Vorwärts Nr. 3, 6. Jahrgang, April 1972

Steyrer ÖVP spielt Theater Seltsame Vörgönge bei Wohnungsvergaben Im Wohnunrsauuchul· des Steyrer Gemeinderates werden seit Jahren von allen vler lni Au•- achuß vertretenen Parteien Wohnunren vergeben, die von der atadtel1enen · GWG zur Vert01un1 gestellt werden. · Dringende ·vonchJILge der vier Fraktionen wur!fen seit -Jahren stets berllckilchtlgt. · Das scheint der OVP-Fraktion noch zu wenig zu sein. Obwohl in Steyr recht unbedeutend, beruft sie sich auf mündliche Vereinbarungen, nach denen schon vor den Sitzungen Ihre speziellen Wünsche in die Vorschlagsliste aufgenommen werden sollen. Wortführer der „ganz &char!en" ÖVP-Männer ist hier wieder einmal Gemeinderat Holzinger, der sich kürzlich äußerte: ,.Minderheiten haben nichts zu reden." Damit melhte _er cji!? ){PO-Fraktion ohpi, :i;u .bemerke.n, ,.d,aß .a.uch die . OVP.. in Steyr eine Minderheitsfraktion ist. Aber Scharfmacher Holzinger scheint sich durchzusetzen. Auf seine plumDer doppelte Androsch. pen Angriffe ie,en den Ausachu~ folgte ein Exodus der ÖVP-FrakUon. Manche der. Herren &In&en recht un• willll aus dem Saal, 1ie kennen 1•• nau den Unterschied zwischen Propon: und echter Demokratie, aber Fraktionsdisziplin Ist eben oberste■ Gebot. · Die 81tnnl' &'iftl' aaeb °'ne die OVP-Mandatare weiter, und ~ wwrden sablrelclhe Wohnun&'en yerre• ben. Niob, nach .dem ~pon., IIOD• dern nach der Drln&'Uehkelt. Eine politische Groteske zum Ab• schluß: In Abwesenheit der ÖVP• Politiker wurde auch ein Wohnunpwerber berücksichtigt, den die OVP voreeschlagen hatte. Wll.hrend aber die OVP-Mandatare schmollend im Trotz.winkerl saßen, bekam der Mann über Initiative des K~Sprechers mit Zustlmmung.-d~ _gesainten Wohnun1saus1chu11e1 . ~dllch sei~ Wohnung, und zwar deshalb, weil sie für diesen Mann wirklich not• wend!& war. Verschuldung Wie eine elnschlliglge repräsentative Untersuchung ergab, sind derzeit In Osterreich rund 40 Prozent aller-. Haushalte verschuldet. Rund 22 ~rozent der Haushalte haben für die ,·erschledensten Zwecke bei Geldlmitltuten Kredite aufgenommen. Daneben i;lnd filnt· Prozent bei Händlern, zwei Prozent bei Privatpeuonen und - elf Prozent bei sonstigen Glllubifern verschuldet. Die Schuldbetrltge bei den Kreditinstituten können 11ro Fall mit 54.000 Schilling und pro Haushalt mit 12.000 Schilling angenommen werden. In den elru:elnen Alters- ■tufen 16i die Verschuldung verschieden hoch. Die Spitze mit einer mehr als 30prozentlgen Schuldendichte hlut unter den Jüngeren Altersstufen die Gruppe der 26- bis 40Jihrlren. Mit zunehmendem Alter des Haushaltsvorstandes sinkt auch die Schuldenhäufigkeit: 41 bis 50 Jahre: 22 Prozent, und 51 bis 60 Jahre: 19 Prozent. Die Selbständigen sind laut Untersuchung zu rund 36 Prozent verschuldet, gefolgt von den Arbeitern mit 24 Prozent. Angestellte und Beamte haben zu 23 Prozent Kredite aufgenommen, und die Pensionisten sind mit elf Prozent als Schuldner vertreten; Die Schuldenbiuflgkelt In Osterreich steift mU der Hliusbaltgröße, der Zahl der Verdiener in einem Haushalt und dem Haus - haltsnettoeinkommen an. Von