Vorwärts Nr. 3, 6. Jahrgang, April 1972

Für Teuerung nicht zuständig? Auf de1· letzten Delegie1·- tenkonferenz der Steyr-Werke erinnerte Arbeiterkammen·at Gustl Mascher die SP-Funktionäre- an die Zeit der VP-Regierung, wo sie - mit gutem Recht - gegen die Teuerung protestiert haben. Heute, wo un ter der Kreisky-Regierung die Teuerung immense Ausmaße erreicht, meint aber der Arbeiterkammerpräsident Schmldl als Zentralbetriebsrat.sobmann, dafür sei er "nicht zuständig". Seine Arbeit sei nur auf das Werk beschränkt. Er und Betriebsratsobmann Hans Heigl wand~en sich heftig gegen die berechtigten Lohnforderungen der Gewerkschaftlichen Einheit. Aber Gustl Mascher blieb ihnen nichts schuldig und erklärte unter dem Beifall der Kollegen: r.Dle Gewerkschaftliche Einheit wäre auch mit einer Forderung von 8 bis 9 Prozent Lohnerhöhung zufrieden gewesen, wenn nicht die Preise so derart hoch angestiegen wären." Da schwiegen Schmid! und Co., denn gegen die Teuerung, so sagen sie, können sie ja nichts machen, Früher freilich sagten sie etwas ganz anderes, aber damals saßen Schmidls Freunde noch nicht auf Ministersesseln. Kein Geld für Arbeiterkinder? Steyr-Werke haben für Klndergörten nichts übrig Rund vier Milliarden SchilHng' beträgt das Vermögen von Steyr-Daimler.:Puch. Vor ein paar Jahren hat die immens reiche Firma t,inmal in guter Laune der Stadt eine Subvention für·die Kindergärten gewährt. . . Die städtischen Kindergärten von Steyr haben ein Defizit von rund vier Millionen Schilling pro Jahr! Rund 4~ Prozent der Kinder stammen von Eltei:n, die_in den Steyr-W_!!rken beschäftigt ·sind. Arbeiterkammerrat GusU Mascher forderte daher mit gutem Recht in der ersten Arbeitssitzung des Betriebsrates die Schaf-:- fung von Werkkindergärten. Umsonst. Fi.ir so etwas hat Osterreiehs gi:ößter -Privatbetrieb taube Ohren. ·steyr-Daimler-Puch holt aus den städtischen . Kindergärten vielmehn heraus, ,vas herauszuholen ist: In der ·Puschmannstraße in Steyr ist detl städtische Kindergarten In einem Haus -untergebracht, das den SteyrWerken gehört. Und die verlangen .,se_lbstverständlich" dafür eine saf• tige Miete. Steyr-Daimler-Puch versteht's eben: Keine Werkkindergärten, keine Subventionen für städtische Kindergärten, aber beim Mietenkassieren, da schlafen die Steyr-Werke nicht. Jammernd meinte kürzlich der für die ·Klndergärtl'n zuständige SPStadtrat: ,.Nein, -die , Steyr-Werke geben uns nichts, die meinen, sie zahlten ohnehin genug Steuern!" Gemeinderat Treml (KPÖ) machte jedoch darauf aufmerksam, daß auch die Steuern, die von Steyr-DaimlerPuch bezahlt werden, von den Arbeitern erst erarbeitet werden müssen. Das ist das wahre Gesicht der „Sozialpartnerschaft". Aus lauter Sozialpartnerschaftsbegeisterung vergessen führende SPÖ-Funktionäre, wer eigentlich die Werte schafft, und im Schatten dieser Phrase horten die Steyr-Werke· Milliarden. Für Arbeiterkinder abel.' haben sie nichts übrig. Die Bremser schon am Werk Sie reden .von nZleltUhrenden· ·Kompromissen Kaum. · haben die Lohnv.erhan~lungen :· der l\i~tall- -und Bergarbeiter· ·begonnen, haben die ,,Bremser'.'