Vorwärts Nr. 2, 5. Jahrgang, Februar 1971

:,; e;:-:_:. __ • ~;~ So sieht die „Washington Posi" die Wirtschaft der USA , .. ~: i ' 1~--· . .: - ~~·.:, ~ \ Im Durchschnitt der zweiten Hälfte der sechziger Jahre befiel sich die jä'hrliche Entwertun~ des Schillings, ·hervor.geruien durch Preis;teigeri.rngen aller Art , aur 3,4 Prozent. 1970 stieg die Inflationsrate nach der nun vorliegenden 3erechnunf, des Statistischen Z.ent~aiamt.~s au.f 4,3 Prozent. Vom stellvertretender. Generaldirektor der Osterreichiscnen Nationaibank Dr. Kienzl stammt die 'Bezeichnung „lnflatiönchen" iür dies e schleichende Geldentwertung, und die Verlautbarung iiber das Sonn·tagskränzchen, das Dr. Kreisky mit einigen •;einer /,linister am 10. Jänner abhielt, enth~lt unter anderem die, woh'i al; Erfoig·sme!dung, gedachte .v\itteilun~, daß Ö.sierreich ,,mit einem durchschn'itt!ichen Preisanstieg von -4,3 Prozent nunmehr ·irn unteren Feld der Preisentwickl·ung europäischer Industriestaaten" liege. Aber -ist die von der SP-Regierurig zur Schau gests :ite Selbstzufriedenheit wirkl'ich gerechtfertigt? Was kostet dem Österreicher c:gentlich dieses „lnflatiönCh!m"? Von de; Gel·dentwertung ·werden zunächst alle diejenigen betroffen, die ErJahr 1%4 1965 1%6 1967 1968 Spa.relnlagen zum Jahresende insgesamt In Mtilioncn S 59.245 68.51S 78.491 87 .63i 98.012 Was kostet uns ein I fl t ... h "'~ ,~ n a 1onc en . VON ERNST HOFER sparni;sc in der Form fesiverlimlicher Vermögenswerte besitzen. Dazu gehören Sparbuchinhaber ebenso wie die Besitzer von iestverzinslichen Anleihen (Pfand• brieie, Schuldverschreibungen usw.) VVur<ien beispie lsweise zu Beginn · des Ja'hres 1%i 10.000 Schilling auf ein Sparbuch eingelegt und Ende 1%9 behoben, so 'konnte der Soarer mit die , crn Betrag nur mehr W~ren und Diemtlei,tungcn im Werte von 9000 Sch:iling, bezogen auf .das Preisniveau , Ernfo 1%6, beuhlen, :;eine Ersparnisse ·hatten um zehn Prozen i an 1/'/ert verloren. Im folgenden we;den wir die Verluste berechnen, die bestimmte Gruppen von Besitzern fe;tverz:inslicher V~rmögenswerte in Österreich in den iiinf Jahren ·1965 bis 1969 dadurc.'h erl itten haben, wobe i wir un, aui Angaben stützen, die in den Mitteiiungen des Direktoriums der Österreichischen Nationaih~nk 12/ 1970 enr11alter. sind. GEPRfll.TE SPARER Da ist einmal die Gruppe der Sparer, die •ihr Geld Banken, Sparkassen und Bausparkassen anvertrauten. Für sie ergibt sich folgende Verlu;trechnung: Durchschnittliche jährliche Geld· entwertung 1n65-1969 Prozent Jährlicher V~rlust in :ltil· Honen S 1014 ~:no 2669 '.' 980 3332 Verlust 1965 bis 1969 imgesamt 13.325 Sornit hat das „lnf!atiönchen·' die Sparbuchsparer 1965 bis 1969 über 13 Milliarden SchiHin~ gekostet! Da.zu kommen di;co Verluste der Besit;1:er festverzinslicher V1/Ertpapiere, die sich wie folgt errechnen: Jahr 1964 1%.S ·t%6 1967 '1%3 Umlaut testverzlnslicher Wertpapiere zurn Jahres~nde in l\tillionen .s 36.175 -i1 .i80 47.035 52.2'20 55.36? Verlust 1965 b is 1969 insge,a;nt Diese Gruripe biii~lc schon in fünf )Jh. ren runJ acht Mii l: ,ird en Sch:li :n.:; e in. lnsigesarrtt haben a! sv alie i,, di0 in Betracht gezogenen Eksitzer fes.verz,r,.,- lichcr V~ rrr.Öj\en swerte ·1955 bis 1969 rund 21 Milliardscn 5ch il lir,g ve rloren infolge der Unfähigkeit der jeweiligen ßundesregierun~~.. rnit der .;ch\e;i:.:henden Inflation ierti3zuwerder; ! Nun pilegte die Re,gierun;~ die Sp~uer bi.:; 1969 darnit zu trösten, da11 d'e Zinsrn für Sparguthaben zumin-dest eben ; o 1: oc:h wie d:e \rVe rte inbußc i nf ol~e d e r !nfi ,d ion ~c ien. Das än.de,t ied-o ch ;-iicht , cla,,rn. daß die Sparer den von uns b~ rnchnehm Durchschnittliche jjihrllche Geld• entwen.unii: 1965-1969 Prozent l J3·4 Jährli~her Vertust In Mil· Honen S 1230 ·1420 i5<_l() 177.5 ·ms:'. ?906 Vt6ust .