den rund 22 Prozent der bei Kreditinstituten verschuldeten Haushalte verwenden 16 Prozent das Geld für Bauzwecke und Wohnen. Dies zeigt, daß der Erwerb von Wohnungen und die Errichtung von Einfamilienhäusern In Osterreich so teuer Ist, daß die Finanzierung, ohne eine Verschuldung einzugehen, praktisch unmöglich Ist. Das Bier ab 1. Juni wieder teurer Das Bier wird ab 1. Juni 1072 um durchschnittlich 25 Groschen (Flaschenbier) und 30 - Groschen das Krügel für den Konsumenten teurer. Der Fabrikabgabepreise wird um 20 bis 25 Groschen erhöht. Das wurde am 5. April In der Paritätischen Kommission beschlossen, also mit den Stimmen der Arbeiternehmer- und Unternehmervertreter. Den Vorsatz in der Paritätischen fiihrt bekanntlich Bundeskanzler Krelsky. Wieder einmal ist die SPÖ-Führung in die Knie g-egaugeu und hat den Bierbaronen nachge~ebt>n. Wie unbegründet diese lllerpreiserhöhung ist, geht schon daraus hervor, daß die Brauereien 1966 und 19i0 zwölf bis dreizehn Prozent Dividenden ausschütteten. Nicht unerwähnt darf bleiben, daß der Bierpreis im Jahre 197() zweimal erhöht wurde. Auch damals n a türlich mit Zustimmung der SPÖ-Führer. Geldkrüftlger Mann hat nichts für olympische Vorbereitung Obrlg Uber den Regen freuen sich nic:ht nur die Landwirte und die Großs tä dter, es freut sich auch Hans· Schlecht, regierender Wildwnssermeister Österreichs. Regen, da;; bedeutet für ihn mehr Wasser; mehr Wellen, und die braucht er dringend für sei n Training zu den Olympischen Spielen. St.eyr s Wildwasserdorado, der Rekhenschwall, steht ihm freilich nur an Feiertagen zur Verfügung. An Arbeitstagen ist die Strecke gesperrt. der Kabe lkran könnte einmal ein Stück Last verlieren, und dann stünde es schlecht um Hans Schlecht. Aber ei n Paddler weiß s ich 1.u helfen. Einen ganzen Tag lang arbeitet de r Olympionike mit seinen Freunden und richtete eine prima Slaloms treckc auf der Steyr ei n, mit. Wellen, Toren und allem. was dazugehört. Dctnn fuhr er einrna l durch, und dann kam ei n rei cher Mann: Er h;.;t d<13 f' jsch , \·;:,sser g~pachlet und fürchtet. daß ~e ine Forellen durch d ie Sportle r so e r sehreci(t _werden. daß s i,~ ,1'c!·1t mehi- anbeil.len wollen. Der reiche Mann tobte und verlangte. c:lall sofort die Tore entt'crnt werden. Di e kleinen Arbeitersportler gehorchten, sie hatten umsonst gearbei tet, sie bauten ab und wandel'ten str omabwärts. Dort gibt es auch \Va~ser. aber kein e We llen . D ie Sport! ~r vrnren jedoch \- orci l ig. Der ·Fischpächter hatte nämlich gar kein Recht, sie zu verjagen. Der Fluß gehört der Republik, das Fischrech t hat der Bischof, und der reiche Hol;:händler darf dort lediglich gegen Ber.ahlung fischen. Hans Schlecht gehört dem ATSV, also c.cm Askö an. Und der Askö ist in Steyr tonangebend. 8000 Mitglieder ist immerhin etwas. Der reiche Mann dagegen ist auf die Aufträge der Askö-Freunde, der Stadt angewiesen. Und doch hat er die Stirne, die Askö-Sportler zu bluffen - und keiner der einflußreichen Askö-Funktionäre in der Stadt war da, um ihn in die Sehranken zu weisen.

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