· auchscho.n Hochkonjunktur. .,_Gemeinsam", . das Sprachrohr des· Arbeiterbetriebsrates der SteyrWerke, darf dabei nicht fehlen. Das Blatt si::h,reibt unter dem Titel.,,Welcher Weg .ist zielführender?" unter ~l)d~rem: . ,.Wir ,wollen uns nicht durch überspitzte Publika_tionen Irre machen lassen, •die d·avon sprechen, mehr Lohnerhöhungen fordern zu mÜllst:n und diese durch Streikaufrufe bekräftigen. Tragen diese aber auch Verantwortung?" Den Unternehmern wird richtig warm ums Herz werden, wen~ sie solche- ' Zeilen lesen. Nur nicht kämpfen, meint „Gemeinsam", .,man muß sich bemühen, durch Kompromisse ·. eine gedeihliche Zusammenarbeit zu erreichen". - Die westdeutschen Metall- und Bergarbeiter haben den „zielführenden Weg", den die i;;PO-Zeitung empfiehlt, abgelehnt, . Sie haben harte Lohnkämpfe geführt, .und sie haben ihren Lebensstandard, der an und für sich höher ist, als ·der der ·österr~ichischen Kollegen, noch bedeutend heben können. Lastwagen in ,,Hoher Schule" Diesmal kann man sagen : .,Bravo Steyr-Werke", nämlich bei dem kiil"zlich abgehaltenen LkwFahrerwettbewerb. Herr Zukrig! vom Hauptwerk, selbst ein erfahrener Lkw-Fahrer, hat den Kandidaten nichts geiccchenkt., Wer nicht zur Spitzenklasse zählte. hatte keine Chancen auf gute Placierungen. · Aber die Ritter der Landstraße setzten sich durch. Sie fuhren mit dem schweren Fahrzeug der Type 790 sogar bessere Zeiten als izn Vorjahr auf demselben Kurs mit dem leichteren Lkw vom Typ 590. Das zeigt, daß nicht nur die Fahrer große Klasse sind, es zeigt auC'h, daß der moderne S~eyr-Lkw trotz Größe und K!·aft ein wunderbar wendiges Fahrzeug ist. Sehr froh über den Wettbewerb war Primarius Dr. Hoflehner von der Blutbank des Landeskrankenhauses Steyr : 67 wohlgefüllte Blutkonserven konnte er für seine Bank kassieren, denn die Kandidaten waren nicht nur gute Fahrer, sie spendeten auch gerne Blut. das vielleicht schon bald einem verletzten Kollegen das Leben retten kann. Freudestrahlend nahmen die Sieger ihre wertvollen Preise entgegen: Hermann Leibetseder von WurmTransport Linz den ersten Preis, das modernste Puch-Zweisitzermoped. Karl Kirchmayr von der Zuckerfabrik Enns als Zweitplacierter erhielt einen Puch-Mopedroller und August Hebesberger von der Firma Wenk aus Losenstein ein Puch-MaxiMoped. Alle drei werden Oberösterreich beim Bundeswettbewerb vertreten, Wo schöne Personenkraftwagen auf dfe Sieger warten. Soll der Bundeswettbewerb wirklich .auf dem Rathausplatz in Wien stattfinden? Was hat der Rathausplatz mit der Lkv.·-Produktion zu tun? Warum sucht man nicht den besten Lkw-Fahrer Österreichs dort. wo das größte Lkw-Werk Österreichs steht, in Steyr? Diese Frage sollen sich die Veranstalter noch einmal grilndlich durch den Kopf gehen lassen. Die · englischen Bergarbeiter haben die .Zähne zusammengebissen und einen wochelallgen Streik durchgehalten. Der Erfolg: 18 Prozent Lohnerhöhung. Der „zielführende Weg", .den die Bremser empfehl_en, reicht nicht ' einmal aus, die Teuerung zu .kompensieren, von der Abgeltung der Pr~uktionssteigerung gar .nicht zu reden. -D~bei· wäre die „Wirtschaft" ohne weiteres in der Lage, durch eine kleine Beschneidung der Profite die Lohnforderungen zu erfüllen. In der Statistik der Gesamtarbeitskosten steht- Osterreich schließlich an vorletzter Stelle.

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