GESELLSCHAFT ÖSTERREICH-DEUTSCHE DEMOKRATISCHE REPUBLIK l(onkrete rf atsachen anerl{_ennen! Die Griindungsversammlung der Gesellschaft Österreich~Deutsche Den1okratische Republik VON CHRISTIAN FELDMANN Auch wenn in ·osterreich von offizieller Seite bisher noch nichts unter- · nommen wurde, um die Deutsche Demokratische Republik als gleichberechtigten deu tschen Staat anzuerkennen, ·gibt es genug Österreicher, die mit diesem - nicht länger hal t - baren ~ Zustand keineswegs einver'- i;tanden sind. So ist es auch nicht zu ver.vundern, daß e in A u fruf xur Gründung einer Gesellschaft Österreich-, Deutsche Demokratische · Republik , mit dem am 29. April dieses Jahres an die Öffentlichkeit getreten wurde, ein besonders großes Echo gefundE,n hat und s ich in der ·Folge fünfzig J:>roponenten, unter ihnen namhafte Persönlichkeiten de·s öffentlichen Lebens aus Wirtscl:att, Wissenschaft, Kunst und Sport, zu einem Komitee zusammengeschlossen haben. Ain Samstagnachmittag fand im _Figaro-Saal des Palais Pal!fy in Wien die konstituierende Generalversammlung der Gesellschaft Österreich-Deutsche Demokratische Republik statt, über deren offiziellen Teil die „Volksstimme" _bereits in ihrer letzten Ausgabe ber!chtde. DIE WAHL Zum Präsidenten der Gesefü:chaft wurde Hofrat Dr. Friedrich Epstein, Vorsitzende1· Rat des Patentamtes und Dozent an der Universität Graz, gewählt. Des weiteren wurden die Mitglieder des Vorstandes und eines Ehrenausschusses. in dem unter anderen auch zahlreiche Betriebsräte vertreten sind, gewählt. In einer anschließenden Sit zur.g konstituierte sich der Vorstand und wählte aus seiner Mitte Un iversitäts - professor DDr. Wa lter Hol!itsch er, Rechtsanwalt Dr..Jakob Zanger und Hofrat Dr. Bruno Kepnlk, Generaldirektor der österreichischen Bundesbahnen a. D.• 7.U seinen Vizepräsidenten. Zum Sekr etär der Gesellschaft wurde Poli7.eirat a . D. Val entin Strecha gewählt. Um 16.30 Uhr begann ein Festakt, zu dem Vizepräsident Universitätsprofessor DDr. Walter Hollitscher zahlreiche Ehrengäste begrüßen konnte. So waren, neben den Vertretern der Deutschen Demokratischen Republik. die Botschafter der Volksrepubliken Bulgarien llnd Albanien. ein Vertreter der Bol~chaft der UdSSR, der Präsident der Ö$terreich lsch-Sowj e tisch e n Ge:;e!lscha !t Professo: Dr . .Hugo Glaser, sowie Vertreter der Widerstandsorganisationen zugegen. Die · Kommunistische Partei Österreichs war durch den Sekretär des · Zentralkonütees. Erwin Schar! 'reprä- ;;entiert. Die Festansprache hielt. der eben gewählte Präsident der _Gesellschaft, Hofrat Dr. Friedrich Epstein. Er ging von dem beispiellosen Aufstieg di e - ses Landt>s aus. welches nicht nnr d ie ma.tniel!en ·Venvüstungen, sondern auch j ~ne, ,,die der aggressive deuische Milita rismus, Nazismus tu,d Rassismus in den Herzen und Hirnen der Menschen angerichtet hatte", gutz1.unachen hat te. NICHT HINTEll DER ENTWICKLUNG XURUCKBLEIBEN - .,Der · Aufstieg de r DDR hat konkrete Tatsachen geschaffen,. an denen niemand, au"ch Öster reich nicht, vorbeigehen kann. Die Völkerrechtssubjektivität der DDR ist unbestrit◄ ten. Damit allein schon ist die Aufnahme normaler _und gieichbe_rech~ tigter Beziehungen zur _DDR eine Notwendigkeit geword.e1~, die sich schlechterdings nicht umgehen läßt, will man nicht h l.nter der Entwicklung zurückbleiben." In der Folge verwies Dr. Epstein auf d ie außerorden tlichen