigen Stey{er dort selben Sitzung der österreichische turnen können. Mehr Geld für den Turnerbund als außerordentliche ATSV, für seine Turnsektion, das Subvention zum Ausbau der Heizung müßte die Losung seln. Im „roten" des Turnsaales in der ·Pachergasse Steyr sollte es über diese · Frage zugesprochen. eigentlich gar keine Debatte geben. Der öTB ist bekanntlich vorwie- Aber wenn ein Kreisky mit dem gend ein Sammelbecken derer, die ehemaligen SS-Offizier Peter Hebnoch heute von .der deutschen Na- äugelt, dann wird ein solcher füinalltät der Österreicher schwär- ,.Trend" offenbar auch ill Steyr vermen. · Dort regiert nicht nur der standen. Die KPÖ am 1. Mai S t e y r. Montag, 1. l\lai, Kundgebung auf dem Stadtplatz um 10.S0 Uhr. Es sprechen Gemeinderat · Genosse Otto Treml (Steyr) und Redakteur Genosse .Em.st Wimmer (Mitglied des ZK der KPO, Wien). Holz geht 1n Flammen auf Mitten in den Steyr-Werken befindet sich eine riesige Schutthalde. Und Tag für Tag steigen dort turmhohe Flammen auf. Hunderte Kisten, Holzplatten und anderes Abfallholz werden sinnlos verbrannt. Sinnlos deshalb; weil außerhalb des Werkes genug ehemalige Werksarbeiter wohnen, die heilfroh wären, wenn sie dieses strohtrockene Holz bekommen würden. Da gibt es eine Frau auf der Ennsleiten: nach einem schweren Arbeitsunfall .hat sie eine verkrüppelte Hand. Und sie hätte gerne Abfallholz, aber sie bekommt keines. Die zuständigen Stellen meinen, es sei keines da, aber wenige Meter von den „zuständigen Stellen" entfernt, verbrennt das Kistenholz. · Was ist daran schuld? Es !ehlt offenkundig die Koordination, die Linke weiß nicht, was die Rechte tut. Das ist oft so im Werk, die ~idtragenden sind meistens die Arbeiter, diesmal sind die Rentner dran. · Ätxfl.icher Notdienst ·- oboe Arzt? . . Es ·geschah ·. vor kurzem · in , Steyr: :Verzweifelte ' Elterri such- .ten-deir diensthabenden Ant, weil · eins . Kind · · hohes · ·Fieber · hatte. Aber ·der laut ärztlichem Not- ..dienst vorgesehene Atzt . meldete · sich- nicht. Dutzende ·Telephonanrufc iri -Wohnung · \.i-Qd ·- Ordina- . tion waren erfolglos. Da brachten die.Eltern .das. Kind mit ,dem Wa'!' 'gen , ins Spital. D91-t stellte der diensthabende· Chirurg ·eine· akute :Blinddarmentzündung fest, ' das Kind kam ;"sofort ,auf :den- Opera'!' t!onsti~ch . und. konnte gerettet · werden. Der Krankenha:uspottier · riahm'die Einlieferung ohne ·arzf- · liche E1mveisüng . zjt Kenntnis · und inelnte, , das sei ' an ;-diesem · T~g : schon ·- der vierte Fall, dtt' · .,spontan" käme. weil der. dienst- . habende .Notdienstarzt nicht. zu . finden sei. · Es; Ist alles gut ·gegan- . gen; eif-ist nichts, ·passtett. Wenn . aber die : Eltern ·nicht .selbst · ge. handelt hätten; was wäre dann · passiert und wer hätte das ·ver- ·.antworten köruien? Brennstoffaktion entlarvt ~. Wohlstands"•Gerede 300.000 Schilling gab die Stadt für. die Brennstoffaktion für hilfsbedürftige Familien und Einzelpersonen. Das ist sicher zu begrüßen, aber es zeigt wieder einmal deutlich, wie einseitig das Gerede vom Wohlfahrts„ staat .ist: Es gibt nicht nur reiche Leute, die nicht genau wissen, ob sie ihren Urlaub auf Rhodos oder Mallorca · verbriJigen 'sollen _: . es gibt auch hunderte Steyrer, :die recht froh sind, wenn sie von der Stadt ein paar Säcke Kohlen bekommen.

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