Vorwärts Nr. 4, 5. Jahrgang, Juni 1971

Werte Leserin ,, Werter Leser Nur Zeitungen, die über viel und teure Inserate verfügen oder Subventionen von Unternehmern oder aus anderen Quellen erhalten, können sich über Wasser halten . Das Organ der KPÖ-Bezirk Steyr verfügt weder über Inserate, noch hat es finanzstarke Hintermänner. Wir können uns nur an unsere Leser wenden. Weil sich die kommunistische Presse stets rückhaltslos für die Interessen der Arbeiter, Angestellten und Pensionisten einsetzt und stets da.s ,:üisspricht, was andere verschweigen, wenden wir uns an Sie mit dem Ersuchen: Helfen Sie mit, das Erscheinen der kommunistischen Zeitschrift "Vorwärts" zu sichern. Spenden werden mittels beiliegenden Zahlschein von allen Sparkassen, Banken, Raiffeisenkassen und Volksbanken - nicht aber von Postämterentgegengenommen. Für die KPÖ-Bezirksleitung Steyr Gustl Moser e. h. Otto Treml e.h. Steyr macht Kleinod neu zugänglich Gestern Steinparzsche Vogelsammlung eröffnet - Gefiederte Prachtstücke im alten Neutor Viele - Steyrer denken noch gerne an· Karl -Steinparz. Die einen erinnern· sich an den gertenschlanken ,\1ann, der noch als Achtzigjähriger mit dem unbeschwerten, federriden Gang eines Jünglings durch die Straßen der Stadt ging, Naturfreunde und Fischer sahen ihn oft, bei jedem Wetter in seiner Zille auf den Stauseen, als er mit unendlicher Geduld die Vogelwelt belauschte, während stürmischer Wind ~e inen schneeweißen Vollbart zauste. Viele junge Steyrer denken dankbar an den Mann, der sie in sein Haus in der Schlüsselhofgasse einlud und ihnen dort seine Vogelsammlung zeigte, der nie müde wurde, die vielen Fragen zu beantworten. Als Karl Steinparz - siehe unser Bild - am 18. Juli 1967 starb, schenkte er se inen größten Schatz, seine bei allen Ornithologen Europas bekannte Vogelsammlung, der Stadt. Seither sind iast drei Jahre vergangen. Viele wurden schon unmutig und ungeduldig und fragen sich ärgerlich, wann denn endlich die Samm- · lung der Öffentlichkeit zugä ngig gemacht werden würde. Gestern wu·rde nun .die Sammlung im neuen Heim im Neutorgebäude wiedereröffnet. Ein Komitee bedeutender Heimatkundler und Naturfreunde, t-.·\a-gister Bernhauer, _ Diplom- -ingenieur Reitter, Hans Bl·urnenschein. ein Schüler des Verstorbenen, und sein langjähriger Freund Heinrich Kufiner haben mit Hilie der Stadt der Sammlung den verdienten Rahmen gegeben. Rund 300 Exponate stehen in naturgetreu_er Umgebuni da, man- sieht, hier war ein Meister am Werk und es waren ebenfalls große Naturfreunde, die den neuen Rahmen schufen. K_arl Steinparz. entdeckte früh seine Liebe zur Voge lwelt. [)i(' Ornithologi,J als Wissenschait stand damals noch in den Kinderschuhen, es gab keine Fachliteratur wie heute. Erst Männer wie Steinparz haben den gefiederten S;i:1gern ihre Geheimnisse abgelauscht, haben ihre Ge\vohnheiten, ihr Liebesleben, ihre Entwicklung studiert. Karl Steinparz hat si ch se lbst gebildet, er hat im Dienste sei ner Wissenschaft ausgedehnte Reisen unternommen, die ihn bis nach Island hinauf iührten . Er hatte die Freude, ·,\ugenzeuge der „ Umstrukturie \ungen" der heimii,chen Vogelwelt zu sein, a!s durch den Bau der Kraitwerke und ihrer Stauseei1 in unseren Lrndstrichen eine ganz neue Vogelwel_t auitauchte und hier seßhait wurde. (Vor 20 Jahren gab e, zum Bei spie l in Steyr keinen einzigen Schwan, heute si nd schon mehr al s ·100 da.) Neben seine r Liebe zur Vogelwelt war der große Ornithologe ein begei;terter Naturfreund, der ausgedennte Wanderungen untf.'rnJhm und immer ei n oifenes Auge für die Schönheiten der Natur hatte. .A!s \:\' e idn,~nn gehör!c er mr.hr ais ein halbe, Jahrhundert der „Grünen Gilde·· an. er 1st \\•' oh! der c,inzigP l~ ~'f:.·r Österreichs, der den „Go!denen Bruch" trug, nie in seinem Leben abt'f ein<'n Hasen scholt ;'\;icht so g limpfl ich das e- _(\en kamen die Kallen davon. M<1n clwr Kater büßte sein ,-\usräumen von Vogelnestern mit der Todeskugel aus dem zielsicheren Steinparzschen Gewehr. Nun ist das Erbe von Kdrl Steinp,.m: in se ine neuen Räume eingezogen. Steyrer und viele Fremde, Sr:hu!kl,:'-:?:1 aller Jahrgänge haben wie zu Lebzeiten des Forschers und. Naturireu ndes Celi: • genheit , sein Lebem,ve rk ,u ~ehen und zu bestaunen. T. H.

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