Vorwärts Nr. 3, 6. Jahrgang, April 1972

Der teuerste März Teuerungsrekord von 6,2 Prozent Einen solchen Teuerurrgsrekord hat es in Österrei.ch. schon lange nicht, wenn überhaupt jenw.Zs i n der Zweiten Repub!ik, gegeben. An.ges ichtj ci 1ier solchen Te1terungsra.tt!' st·rafen sich alle angekii n cl i gten oder bereits e:-folgten .,p-ref..~d./impfende11 Maßnahmen" der Regierung vo11. selbst Lügen. Wo es soich<"- prei.she-rnmenden · Maßnahmen gegeben hat, wie cttva d i e Ermiißigimg bei den Zölle,i oder • der Ausgleichssteuer, die laut Androsch dem St.aat im. v ergang<."llen J ahr eine Mi lliarde Sd1.füing kosteten. so .~incl di eSP. Gelder offenbar de-~ lmportetiren a.ls :-u.sätzlichcr Profit in die Taschen. gefloilien. A ·n den Konsmnenten weitergegeben wurden diese Steuer- und Zoitersparnisse offenbar nicht. Mag dem Staatssäckel diese Mi1.liarde a.uch verloren gegangen sein; durch die Er• llöhu11.g der arntli.c1ien Gebilh - ren u nd Tarife und erst recht durch d ie gestiegene Lohn - steuer ha.t steh. <ler Staat schadlos gehalten. Der Draujzahler war Jedenfalls dm· Kons<.iment:, den die Teuertmg mi t aller Wuch t trifft - und zu:ar -in wachsendem Maß. 1 Der Te_ufclsreiter . .. Diese 6,2 Pro:zent Teuerung bedeuten aber auch, daß alle jrne Arbeiter un d Angestellten, die bei d er j iingst en Lohnrunde, auf ein Ja.hr ge• rechnet, nich.t wese-n,tlich mehr Erhöhun g bekamen (durch die Abzüge geh,m ;o. z·u:ei bis drei Prozent v on dR.r Bruttoe<rhöhung verloren!), faktisclt be-reit.s eine1?. Real.- Iohnve-rlust erlitten haben. Desgleichen · die Pensionist.en , deren. ,.Anpassung" ::m Jahresbeginn 110n brutto 7,4 Prozent ebenfalls durch die Teuerung tmfgefressen wurde. Ebenso ist damit bewiesen, da_ß dir. 110n der SP-VP-.Mehrhei.t d e r Metallarbeite-rgew er lcsehaft er - hobene Lohnf orderun.g 1; on zwölf Prozent . als · Abgel-ttmg fi.i.r anderthal.b Jahre zu niedr ig angesetzt ist. Auf der Preisf ront hat die Regierung kläglich versagt. Nun gilt es, um sich da.s Vokabula.r Benyas zu eigen zu machen, auf der L ohnseite das zu holen. was auf der Preisseit e v erloren ging. A.1.lerd·ings dürfen die Arbeiter und .4.ngestellten dabe i n i cht auf Benya. warteii . • • Sieben Prozent? Kürzlich hielt Arbeiterka.mmerPräsident Schmi dt in Steyr eine Rede, in der er ein Lobl.ied auf das „bessere Leben" V Oit heute anstimmte. Er berief sich dabei auf die Statistiken der Arbetterka.mmer. Darin ist auch zu lesen, daß eine Arbeiterfamilie für die Wohnung durchschni ttlich sieben Prozent des Familieneinkommens a.usy!bt. H i er kommt uns vor, dafJ der Herr Präsident ganz schön neben den Schuhen -~teht . Hat er, der zugl.eieh. auch Obma.nn des Zentralbetri.ebsrates cles SteyrKonzerns Is t, noch nie non. den Mieten in den Neubauten ·und den hohen Baukostei'izusch iissen gehört? Man ka.nn die Stati.stiken drehen und wenden , w ie man will, aber 1200 b i s 2000 Schill ing für eine lVohnung, d ie zu zahlen sind. da s i:;t wohl llllr bei den a.ll.ergröß1.en Groß11erdienern ei n Anteil von sieben Prozent . beim Durchschnitt sind es 20 und oft auch mehr Prozent. Präsident Schmidl meinte, da.filr, daß es uns besser gehe, müßten „wir · auch zahlen". Eine Wohnung aber ist kein Lux us, alle bra.u ch e1i sie, und di.e j üngere·n Mensclien werd en v on dem Last en . die mit der Sclrnfju ng ei.ner Wohnung verbi.mden sin d., gan:: besonders hart get.rof fen. Uncl ·ihnen wi. r d nun v on gan z; 1iolter Sei.r e gesagt: i hr l.eb t im Woltl.s t.and. a.lso ::all.lt auch, brat7. Ist d as nkh t das Ende j ed.er so.,ialen Einstellung?

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