J\föglichkeiten, welche die Erweiterung und Vertiefung der wirtschaftlichen Be - ziehungen · mit sich brächte. Er un• terst.rich den besonderen Wert . w l'\ • chen .,die Verbindungen mit · Ländern mit krisenfreier Wirtschaft. wie ~~ die soiialistischen Staa ten !'ind", gerade in Zeiten _der Währungskrisen und Konjunkturschwankungen haben. Dr. Epstein rief in Erinnerung. daß die DDR :.ls einer der- ersten Staaten d ie Neutralität Österreichs . anerkannt J,atte und · eine große Zahl von Iaiti~tiven .für · ein,~ Enveiterung und Verbesserung der Beziehungen Z\Vischen den beiden Suiaten unterbreitete. Er- venvies auf den Entv:icklungsstand. den die DDR heute erreicht ha t, nich i nur auf w ir i - schaftliche:m. Gebiet, wo sie fiich innerhalb von 1.wei .Jahrzehnten vom 9:l. zum neuntgrößten lndüstriestr.at der . We1t t,\twickelt hat, sondern nuch auf cias beispielgebende und vorbildliche Bildungssystem, auf den hohen Stand der wissenschaftllch,m Forschung, d er T,chnik und de:'; Cesundhelts- und So1.ialwei;ens. Er stellte di~ oft r.itierte Rü l:ksich i.- n..i.hme auf die BRD ia 'f r ;,ge · und verwier. d<lrau:f, da.Li ,mcll dieser Staat in seinen Beziehungen zur DDR schon viel weiter gegangen is.t, als Österreich. ,,Die von Bundeskanzler Brandt erst dieser Tage abgegebene Erklärung, daß die Bundesrepublik Deutschland es nicht als unfreundlichen Akt ansieht, wenn ein Staat die DDR anerkennt, ist nur eine klare Bestätig1.1ng· einer auf Grund der fortschreitenden Entwicklung ohnehin unübersehbaren Tatsache." Dr. Epstcin schloß seine Ansprache mit den Worten: ,.Es lebe die Republik Österreich; es lebe die Deutsche Demokratische Republik!" ENTWICKLUNG UNAUFHALTSAM Anschließend sprach der Präsident der Liga für Völkerfreundscha!t der DDR, Minister a.. D. Dr. Paul Wandel. In seiner Ansprache erwähnte er, daß mit der Grilndung der · Gesellschaft Östen-eich-DDR in 54 Ländern, über die sozinlistischen Staaten hinaus, Gesellschaften dafür bestehen, die, ausgd1end von den eigenen nationalen Interessen, dafür wirken, die Beziehungen mit der DDR auszubauen. Die DDR hat bereits mit 30 Staaten voile diplomatische Beziehungen und unterhält zu 33 weiteren -- konsularische und andere offü:ielle Beziehungen. ,,Diese Entwicklung konnte zeitwdse verzögert werden, aber sie setzt. s ich , für jeden erkennbar, ur.1.- aufh "lltsam c!urch." ..Die völker~·echtliche Anerkennung, die Herstellung diplomatischer Beziehungen sind für die DDR keine Frage des Prestiges oder gl!r ihrer Existenz. Die DDR existiert seit 22 Jahren · als stabiler, ökonomisch und kulturell ·beachtlich entwickelt er St;,.at. Sie ist ein geschätztes Mi t - glied der sozialistischen Staatengemeinschaft. Ihr an t ifaschisti~cher, amiimperialistischer Ausgangspunkt, ihr entschiedenes Eintreten für den Frieden, im besonderen auch für die friedliche Koexistenz von Staaten verschiedener Gesellschaftsordnung, hat ihr ein hohe~ internationales Ansehen gcscb.affen_." Dr. Wandel versicherte, daß die Liga für Völkerfreundschaft der DDR mit großer Freude bereit sei, mit der Gesellschaft Osterreich-DDR auf das engste zusammenzuarbeiten. Anschließend tauschten Dr. Wandel und Hofrat Dr. Epstein Geschenke aus. Es folgte ein Konzert des Dresdner Trios, welches Werke von Mozart, Schubert, Schumann, Gün ter Kocha n vnd Hanns Eisler brachte.
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