~r/itten h<1bf.'ll, rit~:n1 sie ,vu.rden ec~·n um den Ertrag der Z:m en p,c prel·lt, J.u.f' der: sie An-5p r-uc h ha:. ~en. Aber seit 1970 k,inn die Regi e rung Dr. Krei·sky dt1-n Spa r~ rn n lcht ei:-wn crl ·mehr Üil~sen Scheintro;t l:;ie;en , war doch cJ; e ln-fi ation·srate n1it 11.:- Prozt'n~ be re its höhe r al s d-2r Zin,a,z für t:i gi ich fä !-! ige Spare;nlauen. da:: sind 3.5 Proz"!nt. Da d:e Spareinlagen Ende 1%q rund 173 Millia rden SC!-i i(nn-g e ;-1e i ch te:1 und der lJ.m~ i.i-~f festverzins licher Wertpapiere für da5 Jaihresr.nde 1969 rni t rr.md 60 Mi'. li a•de;1 Sd1d!irrg au~?,t?V•.1it: 5en v•rurde, entw.-:!rtet~n sich d iese Vennögen~\-vC? rtc ,3 -;! ein im )Jhre 1970 um m,ndestens sieben ,\.\iiliarden Schii:ing! A!ber nicht nur die Sparer, auch die lohn- und Gehaltsempfänger sowie die Rentner un·d -Pensionisten gehören zu den lnflationsgeschädigten. · Auch hier bt die Größenordnun~ des jährlichen lnflation.wer-lu5tes an-näheroo berechenib~r, wobei wir· von der Tatsache a,us,gehen, daß es durchschnittiich ein Jahr datiert bis Arbeite<, Angestellte und Pen;ioni~ ;t~n durch .~rhöhung ihrer Bezüge· eine· A:r,geltung fur die Teuerung erhalten. Im Jahre 1969 beliefen sich die Nettomass-enein,k-ommen (löhne .und Gehälter, BNI.ige der öffentlichen Bedien-steten Pensionen, Renten u·nd Unterstütz-un11en) au-i rund 160 Mil:iarden Schi-lling. c;hen wir von dieser Zahl als Min.destgröße für 1970 a-us, unterstellen wir, daß diese Masseneinkommen gleichmäßig während des Jahres zugs:fiossen sind und daß die Teuerung 1970, die wie schon erw:Hmt, im Ja,hres-durchschnitt 4,3 Prozent betragen hat. gleich.märsig angest-iegen ist. so ergibt s ich für die Bezieh<:!r von ,\.\assenein-kommen ein Ka-ufk,raftveriust 1970 v0:1 mindestens drei Milliarden Schil-ling, den sie dem „lnfiatiönchen" verdanken. Zusammen mit den si-eben Mil·liarden Schi !!ing Entwenungsverlust bei Spare inla•gen und ie-stverzin;lichen Wer.tpapieren s ind das i'l1:nerhin rund zehn Mil- :iarden Sch-i-liing in einem Jahr, die von der lr.ilaticn auigeire;sen wurden. UNENTRINNBARES SCHICKSAU Für Se<J.bstzufr1edenheit der Bundes• regi-erung ist alw angesichts dies-es lnflatior,sschad-ens kein Anlaß. In höchstem Maße bedenklich stimmt, daß SP-Spitzenpol itiker der österreiQhi·;chen Bevölkerung n-urrni:Chr einzureden versuchen, die lnfiation sei eine Art unentrinnbares Sch icksal. sie en,tspringe einer „internationalen Lo,1ük", der man sich leider nicht en-t,ziehen könne. So erklärte ÖGßPrä sicient Benya zu diese-m Thema: ,,Für ·J971 wird ein Steigen der P;eise um· fün,i Prozen t vora·us_gesa,gt. Es muß ~etmchte t werden, daß diese Grem:e nicht üb1.',;chritten wird.'' Eine lnilationsrat!! von fünf Prozent würde die Bezieher von Ma;senein•komm€n ·und d i-e 3esit:z:€r von Sparein.Jagen und fe stverzinshchen We:tpapieren :111 Jahre 1971 immerhin min-0est-ens rnnd 14 Milliarden Schil!i~g kvsten1 f rei nach Ferdinand Raim,und kann man daher sagen: das größte Un.gWck ist die Sei·bstzuf.iedenheit der B·undesregiernn;::. Unser Vorschl'a,g an Dr. K;eisky in Sachen lntiaiionsbekämpfung: Keine Sonnta~sk,ä.nzchen mit Selbstz.ufrieden• heit, rnn.dern ra,theste Anerkennung der DDR, und darin nichts wie auf nach Berlin in die Hauptstadt der DDR, mit de,n wirtschaft·lid1e;1 Ministerkomitee, damit d ie Herri.'ri ~tudier-en, wie man es anstellt , die Währun7, statbil zu halt€n. Die DDR hat bewie;en, daß die Inflation f,ür europä ische Industriestaaten keirl unentrinnbares Schicksa,! sein muß. Die sozialistische Planwirt-sci,aft der °DDR i;t duroh ein ·starkes Wirtscha11tswach'Stu.m bei afuoluter Stabilität der Ma·rk -gekennzeiciinel Der Sparer in der DDR be$il.1Zt nic'ht !'!-ur die Gewißheit; daß der Wert seiner 6rsoarnis~e nicht an.getastet wi~d, son-0 e rn er kommt auch in den ungescnmäierten Genuß der Zinsen , die ab 1. Jänne r 1971 3,25 Prozent betragen. Man sieht ~bo: ~) ie rasch-e,te Anerkennung der ODR !äg-~ nicht r.u r aus einem Grc:nd i:m Jr.teresse der Osterre!cher!

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