Vorwärts Nr. 2, 5. Jahrgang, Februar 1971

Schülerzeitung: Ja, es gibt da die KPÖ .Organ eines Steyrer Gymnasiums gretft manche „heiße Elsen" an Die hektographierte Schüleuel• tung des Bundesgymnasium, und Bun• desr!!algymnasiumi Steyr „Courage" nimmt in ihrer letztP.n Ausgabe zu einer Reihe von interessanten Fragen Stellung, wobei auch einige sogenannte heilfe füen mutig angepackt werden. Die Schülerzeitvng setzt sich beispielsweise auch mit dem Problem. der Schuldemokratie auseinander und stellte dazu fest: ,,Wie die Erfahrung gezeigt hat, ist es wichtig, daß es zu einer echten Schü• lermitbestlmmung kommt, · nicht zu einem Demokratiespiel, in dem die Schüler über das Aufstellen eines CocaCola-Automaten abstimmen und verbilligte Eintrittskarten verteilen dürfen, wäfl.. rend die Entscheidung iiber sie weiterhin hinter verschlossenen Türen in geheim· nisumwitterten Konferenzen fallen.'' Ein längerer Beitrag befaßt sich mit dem Problem des Bundesheeres. Die Schüler stellen dabei fest, daß sie selbst das Volksbegehren gegen das Bundesheer noch nicht unterzeichnen können. Sie ersuchen jedoch die Eltern und Lehrer, das Volksbegehren z·u unterstützen, wenn sie .wie wir von der Unsi nnigkeit eines Heeres in Osterreich überzeugt sein" sollten. Ein Teil der Ausgabe der „Courage" ist dem Protestsänger Franz Josef Degenhardt gewidmet, der kürzlich in Wien und in linz aufgetreten ist. Ein Mitarbeiter der Schülerzeitung konnte dabei mit dem Sänger Kontakt aufnehmen und ver• öffentlicht nun das Gespräch mit- Franz Josef Degenhardt. Die Schülerzeitung fragte den Slnger, wie die Zuspitzung des Klassenkampfes praktisch aussehe. Der Sänger antwortete: ,,Indem wir Bündnisse schließen mit allen for-tschrittlichen demokratischen Kräften." . Wie sieht das angestrebte System au_sr wolhe die Scllülerzeitiun~ wissen, und Degenhardt meinte, es · gehe dabei um das System der sozialistischen. Stuten. Die Schülerzeitung fragte weiret: Ei-n zentralisti$ch gesteuertes System alsol ,,Die DDlt ilt nicht zentralistiKh regiert'', sagte Degenhardt, ,,sonMm im Gegenteil ffflr demokratlt<:h, elgenttlch d&1 demokratischste Land in ganz Europa, weil Demokratie, du Ist freihelt, am Arbeitsplatz basiert und in det DOl Ist fa der 1rößtmögllch1te Freiheitsr.aum gerade am Arbeitsplatz gewährleistet." ' Sollten aich Jugendliche politisch engaglerenl fragte die Schülerzeitung den Sänger, und dieser antwortet: "Selbstverstindllch soll 5Jch jeder polifüch engagieren, ob er jung oder alt itt." Welche Möglichkeiten sehen Sie pr.1ktisch? fragte die Schülerzeitung weiter. • Franz Josef Oegenhardt: ,,J;i, es gibt da die KPÖ (Kommuni,tische Partei Os~rreichs) . . • das sind sozialistische Gruppen und dA gehör\'!n die Jugendr 1 / 1 Zei chnung : Prof. Beier-Red liehen eigentlich hin." Auf die · Frage nach einem außerparteilichen Engagement erklärte Degenhardt, außerparteilich kann sich (der Jugendliche, die Red .) politisch benehmen, aber .ohne jede Möglichkeit, seine Ansprüche , zu realisieren, ohne jeden Machtanspruch. Spontane Zusammenschlüsse seien von Zeit zu Zeit sicherlich richtig und auch sehr wichtig. Aber auf _lange Sicht brauchen sie (die. Juge!idlichen) natürlich eine Partei dazu, um ihre . politischen · Ziele zu verwirklichen. Wie sich Schmidt, Springer und Co. den „freien Bundesbürger• wünschen 1970: 4Milliarden mehr Staatsschulden Unter SP-Regierung auch Auslandsschulden gewachsen . Die Slaatssc:huld Österreichs is t im Jahre 1970 von 43,6 .1uf 47.9 Milliarden Schilling, d ;;s heißt um 4,3 Milliarden oder u·m 10 Prozent «n;:estiegen. Auch die Auslandsverschuldun~ ist in diesem Zeitraum von 12,33 .,uf '13.14 Milliarden Schilling, ?.!so um 760 Millionen, weiter angestiegen. Durch diese weitere Erhöhung der Staatsschulden wird 1971 der Schulden· dienst, das heißt die Zinsen und die fälligen Rückzahlungen für di e~e Schulden. erheblich s:eigen. War d'ese r Schuldend iens t iür 19:'0 noch m:t 8.2 Miiliarcl<cn Schilling im Staat~haushalt vor• gesehen, so i„t er fCJr 1971 schori m it 9,15 Milliarden veranschiagr. Die 8(~- la stung wird also in die5em lah, fast um e,ne ,\1i lliarde Schilling höher sei n a1s ein Jahr vorher. Das ent spricht einer Erhöhung um mehr als elf P101.e11t. Diese e rhöhte Belastung durch ren Schuldendienst hängt vor a!l em d:rnit zusammen, <'aß die letzten aufge;,ornmenen Kredite, besonders die aus dem Ausland, durchschnittlich höher verzinst sind als früher auigenomrn"'ne. Noch dazu wurden diese Kred ite nicht ausgenützt. Von den Dollarkrediten in Höhe von 60 Mil!ionen zu einem durch5chnittii chE;n Zins;atz ·-1;:in beinahe elf Prozent wurd .3n bis Mi!te Februar 1971 erst 40,2 Millionen ver• braucht. Die restlichen 19.8 ,\1,llionen Dollar - umger echnet fast mo ·Millionen Schilling - wurden über die Nationalbank kurzfristig un<l zu einem z :nssatz zwischen 5,5 und 6 Prozent veranlagt. Daraus entsteht ein Zinsverlust von 20 ,'vlillionen Schilling. Von dem Versprechen der SP vor der Wahl, mit der wachsenr:len Ausland6· verschuidun~ durch die VP-Regierung Schluß zu machen, ht - wie die Zahlen anschaulich zeigen ·- genausowen;g übrig geblieben, ,vie von fast allen ande ren Wahlversprechen der SP.

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