Vorwärts Nr. 1, 6. Jahrgang, Jänner 1972

lnitiativkomitee ruft zu einer Unterschriftenaktion auf Eine grundlegende Änderung der ungerechten und unsozialen Steuerpolitik, eine Neuver• tellung der Steuerlasten auf Kosten der Reichen Ist eine der dringendsten Aufgaben des Tages, hel~t es In einem Aufruf eines lnltiallvkomltees zur Durchsetzung einer grofsen Lohnsteuerreform noch Im Jahre 1972. In Österreich herrscht · krasses Steuerunrecht. Den Unternehmern, Mtlllonlren, den großen Aktiengesellschaften und Großfirmen werden Jll.hrlich Milliarden an Steuern geschenkt. Den Arbeitern, Angestellten und Beamten aber wird von Jeder Erhöhung der Löhne und Gehilter ein immer ·größerer Teil wieder weggesteuerl. Nicht. efmnal die Pensionisten werden geschont. Auch 1le trHU die Steuer Jährlich mit rrößerer Härte. Im J'ahr 1071 hat die Lobnmuer dem Staat trotz ,,Minireform" um 17 Prozent mehr emgebraciht aJa im J'ahr vorher. Filr 19'12 hat der Finanzminister im Budget eine Mehreinnahme sogar um 29 Prozent eingeplant. So bnn, so darf es nicht weitergeben! Wir fordeni deshalb eine sofortige p-oße Lohnft«uerreforml Venprochen wurde sie oft renug. Nur ein massiver Druck de" Arbei„ Krei ;;ky ; immer tuerst an die Allgemeinheit d3nk.m! 40 Prozent der Haushalte in Österreich sind verschuldet Fast die Hälfte davon sind Kredite fOr Bauzwecke Wie eine einschlägige repräsentative Untersuchung ergab; sind derzeit in Österreich rund 40 Prozent aller Haushalte verschuldet. Rund 22 Prozent der Haushalte haben für die verschiedensten Zwecke bei Geldinst ituten Kredite aufgenommen. Daneben sind fünf Prozent bei Händlern, zwei Prozent bei Privatpersonen und el! Prozent bei sonstigen Gläubigern vcrschuidet. Die Schuldbeträge bei den KreditInstituten können pro Fall mit 5-1.000 Schilling und pro Haushalt mit 12.000 Schilling angenommen werden. In ·den einzelnen Altersstufen t.st .die . Verschuldung verschieden h9eq: ... I>J.~.• Spitze . rriit ·: einer Uber 30prozeritlgen .· Schuldendi chte hält unter den jüngeren Altersstuten die Gruppe der 26- bis 40jährigen. Mit zunehmendem Alter des Haushaltsvorstandes sinkt auch die Schuldenhäufigkeit : 41 bii: 50 Jahre -- 22 Prozent, und 51 bis 60 Jahre - 19 Prozent. Die Selbständigen sind laut Unter• suchung zu rund 36 Prozent verschuldet, gefolgt von den Arbeitern mi t 24 Prozent. Angestellte und Beamte haben zu 23 Prozent Kredite aufgenommen, und die Pensionisten sind mit elf Prozent als Schuldner vertreten. Die Schuldenhäufigkeit in Osterreich steigt mit der HaushalL-;- ~röße, der Zahl der Verdiener in einem Haushalt und dem Haushaltsnettoeinkommen an. Von den rund 22 Prozent der bei Kreditinstituten verschuldeten Haushalte verwenden 16 Prozent das Geld für Bauzwecke· und Wohnen. Dies zeigt, daß der Erwerb von Wohnungen und die Errichtung von Einfamilienhäusern in Osterreich so teuer ist, daß die Finanzierung ohne eine Verschuldung einzugehen,-praktisch unmöglich is t. ter, Angestellten, Beamten und Pensionisten kann die Regierung dazu awlngl!ll, ihre Versprechunren ein~ zuhalten. Herunter mit der Lohnsteuer! Die Reichen sollen zahlen! Mindestens zehn Milliarden Schilling könnten sofort aufgebracht werden, wenn die Reichen höher besteuert, ihre Steu.erbegilnstlgung-en ~trieben. 1'le Steuerhinterziehungen verhindert und die Steuerschulden eingetrieben würden. In diesem Sinne haben die Unter1teiohneten ein Komitee für die Durchsetzung einer großen Lohnsteuerreform gebildet. Wir haben eine Unterschriftena.ktton für eine sofortige große Lohmteuerreform eingeleitet und fordern ftlr die kleinen und mittleren Einkommen: • Radikale Senkung der Lohm. . steuerprogression! • Abschaffung der Ledlgensteaer {Steuergruppe A)! e Beseitigung der Sonderzuschlli.ge zur Lohnsteuer! · • Teuerungsbedingte Lohn-, Gel1alta- und Pensionse.rhiihungen dürfen nicht so wie bisher zu einem wesentllchen Teil wieder · weggcstenert werden! • Pensionen bis zu 2'100 Schilling inonatlicb sollen steuerfrei sein! Unterstützen Sie diese Forderungen! Unterschreiben Sie! Je größer die Entschlossenheit jedes einzelnen, je geschlossener der Kampf aller, um so so~inler die Lohnsteuerreform! Komitee für eine grofJe Lohnsfeuerreform Richard Geyer, Sekretär des Zentralverbande.s der Sozialrentner und Pensionisten österrelel1s, Anton Hofer, Vorslt:zcnder der Fraktion der Gewerkschaftlichen Einheit im ÖGß, Rudolf Kührer, Betriebsrat der VÖEST-Lin,:, Franz Muhl'.i., Vorsit:?ender der KPÖ, Otto Podolsky, Bundesobmann der Kommunistischen Jugend Österreichs, Karl Rußheim, Betriebsrat der Alpine -Donawitz. Ernst Schmidt, Betriebsrat · der öster1·cichischen Automobilfabrik AG., Irma Schwager, Vorsitzende des ßund.t~s .Demokratischer Frauen. * Dki U1iter.schrütenbiigen für diese Protestaktion sind am Sitz . de.s Kampfkomitees in 1020 Wien, Taborstraße 45 a, bei den Organisationen der I{PÖ und GE, bei den Betriebsräten der GE und bei den anderen an der Aktion beteiligten Organlsationen zu bekommen.

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