Vorwärts Nr. 4, 5. Jahrgang, Juni 1971

Steyr.kämpft mit Finanznot Mehr Krankenhiiuser notwendig Es fehlen rund 25 Millionen Schilling Die SteHungnahme der Bür• germeister des Bezirks Steyr zum oberösterreichischen Krankenanstaltenplan betonte mit Rücksicht auf die geographische Lage und Beschaffenheit des Einzugsgebietes die Notwendigkeit der Durchführung des Ausbaues des Landeskrankenhauses Steyr nach den derzeiti- -~e.n Ausbauplänen. Das Krankenhaus Sierning sol.l wegen seiner Bedeutung als Ausweichkrankenhaus für Steyr erhalten bleiben, 25 Millionen Schilling fehlen zur Deckung des außerordentlichen Haushalts 1970. Um den Haushalt trotzdem abschließen zu können, waren in der letzten Gemeinderats~itzung einige buchhalterische Kniffe nötig . Man machte ein paar löcher auf, um andere damit zu schließen. Der Gemeinderat bewilligte eine Million zum Ausbau des Arbeiterheim-es Casino, 150.000 Schilling zum Bau der Dambergwarte, 380.000 Schillin~ zur Deckung des Ab1tanges 1970 des Fremdenverkehrsverbandes . Um 200.000 Schilling wurden Anschaffungen fiir Schulen getätigt. Um rund 1,1 Millionen wurden Grundstücke für Straßenbauten gekauft; die Stadt zahlt da-bei für den Quadratmeter rund 380 Schilling. 1,Venn sie selbst an Gewerbetreibende Grundstücke verkauft, kassiert sir. nur 150 Schilling für den Quadratmefer. Der Gemeinderat beschloß a,uc:h, für die. Aufschließung der SiedlungsP,ründe .Schlühslmayr" für Straßen. Gehsteige um:! Lichtanlagen 1,4 Millionen beizusteuern. 1,4 Millionen bekam das Gaswerk für die Baumeisterarbeiten des neuen Büro- und Werkstättengebäudes vorgeschossen. Dieses Geld '<ornmt sicher wieder in die Stadtkasse r.urück. Insgesamt wurden in der letzten Gemeinderat-ssitzung mehr als 12 Millionen Schilling freigegeben. Swyr hat Schulden, aber trotz-dem versucht die Stadt, die Durststrecke durchzustehen, ohne das Wirtschaftsleben erlahmen zu lassen. Wie schlecht es finanziell der Stadt zur Zei,t geht, zeigt der lapidare Satz, den jeder Refe,ent am Schluß sei~s Antra,gcs sagen muß: .Die Deckung dieser Ausgaben hat durch die Aufnahme von Darlehen zu erfolgen.• Für sehr zweckmäßig wurde auch die Sch,1ffung von Krankenhäusern fü.r alte Menschen in den Bezirken angesehen, um damit die internen Abteilungen der Krankenhäuser von den Dauerpflegefällen. zu entlasten. Die Errichtung zweier Bezirksalters- und Siechenheime wird ebenfalls für dringend notwendig ~- achtet, Ein teurer Minister-General b;Hr._r.re_sminisler Gci1e1ai Freih~ler bt mit ·1. lll. 1')71 :11s Ooppelpensw11M 111 den ~l.1ucrndc11 Ruhe~l.ind getreien. - Als Gener.il a. D. und ehcm,1ii_ger Mini~lc~ kommt P.r auf rund -+0.000 Schilling im Monat (14111.11 1m J.1hrl. Wir er;p.uen u1i,; die n;iherc Erklärung, denn lelzlcn E~des . ist d~s ~•!;cbni~ wichtig, weil dieses wieder ze igt , wie fiir ehe Sp,tzcnpoliltker V<>r;;esori;t i5l. w;ihrend dit• Mas~e der iiiirntlich ~cdienstete11 aui dil' E, 1üllung ,;elbs1 hesc-heiden,ter forderun~en ott Jahr('l,mi; WJrlen muli 1111d die überwiegende Zahl der Kolle~cn unterl>ez,1h:t ist. DHüber helicn .mch die sc-hönsten Z.1hlen über die F.riol~e dl'.r ße,oldung,nt'uordnung nicht hinweg. · Die Großkaufhäuser rücken vor Kein Strom - Großzügigkeit bei Genehmigung zweischneidig über Nacht haben plötzlich ei_ne Anzahl von Großfirmen ihre Liebe für <lie alte Hsenstadt entdeckt. Neben BiHa und Hofer, die schon seit einiger Zeit hier an_sässig sind, bauen Hcrzmansky und das Donaukaufhaus Großkaufhäuser. Die heimische Wirtschaft, der kleine Kaufmann, sieht dieser Entwicklung mit einigen Sorgen entgegen. Denn seine Interessenvertretung, die Handelskammer hilft ihm keineswegs bei dem ungleichen Kampf. Riesenunternehmungen wie Billa und Hofer sind schon heute mit vielen Waren verlockender als der Greißler. Die Steyrer Arbeiter haben natürlich nichts dagegen, gleichwertige Ware um weniger Geld kaufen zu können. Hinter den verlockenden Angeboten der Riesenfirma aber steht eine nicht zu unterschätzende Gefahr: Was ist, wenn die Dumpin_gpoliti~ der „Großen" Erfolg hat, wenn ein Kleingewerbetreibender nach dem anderen zusperren muß? Werden dann die „Großen" (zum erheblichen Teil sind es ausländi,che Firmen) ihre Preise beibehalten oder werden sie durch geheime Absprachen ein Preisdiktat ohne die unerwünschte Konkurrenz aufrichten? Recht gedankenlos gibt man in Steyr jedem Großkaufhaus-Anwärter Baugenehmigung und Konzession, vielleicht sollte man in diesem Falle doch etwas weiter denken, als die Nase lang ist. „Sie kommen mit Jhl'em Lohn nicht aus? l\'fa('hen Sie e,; doch wie ich. Denken Sie nie an das Monatsende." aber hohe Mieten . Er starb im Sommer 1970 der Lichtmast nämlich; dem die Stroi~versa.rgung einer Waschküche der Blockhauser auf der Ennsleite anvertraut war, Er war morsch geworden, brach zusammen und gab seinen Geist auf. Natürlich wurden die elektrischen Leitungen entfernt, damit kein Unglück passiert. Aber der ,\·\"<! t~-n,d k,-;np,-, N,,rl1 fo · ge r. cl-~hn haben bis heute die Waschküchen keinen Stromanschluß. Man kann dort keine y\'aschmaschine, keine Wäscheschleuder 1n Betrieb nehmen, man kann nur bei Tageshelle und bei Kerzenschein arbeiten. Die Mieter haben natürlich die Möglichkeit, i~ de~ Wohnung zu waschen, dort gibt es Ja Strom aber die Küche als Waschküche zu v~rwenden ist erstens sehr ungesund und zweiten; laut Hausordnung verboten. (?as wissen die Eigentümer - SteyrDa11nler-Puch - natürlich ganz genau, aber trotzdem tun sie nichts, damit es wi t.'{/ er lich t in den \\'aKhkiiche.n \\ ·i rd , damit wiede"r Strom in die schon ein Jahr lang tote · leitu,ig kommt Sie scheine;i darauf „vergessen' ' zu haben. Man könnte das entschuldigen, wenn die cleveren Hausherren auch „vergessen" würden, für die Elendsquartiere zwischen 191 und 275 Schilling Monatsmiete zu kassieren. Aber diese Seite haben sie keineswegs vernachlässist, hier ist da s Ged~chtr.is prälis wie eh und je.

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